Ein Typ mit einem Messer tötet Menschen und die Politik kennt kein anderes Thema mehr?

Das Politiker sich immer sorgen, daß Sie nicht genug Wähler haben werden ist allseits bekannt. Doch aktuell scheint mir die Presse und die Politik total in Panik zu verfallen. Auf Grund eines - so muss ich es leider sagen - total nichtigen Anlasses! [1]

Schon der Krieg in der Ukraine ist tausend mal schlimmer, als so ein Terroranschlag! Und selbst dieser Krieg ist unbedeutend. Ich fasse es einfach nicht wie wenig unsere politischen und wirtschaftlichen Führungskräfte realisieren, in welche Lage wir Deutsche, wir Europäer und die gesamte Menschheit sind. Und wie wenig unsere freie Presse die Situation korrekt wiedergibt. [2]

Diesen Beitrag habe ich geschrieben nachdem ich dieses Video gesehen habe. Er ist deshalb vielleicht etwas emotionaler als sonst.

Es ist kein wörtliches Zitat aber:

Die letzten heißen Jahre werden uns in den kommenden Dekaden wie ein kühler Sommer erscheinen.


  1. Ja, es ist tragisch für die Toten, schwer verletzen und ihre Familien und traumatisch für alle die dabei waren. Ihnen gilt mein Mitgefühl. ↩︎

  2. Schuld daran ist auch die Erfindung des Internet, welche das Geschäftsmodell der Presse des letzten Jahrhunderts zerstört hat. Eine weitere Krise zu Unzeit ↩︎

1 „Gefällt mir“

Hier sind Menschen gestorben ohne, daß sie irgendeine Schuld daran haben.
Aber gilt das nicht für viel mehr Menschen jeden Tag auch? Ich will jetzt keine Zahlen ausrechnen, da ich das etwas makaber fände.
Ich denke dabei an einen Teil der Verkehrstoten, einen Teil der Krebstoten, einen Teil der Selbstmörder. Vielleicht fielen mir noch mehr Todesursachen ein.
Im Vergleich zu diesen Zahlen, wäre z.B. 1 Mensch, der pro Monat von einem muslimischen Asylbewerber erstochen wird zumindest mathematisch eine Nichtigkeit, wie @WitzelJo es formuliert hat.

1 „Gefällt mir“

Es ist vollkommen klar, daß es im persönlichem Umfeld große Bedeutung hat, wenn jemand stirbt. Noch dazu plötzlich und gewaltsam.

Aber von Menschen die für das Schicksal von mehr als 80 Millionen Menschen verantwortlich sind, erwarte ich mehr Perspektive. Das ist keine mathematische Einschätzung, sondern eine gesellschaftliche.

Hat schon mal jemand vorgeschlagen Autos zu verbieten, weil ein Kind überfahren wurde?

das ist formale, scheinlogische Prinzipienreiterei.
Jeder versteht den Unterschied zwischen einem vorsätzlichen Mord und einem Autounfall.
Du setzt das gleich, schaffst damit ein künstliches Problem und beschwerst Dich dran darüber.
Das bringt doch nix.

Die Vorstellung, dass in der U-Bahn oder im Bus jemand sitzt, der einen ohne Motiv und ohne Vorwarnung einfach absticht, ängstigt die Leute.
Wir haben alle gelernt, mit den Risiken des Strassenverkehrs zu leben.
Mit diesem Messerstecherrisiko ist es anders, das ist neu und schwer einzuschätzen oder zu beherrschen.
Deswegen ist es gerade wichtig für viele Menschen.
Ich erzähle Dir hier Banalitäten, die Du selber auch kennst, aber die Du um des Effektes willen ignorierst.

2 „Gefällt mir“

Naja, im Prinzip will ich darauf hinaus, daß wir vor den falschen Dingen Angst haben. Selbst wenn auf einem Straßenfest ein Terrorist jemanden tötet so ist das Risiko in Anbetracht der Zahl de Straßenfeste in Deutschland und der Zahl der Menschen auf einem Straßenfest äußerst gering.

