Nein, wenn man das wirklich will, muss man auch den Verkehrsbetrieben höhere Zuschüsse geben. Sie hatten ja in den 3 Monaten nur mehr Fahrgäste, ohne mehr Einnahmen zu generieren. Also keinen Grund, z.B mehr Busse einzusetzen.
Egal wieviele Zuschüsse wir geben, egal wieviele Busse und Bahnen fahren, egal wie viele neue Linien wir einrichten … der private PKW wird in entscheidenden Aspekten (siehe oben) die Nase vorn haben und wer es sich leisten kann fährt weiter Auto. Erst wenn Öffis einen Mehrwert bieten, den das Auto nicht bieten kann, kann sich dieses Verhältnis ändern.
Auch heute nutzen Zeitkarteninhaber für viele Fahrten lieber das Auto als die Öffis, obwohl letzteres für sie überhaupt nichts mehr kosten würde (siehe https://discourse.netzbegruenung.de/t/bdk-aenderungsantrag-zur-finanzierung-des-oepnv/37281/48). Warum tun sie das? Weil es Bedürfnisse gibt, die über den reinen Personentransport hinausgehen und die der ÖPNV nicht befriedigen kann.
Die müsste man erfragen und eine Lösung dafür finden, wenn möglich.
Was mir spontan einfällt, ist die geringere Ansteckungsgefahr, die für mich persönlich nicht so wichtig ist.
Nervige Mitreisende schrecken mich eher ab,
…und dann noch eine Sache, die vielleicht nicht so viele Leute interessiert, vielleicht aber doch?
Wenn ich z.B. in einem Nationalpark bin, und es ist schlechtes Wetter aber weit und breit kein Restaurant, kann ich im Auto auf dem Parkplatz meine warme Suppe aus dem Henkelmann essen.
Ja, die Welt ändert sich und damit auch die Bedürfnisse der Menschen. Allein: Die Änderungen die Du nennst haben sich über Jahrzehnte hinweg entwickelt, und zwar in erster Linie durch geänderte Präferenzen der Konsumenten und technischen Fortschritt, getrieben durch Angebot, Nachfrage und Neugierde. Die Treiber waren nicht politische Vorgaben, und es passierte auch nicht zielgerichtet, nicht an einem gesamtpolitischen Ziel orientiert.
Ich bin skeptisch, ob dies kurzfristig zu einer Lösung der Klimakrise oder auch nur des klimabelastenden Personenverkehrs führt.
Doch, schon, die Vorgaben der Autoindustrie.
Ich habe mich sehr schwer getan, mir ein Auto anzuschaffen und hatte lange keins.
Aber dann habe ich mich an die Gegebenheiten angepasst und mir neue Gewohnheiten zugelegt.
Ich nutze mein Auto eher selten, um nur mich selbst fortzubewegen. Meistens transportiere ich irgendwelche Sachen oder Viecher. Die Gelegenheiten, bei denen nur ich irgendwo hin will, würde ich sogar lieber mit Öffentlichen erledigen, weil mich das Autofahren sowohl auf den vollen Autobahnen als auch erst recht in der Stadt nur noch nervt. Mit dem 9-Euro-Ticket habe ich meine Fahrten nach Berlin (70 km) überwiegend mit der Bahn gemacht, wobei ich mit dem Auto zum nächstgelegenen Bahnhof gefahren bin, da der Bus hier auf dem Dorf ein einziger Witz ist. Der Vorteil war für mich tatsächlich in erster Linie der Preis, aber gleich dahinter die Bequemlichkeit auch innerhalb Berlins jedes Verkehrsmittel nutzen zu können, ohne ständig neue Tickets lösen zu müssen. Und die Bequemlichkeit, mich nicht durch Autobahnstau und Stadtverkehr quälen zu müssen. Die reine Fahrzeit ist nur unwesentlich länger, allerdings kommen Wartezeiten auf Anschlüsse dazu. Und da ich meistens zum Musikmachen (Proben und Auftritte) nach Berlin fahre, findet der Heimweg abends statt. Da sind die Verbindungen dann nicht mehr so toll. Wenn ich dann z.B. den Regiozug um halb 10 verpasse und mitten in der Nacht eine Stunde warten muss, macht es echt keinen Spaß mehr.
Der eine Punkt ist also die Verfügbarkeit von Fahrgelegenheiten, man verliert sehr viel Zeit durch Warten.
Der zweite Punkt ist die Umständlichkeit mit verschiedenen Tarifen und Tarifzonen; ein Ticket für alles ist einfach unschlagbar.
Der dritte Punkt ist der Preis, da ich eben noch nicht ganz aufs Auto verzichten kann. Somit kommen die ÖPNV-Kosten immer auf die Autokosten obendrauf.
Auf dem Land wird es vermutlich nie komplett ohne Autos gehen, aber Car-Sharing könnte ich mir schon vorstellen. Nur müsste es dann, wie Birgitta schon schrieb, auch Nutzfahrzeuge mit Anhängerkupplung geben, die dreckig werden können, wo sich keiner aufregt, wenn es nach nassem Hund riecht oder wenn mal ein Heuhalm runtergefallen ist.
Was noch nicht genannt wurde, ist der Faktor Zeit.
Und bevor jetzt jemand vorschlägt, den Individualverkehr künstlich zu verlangsamen durch z.B. ‚rote Welle‘ (wie bei uns), Fahrbahnverengungen und/oder Tempo 30 auf Hauptstraßen … laßt es sein!
Den Bürgern Zeit zu stehlen, macht sie richtig sauer.
Naja, indirekt.
Je mehr Andrang auf die Busse, desto weniger müssen sie die ganze Gegend abklappern um voll zu werden, und desto öfter können sie fahren. Außerdem kann man bei großem Andrang auch zusätzliche Expresslinien einrichten, die nicht überall halten, und zusätzliche Routen.
