Quo vadis, grüne Partei?

Verschoben aus Demokratie .

Die BTW-Wahl 2025 ist vorbei. Mit einem für Die Grünen enttäuschenden Ergebnis. Das zwar das zweitbeste der Geschichte ist, aber trotzdem den Gang in die Opposition bedeutet.
Dazu ein aus meiner Sicht interessanter Artikel der taz zur Wählerwanderung.

Was bedeutet das jetzt für Die Grünen? Linke Stimmen zurückgewinnen oder sich mehr in die Mitte orientieren um eine zukünftige Mehrheit mit den linken Parteien zu ermöglichen?

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Zum Vergleich die BTW 2021.

In Anbetracht der Umstände finde ich das Ergebnis gar nicht soooo schlecht (Du benennst es selbst

)

Am besten: sich möglichst rechts positionieren, denn da fließen die meisten Stimmen ab :rofl:
Aber Spaß bei Seite.
Die Kernfrage ist m.E. wirklich: was macht eine Partei, deren Themen gerade nicht hoch im Kurs stehen?
Anleihen bei Themen nehmen, die uns - selbst wenn es gelingt - erstmal keiner abnimmt?
Darauf warten, dass unsere Themen schon irgendwann wieder akut werden (und man kann darauf warten, dass das passiert)
Sich in - evtl. noch populistischer Weise - an Themen dranhängen, die derzeit in Wählerinteresse hoch im Kurs stehen?

Natürlich brauchen wir Antworten auf Fragen, die die Gesellschaft derzeit umtreibt - aber müssen die Antworten damit zwingend schon so sein, dass sie den Leuten nach dem Mund reden, nur um „wieder regierungsfähig“ zu werden und sich dann aber in Koalitionen erneut Dinge aufdrängen lassen, die unsere Glaubwürdigkeit/Kompetenz sofort infrage stellen?

Die gleichen Fragen wird sich sicher aktuell auch die SPD stellen - selbst wenn sie weiterhin mitregiert.

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weder noch.
keine Taktik, keine Ideologie, sondern Realismus und Ehrlichkeit.
Also die wichtigen Fragen identifizieren und darauf möglichst gute, klare Antworten geben, egal ob sie ins bisherige Programm passen oder welchen Wählern sie gefallen.
Eine theoretische Mehrheit mit Linken und wem auch immer im Jahr 2029/2033 interessiert mich gerade überhaupt nicht.

Da könnten wir beide uns vielleicht einigermaßen einig werden. Aber wer sonst? :wink:

Das könnte dann ganz automatisch passieren, denn Stimmen für so einen Kurs würden eher von FDP oder CDU Wählern kommen und nicht von Linken oder BSW.

Jetzt sind wir schon zu dritt.

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Wer bestimmt denn die Themen? Sicher – ein wenig schon die Medien, die insbesondere das Thema Asylsuchende nur als ein Thema von möglichst dichten Grenzen behandelt haben. Aber warum ist es nicht gelungen den Klimawandel als das wichtigste Thema überhaupt zu platzieren. Sind wir nicht zu sehr auf die falschen Themen aufgesprungen? Die sozialen Probleme haben wir vollständig der Linken überlassen, die gerade mit dem Thema Miete Stimmen gewonnen hat. Beim Thema Wirtschaft haben wir eigentlich richtige Antworten , da sind wir leider auch nicht durchgedrungen.

Bewerbt ihr euch als neuer BuVo?

Haben wir das? Ich finde den Gedanken durchaus wichtig - ich bin mir da nur nicht so ganz sicher - wenn man ökologische Verbesserungen (Heizungsgesetz) auf den Weg bringt, so hat das durchaus einen sozialen Aspekt (der vielleicht schwer vermittelbar ist).
Die andere wichtige Frage ist in der Tat, ob wir nicht in unseren Themenadressierungen doch zu sehr fixiert sind auf eine Wählerschicht, die sich vieles auch leisten kann - und dabei übersehen, dass es Angebote auch für die weitaus weniger Betuchtengeben muss.
Ich weiß allerdings nicht, wie wir das hier herausfinden können, denn die Wahlkampagnen und Zielgruppenanalysen, auf denen unser Wahlkampf beruht/e), sind nicht frei zugänglich…

mE greift jetzt jeder Ansatz zu kurz, der nur einzelne Gruppen bevorzugt oder benachteiligt.
es müssen alle mithelfen und alle zu zugeständnissen bereit sein.
nur dieser ansatz hat das große ganze im auge. alles andere ist parteipolitik und wird als solche bekämpft werden.
nur wenn ich sage ich gebe 10000/50000/100.000 oder sowas in der größenordnung , kann ich auch von einem rentner oder bürgergeldempfänger einen kleinen beitrag verlangen.