Das Problem ist die Kombination unserer unökologischen Ängste.
Mit unserem Gefühl das man wenn was passiert auch was getan werden muss.
Mit Politikern die aus der begründeten Angst, daß ihre Partei weniger Stimmen erhält, dann auch irgendwas tun.

ja, das kann wohl sein.
Aber was willste machen, wenn die Mehrheit die „falsche“ Angst hat?
Man kann dem Wähler nicht verbieten, sich zu irren.
Auch das ist Demokratie.
Und ich bin auch nicht sicher, ob es eine falsche Angst ist.
Es ist immerhin eine Angst vor einer realen Gefahr, wenngleich die Eintrittswahrscheinlichkeit für den Einzelnen nicht groß ist.
Es ist objektiv nicht die wichtigste Angst, da hast Du recht.
Aber sie ist nicht frei erfunden, es ist keine Verschwörungstheorie.

Kleines Beispiel: ich habe einem Freund erzählt, dass wir zu einem der Adele-Konzerte in München gehen, 70.000 Leute usw usw.
Seine Reaktion: da würde er nicht hingehen, da hätte es Terrorwarnungen gegeben, da bestehe ein erhöhtes Risiko.
Da habe ich erstmal geschluckt und gegrübelt, ob das ein Hinderungsgrund für mich ist. Das verdirbt einem schon etwas die Laune und schränkt einen gefühlsmäßig ein.

1 „Gefällt mir“

Sollte die Repräsentative Demokratie nicht eigentlich vor solchen Stimmungen in der Bevölkerung bewahren in dem die klugen Volksvertreter im Parlament sitzen?

(rhetorischer Sarkasmus)

Ganz so extrem nicht, aber trotzdem eingesehen, dass sich etwas ändern muss:

Hat dann noch ein bisschen gedauert, allerdings…

Ich kenne so was schon auch - wenn ich die Angst übernehme, dann schränkt das ein - aber dann auch „zu recht“, denn das genau ist der - überlebenswichtige - Sinn der Angst, eine reale drohende Gefahr durch entsprechende Schutzmechanismen zu verringern.
Oder ich übernehme die Angst nicht - dann bin ich aber auch nicht eingeschränkt…
Der Trick hier ist die bewusste Überprüfung, ob das für mich stichhaltig ist. Gefangen bin ich nur, wenn ich verharre im diffusen Unbewussten…
Dann erkenne ich auch leider nicht

von denen @WitzelJo spricht, was wirklich sehr bedauerlich, ja, fast schon tragisch ist.

1 „Gefällt mir“

„Das Risikoparadox“ von Ortwin Renn sollte Pflichtlektüre sein. Aber: mit Rationalität gewinnt man keine Wahlen, verkauft man keine Zeitungen, bekommt man keine Klicks und keine hohen Einschaltquoten.

Und was folgt für Dich daraus - auch in den Populismus verfallen?

Nein, natürlich nicht. Für mich ist das nur eine mögliche Erklärung für die Aufgeregtheit, die stets nach solchen Ereignissen eintritt.

Die Frage ist allerdings, ob man als öffentliche Person (z.B. Kanzlerin, Ministerin, MdB, Journalistin etc.) mit einem Appell für „mehr Ruhe“ in solchen Situationen überhaupt Gehör findet oder nicht doch eher als "Terroristen-Versteherin" gebrandmarkt wird. Das muss man dann durchstehen

Die logische Situation ist nunmal vertrackt. Populist F.M. wirft Dir vor, dass Du irgendein Gesetz nicht scharf genug gemacht hast. Er muss nicht beweisen, dass das was gebracht hätte. Du kannst nicht beweisen, dass essen nichts gebracht hätte. Verschärfst du es jetzt, hast Du ihm recht gegeben und beim nächsten Vorfall wird das nächste Verschärfungsversäumnis angeprangert. Verschärfst du es nicht, legt man es Dir beim nächsten Vorfall wieder vor die Tür und Deine Erklärungsnot wird größer.

