ich kann das alles nicht abschließend beurteilen, aber wenn ich es so durchlese klingt es von den Zahlen und Mechanismen her plausibel.
Und Fell ist jemand, der sich auskennt, ich glaube, der hat das Zeug, sowas zu durchdenken.
Mir wird nur mulmig, wenn ich die Vielzahl von Maßnahmen lese, die innerhalb kurzer Zeit umgesetzt werden sollen.
Insb. die Energieversorger und Netzbetreiber müssten ihre Systeme umkrempeln und der Gesetzgeber müsste das Energierecht an tausend Stellen ändern.
Ich sehe in der Praxis, dass die Netzbetreiber jetzt schon nicht mehr fähig sind, ihre Systeme gesetzeskonform und fristgerecht zu betreiben (Stichwort redispatch 2.0). Wenn wir denen morgen dieses Konzept geben und sagen „macht mal“, laufen die schreiend davon.
Und die Behörden würden ähnlich reagieren.
Das ist eben das Unglück, dass wir an vielen Stellen große Defizite haben, so dass wir nicht in der Lage sind, auch nur ein Problem schnell zu lösen.
Ich vermute daher, dass man alle zeitlichen Angaben bei dem Plan um 5-10-15 Jahre nach hinten schieben muss.
Mal ein Beispiel:
S. 33 f.:
Flächenverfügbarkeit - Jede Kommune weist in der Flächennutzungsplanung mindestens die Fläche für Erzeugung und Speicherung von EE-Strom aus, mit der der Anteil der Kommune am aktuellen nationalen Strombedarf auf einer pro Kopf-Basis erzeugbar ist. Eine Kommune kann weniger Fläche ausweisen, wenn eine andere Kommune im Umkreis von 100 km für sie entsprechend mehr ausgewiesen hat.
Auf diesen Flächen ist der Bau von Anlagen zur Erzeugung und Speicherung von erneuerbarem Strom (z.B. Wind und PV, Rückverstromung grüner H2, Biogas, Geothermie) sowie erneuerbarer Kraftstoffe (Biogas, grünem H2, eFuels) privilegiert, im überrgenden öffentlichen Interesse und zulässig. Solange die o.a. Fläche nicht ausgewiesen ist, sind diese Anlagen im gesamten Gemeindegebiet zulässig und privilegiert, wo dem nicht andere Gesetze zwingend entgegenstehen.
Als Anreiz dazu erhalten Kommunen 1,0 Cent je kWh erneuerbarem Primärstrom, der auf ihrem Gebiet erzeugt wird105. Dies wird über den Strompreis refinanziert und hilft den Kommunen, einen guten Teil ihrer Haushaltsverluste aus dem zurückgehenden Gasgeschäft zu kompensierenGenehmigung - Genehmigung und Netzanschluss dieser Anlagen wird vor denen anderer Anlagen priorisiert, außer bei Schaffung neuen Wohnraums und bei Gefahr im Verzug. Die Genehmigungsdauer wird durch Typengenehmigungen, Musteranträge und Mustergenehmigungen sowie Priorisierung in der Antragsbearbeitung auf 1 Jahr bei Windanlagen und 6 Monaten bei PV-Anlagen gesenkt. Repowering am selben Standort ist immer zulässig und die Höhe von Wind-Anlagen wird dabei nicht durch Abstandsregeln begrenzt.
Alleine in diesen beiden Absätzen steckt ein gesetzgeberischer und organisatorischer Vorlauf von geschätzt 3-5 Jahren, bis das so läuft wie beschrieben (wenn es überhaupt gelingt).
Und das Papier ist logischerweise voll von Anforderungen von dieser Sorte
Lachen musste ich auf S. 31:
"Zeitliche Spreizung Stromtarife - Um Residuallasten und deren teure Abdeckung mit steuerbarer Kapazität zu minimieren, werden die Stromtarife zeitabhängig entsprechend der jeweils aktuellen Residuallast um die Kosten steuerbarer Kapazität gespreizt (+/- 3 Cent/kWh). Dazu werden umgehend und flächendeckend SmartMeter installiert.
Die Idee ist ja gut, das Thema hatten wir hier auch schon.
Aber an der „umgehenden“ Installation der Smartmeter plant und arbeitet das ganze System m.W. auch schon Jahre, und es klemmt ziemlich.
Aber immerhin bedeutet das auch, dass wir hier nicht bei Null anfangen würden, sondern mittendrin sind.
Nur die Flockigkeit, mit der „umgehende und flächendeckende“ Installation befohlen wird, fand ich amüsant.
Also, guter Plan, aber wundert Euch nicht, wenn er nicht (oder mit 20 Jahren Verspätung) umgesetzt wird. Das muss nicht mal fehlender Wille sein, sondern objektive Unmöglichkeit.
Solche Konzepte sind für mich ein Argument dafür, dass die Grünen an der nächsten Regierung beteiligt sein müssen.
Wenn wir das nicht pushen, tut es keiner.
Leider auch noch zum Thema fehlender Wille: