Noch ein paar Wochen, dann läuft das 9 Euro-Ticket aus. Dann wird alles wieder so, wie vorher? Davor graust es mir schon… nein, es geht mir nicht darum, dass Mobilität kein Geld kosten darf.
Das eigentlich Revolutionäre an dem Ticket waren für mich nicht die 9 Euro, sondern die Tatsache, dass man einfach einsteigen kann, ohne sich den Kopf über die Tarifstruktur des örtlichen Verkehrsverbundes machen zu müssen.
Was wir dringend brauchen, ist ein einfach zu verstehendes Pauschalticket, welches auch im Berufsverkehr gilt und zwar auch mit Fahrradmitnahme (gerne gegen Aufpreis).
Ideen gibt es Viele.
Allerdings muss JETZT etwas passieren, zum 1. September - und da sehe ich leider ziemlich schwarz…
vor allem muss das BMVD schnell eine Auswertung liefern.
Dann beginnt das große Feilschen über Preise, Kostenverteilung und Abrechnung, und dann kann ein Gesetz beschlossen werden. Eventuell kommt noch eine Kostenerfassung „Entwertung“ dazu, um die Verkehrsbetriebe aufwandsgerecht zu entschädigen. Und eine Bundes-ÖPNV-APP sollte es dazu geben.
…und es passiert nichts. Es dürfte an ein Wunder grenzen, wenn es innerhalb der kommenden zwei Wochen noch irgendeine Lösung gäbe.
Vielleicht braucht es den „Realitätsschock“, wenn das Bahnfahren plötzlich wieder teuer wird und man an jeder Landkreis- bzw. Verkehrsverbundgrenze wieder ein neues Ticket braucht? Vielleicht überwiegt auch die Erleichterung darüber, dass die Züge dann wieder leerer werden…
Ich bin gestern mit einem niedersächsischen Überlandbus gefahren, der sonst pro Fahrt knapp 9 € kostet und sonst immer sehr komfortabel war (mindestens 2 Sitzplätze pro Person mit Gepäck), echter Luxus. Gestern war er proppenvoll, ich hattte gerade noch den vorletzen Stehplatz ergattert, mit meiner Hand direkt unter der Achsel des Vordermanns (der einzige erreichbare Haltegriff); viele konnten nicht mehr mitfahren und mussten eine halbe Stunde auf den nächsten Bus warten.
Dann entbrannte eine laute pöbelige Diskussion zwischen dem unfreundlichen Busfahrer und zwei Fahrgästen, die der Meinung waren, Busfahren sei eigentlich gar keine richtige Arbeit, weil man den ganzen Tag nur sitzt. Für alle, die mithören und verstehen konnten, war das ziemlich witzig, aber für die vielen neuen ausländischen Student*innen, die mit im Bus saßen mit großen Koffern auf dem Weg in ihren neuen Lebensabschnitt war es der erste Eindruck von Deutschland.
Ich fände es gut, wenn das 9€-Ticket weiter gehen und wegen der erhöhten Nachfrage dann mehr Busse auf der Strecke fahren würden, aber es hingen jetzt schon überall Aushänge im Bus, dass dringend neue Fahrer gesucht werden, sogar mit dem Angebot, ihnen den Führerschein zu bezahlen.
Es sollte unbedingt eine Nachfolgeregelung geben, gerne auch € 49,00 statt € 9,00, dafür aber dauerhaft. Nur im Moment scheint ja die FDP alles erfolreich blockieren zu können. Es fehlt ja weiter ein strukturiertes Entlastungspaket und ich fürchte da wird auch eher Stückwerk herauskommen. Ich lasse mach aber gerne überraschen, dass bei der laufenden Klausurtagung doch noch was Sinnvolles passiert.
50Euro Ticket ist für arme aber noch zu Teuer. Mit Harz 4 ist das immer noch ziemlich viel für ÖPNV! Das sind allein sind immerhin über 10 Prozent pro Monat vom aktuellen Rgelsatz! Rechnung: 10 Prozent von derzeit 450 Euro sind 45 Euro! Man braucht bei dem bisschen Geld aber fast alles zum essen kaufen. Da kann nicht viel gepart werden. Wenn ein Nachfolger zum 9 Euro Ticket, dann für alle bezahlbar. Wer jetzt als Argument anführt, der ÖPNV hat sonst zu wenig Geld für den Ausbau, der bedenkt eine Sache nicht. Die armen können den Ausbau sowieso nicht bezahlen. Der Staat muss den Ausbau mit gezielten zusätzlichen Programmen fördern. Anders geht es nicht. Wie bei den EE auch.
