Interview mit einem Mitglied der "Letzen Generation"

Klima
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Für alle, die meinen die Aktionen der letzten Generation seien „kontraproduktiv“:

Ich erwarte von den Menschen draußen, dass sie anfangen, sich mit den Fakten zu beschäftigen. Sie müssen wirklich mal den Fakt an sich heranlassen, dass es zu spät ist und das 1,5-Grad-Ziel wirklich tot ist.

Wenn wir weitermachen wie bisher, wird meine Generation noch erleben, wie Bangladesch von der Erdkarte durch den Meeresspiegelanstieg verschwunden sein wird. Genauso wie Florida.

Hut ab und tiefe Verbeugung für diesen Mann.
Jörg Witzel

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Mit „Letzte Generation“ ist nach meinem Verständnis die letzte Generation gemeint, die noch etwas ändern kann, also auch er und auch wir.
Alle, die noch 6 Jahre und 6 Monate Lebenserwartung haben oder einen Teil davon.
Deshalb gehört er nicht zur vorletzten Generation, die ist schon tot oder dement.

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Verzeih mir die Frage: Aber ist die Semantik des Begriffs „Letzte Generation“ der einzige Punkt, der Dir zu diesem Thema einfällt?

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Nein, ich hatte in dem anderen Forum auch schon was dazu geschrieben.
Ich kopiere das mal hier rüber:

Einerseits ja, andererseits nein.

Dieser Satz ist Quatsch:
„Ich bin 48 Jahre alt und sitze in diesem Gefängnis, seit 15 Tagen. Warum? Weil ich als Umweltschutzingenieur zu viel weiß.“

Er erläutert später im Text, dass er dort vorbeugend sitzt, weil er von einer geplanten Aktion abgehalten werden soll.

Ich finde es glaubwürdiger, die Dinge so zu benennen, wie sie sind.

Als Umweltschutzingenieur kann er mehr bewegen als im Knast Liegestütze zu machen.
Wir sollten mal den Kontakt zu ihm aufnehemen, wenn er wieder draußen ist.

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Ich bin der Meinung, dass die Aktionen von „Letzte Generation“ dem Klimaschutz per Saldo schaden.

Der Zweck heiligt nicht die Mittel. Darauf haben wir uns in der Demokratie eigentlich geeinigt. Und Straftaten wie Nötigung sind keine Bagatellen wie der Hausfriedensbruch, den Greenpeace bei seinen Aktionen regelmäßig begeht.

Ich warte jetzt darauf, dass mir jemand sagt:
„Ach, Du bist bei den Grünen, den Klimaschützern!? Klebst Du Dich auch manchmal an die Hauptstraße?“

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das widerspricht sich nicht.
Natürlich hat er recht mit seinem Wunsch.
und trotzdem halte ich die Aktionen bestenfalls für erfolglos, eher aber für schädlich.
Aber ehrlich gesagt ist das alles ziemlich egal.
Ob sich da 10 oder 100 Leute festkleben, wird keinen Unterschied machen.

Mir ist das bei dem Transthema schon eingefallen:
wir reden immer über erwünschte Verhaltensänderungen der Menschheit und tun dabei so, als wäre jeder Mensch ein unbeschriebenes Blatt und völlig neu programmier- und formbar.
Ich bin bekanntlich kein Fachmann dafür, aber ich bin ziemlich sicher, dass der homo sapiens durch Tausende Jahre an Evolutionsgeschichte so codiert und geprägt ist, dass er an entscheidenden Stellen nicht anders kann, egal was richtig oder wünschenswert wäre, und auch egal, was dabei rauskommt.

Vorsorge gegen Gefahren, die erst in Jahrzehnten bedrohlich werden, überfordert den Menschen, jedenfalls dann, wenn er dafür gravierende Einschränkungen in der Gegenwart hinnehmen müsste. Die Menschheit geht eher zugrunde, als ihren heutigen Lebensstil zu beenden, bzw. korrekter: sie geht in vollem Bewusstsein der Situation das Risiko ein, dass sich in den nächsten 20-40 Jahren keine Lösung für das Klimaproblem findet und dann alles den Bach runter geht.
Das kann man dumm, ignorant, fahrlässig, unverantwortlich usw usw finden, aber es ist die einzige Schlussfolgerung, die man aus dem Verhalten der Menschheit ziehen kann.

