Ich verstehe die Halter eines Tesla einfach nicht

das stimmt.
Unternehmensbewertung ist aber generell eine unsichere Sache.
Es gibt alle möglichen Methoden, wie man das machen kann, und am Ende hängt es immer an den Erwartungen und Einschätzungen eines potentiellen Käufers.
Ich habe das vor 2 Jahren aus privaten Gründen mal durchgespielt, auch mit Hilfe eines Wirtschaftsprüfers, man landet bei irgendwelchen „multiples“ (6 x EBIT oder sowas), die aber immer als Spannbreite angegeben werden (3-9 x EBIT), und welche Zahl man dann nimmt, ist jedem selber überlassen.
Insofern ist die Börse auch nicht ungenauer als alle anderen Bewertungsmechanismen.

In Durchschnitt nicht (Crowd-Wisdom), in ihren Schwankungen (Hypes und Crashes) schon.

Dafür gibt es den Buchwert und das Kurs-Buchwert-Verhältnis.

Der Buchwert beschreibt eigentlich nur das Eigenkapital. Er berücksichtigt nicht die immer wichtigeren immateriellen Werte (Know How, Markenwert usw.).

Es gibt daneben z.B. auch noch den Ertragswert.

Hinter all diesen Zahlen steckt aber immer die Fiktion, dass der Wert einer Sache eine monetarische Größe sei.

1 „Gefällt mir“

Bei Produkten, für die erste eine „Recherche“ nötig ist, gebe ich dir Recht. Aber bei aktuellen Skandalen, die durch die Medien aufbereitet werden, erfährt man davon. Ich habe nicht verstanden (das stimmt nicht, ich verstehe natürlich, wieso sie es doch tun…), wieso so viele Menschen VW und andere Fahrzeuge gekauft haben, nachdem die Dimensionen des Abgasskandals bekannt wurden. Die schlimmen Arbeitsbedingungen bei Amazon oder in deutschen Großschlachtbetrieben sind bekannt und medial gut dokumentiert. Ich kann einfach ein Auto einer anderen Marke kaufen, statt Fleisch vom Großschlachter auf solches regionaler Kleinbetriebe (beim Metzger fragen, wo er schlachten lässt, auch wenn das keine Garantie für bessere Arbeitsbedingungen dort ist). Ich bestelle seit den damaligen Vorwürfen nichts mehr bei Amazon und musste auf nichts verzichten, da es genügend andere Online-Händler gibt. Ich habe wenn überhaupt minimale Nachteile dadurch in Kauf genommen.
Ist es verwerflicher, einen Tesla zu kaufen als ein Produkt aus China, einem Billiglohnland oder einer Diktatur? Ich würde versuchen, dies alles zu vermeiden (einschließlich Tesla), aber es ist unterschiedlich schwierig und einschränkend. Ich gebe dir Recht: Beim Tesla ist es sehr einfach: Nur EINE andere Kaufentscheidung mit EINEM großen Umsatzvolumen. Das würde sehr für den Tesla-Verzicht sprechen.

Kennst Du deren Arbeitsbedingungen?

Finde mal den Metzger beim Discounter. Und die Schlachbedingungen bei anderen Schlachetreien kennen wir auch nicht wirklich.

VW hat dafür Strafen bezahlt, gegen einige Manager gab es Gerichtsverfahren, damit ist es dann aber auch gut. Und sie bauen verdammt gute Autos im Konzern.

Es ist in unsere arbeitsteiligen, globalisierten Wirtschaft schwierig die Lieferketten zu kennen. Deswegen auch das Gesetz mit all seinen Bürokratieproblemen.

Tesla würde ich mir zur Zeit wegen Musk auch nicht kaufen, da würde ich nur noch mit Widerwillen einsteigen.

Nein. Aber wenn ich zwei zur Wahl habe, und bei einem herrscht Gewissheit, über die schlechten Arbeitsbedingungen, bei einem anderen bestenfalls ein Verdacht, dann besteht statistisch immerhin eine Chance, dass beim unbekannte Händler ordentliche Arbeitsbedingungen herrschen.

Ich höre dieses Argument in Varianten immer wieder im Zusammenhang, wenn es um verantwortungsbewussten Einkauf geht. Z.B. so: „Ich kaufe aus Biolandbau, das schont die Böden/Umwelt“ Aw.: „Aber kürzlich gab es eine Doku die gezeigt hat, dass etliche Bio-Bauern bescheißen und gegen die Bio-Regeln verstoßen“. Das mag sein, aber bei der konventionellen LWS habe ich eine 80% Wahrscheinlichkeit auf Boden-/Umweltschädigung, bei Bio-Landwirtschaft vielleicht nur 20% (oder eine andere Zahl).

1 „Gefällt mir“

Und weil wir es nicht wissen, ist es eigentlich auch völlig egal, wo wir was kaufen? Wenn ich nur den Discounter habe kann ich wenigstens Bio kaufen. Das Fleisch wird womöglich in der gleichen Schlachterei zerlegt worden, aber wenigstens ist ein anderer Aspekt vorteilhaft - wenn auch nicht in jedem Fall garantiert.

