Der Fehler liegt natürlich beim Volk!

Ich möchte hier mal über die Maßnahmen und Idee diskutieren, die meiner Ansicht nach die Schuld am zögerlichen Wandel auf die Bevöklerung abwälzen.

Fagen wir mal mit privaten Stromverbrauch an. Zitat aus einem anderen Thema:

Ja, was bitte soll das anderes sein? Wir müssen alle unser Verhalten ändern, denn der Abbau von Stromspitzen durch Batterien ist ja keine Lösung?
Dabei boomen die Batterienspeicher in Deutschland gerade, weil man damit sicher Geld verdienen kann. Die Stomspitzen, die wir mit unseren Waschmaschinen ausgleichen sollen sind bald Geschichte.

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ich verstehe das Thema und Dein Anliegen nicht.
Kannst Du das nochmal ausführlicher erklären?

Es geht mir um die „Ausrede“ mehr könnte man ja nicht machen, weil das Volk es ja nicht mitmacht. Für mich sind Abgeordnete für 4 Jahre gewählt und sollten in der Zeit die richtige Politik machen und nicht die Politik, die ihnen die Wiederwahl sichert.

Beispiel gefällig:

Am 22. Oktober 1983, einen Monat vor der Abstimmung über die Nachrüstung im Bundestag, demonstrieren mehr als eine Million Menschen überall in der Republik gegen die Raketen-Stationierung: mit Kundgebungen, Friedensmärschen und einer Menschenkette aus rund 200.000 Teilnehmern zwischen Neu-Ulm und Stuttgart. Einen Monat später wird die Stationierung der Mittelstreckenraketen im Bundestag mit der Mehrheit der mittlerweile regierenden Koalition von Union und FDP verabschiedet.

Heute reichen schon ein paar hundert Leute mit Traktoren in Berlin, damit die Regierung einknickt.

Ich finde diese Ausrede: „Aber der Wähler will es ja nicht“ zieht sich heute überall durch unsere Politik.

Dann gibt es auch noch die grüne Variante: Wenn ihr nur alle auf Lastenräder umsteigen oder nur noch Gemüse essen würdet …

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Du bist nicht ganz konsistent in Deiner Argumantation. Einerseits forderst Du hier Gewissensfreiheit für die Abgeordneten, andererseits befürwortest du Volksentscheide, die ja dann wohl bindend für die Abgeordneten wären.

In Dir spiegelt sich das grundlegende Dilemma der Demokratie wider, ich habe auch keine gute Antwort darauf.

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Ja, der Fehler liegt tatsächlich beim Volk. Das mehrheitlich einfach - aus einer Vielzahl von „menschlich nachvollziehbaren“, aber deswegen noch lange nicht „richtigen“ Gründen - beim Thema Klimaschutz entweder immer noch nicht begriffen hat oder - wohl häufiger - aus Abneigung gegen unliebsame Konsequenzen, nicht bereit ist, die Realität an sich heran zu lassen, lieber weg hört (----> die „drei Affen“), sich mit anderen Themen ablenken lässt, schlichtweg das Thema verdrängt (auch mit Hilfe mancher Medien, „Opium für das Volk“) oder nur allzu gern den interessengeleiteten Lügengeschichten mancher Lobby-Verbände auf den Leim geht.
Alles für eine Partei wie uns Grüne nur schwer aufzubrechen und zu verändern.
Aber grundsätzlich machbar.
Anders als eine Veränderung der dem Klimawandel zu Grunde liegenden physikalischen / chemischen / … Naturgesetze.
Die sind nicht veränderbar, noch nicht mal durch einen Herrn Musk, auch nicht durch eine noch so große Gesetzgebungsmehrheit z.B. im Bundestag. Oder die Medienmacht einer BLÖD-Zeitung.
Und man kann mit diesen Naturgesetzen auch nicht verhandeln
(sorry, liebe in zahllosen Tarifverhandlungen geschulte gewerkschaftlich geprägte Sozialdemokraten, eure dort erworbenen tollen Fähigkeiten helfen hier nicht wirklich weiter. Naturgesetzen muss man sich beugen - Kompromisse schließen die nicht).
Also bleibt nur der mühsame Weg der beharrlichen Aufklärung. Immerhin mit der Gewissheit, die reale Entwicklung wird uns - leider - recht geben und damit hoffentlich im Laufe der Zeit auch immer mehr Überzeugungskraft.
Durch wahltaktisch „weichgespülte“ Halbwahrheiten (das heißt dann, die andere Hälfte ist unwahr, gelogen) kann man diese Überzeugungskraft allerdings auch dauerhaft beschädigen („aber ihr habt doch damals auch gesagt …“).
Sollten wir nicht länger tun.