und: es geht jetzt 5-10 jahre lang nicht darum, wer mehr bekommt, sondern wer was abgegeben oder beitragen kann

Ich bin Deiner Meinung.
Und was machen wir mit der Behauptung (der Mär?!) von der Kaufkraft, und dass dies über die Ankurbelung der Wirtschaft zu mehr Spielräumen auch in den Steuereinnahmen führt?
So wird jede Entlastung bisher begründet.
Auch das ist irgendwie seltsam - permanent wird „entlastet“ - aber die Lebenshaltungskosten steigen trotzdem (gefühlt) ständig an.

Das ist ja fast schon ein Meme?

  • Ehrlichkeit bedeutet für mich z.B. sich auch den Fragen in abgeordnetenwach.de stellen. Robert hat das teilweise gemacht. Annalena hat jegliche Frage ignoriert. Ein Schelm wer Böses dabei denkt. Hätte sie auf die eine oder andere kritische Frage keine gute Antwort gehabt?
  • Genauso ist meine Erfahrung, daß Emails an Großkopfete meistens nach /dev/null gingen. Selbst wenn persönlich versprochen wurde eine Antwort zu schicken, habe ich es mehrfach erlebt, daß nichts kam.
  • Und an der Geschichte mit dem Bundesforum sieht man ja, daß abweichende Meinungen von Mitgliedern nicht gewünscht sind. Man hat lieber Jubelperser.
  • Realismus bedeutet z.B. Probleme anzuerkennen. Unsere Asylbürokratie ist überlastet, Gemeinden (Aus eigener Erfahrung als Gemeinderat) stoppen den Ausbau maroder Straßen, weil man das Geld plötzlich für Asylantenunterkünfte braucht. Sprachkurse werden nicht genügend angeboten.
  • Diese Probleme anzugehen wäre NICHT, der AfD hinterherzulaufen, sondern würde den besorgten Bürgern zeigen, daß man ihre Sorgen ernst nimmt. Aber nicht eimal dazu ist man in der Lage.
  • Wie kann man so dumm sein wie Annalena und den Linken Wahlkampfhilfe geben? Sahra Wagenknecht hat ja immer Diplomatie gefordert im Ukrainekrieg. Warum nicht öffentlichkeitswirksam aktiv werden mit Besuchen bei Putin, Xi und sonst wem, um Sahra und Konsorten den Wind aus den Segeln zu nehmen?

Wichtige Fragen führe ich jetzt nicht mehr auf. Obiger Text ist schon zu lang geworden :rofl:

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Sehe ich etwas differenzierter. Aus der ökologischen Sicht würde ich auch sagen, dass wir auf einiges und das nicht nur vorrübergehend verzichten müssen. Aus der rein wirtschaftlichen Betrachtung ist das nur wegen der Wirtschaftskrise partiell der Fall. Sicher werden einige Produktionsbereiche nie mehr (oder zumindest in absehbarer Zeit) die alte Stärke erreichen, z.Bsp. die Autoindustrie, andere werden ganz verschwinden. Es gibt aber auch Bereiche, bei denen klappt es mit der Transformation und die schaffen neue Arbeitsplätze. Natürlich wird man die Arbeitnehmer der „alten Industrien“ nicht einfach in den neuen Bereichen einsetzen können. Das wird erst einmal zu Arbeitslosigkeit auf der einen Seite und Fachkräftemangel auf der anderen Seite führen, gleicht sie aber irgendwann aus.Dennoch ist Arbeitslosigkeit natürlich ein gesellschaftliches Problem. Da kann und muss eigentlich der Staat eingreifen und in die Infrastruktur investieren. Das schafft einmal Arbeitsplätze und schafft überhaupt die Grundlage, dass unsere Wirtschaft konkurrenzfähig bleibt. Also verzichten müssten nicht alle, der Sozialstaat ist dennoch gefragt. Und ja, die Nachfrage sollte nicht zu sehr schrumpfen, wenngleich ein großer Teil unserer Wirtschaft vor allem vom Export abhängig ist. Der bleibt schwierig, weshalb dieser Transformationsprozess, auch wenn er gelingt, andauern wird. Dein Gefühl der Steigerung der Lebenshaltungskosten ist der Inflation geschuldet, aber die Löhne sind mehr gestiegen, so dass bisher kein Kaufkraftverlust vorliegt.