1 „Gefällt mir“

Du hältst den Abgasskandal für ausreichend aufgearbeitet? Den Fehler von Einzenen, die dafür „bezahlt“ haben?
Dann lies dir diesen Artikel von vorn bis hinten durch:

Wenn ich mich so hochgradig naiv, unwissend, betrügerisch als Privatperson verhalten hätte, ich wage nicht mir vorzustellen, was mir als Strafe drohen würde. Es geht hier um eine gezielte (Firmen-)Politik. Nicht nur als verurteilter Ladendieb oder wiederholter Schwarzfahrer muss man sich tatsächlich fragen, ob unser Rechtssystem Wirtschaftskriminalität nicht ganz bewusst verharmlost und dadurch sogar begünstigt. Ich denke nur an den Cum-Ex-Skandal. Unser bescheidener Beitrag könnte darin bestehen, keine Fahrzeuge der betroffenen Unternehmen zu kaufen. Und: Braucht es immer ein „verdammt gutes“ Auto oder würde einfach nur ein „sehr gutes“ reichen, um den vorgesehene Zweck zu erfüllen?

Wenn es dein Budget hergibt.

Wann wäre er für dich ausreichend aufgearbeitet? Oder was fehlt an Aufarbeitung (ernstgemeinte Frage).

Auch der Konzern als ganzes hat dafür bezahlt. Und es ist doch gut, wenn die schuldigen Personen dafür zu Rechenschaft gezogen werden, soweit es der Justiz möglich ist. Dass da einige nicht erwischt wurden, kann durchaus sein.

Das sehe ich auch so. Soll ich deswegen keinen VW kaufen oder mein Postbankkonto kündigen?

Wieso nicht?

auch wieder eine gute Frage.
Mir widerstrebt es, mein (Konsum)verhalten nach meiner mehr oder weniger zufälligen Kenntnis von den Verfehlungen der Hersteller auszurichten.
Tesla und Musk: klarer Fall, weil Musk eine geradezu globale Gefahr darstellt.
VW? nicht so klar für mich. Es geht nur um Geld, und VW hat teuer dafür bezahlt.

Und wo hört das auf?
Darf ich mit dem Taxi fahren, dessen Fahrer die AfD wählt?
Oder ein strenggläubiger Muslim ist, der seine Töchter zuhause einsperrt? Miete ich eine Wohnung bei einem Immobilienkonzern, der für seine überhöhten Mieten bekannt ist?
Fahre ich mit meinem Freund noch in Urlaub, wenn der seine Frau betrügt?
Muss ich meinen Sohn verstoßen und enterben, wenn er Steuern hinterzieht?

Muss und kann und will ich wirklich die ganze Welt in moralische Kategorien einteilen und sie für ihre Verfehlungen „bestrafen“?
Wobei ich in den meisten Fällen einfach nur nicht weiß, was die Leute so alles treiben, so dass meine Einteilung nie gerecht sein wird, sondern eher zufällig.

Wie lange muss VW büßen, bis ich denen wieder ein Auto abkaufe?
1 Jahr? 5? 10? ewig?
Können sich die Leute nicht auch bessern? Wer hat eine 2. Chance verdient?

Ist es nicht ein bißchen selbstgerecht, wenn man so urteilt, ohne den jeweiligen Fall im Detail zu kennen?
Bin ich so fehlerfrei, dass mir eine moralische Bewertung in jedem Fall zusteht?
Und, ganz praktisch: ist das Leben nicht furchtbar mühsam, wenn man immer erst die Moral abklopfen muss, bevor man etwas kauft oder eine Dienstleistung in Anspruch nimmt ? :slight_smile:

1 „Gefällt mir“

Weil das an unserem Rechtssystem nichts ändern würde.

1 „Gefällt mir“

Es würde ja schon Vieles besser (Dinge, Zusammenhänge und Menschen), wenn sich nur jede:r solche Gedanken um sein Konsumverhalten machen würde und dann seinen Möglichkeiten entsprechend handelt.
Meistens ist es eben einfach nur Gedankenlosigkeit und nicht eine bewusste Entscheidung für ein vermeintlich gutes Produkt.

Ich habe hier fussläufig einen Biohof. Dort gibt es Eier und Hühnerfleisch aus eigener Schlachtung. Die männlichen Küken dürfen ebenfalls ein Freilandleben führen. Auch Rinder und seit zwei Jahren Schweine, leben ganzjährig auf der Weide und im Offenstall. Finde ich gut.
Aber uns ist es definitiv zu teuer und so holen wir unsere paar Eier zum Kochen und Backen in bioqualität beim Discounter, ebenso unsere 500 g Hack 1x mtl. Stattdessen habe ich meinen Fleischkonsum in den letzten fünf Jahren um 80% reduziert.
Ich nutze Duschbrocken und benötige so keine Plastikflaschen für Duschgel und Shampoo und einige andere Dinge mehr wurden umgestellt bei mir.

Mit dem Tesla ist es ebenso. Bei ähnlicher Qualität, Preis und Ausstattung kann ich auf andere Marken ausweichen. In meinem Fall stimmten aber alle drei Punkte nicht und so war Tesla sofort raus.
Hätten die aber mit 60 statt 40 % Nachlass gelockt, wie bspw. Cupra, wäre es für mich akzeptabel gewesen und ich hätte heute ebenso Teslascham.