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Wenn wir die Demokratie und das Völkerrecht nicht sichern können, können wir uns auch den Klimaschutz in die Haare schmieren.

https://das-gruene-forum.de/t/demokratie-herrschaft-des-volkes-da-gibt-es-wohl-einen-groesseren-implementierungsfehler/3831/212?u=lawandorder

der wähler will eine perfekte, in sich widersprüchliche, effektive, einfache und kostenlose Lösung. Mehr nicht :stuck_out_tongue:.
Kriegt er die nicht, fühlt er sich nicht „wertgeschätzt“ und wählt extreme Sprücheklopfer oder gar nicht und verachtet „die Politiker“.

Der Niedergang unserer Gesellschaft kann nur stattfinden, wenn er das Gros der Bevölkerung umfasst, wenn das Problem dort wurzelt.
Leider scheint genau das der Fall zu sein.
Das gedankenlose Schimpfen auf die Institutionen ist Teil dieser Dekadenz, und nicht das Gegenmittel!

Es bleibt ja nicht dabei, dass der enttäuschte Wähler dann statt SPD die CDu wählt. Damit könnte man leben.
Aber er wählt dann AfD und BSW, und das ist kritisch.
D.h. Dein Ideal-Politiker, der 4 Jahre lang auf den Wählerwillen pfeift, gefährdet uU das System (wenn es denn alle so machen würden).
Das Fazit ist, dass kein Politiker es richtig machen kann, sobald er regiert.
Er wird nie die widersprüchlichen kindischen Wünsche der Wähler erfüllen, er wird immer scheitern und immer die Extreme stärken.
Die AfD müsste ebenso scheitern.

Für Autokraten gibt es dann noch einen Ausweg:
sie „erfinden“ eine neue Realität, in der ihr Scheitern ein Erfolg ist.
Das macht Putin seit Langem, Orban seit Kurzem, und Trump versucht es auch.
Das setzt aber mehr oder weniger diktatorische Befugnisse voraus (insb. totalen Zugriff auf die Medien), weil man die Realität im großen Stil ausblenden muss. Ob das in den USA geht, weiß ich nicht.

Vielleicht läuft es umgekehrt. Man kauft die sozialen Medien oder schaftt sich sonstwie viel Einfluss, um dann mit Hilfe des Popular Vote an eine dikatorische Macht zu kommen.

Auf der einen Seite drückst du hier fortlaufend den Panikknopf.
Auf der anderen Seite sind dir geringe und problemlose Verhaltensänderungen die sofort Wirkung entfalten zu viel.

Passt irgendwie nicht zusammen.
Die baldige Lösung aller Stromprobleme durch Batterien habe ich dir schon mehrfach widerlegt. Deshalb spare ich mir das an dieser Stelle.

Tempolimit und verpflichtende Nutzung von EE sind nach deiner Lesart dann auch abzulehnende Umerziehung?

Natürlich liegt der Fehler in erster Linie bei Volk.
Das Volk bzw. die Verbraucher entscheiden was sie kaufen. Ölheizung oder Wärmepumpe, E-Auto oder Verbrenner, PV oder neue Terrassenplatten, Fahrradtour oder Flugreise nach USA.
Da was vorzuschreiben wäre ja abzulehnende Umerziehung.
Das Volk, die Wähler, wählen die Partei die ihnen passt. Wenn die dann Parteien wählen die es mit dem Klimaschutz nicht ernst nehmen oder gar ablehnen, wer ist dann deiner Meinung nach sonst schuld, wenn nicht das Volk?

Es kann durchaus sein, daß ich mich im Forum mal für Volksentscheide auf Bundesebene ausgesprochen habe. Das kann aber natürlich kein Ersatz für „Regierungsarbeit die nicht den Umfragen folgt“ sein, oder?

Und wofür haben wir dann eine parlamentarische Demokratie bei der ja angeblich Menschen gewält werden, die sich besser auskennen und dann für uns die Entscheidungen treffen sollen?

Siehe Warum hat es nur so lange gedauert, bis wir etwas gegen den Klimawandel unternommen haben?

Und wenn keine Partei auch nur annähernd passt? Was dann? Welche Fehler macht der Wähler dann?

