China baut mehr Solar- und Windkraft in einem Jahr als die EU in 30 Jahren, China baut 50 Prozent aller E‑Autos [1] – und wir? Halten an Verbrennerautos und Erdgaskraftwerken fest. Was wollen wir künftig eigentlich noch exportieren?
Oh Mann, die Klimahüpfer wollen bei uns alles mit Solar- und Windkraftanlagen zupflastern und uns auch noch mit E‑Autos beglücken. Was soll denn das bringen, wenn China überhaupt nichts macht? Alleine können wir doch die Welt nicht retten.
Moment mal. Als Deutschland 2012 den Solarenergieausbau weitgehend stoppte, startete China durch. Fast die Hälfte aller Solaranlagen läuft heute in China. Allein im Jahr 2024 hat China mehr Photovoltaikanlagen als die gesamte EU in den letzten 30 Jahren zusammen errichtet. Ganz ähnlich sieht es bei der Windkraft aus.
Und bevor alle Kernenergiefans über den angeblich so dollen Kernenergieausbau in China philosophieren: Die installierte Leistung aller Solar- und Windkraftanlagen in China ist inzwischen rund 25-mal so groß wie die der chinesischen Kernkraftwerke.
Mehr als die Hälfte der Elektroautos weltweit fährt in China. Jedes zweite neue Auto hat dort 2025 einen E‑Motor. Die meisten Elektroautos weltweit verkauft BYD, aber wir hadern mit der Elektromobilität und wundern uns, dass die deutsche Autoindustrie abschmiert.
80 Prozent aller Solarmodule weltweit stammen aus China. Über viereinhalb Millionen Menschen arbeiten in der chinesischen Photovoltaikbranche. Damit profitiert China auch wirtschaftlich von seiner Vorreiterrolle.
Ja, China baut immer noch neue Kohlekraftwerke, aber das sollte doch kein Argument sein, die Technologieführerschaft bei den Zukunftstechnologien ganz an China abzugeben. Was soll Deutschland künftig verkaufen? Braunkohlebagger oder antike Verbrennerautos?
das Problem geht weit über Solaranlagen und E-Autos hinaus.
China will nicht mehr unsere billige Werkbank sein, die wollen technologisch in allen wichtigen Bereichen die Führung übernehmen.
Die werden auch unseren Maschinenbau bald nicht mehr brauchen (oder ihn einfach kaufen).
Wir müssen uns ganz grds. fragen, wie wir China gegenüber wettbewerbsfähig bleiben können.
Was können wir, was die nicht können?
Oder was können wir schneller oder billiger als die?
Da fällt mir nicht viel ein, aber ich kenne auch die einzelnen Branchen nicht.
Na, der kann nu gar nix dafür, das Problem ist sicher nicht in den letzten 6 Monaten entstanden.
Es ist ein Fehler zu glauben, dass wir die Verantwortung für die Misere einer Partei, geschweige denn einer Person zuschieben können.
Wir haben kollektiv zu lange am Modell „Werkbank China/ Export nach China“ festgehalten und waren nicht bereit, uns auf den abzusehenden Wettbewerber China umzustellen.
Das erfordert nämlich wirkliche Reformen, vor denen wir offenbar alle zuviel Angst haben, und für die wir zu egoistisch sind.
Und es ist ein Fehler zu glauben, dass vor allem die Politik uns retten wird.
Dass müssen in erster Linie „die Konzerne“ und ihre Vorstände, Aufsichtsräte und Großaktionäre machen, auf die viele sonst so gerne schimpfen.
Die Politik kann Starthilfe geben und die Rahmenbedingungen verbessern.
hier zwei (bzw drei) Beiträge von heute, die mit dem Thema zu tun haben.
Der Kommentar in der SZ sagt, dass China kein „Partner“ mehr ist, sondern ein Konkurrent, der seit Jahren offen gesagt hat, das er in allen wichtigen Technologebereichen die globale Führung übernehmen will. Das haben wir bisher nicht ernst genommen, sondern gedacht, wir könnten da kostenlos mitsegeln und profitieren.
Jetzt merken wir langsam, dass das Unsinn war, und dass der Bestand unserer Wirtschaft auf dem Spiel steht.
Kullmann sagt:
Der EU-Emissionshandel wurde in der Hoffnung geschaffen, dass die Welt mitzieht.
Die Situation hat sich aber geändert.
Es gibt keine Kooperation mehr, sondern jeder kämpft für sich, insb. auch China und die USA (ich ergänze: Indien).
Daher hat die Idee eines auf die EU beschränkten Emissionshandels ihre Berechtigung verloren.
Er belastet bei uns das gesamte System und bringt global gesehen sehr wenig.
D.h. wir machen unsere Wirtschaft kaputt und retten das Klima doch nicht.
Und wegen der hohe Kosten fehlt es in D an Investitionen in Zukunftstechnologien (die auch wieder dem Klima zugute kommen könnten).
Kann mich mal bitte jemand davon überzeugen, dass das falsch ist ?!
Emissionshandel kann ein Treiber für Innovation sein. Um sich gegen China zu behaupten ist eher eine aktive Industriepolitik nötig. Das machen die auch, und zwar erfolgreich.
das Argument habe ich noch nie verstanden.
was würde solche Zölle ändern?
chinesische Waren würden dann in der EU teurer.
Das führt aber nicht dazu, dass unsere Waren im Rest der Welt billiger oder attraktiver werden.
Und in China? Die Chinesen würden Gegenzölle oder sonstige Hürden schaffen, so dass wir den Markt in China damit auch nicht öffnen.