Wenn ich bei uns von Hemmingen nach Gleidingen will (fast täglich), brauche ich mit dem Auto 15-17 min, mit Öffis 1:15h. Soviele Busse kannst Du gar nicht einsetzen, dass die da irgendwann konkurrenzfähig würden.
Es müssen ja keine großen Busse sein. Ein Bus mit 10 Sitzplätzen könnte man ja mal auf der Strecke testen, natürlich nur, wenn das 9-€-Ticket verlängert wird, sonst zu teuer.
wie wärs mit einem Bus mit 4 Sitzplätzen? Aka Taxi … in Zukunft vielleicht sogar ohne Fahrer.
Ein Bus - egal wie groß - verbraucht die 15 min doch schon für die ganzen Haltestellen auf der Strecke.
Der Bus mit den 10 Sitzplätzen, den ich da gerade vor Augen hatte, ist eigentlich auch ein Taxi, welches vom Verkehrsunternehmen beauftragt ist, die Linie zu fahren.
Woher weißt du, wie viele das sind, wenn es die Linie noch gar nicht gibt?
Weil Busse und Bahnen etwa alle 500m eine Haltestelle haben, bei 18 km Stecke also 36. Ein Halt dauert mindesten 30 sec (von mir gestoppt).
Nein, genau das ist falsch. Behaupte nicht Tatsachen, von denen du nichts weißt.
Hitler bekam seine SA Truppe mit 100.000 Mann von Henry Ford und Stanley Morgan vor der „Machtergreifung“ finanziert, welche den deutschen Verkehrsmarkt in einen Automobilmarkt verwandeln wollten.
Dieser war von dem damals größten Unternehmen der Welt, der Deutschen Reichsbahn mit 1,2 Mio. Mitarbeitern dominiert. Es gab keinen Grund, sich ein Automobil zu kaufen.
Ferdinand Porsche war der Verbindungsmann, der sowohl mit Ford als auch mit Hitler engste Verbindungen pflegte.
10 Tage nach der Machtergreifung kündigte Hitler den Bau der Autobahnen an, welche von der Deutschen Reichsbahn unter Reichsbahnpräsident Dorpmüller ohne Kostenerstattung geplant werden mussten.
Begleitet von der Stellplatzverordnung – Wikipedia wurden die politische Grundlage des heutigen Automobilverkehrs gelegt. Die Bundesrepublik hat das nationalsozialistische Automobilerbe unkritisch weiter gepflegt, die Stadtplaner waren die gleichen, ausgebildet im dritten Reich, und die Zerstörungen des zweiten Weltkriegs bereiteten den Weg für die automobilgerechte Stadt.
1953 hat die Bundesregierung unter Adenauer sämtliche Geschwindigkeitsbeschränkungen in Deutschland abgeschafft, was sie 2 Jahre später aufgrund der hohem Unfallzahlen wieder zurücknehmen mussten.
Ich habe die Vorbereitungen für nicht vorhandene Automobile selbst als Kind mit erlebt, als die Gärten durch Garagen ersetzt wurden.
Nicht unbedingt. Im Harz liegen sie sehr viel weiter auseinander.
Ja das bin ich. Und was hat das bitte mit meiner Rechnung zu tun, die besagt, das die Nutzung des öffentlichen Verkehrs heute schon billiger ist, als ein Auto? An welcher Stelle fließt meine persönliche Situation in die Berechnung ein? Diejenigen, die ein Auto haben ist es egal, das der öffentliche Verkehr billiger ist. Das Auto ist bequemer!
Wenn es darum geht, das es in Deutschland Millionen von Menschen gibt, die sich kein Auto leisten können:
- Wir haben 48,54 Millionen Fahrzeuge bei 84 Millionen Einwohnern. Zieh da mal die 13,86 Millionen Kinder und Jugendliche unter 18 Jahren ab und die Familien, die noch mit einem Auto auskommen. So viele, die sich kein Auto leisten können bleiben da nicht mehr. Wenn du dazu aber genaue Zahlen hast, bin ich interessiert.
- Geht es in dieser Diskussion um den Klimawandel oder um soziale Gerechtigkeit? In Bezug auf den Klimawandel ist es gut, wenn sich viele Menschen kein Auto leisten können! Was wäre z.B. wenn sich jeder Inder und jeder Chinese ein Auto leisten könnte?
Was ist falsch? Du bringst ein Beispiel von vor über 80 Jahren, und das ist Dein Argument, dass alle Entwicklungen im Verkehrswesen politisch zielgerichtet sind? Mir ist nicht klar, welcher Aussage Du widersprichst.
Für viele ist das Auto notwendig, auch wenn es teurer ist. Du kannst es dir vielleicht nicht vorstellen, aber sehr viele Menschen haben heute mehrere Jobs. Fahren zum Beispiel nach Feierabend noch Pizza aus oder vor der Haupttätigkeit bringen sie einem die Tageszeitung. Mit Bequemlichkeit hat das nichts zu tun.
Dein Ernst?
Wenn du mir jetzt noch meine Frage beantworten magst, wie hoch deiner Meinung nach das bedingungslose Grundeinkommen sein muss, damit sich jeder das ca. 3.000 € teure Jahresticket leisten kann.
Oder ist das wie mit den Chinesen oder Indern, die sich ja auch nicht alles leisten sollten?
Bitte lass uns für das Bedingungslose Grundeinkommen ein anderes Thema aufmachen.
Jederfalls sollte im Grundeinkommen der Preis für ein Jahresticket des Nahverkehrs mit drin sein, jedoch kein Ticket, das einem erlaubt kostenlos durch ganz Deutschland zu reisen.
Das wäre nämlich die Black-Card auf die du anspielst.