Brandenburger Mobilitätsgesetz

Falls es noch nicht alle mitbekommen haben: In Brandenburg wurde kürzlich ein Mobilitätsgesetz beschlossen, das vorsieht, dass bis zum Jahr 2030 öffentlicher Personennahverkehr, Rad- und Fußverkehr einen Anteil von 60 Prozent am Gesamtverkehr im Land Brandenburg haben sollen.
Das ist ein sportliches Ziel für ein großes und an den Rändern eher dünn besiedeltes Flächenbundesland. Ich bin sehr gespannt, wie sich das in den nächsten Jahren entwickelt.

Wie schauts bisher aus?
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Etwa 60% MIV nach Wegen und sogar fast 80% MIV nach Verkehrsleistung in Brandenburg. Das Gesetz spricht bei seinen Ziel übrigens nur vom Wegeanteil, also der etwas hübscheren aber weniger aussagekräftigen Kenngröße.

Großstädte mit sehr gut ausgebauten ÖPNV kommen heute nur knapp über die geforderten 60% (siehe Berlin mit 67%). Für ländliche Räume halte ich diesen Wert ohne revolutionäre Änderungen für utopisch.

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Wurden auch Maßnahmen beschlossen, die die Erreichung dieses Zieles gewährleisten? Wurden nachprüfbare Zwischenziele beschlossen oder wartet man bis 2030, wenn evtl. keiner der, die das jetzt beschlossen haben, im Amt ist. Hups, leider, leider Ziel nicht erreicht.

Oder ist dies nur wieder eine weitere leere Versprechung, wie die 400.000 Wohnungen der Bundesregierung.

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Welche Städte sind das? Mein Kenntnisstand vor ein paar Jahren war, dass Wien mit 28% (Verkehrsleistung?) Spitzenreiter in Europa war. Durchschnittliche Städte lagen da bei 15-20%.

ROTFL

Missverständnis - die 60% im Gesetz und in meinem Beitrag beziehen sich auf den gesamten „Umweltverbund“, also öffentlicher Verkehr + Radverkehr + Fußverkehr (= guter Verkehr im einfachen schwarz/weiß Weltbild :wink: ). Und man rechnet auch nicht mit Verkehrsleistung sondern mit Wegehäufigkeit. Der Gang zum Bäcker um die Ecke wird also statistisch gleich bewertet wie die Autofahrt quer durch die Republik. Die Zahlen sehen aus grüner Perspektive natürlich so etwas hübscher aus, als wenn man die vielen Personenkilometer ins Verhältnis setzen würde.

Ich frage mich gerade, wie man diese ‚Wegeleistung‘ auch nur halbwegs seriös erfassen könnte …

Anyway, die Personenkilometer sind die relevante Größe und da ist es schlichtweg unmöglich, den ÖPNV auch nur auf 40% zu verdoppeln. Folglich ist das o.g. Gesetz mal wieder eine reine Luftnummer!

Ehrlich gesagt ist es mir ziemlich egal, ob hier 60% oder 40% erreicht werden. Jede Verbesserung der Alternativen zum Auto wäre ein Fortschritt. Bessere Busverbindungen, ein lückenloses Radwegenetz und eine Stadtplanung, die nicht den Autoverkehr in den Mittelpunkt stellt.
Es gibt Einiges zu verbessern. Ich verstehe z.B. nicht, warum durch mein Dorf riesige Gelenkbusse fahren, die noch nicht mal beim Schülertransport einigermaßen ausgelastet sind. Den Rest des Tages fahren sie nahezu leer rum. Der Bus fährt 9-mal am Tag, der letzte um 17:30, wochenends und feiertags fährt er nur 3-mal. Es könnten doch außerhalb der Schulzeiten Kleinbusse (für 10 oder 15 Personen) eingesetzt werden, die dafür dann öfter fahren.
Die Radwege werden zwar fleißig ausgebaut, allerdings wurde in der Vergangenheit anscheinend gerne an den notwendigen Wurzelsperren gespart, sodass die Wege irgendwann so huckelig und löchrig waren, dass sie jetzt reihenweise neu gemacht werden müssen. Diesmal schlauerweise mit Wurzelsperre. Das Geld für die Sanierung hätte man sparen können.
Bahnstrecken wurden stillgelegt und nicht nur das, die gesamten Gleise und Gleisanlagen wurden abgebaut, verkauft, die Bahnhöfe wurden zu Wohnhäusern. Diese Strecken kann man jetzt also nicht einfach wieder reaktivieren.
Ich habe mich noch nicht genauer mit den Plänen zur Umsetzung des Gesetzes beschäftigt, aber ich bin wirklich gespannt, wie sich das entwickeln wird.
Immerhin wird mein Landkreis schon mal Versuchsregion für autonome Busse: Förderzusage für autonome Busse : In Potsdam-Mittelmark fahren Fahrgäste bald ohne Fahrer

Im Prinzip schon. Aber dazu bräuchte es mehr Fahrer. Und da liegt wohl der Engpass. ä

Ich kenne die Planung es örtlichen Busunternehmens nicht, aber ich vermute die Gelenkbusse werden nicht nur als Schulbusse eingesetzt, sondern auch für andere Zwecke. Dort sind sie dann evtl. ausgelastet. Separate, kleinere Busse anzuschaffen, wäre evtl. unwirtschaftlich.

Frag einfach mal nach und erzähl uns das Ergebnis?

Bei uns ist es übrigens genau andersrum. Da sind die großen Busse zu Schulbeginn und -ende voll und dazwischen weitgehend leer.