Aber die machen das, indem sie zB bei Bedarf Kohlekraftwerke bauen, um die Energiekosten niedrig zu halten. Die würden den Emissionshandel sofort abschaffen oder so modifizieren, dass er die Wirtschaft nicht behindert.
Sollen wir das auch machen?
Die haben (vermutlich) viel geringere arbeitsrechtliche Standards als wir. Längere Arbeitszeiten, kein Streikrecht, weniger Kündigungsschutz, was weiß ich.
Sollen wir das auch machen?
Wenn wir es nicht so machen, müssen wir uns was anderes einfallen lassen, wenn wir mithalten möchten.
Man kann den gleichen Vergleich auch mit den USA machen.
Auch da ziehen wir den Kürzeren, was die Wirtschaft angeht.
Selbe Aufgabe: wenn wir es nicht so machen wie die, müssen wir uns was anderes einfallen lassen, wenn wir mithalten möchten.
Das ist für EU als Ganzes aber keine Lösung, sondern ein Nullsummenspiel.
Und es wird für uns in D nicht reichen, um unser bisheriges Wohlstandsniveau zu erhalten.
EU-Export-Meister statt Export-Weltmeister, das ist zu wenig.
Dafür gibt es schon eine Lösung, die nur richtig und konsequent umgesetzt gehört:
Das wird natürlich Importe aus China verteuern. Da ist der Industrie die Abschaffung des Systems natürlich lieber.
Wir sparen aber in Zukunft mehr als 60 Milliarden an Importen pro Jahr. Die werden stattdessen im Land erwirtschaftet. Da mache ich mir um unseren Wohlstand keine Sorgen. Nur im Urlaub irgendwo hinfliegen, müssen wir uns abschminken.
kommt drauf an, mit wem man spricht. Wenn Du @HarmsCar fragst wohl schon
Eine allgemeine Senkung des Niveaus würde keine Partei und keine relevante Bevölkerungsgruppe befürworten, glaube ich.
D.h. es geht dann wieder der bekannte Verschiebebahnhof los, wo jeder vom anderen fordert, dass er verzichten soll.
Rein praktisch würde aber eine solche Absenkung des Niveaus auch zu einer Beschneidung des Sozialstaates führen, das traue ich mich vorherzusagen.
Kohlekraftwerke spielen in China eine immer kleinere Rolle. In Zukunft werden die günstigen Erneuerbaren den Preis drücken. Wie auch die Lohnkosten. Wobei die Löhne auch da steigen werden, mit dem Niveau der Fertigung.
Europa ist schon lange Deutschlands wichtigster Markt, die anderen beschweren sich seit langem über deutsches Preisdumping. Aber ja, wenn USA und China weniger importieren, ist es für uns schwierig. Auf europäischer Ebene läuft aber schon einiges, um das Problem in den Griff zu bekommen (temu, shein).
Allerdings wird diese Diskussion der realen globalisierten Welt nicht gerecht. Produktionsketten sind weltweit, die chinesische Industrie setzt oft nur den letzten Schritt zusammen, alles andere ist verteilt. Auch investieren deutsche Unternehmen in China und erwirtschaften dort Gewinne.
Ich finde es schwierig, etwas über die richtigen Hebel zu sagen. Der Emissionshandel ist es aber wahrscheinlich nicht, zumal diesbezüglich auch Allianzen mit anderen Ländern geschlossen werden.
ich kannte das nicht, meine aber nicht, dass das Problem dadurch gelöst wird.
Das scheint mir darauf abzuzielen, die Verlagerung innereuropäischer Produktionsstätten ins Ausland zu verhindern.
Es sind keine Zölle, sondern Abgaben bzw. die Pflicht zum Rechtekauf, aber es gilt auch dafür:
Wir haben keine Möglichkeit haben, dem Rest der Welt vorzuschreiben, wie er sich verhält. Wir können immer nur interne Regelungen treffen.
Die EU ist nicht die USA unter Trump, die ihre Forderungen mit wirtschaftlichem Druck durchsetzt (und nicht von „Gewalt“ zu sprechen).
Die USA, China und Indien werden ihre eigenen Entscheidungen treffen, egal, was wir tun.
Das sind 350+1400+1500 Mio. Menschen = ca. 40% der Weltbevölkerung.
Andersherum sehe ich nicht, dass sich uns irgendjemand relevantes anschließt.
Kanada vielleicht? 20 Mio. Einwohner.
Australien? ca 22 Mio., glaube ich.
Japan? keine Ahnung, 120 Mio. oder sowas.
UK? 60 Mio.
Macht mit der EU 220 + 400 = 620 Mio. = knapp 8% der Weltbevölkerung.
wie lange noch?
Das war das Modell (und die Hoffnung) bei den Autos.
das scheint vorbei zu sein.
Das Modell mag mit Chemie und Maschinenbau noch ein paar Jahre funktionieren, aber es ist endlich.
Dann sollten wir nicht wieder so blank dastehen wie jetzt bei den Autos.
Aber was tun?
was zeigt, dass die Beschränkung auf die EU auch keine Lösung ist.
Wir brauchen den Weltmarkt, der geht aber immer weiter „zu“.
Wir müssen ein Angebot machen, das ihn öffnet.
Wenn uns das nicht gelingt, kriegen wir wirtschaftliche und soziale Probleme, die sich gewaschen haben.
Aber bei uns redet die ganze Republik seit 10 Tagen über den Begriff „Stadtbild“ und der Bruch der Koalition steht als Menetekel an der Wand.
Oder darüber, ob man Sellerieschnitzel sagen darf.
Wir diskutieren zu häufig über die falschen Themen.