Und was bedeutet für Dich das nun konkret nun Bezug auf die Fragestellung „Quo vadi, grüne Partei?“

Was sollen wir künftig dem Wähler für ein Handlungskonzept als wählbares, ernst zu nehmendes Angebot machen, das nicht gleich bei den ersten möglichen Koalitionsverhandlungen zur reinen Makulatur oder beliebigen Verhandlungsmasse wird, sondern für uns auch dann noch Gültigkeit hat, wenn es „ernst“ wird?

Na ja, wie die Welt aussieht, wenn wir wieder Koalitionsverhsndlungen führen können wird sich zeigen. Derzeit sollte man nur mal den Plan für die weiterhin notwendige Transformation machen. Dazu gehört eben auch, dass es tatsächlich Opfer geben muss und auch der Staat einige Produktionsbereiche nicht retten kann. Beispiel wieder Autoindustrie: BYD und andere chinesische Firmen haben einen großen Teil des Weltmarkt erobert, die werden nicht verschwinden und außerdem muss doch auch Ziel sein den Individualverkehr deutlich zu reduzieren. Die deutsche Autoindustrie wird nicht verschwinden, sondern sich gesund schrumpfen. Das kostet erst mal tausende Arbeitsplätze. Auf der anderen Seite bietet die Transformation auch Chancen. Die Förderung solcher Chancen, entsprechende Bildungsangebote etc. muss Inhalt einer zukunftsfähigen Politik sein. Das ist nicht gerade banal sondern im Detail noch unscharf, nur wie will man denn diesen Weg gehen, wenn einem nicht einmal die Richtung klar ist.

Gestern habe ich in den Nachrichten (ARD glaube ich) gehört, dass die Gehälter letztes Jahr stärker gewachsen seien als die Inflation.

Noch vor der Wahl hatte ich Roberts Idee von der CDU enttäuchte, besonnen Merkelwähler zu gewinnen für eine Gute. Die wählerwanderungen scheinen zu zeigen das dies nicht funktionierte. Bei all der Hetze blieben die Konservativen ihrer Ideologie treu und kaum einer wechselte ins gemäsigtere Lager (ich vermute mal nur Merkel hat Robert gewählt).

Daher finde auch ich deinen Vorschlag sehr gut. Bereits um die Jahrtausend wende hatte ich die Hoffnung, dass wir als Grüne dem Politischen Spektrumdenken als eheste Entrinnen können. Die Probleme dieses Planeten sind nicht rechts, mitte oder links. Sie ind multidimensional. Mit der Gründung der populistischen Linken und Rechten Pareien ist aber ein polarisiertes Spektrum wieder das vorherschende Denkmuster.

Wir können, wie du sagst, daraus ausbrechen. Evidenzbasiert Politik machen ohne uns in Ideologische Kategorien des letzten Jahrunderts einzuordnen.

Praktisch gesehen, glaube ich aber das wir uns weniger zerstückeln sollten. Meines erachtens müssen wir mit Gruppen wie Volt, aber auch der ÖDP und ggf teilen der Liberalen und Piraten reden und uns fragen ob wir als Gemeinsame Liste nicht stärker wären.

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Ich versuche gerade, mir ein Bild von diesen Wählern zu machen.

Wie sah ihr Leben unter Merkel aus?

Sie haben preisgünstiges russisches Gas konsumiert, sind Verbrennerauto gefahren, haben sich nicht für die Ukraine interessiert.

Wie kam Robert Habeck jemals auf die Idee, dass sie ihn wählen würden, wenn er nicht für diese Art von Politik steht?

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Weil es damals kaum Alternativen gab. Deshalb haben viele von ihnen die Grünen gewählt.

Leider haben wir sie enttäuscht, jetzt sind sie wieder weg.

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