Also ich konnte es mir doch nicht verkneifen mit im alten Forum an der 9-Euro-Ticket Diskussion zu beteiligen. Hier nochmal der gleiche Beitrag:
Um es mal provozierend auszudrücken: Ich verstehe nicht, woher ausgerechnet in unserer Partei der „Besserverdienenden mit ökologischem Gewissen“ der seltsame Gedanke kommt bei der mangelnden Akzeptanz des ÖPNV läge es am Preis. Ein Auto kostet zwischen 500 und 2000 Euro pro Monat.
Die teuerste Jahreskarte im RMV (Stufe 7) kostet 2.856,50 Euro.
Die Black-Card der DB kostet in der zweiten Klasse 4.144 Euro.
Wenn man also nicht gerade einen super sparsamen Kleinwagen fährt ist der öffentliche Verkehr jetzt schon deutlich billiger als Autofahren.
Es geht nicht um den Preis es geht um den Komfort!
Um es brutal zu sagen: Das Ziel muss sein Autos zu ersetzen und nicht armen Menschen zu helfen. Statt eines 9-Euro Tickets wäre z.B. ein bedingungsloses Grundeinkommen eine gute Idee.
Um aber wirklich Autofahrer aus ihren Autos zu holen braucht es andere Ansätze:
(Die Links zeigen ins OffziDis)
Wenn es dein Ziel ist, die existierenden Autos zu verschrotten, kann ich deiner Logik folgen.
Wenn es dagegen das Ziel ist, die existierenden Autos seltener zu benutzen, ist der Preis für das (zusätzliche) ÖPNV-Ticket nicht ganz unwichtig.
Das erreicht man am besten dadurch,
dass es Zonen gibt, die mit dem Auto nicht mehr erreichbar sind, sondern nur nach Umstieg in den ÖPNV oder zu Fuss, mit Rad.
Und dass Kostenwahrheit eintritt, z.B. Parkgebühren überall im öffentlichen Raum,
Das hat man doch schon durch. Waren das Ergebnis nicht diese wunderhübschen Shoppingcenter auf der grünen Wiese?
Mag sein, aber für ärmere ist seibst dieser Betrag pro Jahr einfach zu teuer. Die Mehrheit in Deutschland ist nicht reich. Diese sauteure Black Card der Bahn nutzt doch kaum ein Mensch. Als Mittelständler ist das auch schon ziemlich teuer.
Etwa so viel wie die Heizkosten und Stomkosten pro jahr! Das ist nich so leicht zu stemmen jährlich 3 bis 4 tausend Euro übrig zu haben. Zum echten Mittelstand gehört aber kaum noch jemand.#
Die meisten sind aber Normalbürger oder Arme. Für die ist Bahnfahren zu teuer obwohl das billiger als ein Auto zu besitzen ist. Das ist das Problem. So kannst du niemanden von einer Reform überzeugen. Es ist also doch ein Preisproblem. Die Bahn muss verstaatlicht werden als Grundversorgungssystem ausgestaltet werden, mit Ausgleich für Arme, sonst klappt das nicht.
Ja, finde ich auch gut!
Wie hoch soll (muss) dann das bedingungslose Grundeinkommen sein, damit jeder von A nach B kommen kann?
Ich denke dabei zum Beispiel an die Rentnerin, die zum Arzt muss oder die Friseurin die zur Arbeit muss. Oder den Arbeiter, der zur Baustelle muss. Die Krankenschwester……
Bitte den ganzen Beitrag kommentieren, das parken auf der grünen wiese muss hat auch kosten.
Also der Reihe nach
Wie kannst du sagen, es ist zu teuer, wenn ich gerade vorgerechnete habe, das es billiger ist? Bitte belege deine Aussage. Das ja gerade mein Argument: Das es nicht gekauft wird liegt nicht am Preis sondern daran das das Auto bequemer ist, weil flexibler.
Auch hier bitte belege deine Aussage. Du behauptest hier, das es in Deutschland nur noch Reiche und Arme gibt?
Hier widersprichst du Dir selber: "Die meisten sind aber Normalbürger " was bitte ist ein Normalbürger? Das klingt für mich nach Mittelstand? Wobei du sagst: „Zum echten Mittelstand gehört aber kaum noch jemand.“ Also was denn jetzt?
Hä? Also wer besitzt denn dann die 48,54 Millionen Fahrzeuge in Deutschland? Davon abgesehen: Du wirst es nicht glauben: Die Bahn ist verstaatlichst (schon seit 100 Jahren oder so).
Um den Klimawandel zu bekämpfen müssen die Autos weg. Alles Metall auf diesem Planten würde nicht reichen, wenn 8 Milliarden Menschen mit unserem heutigen Individualverkehr reisen würden, wie wir Deutsche es heute machen.
Worüber diskutieren wir hier eigentlich? Ich dachte es ginge darum unseren Verkehrssektor Klimaneutral zu machen? Das ist doch das Ziel oder?