„Das Volk will es so“ ist die billige Ausrede von Politikern die ihre Arbeit nicht machen wollen, weil es ihre Wiederwahl gefärdet.

Nein, das sehe ich anders: Die Leute wählen extreme Parteien, weil Sie sich von den anderen nicht mehr vertreten fühlen. Klimaschutz ist ja nicht das einzige wichitge Thema aus Sicht von jemand, der keine Arzt-Termine bekommt oder keine Wohnung.

Dann muss er eben die wählen die noch am besten passt, in einer Partei seiner Wahl versuchen etwas zu ändern, oder eine eigene Partei Gründen.

Was ist denn die Arbeit der Politiker?
Erst mal das zu tun, was sie den Wählern versprechen. Zumindest soweit es geht. Dafür bekommen sie ja die Stimmen. Oder willst du ernsthaft das die das eine versprechen und dann anderes tun?
AFD: Klimaschutz ist Unsinn 20%
BSW: Klimaschutz nicht wichtig 5%
FDP: Klimaschutz zurückschrauben weil Geld kostet 4%
CDU/CSU: Klimaschutz geringe Priorität andere Themen wie Wirtschaft entlasten wichtiger. 30%
Da wären wir schon bei 59% die gewählt werden obwohl oder weil Klimaschutz eher nicht im Focus.
Die SPD ist da vielleicht gespalten.
Die Linken haben da auch nicht wirklich einen Plan.
Die Grünen sind bestimmt für Klimaschutz, aber können sich nicht durchsetzen oder machen handwerkliche Fehler.
Dazu kommen noch die Parlamentarier, wo Klimaschutzprojekte in ihrem Wahlkreis gerade unbeliebt ist (Windkraft, Leitungen, Biogasanlage, etc.) obwohl die Partei vielleicht anderes verspricht.
Demokratie ist eben für die blöd, die nicht die Mehrheit haben.

Das Problem sind auch die Wähler, die sagen das sie Klimaschutz wollen, aber nicht auf irgendwas verzichten oder bezahlen wollen. Die Wählen dann die, die ihnen nichts zumuten. Also keinen oder wenig Klimaschutz.
Das sind dann auch die, die es z. B. als Zumutung sehen die Waschmaschine mal ein paar Stunden später einzuschalten.

Sie sind kein Ersatz, sondern sie haben das Potential „Regierungsarbeit die nicht den Umfragen folgt“ zu verhindern. Du kannst schlecht beides haben.

Wie sollen denn Politiker ihre Arbeit machen, wenn sie nach 4 Jahren nicht mehr wiedergewählt werden? In dieser Zeitspanne sind die Transformationen zu Klimaneutralität nicht zu leisten. Deswegen müssen die Politiker auch auf eine Verstetigung ihrer Arbeit achten.

Politik gegen das Volk (bzw. die das Volk so einschätzt) kann nicht dauerhaft sein.

Hier wird permanent der Fehler gemacht, von „dem Volk“ zu sprechen. Gibt es pauschal genau so wenig wie „die Wählerschaft“.
Politik - genauer gesagt, politische Angebote - machen Parteien (der Begriff kommt vom lateinischen „pars“ = Teil) immer nur für bestimmte Teile der Wählerschaft. Idealtypisch für den Teil, der mit den Überzeugungen der jeweiligen Partei im Großen und Ganzen übereinstimmt.
Wenn das eine Mehrheit ist, umso besser, wenn nicht, geht die Partei halt in die Opposition. Sofern es hinreichend Schnittmengen mit den Zielen anderer Parteien gibt, kann man noch - falls arithmetisch ausreichend - in einer Koalition versuchen, so viel wie möglich von den eigenen Überzeugungen umzusetzen.
Aber einfach nur irgendwelche Politik zu machen, egal für welche Ziele, nur um an der Regierung zu bleiben, macht Parteien meist unglaubwürdig und überflüssig.

„meist“???
hast Du dafür einen Beleg oder ein Beispiel?
Ich bezweifle es. Ds ist reines Wunschdenken.

Die CDU und die CSU machen seit -zig Jahren zu geschätzten 80% reine Macht(erhalts)politik und sind damit verdammt gut gefahren.
Sie haben seit 1945 in ca. 2/3 der Zeit den Kanzler gestellt.
https://de.statista.com/statistik/daten/studie/1154964/umfrage/regierungszeiten-der-bundeskanzler-der-bundesrepublik-deutschland/

Merkel war 16 Jahre Kanzlerin, ohne dauerhaft einen einzigen programmatischen Gedanken zu verfolgen.
Söder ändert seine Meinung 2x täglich, wenn es den Umfragen hilft.
Wovon redest Du also?

