Strom und Netz und die Bundesnetzagentur

Edit: Ursprünglich ging es hier mal um die Netzentgeltsystematik und das Diskussionspapier der Bundesnetzagentur dazu. Es ist jedoch mühsam sich mit Details und Zusammenhängen zu beschäftigen, außerdem ist das Papier auch ziemlich langweilig zu lesen. Daher kann hier auch über alles andere was nur im Entferntesten mit Strom zu tun hat gelabert werden, gerne auch mit viel Halbwissen und abenteuerlichen Theorien.

Kosten für unser Stromnetz tragen bislang allein die Verbraucher durch die Netzentgelte. Weil das zunehmend teurer wird (bei mir machen die Netzentgelte schon mehr als die Hälfte der Stromrechnung aus) und auch weil das nicht so ganz mit EU-Recht vereinbar ist, sucht die Bundesnetzagentur aktuell nach einer neuen/veränderten Netzentgeltsystematik, bei der sich dann auch Einspeiser an den Kosten für das Stromnetz beteiligen würden.

Das entsprechende Diskussionspapier gibts hier: https://www.bundesnetzagentur.de/DE/Beschlusskammern/1_GZ/GBK-GZ/2025/GBK-25-01-1%233_AgNes/Downloads/Diskussionspapier.pdf
Bis Ende des Monats können auch noch Stellungnahmen in das Verfahren eingebracht werden.

Welche der vorgeschlagenen Optionen findet Ihr am besten?

  • Arbeitspreis (€/MWh)
  • Leistungspreis (€/MW)
  • Kapazitätspreis (€/MW)
  • Grundpreis (€/a)
0 Teilnehmer

Danke für den Link zu dem interessanten Papier.

Um deine Umfrage seriösz zu beantworten, müsste man sich aber erst in das Papier einarbeiten.

Nur damit keine falschen Erwartungen geweckt werden, letztendlich werden immer die Verbraucher die Kosten tragen. Auch wenn man die Produzenten beteiligt (oft sind ja Produzente und Verbraucher identisch, Prosumer), werden diese Kosten wieder an die Verbraucher weitergegeben.

Gerade die beteiligen sich ja derzeit eher unterdurchschnittlich an den Netzkosten, da auf selbst produzierten und verbrauchten Strom keine Entgelte zu entrichten sind. Die Versorgungssicherheit in voller Anschlussleistung genießen aber auch diese Prosumer (wenn sie sich zu Weihnachten ihren Braten schmoren lassen). Ich würde es daher befürworten, dass die Netzentgelte an den vorgehaltenen Kapazitäten und weitgehend unabhängig vom Energieverbrauch bemessen werden.

Ich habe noch nicht ganz verstanden, woran du die Kapazität bemisst. Meinst du damit die Kapazität des Hausanschlusses?
Die hängt davon ab, was für ein Kabel in der Straße verlegt ist, oder?

Sie hängt heute davon ab, welche Sicherung der Netzbetreiber in den Hausanschlusskasten eingesetzt hat. Mit dem Einsatz von Smart-Metern wäre auch denkbar eine davon (nach unten) abweichende Kapazität zu buchen und zu überwachen. Aber auch heute schon kann man seinen Netzanschluss größer oder kleiner dimensionieren lassen, wenn man zum Beispiel zusätzliche Verbraucher in oder außer Betrieb nimmt (dann kommt ein Monteur und setzt eine andere Sicherung in den Hausanschlusskasten).

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Danke, das verstehe ich.

Jetzt aber noch die Frage nach dem Weihnachtsbraten, die du oben angesprochen hattest. Das ist ja immer eine besondere Herausforderung für das Stromnetz, weil dann so viele E-Herde gleichzeitig laufen.

Angenommen ich erkläre mich bereit, Weihnachten an einem anderen Tag zu feiern, weil ja sowieso nicht so ganz klar ist, wann genau Jesus geboren wurde, was kann mir der Netzbetreiber dann anbieten?

Zeitlich variable Preise hat die Bundesnetzagentur in ihrem Diskussionspapier auch angesprochen. Aber bevor nicht zumindest ein Großteil der Netzanschlüsse mit intelligenten Messystemen ausgestattet sind (geplant irgendwann nach 2030), fehlt dafür die technische Grundlage.