Diese Vorprägungen sind m.E. zB auch der Grund, warum diese ganzen Geschlechterthemen immer so eskalieren. Die Aufteilung der Welt in Männer und Frauen und die (auch biologisch bedingte) Arbeitsteilung zwischen Mann und Frau ist seit XX Tausend Jahren die Grundlage für das Überleben der Art, und deswegen erzeugt jede grundsätzl. Änderung an diesen uralten Zuständen und Gewissheiten so einen Widerstand. Auch das kann man dumm, rückständig usw finden, aber als Tatsache muss man es zur Kenntnis nehmen, nur dann kommen wir weiter bei diesen Themen.

Wenn ich mit diesen Überlegungen halbwegs richtig liege, gibt es keine realistische Möglichkeit mehr, eine Klimakatastrophe zu vermeiden. Nur ihr Ausmaß lässt sich noch beeinflussen, keine Ahnung in welchen Größenordnungen und mit welchen Folgen.
Und die Vorsorge gegen die Folgen der Erwärmung sollte dringend verstärkt werden (ich halte das für mittlerweile für wichtiger als vermeintliche Vermeidungsstrategien, die ohnehin nicht funktionieren werden).

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Manchmal ist das auch Altersstarrsinn, und die Prägung hat in der Kindheit stattgefunden.

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Da muss ich ausnahmsweise mal die Menschheit in Schutz nehmen. Obiges trifft nur auf die Industrieländer und selbst dort nur auf einen eher kleinen Teil zu.

Wenn man in der dritten Welt nicht weiß, wo man die nächste Mahlzeit herbekommt, geht einem der Klimaschutz ziemlich am Ärmel vorbei.

Ich bin noch nicht bereit, das zu akzeptieren.

Selbstverständlich sind da viele technische und logistische Hürden. Aber wenn ich mir die zahlreichen künstlichen Hürden allein in D so anschaue (WEA Genehmigung 7 Jahre), die sich theoretisch im Handstreich beseitigen ließen, habe ich noch Hoffnung.

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Ich finde für die Anzahl von Personen die sich in der letzten Generation engagieren ist diese Protestform hoch effektiv. Eine normale friedliche Demo ist doch am nächsten Tag schon Schnee von gestern.

Je stärker der Staat gegen diese Störungen des NORMALEN vorgeht, desto mehr Sympathien wird diese Protestform bekommen. Die Spenden für die Strafgelder fließen jedenfalls schon mal reichlich.

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Wurde deine Sicht auf alte Menschen auch in der Kindheit geprägt?
Zitate von dir: wer noch nicht tot ist, ist dement oder wie hier zu lesen, Starrsinnig.

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Ich finde die von Ihm gewählte Verkürzung durchaus passend. Im Gegensatz zu den Lügen, die unsere Politiker verbreiten, ist Ihm aufgrund seines Berufes klar, das wir auf den Untergang zusteuern.

Und gerade weil es sich nicht um einen Protest für mehr Subventionen (z.B. durch Bauern oder LKW-Fahrer) handelt, muss eine solche vollkommen berechtigte Störung der „normalen Ordnung der Dinge“ strickt unterbunden werden.

Wenn du schon eine Alternative Formulierung wünschst: Hier wird die Verfassung der Bundesrepublik Deutschland durch die bayrische Polizei gebrochen, im dem das sowieso äußert fragwürdige Polizeiaufgabengesetz von Bayern gegen Ordnungswidrigkeiten angewendet wird.

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Wir alle werden in unserer Kindheit geprägt. Einige entwickeln sich dann noch weiter, andere nicht.

Das ist wohl eher ein Zitat von dir.

Was ich geschrieben hatte war, dass alle, die jetzt noch nicht tot oder dement sind, in den nächsten 6 Jahren und 6 Monaten noch etwas gegen den Klimawandel tun können, zumindest ein bisschen.
Bei denen, die starrsinnig sind, ist es natürlich etwas schwieriger als bei denen, die sich eine gewisse Flexibilität erhalten haben.
Eine Ausrede, dass der Mensch aus Gründen der Evolution nicht anders kann, lasse ich nicht gelten, denn eigentlich zeichnet sich gerade der Mensch durch einen im Vergleich zu den Tieren verhältnismäßig großen Gehirnbereich aus, in dem bei der Geburt noch nicht viel abgespeichert ist, und in dem die erlernten Verhaltensweisen ihren Platz haben.