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Das ist richtig. Ich meinte eigentlich „Politik, die von der Mehrheit des Volkes abgelehnt wird“ (z.B. Gebäudeenergiegesetz).

Politik gegen die Mehrheit ist in einer Demokratie nicht drin.

Also besser das machen, was geht (die Mehrheit mitträgt) und daran Arbeiten das es immer mehr wird.
Besser als besserwisserisch im Abseits zu stehen und den anderen zuzuschauen wie sie gar nichts oder das Falsche tun.

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Ach, und Ziele und Interessen verfolgen die dabei gar nicht?
So 'nen schlechten Eindruck von der Union habe ich bei Weitem nicht.
Die wissen sehr genau, wofür sie Politik machen.und für wessen Interessen. Das muss man ihnen schon lassen. Auch wenn das in der Regel nicht meine Ziele und Interessen waren und sind.

Und auch Söders von Dir beschriebene „Flexibilität“ ist rein taktischer Natur.
Die tatsächliche Politik der CSU ist seit Jahrzehnten konstant und schwerpunktmässig an den Interessen der Agrar-Lobby (nicht der kleinen Bauern), der Kirchenhierarchie (vornehmlich der katholischen) und dann - mit Einsetzen der Industrieansiedlung in Bayern - an den dortigen Arbeitgebern ausgerichtet.
Alles andere sind „Nebelkerzen“ zur Wählertäuschung und Stimmen-Maximierung.

Nachtrag: Und wenn Du diese Art Politik so erfolgreich und attraktiv findest

warum bist Du nicht schon längst dort dabei?

Doch, das Formulieren politischer Ziele, die von den Auffassungen einer Mehrheit nicht geteilt, ja sogar heftig abgelehnt werden, ist in einer Demokratie sehr wohl „drin“.
Jedenfalls in einer liberal-rechtsstaatlichen Demokratie.
Die Grünen haben jahrzehntelang nichts anderes als das gemacht. Und tun das - das sei durchaus positiv zugestanden - zum Teil noch heute.
Dass man sich für die eigenen Ziele um eine (mindestens zukünftige) Mehrheit bemühen sollte, d’accord.
Aber doch nicht die Ziele und Überzeugungen aufgeben, nur um eine Mehrheit zu erringen. Und für was dann?

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Unbestritten, formulieren kann man alles.

Mit sehr überschaubarem Erfolg. In der Ampel wurde einiges davon sogar umgesetzt, was umgehend zu derem Ende geführt hat.

CDU/CSU haben natürlich eine Grundtendenz (eher arbeitgeber- und wirtschaftstfreundlich), das sind die 20%, die ich ihnen zugestanden hatte.

Aber alles andere ist denen Banane.
Atomausstieg, Klima, Umwelt, Soziales usw usw - alles Verhandlungsmasse.
Das sind die 80%.
Das ist bei den Grünen eher andersum, bei uns gibt es zu sehr vielen Themen starke Überzeugungen.

Dieser Mangel an Überzeugungen führt zu einem Pragmatismus, der häufig gut ankommt und erfolgreich ist.

Sage ich doch!

Söder tritt auch die Kirchen in die Tonne, wenn es ihm hilft.
Das hatten wir gerade bei den BT-Abstimmungen mit der AfD.
Die CSU stellt sich auf die Position, die ihr den MP-Posten verspricht.
In Bayern muss sie dabei die Bauern, die Katholiken und die Wirtschaft mitnehmen (wobei AGs nicht wählen …).
Söder umarmt aber auch Bäume, wenn er glaubt, er braucht die Grünen.
Bei ihm ist alles Taktik, nichts Überzeugung.
Und er kriegt damit 35-40% am 23.2.2025.

Diese Art der Politik funktioniert, entgegen Deiner Aussage

Ich verstehe, dass Dir das nicht passt (mir auch nicht), aber als Faktum sollten wir es zur Kenntnis nehmen.

Und komm mir bitte nicht mit diesem billigen Unfug:

Die Politik „finde“ ich nicht erfolgreich, sie ist es.
Ich finde sie trotzdem nicht attraktiv (habe ich nie behauptet), aber viele Wähler offenbar.
Ansonsten ist das das alte „geh doch rüber in den Osten“, das vor 1989 immer von der CSU kam.
Schwaches Niveau Deinerseits.

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