Sorry Jörg, deine Rechnung stimmt vielleicht theoretisch, die Praxis sieht anders aus.
Kann es sein, dass du in deiner wirtschaftlichen Komfortzone sehr weit weg bist, von dem „ Normalbürger“?
Kannst du dir vorstellen, dass es viele Menschen gibt die sich beides nicht leisten können?
Du hast meine Frage nach der Höhe des bedingungslosen Grundeinkommens noch nicht beantwortet. Wie hoch sollte es denn sein, für ein menschenwürdiges Leben inclusive der Jahrescard?
Du nennst es „Komfort“, ich nenne das soziale und individuelle Bedürfnisse. Ich kann auch jeden Urlaub zu Hause auf dem Balkon verbringen oder eingepfercht in einem klimaneutralen Bus reisen oder Einkäufe mit dem Lastenfahrrad transportieren. Das mache ich zwar auch manchmal, aber das Bedürfnis nach individueller Mobilität mit eingebauter Transportmöglichkeit lässt sich weder verbieten noch durch den ÖPNV derzeit komplett befriedigen.
Man hat sich halt an die Gegebenheiten angepasst.
Die Gegebenheiten können sich aber auch ändern.
Wenn es zum Beispiel noch vor ein paar Jahrzehnten ein Vorteil war, ein Auto zu besitzen, um günstig Konsumgüter im Hypermarché einkaufen zu können, so kannst du sie jetzt günstiger im Internet bestellen, und sie werden geliefert. Mit Lebensmitteln ist es z.T auch schon so und wird noch zunehmen.
Ich nutze das Auto meistens, um meinen eigenen Krempel hin und her zu transportieren, aber bei steigenden Spritpreisen könnte es auch hier bald eine preisgünstigere Lösung geben.
Zum Beispiel habe ich letztens einem Mieter beim Auszug die Möbel abgekauft, anstatt selbst welche dort hin zu transportieren.
Mein Handy unterwegs an der Autobatterie aufzuladen, ersetzt inzwischen eine leistungsstarke Powerbank, die leicht genug ist, um sie dabei zu haben.
Ich denke, mir würde es reichen, wenn ich eine Car-Sharing-Station in der Nähe hätte, die auch Transporter mit Anhängekupplung jederzeit verfügbar hätte.
Der private PKW hat die Messlatte in Sachen Komfort, Geschwindigkeit, Verfügbarkeit, Zuverlässigkeit und vor allem Flexibilität enorm hoch gehängt. Wer es sich leisten kann, gönnt es sich auch entgegen einer womöglich unsinnigen Wirtschaftlichkeit. Diese Vorteile eines privaten PKW werden sich in der Form nur sehr schwer durch ein öffentliches Angebot noch attraktiver gestalten lassen. Wenn wir vom privaten PKW wegkommen wollen (oder als Gesellschaft müssen, weil wir die notwendigen Ressourcen nicht mehr haben) geht das eigentlich nur über zwei Wege:
- Preis: Mit Steuern und Abgaben wird das Autofahren so teuer gemacht, dass es zunehmend unattraktiv wird. In der Folge können sich nur noch weniger Menschen ein Auto leisten. Die Frage der sozialen Gerechtigkeit stellt sich, wenn wir eine Verkehrsinfrastruktur nur noch für die Oberschicht bereithalten.
- Verbote: Autofreie Zonen, Rückbau von Parkflächen, oder gleich das Anmelden von PKW nur noch für besondere Bedürfnisse (Handwerker, Behinderte, etc.) zulassen. Dieser Ansatz wird hierzulande wohl noch weniger mehrheitsfähig sein als ein konsequentes Internisieren der Kosten.
Da hast du aber die Rechnung ohne die Autoindustrie gemacht.
Ich sage nicht, dass es da keine Widerstände gibt oder dass wir diesen Weg überhaupt einschlagen sollten. Ich möchte nur verdeutlichen, dass „mehr ÖPNV statt MIV“ nicht mit günstigen Tickets zu erreichen ist.
Auch ich finde es „nett“ ein günstiges Ticket zu haben was womöglich deutschlandweit gilt. Aber wenn wir das großzügig aus Steuermitteln finanzieren wollen, sollten wir uns sehr genau überlegen, welche Ziele wir damit wirklich erreichen wollen und ob wir diese auch damit erreichen können (welche Begleitmaßnahmen es vielleicht noch braucht). Solange der volkswirtschaftliche Nutzen eines X-Euro-Tickets langfristig zweifelhaft ist, ist es nicht mehr als unsinnige Klientelpolitik, die wir unseren politischen Gegnern nur zu gerne vorwerfen. Lasst es uns besser machen.