Was du aber machen könntest: Das E-Auto schon am Tag vor Weihnachten langsam voll laden, den Warmwasserspeicher nachts aufheizen lassen, sodass am Nachmittag zum Fest, nicht viel mehr als der Ofen für den Braten laufen muss. So könnte man mit der Hälfte oder weniger der Anschlusskapazität auskommen (im Vergleich zu alles gleichzeitig nutzen).

Ja, ist schon klar, wenn der Stromtarif flexibal ist, macht man das ja sowieso.
Wir hatten ja schon mal bei der Diskussion zu dem Thema herausgearbeitet, dass sich ein flexibler Strompreis kaum lohnt wegen der unflexiblen Netzentgelte.
Dann habe ich bei deiner Umfrage ja richtig angekreuzt. :slightly_smiling_face:

Aus Verbrauchersicht wären variable Netzentgelte natürlich super um mit verschiebbaren Verbräuchen Geld sparen zu können. Ich bin mir nur nicht so sicher, ob das aus solidarischer Sicht für einen effizienten Netzbetrieb auch so super wäre.
Ich selbst habe einen dynamischen Stromtarif und auch einiges dazu automatisiert. Das führt bei mir mittlerweile dazu, dass bei sehr niedrigen Strompreisen mein Netzanschluss maximal ausgelastet wird, weil alle verschiebbaren Verbräuche da gleichzeitig und in kurzer Zeit laufen. Wenn sich viele andere auch so verhalten würden, kann ein dynamischer Preis auch zu einer Mehrbelastung für das Netz führen, weil sich dann viel Verbrauch auf genau diese günstige Zeit konzentriert.

Daher bin ich mittlerweile davon überzeugt, dass Verbrauchsstrompreise gern dynamisch von der verfügbaren (erneuerbaren) Erzeugung abhängen sollen (um den Verbrauch der Erzeugung anzupassen), Netzentgelte aber eher dazu motivieren sollten, die Netzbelastung zu minimieren und so auch notwendige Ausbaukosten möglichst klein zu halten.

In der politischen Dimension sind das verschiedene Ziele die gegeneinander abzuwägen sind:

  • niedrige und verlässliche Strompreise für Industrie, Gewerbe und/oder Privat
  • Ausbauförderung von erneuerbaren Energien (Erzeuger und/oder Speicher)
  • Vermeidung von volkswirtschaftlichen Kosten für den Netzausbau/betrieb

Neben den Eigenheimbesitzern, den viele in der Diskussion im Blick haben, ist die Netzentgeltsystematik auch ganz entscheidend für die Wirtschaftlichkeit von Speichern (nicht die Heimspeicher, sondern Speicher die direkt am Netz hängen und mit der Speicherarbeit Geld verdienen wollen).

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Letztendlich soll es aber doch so sein, dass sich möglichst viele Leute so verhalten, damit keine fossilen Enerigen mehr benötigt werden.

Deshalb müsste dafür ein stärkerer Anreiz geschaffen werden.

Beides zusammen geht wohl nicht, oder?

Man kann fragen: warum sollte sie diese zahlen (außer evtl. einer Grundgebühr für die Versorgungssicherheit durch den Anschluss und dann natürlich auch für jede entnommen kWh)? Sie nehmen die Netze sonst ja nicht in Anspruch.

Dann verminderst du den Anreiz, fremderzeugten Strom zu sparen. Halte ich nicht für sinnvoll. Ich bin eher für eine hybride Lösung, wie sie heute schon üblich ist: fixe Grundgebühr plus verbrauchsabhängige Gebühr.

Mir erschließt sich der Sinn dieser Maßnahme nicht. Kapazitätsbegrenzung (eigentlich Leistungsbegrenzung) dient der Planbarkeit, wenn die dynamisiert wird, fällt die Planbarkeit weg.

Das regelt sich dann weitgehend wieder aus, weil ja dann der Strompreis auch hoch geht.
Die Netzlast wird durch die Verbraucher bestimmt. Überkapazitäten in der Erzeugung man problemlos abregeln. Oder erzeugernah weg speichern wenn man den Strom nutzen will.