Ich bin mir daher ziemlich sicher, dass in rein taktischer Hinsicht „nicht-rechte Politiker*innen“ in solchen Situationen nicht gewinnen und höchstens weniger verlieren können.
Machst Du einen „harten“ Vorschlag, stößt Du Deine eigenen Leute vor den Kopf und gewinnst nichts bei den Rechten, im Gegenteil stärkst Du sie, weil sie das ja „schon immer gesagt“ haben. Hältst Du komplett die Klappe, heißt es „Tote in X-Hausen und X schweigt“. Gemahnst Du zu mehr Ruhe, bekommst Du von Springer, Merz, Weidl und von manchem ÖRR Contra, aber Du bleibst wenigstens authentisch/rational.

Das Schlimmste ist aber, wie auf dem Grab des Opfers Politik gemacht wird (was die Demagog*innen natürlich empört von sich weisen würden).

1 „Gefällt mir“

Hier ein wichtiges Update zum Thema. Das Überwachungspaket, welches die Gefahr durch Messer im öffentlichen Raum beheben soll ist fertig.
Und es ist wie immer ein Versuch unsere Freiheitsrechte weiter einzuschränken ohne das es wirklich gegen die vermeintliche Gefahr [1] hilft:

Aber es sind nicht nur Handwerker mit eventuell strafbaren Messern, denen Kontrollen zusetzen könnten. Es sind wir alle. Wer möchte schon seine privaten Handtascheninhalte durchforsten lassen, um sich Weinflaschen, Tampons, Sextoys, Bücher oder Unterwäsche von Polizist:innen befingern zu lassen. Niemand sollte sowas ohne Anlass erdulden müssen.

Es entsteht eine Welt, in der wir permanent Gefahr laufen, kontrolliert zu werden. Oder wie es die GFF sagt: Die Menschen „müssen stets davon ausgehen, jederzeit und überall innerhalb der oben genannten Orte anlasslos angehalten, befragt und durchsucht zu werden“.


  1. Wir erinnern uns: Ein Mensch, Ein Messer, Weis noch jemand die Anzahl der Toten? ↩︎

1 „Gefällt mir“

das ist mir relativ egal, die können mich so oft durchsuchen, wie sie wollen.
Wenn man so eine Regelung scheut, kann ich das trotzdem zT nachvollziehen.
Aber wo soll denn der Staat ansetzen, um die „Typen mit dem Messer“ daran zu hindern, aus politischen oder religiösen Gründen beliebige Menschen anzugreifen?
Abweisung an der Grenze? geht nicht
Kontrolle im Inland? Unzulässig
Abschiebung? unmöglich.
Was ist denn möglich und zulässig?
Beten?

Ich hielte die Überwachung des Digitalen Raums für effektiver. Es wäre für KI-System kein Problem, in den Sozialen Medien Gefährder zu identifizieren, die man dann noch intensiver überwachen könnte. Damit könnten nicht nur Messerattacken rechtzeitig erkannt werden. Momentan sind wir dafür noch auf befreundete Geheimdienste angewiesen .

Mein Überzeugung: Gar nix. Das rangiert bei den Todesursachen so unter ferner liefen, daß es vollkommen bedeutungslos ist. Siehe Känguru.

Wenn wir das als Gesellschaft so wie Tote durch Autounfälle behandeln, würde dieser sog. Terror niemanden mehr terrorisieren. So unter Vermischtes in der Art: „Im letzten Monat gab es 45 Tote und 127 Verletzte durch Autounfälle und 2 Verletzte durch sog. Terrortaten.“

1 „Gefällt mir“

Hier ein neuer Artikel in der TAZ zu diesem Thema und dem Vergleich mit Autounfällen:

Eigentlich müssten wir jetzt alle Autofahrer abschieben. (Sarkasmus)

1 „Gefällt mir“

Aber nicht doch. Das wäre gegen unsere Verfassung!

Autoverbot auf öffentlichen Straßen! (Scherz oder nicht?)

Ich hoffe wirklich sehr auf selbstfahrende Autos. Die werden sich wenigstens an die Verkehrsregeln halten. Wir schweifen ab.

1 „Gefällt mir“