Lange Rede: Bisschen mehr Hirn einschalten und dann bewusst für oder gegen einen Kauf entscheiden. Dann aber auch dazu stehen.

Aus meiner Sicht ist das nur dann selbstgerecht, wenn ich davon überzugt bin, meine Entscheidung sei „alternativlos“.

Jede Entscheidung (auch die für oder gegen einen Tesla), muss irgendwie getroffen werden - dazu zieht jeder von uns (hoffentlich bewust) bestimmte Auswahlkriterien heran (die selbstredend einer gewissen Willkür unterliegen) .

Es geht für mich dabei nicht darum, zu entscheiden, welche Kriterien die „richtigeren“ sind und welche kontextorientierte Betachtung die „richtigere“ sein muss - ich akzeptiere die Feherhaftigkeit jedweder Entscheidung.

Aber wirklich schwierig ist doch, wenn ein „diffuses Bauchgefühl“ diese Entscheidung unbewusst trifft!
Und noch schwieriger ist es, wenn Menschen die Folgen ihrer Entscheidung/en) nicht tragen wollen - natürlich kann man auch mal Entscheidungen treffen, die auf falschen Annahmen beruhten - das ist dan eben fehlbares Pech - aber es bleibt eine getroffene Entscheidung, aus deren Folgeverantwortung man nicht auskommt.
Ich verstehe jeden, der mir die Hintergründe für seine Tesla- (odr auch AFD-)Entscheidung begründet (auch wenn ich pers. nach meinen Kriterien die Entscheidugn ganz anders getroffen hätte) - wofür ich kein Verständnis mehr habe ist, wenn die Folgen plötzlich nichts mehr mit dem Entscheidungsträger mehr zu tun haben soll („ich hab doch von nichts gewusst“, oder " das war nicht absehbar")
Das mag stimmen - aber trotzdem wurde es nun mal entschieden - und damit ist der Entscheidungsträger auch in der Verantwortung, die Folgen (mit-)zutragen.

Selbsgerecht ist, mit der einen Hand die Schuld zu verteilen und sich mit der anderen Hand selbst die Absolution zu erteilen. Das ist keine Frage der Fehlerfreiheit, sondern wieder mal des Messen mit 2erlei Maß.

1 „Gefällt mir“

???

Weil du das Geld lieber für ein Auto in der Preisklasse eines Tesla ausgegeben hast???

Nein und ja.

Ich könnte natürlich statt 160 k€ für Autos auch nur 80 k€ für Autos ausgeben. Einen „Preis“ zahle ich dann an anderer Stelle. Es wären keine E-Autos, ich müsste alle Wagen mehrmals täglich im Winter frei kratzen, Service wäre umständlicher, …
In meinem früheren Leben hatte ich immer grosse Autos und bin diese auch sportlich ausgefahren. Als Aussendienstler bin ich zu Spitzenzeiten 10.000 km im Monat (!) gefahren.
Ich hatte keine Couchlandschaft und keinen Flatsreen, weil mein Leben im Auto statt im Wohnzimmer stattfand. Da verschieben sich Prioritäten und Ansprüche.
Heute sind die Wagen kleiner und halt elektrisch.
Am liebsten wäre mir, gar keine Auto zu besitzen. Funzt aber leider nicht, wenn man auf dem Land lebt.

Das ist doch das was ich meine. Es ist immer ein Abwägen. Ich muss nun mal konsumieren für Nahrung, Mobilität, Freizeit, Kleidung, etc.
Ich lasse mir in Bielefeld aus nachhaltigen Materialien fair meine Jeans schneidern. Die erste ist nun dreieinhalb Jahre alt und ich trage sie fast täglich. Ich esse kein Nutella mehr und bin Fleischvermeider - nicht -verweigerer. Ich schaue, dass ich möglichst regional kaufe, aber auch das funzt sehr oft nicht und lande so bei Amazon.
Ich hasse es, dort zu ordern, kann/will es mir aber nicht leisten, für eine Rolle speziellem Klebeband einen halben Tag Urlaub zu investieren, 80 km mit dem Auto alle umliegenden Händler abzufahren und dann doch nur eine schlechtere Alternative zu bekommen.
Ich bin mir jedoch bewusst, dass Amazon ein Drecksladen ist und überlege bei jedem (!) Kauf, ob es Alternativen gibt.

Mit den Eiern ist es ebenso.

Überdenk das bitte noch mal.
Wenn du so einen vorbildlichen Landwirt in fußläufiger Umgebung hast, unterstütze ihn, damit er so weiter machen kann.

Wollen wir jetzt hier wirklich die Eierkäufe diskutieren?

Mir geht es darum, dass man bei den Leuten einkauft, von denen man weiß, dass sie nach den eigenen Wertvorstellungen produzieren, wenn das sogar noch einfach geht und man sich das sogar leisten kann.

Also nicht die anderen bewusst boykottieren, sondern einfach eine Positivauswahl treffen.