Ich bin der Meinung, dass am besten überall Flextarife zum Einsatz kommen sollten.
Und zwar beim Verbrauch und der Einspeisung.
Dann regelt sich das. Einmal weil sich Verbrauchspitzen abbauen und weil sich Einspeisespitzen der privaten Einspeiser abbauen, weil sich dann Speicher eher lohnen.
Vielleicht bekommt man dann auch noch eine gerechtere Verteilung der Netzkosten dadurch hin, einen Teil der Netzentgelte prozentual an den Strompreis zu koppel. Nach dem Motto „ wenn die Netzlast hoch ist, ist auch der Strompreis hoch“.
Müsste man sich mal genauer anschauen.

Und ja, das mit den intelligenten Zählern geht viel zu langsam. Aber das kann man sicherlich beschleunigen wenn man wirklich will und ein paar nice to have Sachen zurück stellt.

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Es gibt 3 Grundprobleme (d.h. es gibt auch Ausnahmen).
a) wenn die EE-Erzeugung hoch ist, sind die Strompreise niedrig und die Netzauslastung hoch d.h. teuer. Für PV ganz typisch, weil die Erzegung gut übers Land verteilt ist
Bei Wind funktioniert das ein wenig, weil wenn im Norden Strom erzeugt wird, ist die Verteilnetzauslastung im Süden noch niedrig, aber reicht das aus um genug „Betriebsstunden“ für den SmartMeter und mich als Verbraucher zu bekommen. Und auch hier wenn der Süden anfängt zu konsumieren, dann steigen die Netzauslastung und somit haben wir wieder das Problem das die Preissignale von Netz und EE sich widersprechen also wertlos sind, weil keine signalwirkung

b) das Potential wird überschätzt.
wenn ich eine Zentralheizung habe wo zwei oder mehr Wohneinheiten dranhängen habe, kann ich nur eingeschränkt teilnehmen, weil ich ggf. unterschiedliche Interessen habe bzw. der Wärmeverbrauch unterschiedlich ist (wer nach Hause in die kalte Wohnung kommt, dreht eben die Heizung auf). Das gleiche gilt für E-Autos (ich habe z.b. keins). Was bleibt dann noch an Potential übrig. Ja es bleibt was aber wenn die beiden größten Verbraucher fehlen, wird das Potential eben immer kleiner

c) zu teuer
Ich brauche neben den Smartmeter (100 € p.a. davon 40 -50 € über Verbraucher und Rest über Netzumlage) noch einen Marktplatzanbieter ca. 60 € p.a. Selbst wenn ich 10.000 € Kwh Verbrauch annehme (also incl. Wärmepumpe/E-Auto) sind davon 1.000 € vatiabel. Wenn ich jetzt 160 € Kosten für die Infrastruktur refinanzieren muß, dann brauche im mind. 15 % Preisreduktion auf meinen kompletten Stromverbrauch. (Deteils einfach die kleine Präsentation zum Thema nachschauen)

Das es auch einfacher und billiger geht zeigt zb. Schweden. Dort hat man einen „Normalen“ Digitalen Zähler und wer am Stromhandel teilnehmen will, kauft sich einen Aufsatz der die Daten vom Digitalen Zähler ausliest. Kostet einmalig ca. 30 € + natürlich die Kosten für den marktplatz.

Was man nicht kann, ist zentral vom Netzbetreiber die Anlagen z.b. PV abzuschalten, d.h. die Anlagen die nicht extern steuerbar. Da würde es aber auch technische Lösungen geben. Das sog. 0-Signal an den Wechselrichter würde eine Einspeisung auch unterbinden und ist viel billiger. Aber solange ich zwangsrollout mache, sind Kosten ja egal :frowning:

Ich würde mehr dafür plädieren mit Nachlässen zu arbeiten, wenn die Eigentümer eine Steuerung durch den Energieversorger zulassen d.h. der Energeiversorger kann planen, wann er z.b. die Wärmepumpe laufen läßt uns so die Überschüsse entsprechend zu verteilen. Dann kann man auch die Netzrestriktion mit berücksichtigen. Konkret: ich zahlen 30 € weniger Energiekosten und der Energeiversorger stellt sicher das ich immmer warmes wasser / Wärme habe. Energieversorger spart Investitionskosten ins Netz und ggf. Speicher, die dann bei mir als Kunde ankommt.

Das angesprochene Konzept von der BNetzA (mit Belastung der Erzeuger) macht für mich den Eindruck, das es schlicht darum geht neue Zahler für die überzogenen Netzausbau zu finden und die Wirtschaft nicht damit zu belasten.

Ich würde vorschlagen die Netze anders zu finanzieren
a) Durchleitungsgebühr bei Übertragungsnetze d.h. wenn das Netz gut ausgelastet ist, dann finanziert sich das. Dort wo Überkapazitäten vorhanden sind und somit verluste entstehen sollte der Auftraggeber d.h. die BNetzA bzw. BMWI die Verluste bezahlen und nicht Stromkunde.
b) bei lokalen ggf. Regionalen Netzen würde ich die Entscheidung lokal treffen und lokal umlegen Oder anders ausgedrückt. So wie bei einem Firmennetz sich die Abteilungen zusammensetzen und überlegen, wie sie die Gesamtkosten (also Erzeugung, Speicher, Netze) am niedrigsten sind, könnte man das auch auf kommunaler / regionaler Ebene machen. Dann würden sich die lokalen Akteure zusammensetzen und überlegen, wie man das System optimiert. Gute Lösungen = guter Preis, schlechte Lösungen (weil man Flexibilität nicht einigen kann) dann wird es halt teurer.
smartmeter_20231012.pdf (320,2 KB)


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Hier nochmal eine verständliche Übersicht zu den Modellen und ihren Auswirkungen:
BNetzA plans: THIS will be decided without YOU – and it could cost you a lot of money!

Und hier eine Petition (die vor allem die Interessen der grünen Stammwähler vertreten dürfte):
Finger weg von der Photovoltaik! | WeAct

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Also der Steuerzahler?

Das klingt mir sehr planwirtschaftlich?

Warum nicht die Kosten nach einem fairen Schlüssel auf alle, Kunden (direkt) und Produzenten (indirekt auch wieder die Kunden) umlegen und dann den Marktmechanismus walten lassen.

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Das Problem ist doch folgendes:
Wer eine PV hat, sei es nun eine Große- oder Balkonanlage, entzieht sich teilweise der Finanzierung der Netz- und Vorhaltekosten (Reservekraftwerke bzw. Speicher und Netzinfrastruktur) da diese über den Strompreis finanziert werden. Da es i. d. R. Einen Strompreis gibt der den Durchschnitt abbildet, subventionieren die Leute die sich keine PV anschaffen können ( kein Dach oder kein Geld) die Stromkosten derer die sich PV leisten können, da der Strom in den Wintermonaten und nach Sonnenuntergang i. d. R. Teurer sein müsste als sie dann bezahlen. In den Zeiten wo der Strom teurer ist als notwendig, beziehen sie den Strom aus der eigenen PV.
Um diese Schieflage aufzulösen sehe ich eigentlich nur einen Strompreis der sich an den Zeitgerechten Stromkosten orientiert als gangbaren Weg. Also überall entsprechende Zähler mit Flextarifen installieren. Da dies natürlich nicht überall gleichzeitig geht, sollten als erstes Haushalte mit hohem Verbrauch und PV-Anlagen mit Eigenverbrauch damit ausgestattet werden, da hier die größten Einsparungen zu holen sind und die größte Schieflage besteht. Das sorgt für mehr Gerechtigkeit ( auf die wird ja immer so viel Wert gelegt) und macht Heimspeicher und netzdienliches laden von E-Autos und netzdienlichen Betrieb von WP etc. lukrativer
Zusätzlich wird das auch die Verbrauchsspitzen glätten und damit etwas Druck vom Netzausbau nehmen. Denn das Netz muss auf den Maximalverbrauch ausgelegt sein.

Genauer: Die Netzkosten. Deswegen ein angemessene, verbrauchsunabhängige Netz-Grundgebühr für alle. Das entspräche der Vorhaltevergütung für die Krankenhäuser.

Und man sollte auch nicht vergessen, dass die Leute, die sich ein PV mit Puffer leisten, sehr viel zur CO2-Einsparung beitragen und bei vielen dürfte sich das nicht mehr amortisieren.

Auch die Erzeugungskosten
Die sind nämlich oft höher wenn die Sonne nicht scheint.

An denen sollte jeder Kunde nur im Rahmen seines Verbrauchs beteiligt werden, natürlich mit flexiblen Tarifen, in Zeiten hoher Gestehungskosten mit hohem Preis.

Das ist ja was ich geschrieben habe.
Flextarife beziehen sich auf den Verbrauch.
Wenn man will, kann man auch einen Teil der Netzkosten prozentual oder irgendwie anders am Strompreis fest machen. Dann ist der Effekt noch ausgeprägter.