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Die Lügen, die unsere Politiker verbreiten, sind für mich kein Maßstab.

Ihm kann auch nicht aufgrund seines Berufes klar sein, dass wir auf den Untergang zusteuern, wenn wir nicht aufpassen, sondern eher durch das, was er in der Schule oder in der außerschulischen Umweltbildung bzw. Bildung für nachhaltige Entwicklung gelernt hat.
In seinem Beruf hat er lernt eher gelernt, wie man umweltfreundliche Technologien entwickelt und anwendet.

Ja, diese Formulierung gefällt mir besser. Ist es tatsächlich die Polizei oder die Justiz?

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Nö! :point_down:

„Alle, die noch 6 Jahre und 6 Monate Lebenserwartung haben oder einen Teil davon.
Deshalb gehört er nicht zur vorletzten Generation, die ist schon tot oder dement“

Ist nicht weiter schlimm, wir vergessen doch alle mal was.

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Hier noch mal das komplette Zitat, du hattest leider den ersten Teil vergessen…

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Das macht den letzten Abschnitt doch nicht besser.

Du behauptest doch, wer von der vorletzten Generation noch lebt, ist dement.
Ich finde diese Aussage recht anmaßend.
Wahrscheinlich hast du es so nicht gemeint?

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nein, ich behaupte, wer dement ist, kann nicht mehr aktiv etwas gegen den Klimawandel tun. Deshalb gehört er/sie nach der Definition „Die letzte Generation, die noch etwas tun kann“
zur „vorletzten Generation“ (ohne Bewertung).

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Da bin ich bei dir.
Aber deine Formulierung gab schon Raum für andere Interpretationen.

Gut, jetzt ist es ja geklärt.

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gut, dann ist es bei 5 % der Weltbevölkerung in Gottes Namen Altersstarrsinn.
Aber das ändert nichts an der Grundaussage über die evolutionsgeschichtliche Vorprägung des Menschen.
Oder willst Du sagen, dass die Unfähigkeit der Menschheit, den Klimawandel zu bekämpfen auf kollektivem Altersstarrsinn beruht?

Ich finde die Vorstellung, dass es solche genetisch-biologisch programmierten Muster und Reaktionsmechanismen (wie von mir beschrieben) nicht gibt, eher naiv und … sagen wir „fernliegend.“

Klar, aber das bestätigt doch meine Grundaussage, dass die Menschheit nicht anders kann.
Die Dritte Welt hat dann eben noch zusätzl. (oder andere) Gründe dafür, dass sie nichts beiträgt. Zudem wollen die Inder halt auch alle zwei Autos und unseren sonstigen Luxus, die Chinesen sowieso, und die Afrikaner würden auch nicht Nein sagen. Das ist alles verständlich und ob wir das kritisieren, sollten wir uns gut überlegen, aber es führt eben zu dem beschriebenen Ergebnis: die Klimakatastrophe ist unvermeidbar.

Eine grüne Urtugend: wenn mir ein Sachverhalt nicht gefällt, leugne ich ihn halt. :grinning:
Ob Du das „gelten lässt“ ist nicht entscheidend. Entscheidend ist, ob es richtig ist.
Wenn meine These (es ist keine „Ausrede“) nicht richtig ist, warum scheitert die Menschheit denn Deiner Auffassung nach bei der Vermeidung/Bekämpfung der Erderwärmung?
Wegen Altersstarrsinn :slight_smile: ?

Woher weisst Du, was dieser Mensch in seinem Beruf gelernt hat.
Kennst Du den persönlich?

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Nicht nur, aber auch. Einen gewissen Starrsinn erkenne ich, und der geht bei Vielen schon relativ früh los.

Auch beim Menschen gibt es natürlich genetisch-biologisch programmierte Muster, aber es gibt, wie bereits erwähnt, auch viel Platz im Gehirn für das Erlernen von Verhalten.

Ich habe das nicht als Grüne, sondern als Biologin geschrieben, und du kannst mir glauben, dass ich mich mit dem Thema eingehend auseinandergesetzt habe.