Das ist kein Quatsch. Wir haben hier einen etwas komplexeren Regelkreis. Ja, die Anzahl der Zertifikate regelt den Preis,
Aber der Preis regelt die Nachfrage. Das ist ja der eigentliche Sinn der Zertifikate: den CO2-Ausstoß zu begrenzen. Und der Regelkreis, den ich meine, geht so:
Eine hohe Nachfrage nach Zertifikaten erhöht den Preis.
Ein hoher Preis macht CO2-neutrale Alternativen relativ günstiger
Das führt zu einem Ersatz von fossiler Technik durch EE-Technik
Das verringert die Nachfrage und stabilisiert den Preis
Ich würde mir wünschen, du würdest 10 Sekunden nachdenken, bevor du etwas als Quatsch bezeichnest.
Es geht nicht in erster Linie, um windige Ausgleiche, es geht darum, dass wir erst gar nicht soviel CO2 emittieren. CDR alleine wird es sicher nicht richten.
Wenn Du das Thema so eingrenzen willst, dann hast Du recht, die Diskussion die ich angestoßen habe geht über diesen Thema hinaus.
Ich gebe Dir auch recht, dass man sich in Europa mit der von Dir formulierten Frage befassen muss und diese Frage bei den Umsetzungsstrategien politisch eine große Bedeutung erlangen wird.
In dem Punkt Zertifikate teile ich aber die Einschätzung von @Kalo, dass dieses System im Endeffekt zu langsam bei der erforderlichen technischen Umstellung ist und politisch auch große Risiken birgt. Die 20% ige Absenkung lässt sich deshalb politisch auch kaum halten. Auch Dein Punkt 4 hat systemisch keine Funktion, er ist lediglich als Beruhigungspille zu verstehen.
Ich denke wir sollten das EEG wieder konsequent ins Leben rufen, e-Mobilität durch Ausbau einer Ladeinfrastruktur zum Durchbruch verhelfen und attraktive Rahmenbedingungen für eine auf nicht fossile Produkte aufgebaute Kreislaufwirtschaft mit nachwachsenden Rohstoffen fordern.
Ich wollte mit meinem Beitrag lediglich darauf hinweisen, dass das Instrument Zertifikate bei weitem nicht ausreicht, um die sich abzeichnende Klimakatastrophe abzuwenden.
Insofern ist auch der Ticker am Eingang zu diesem Forum, wo von einem verbleibenden Budget gesprochen wird und damit der Eindruck entsteht innerhalb des Budgets wäre es noch machbar, leider irreführend.
Fakt ist, dass wir es heute mit einer CO2 Konzentration von ca. 425 ppm in der Erdatmosphäre zu tun haben und dass wir um den Planeten für menschliches Leben lebensfähig zu halten, auf unter 350 ppm zurück kommen müssen.
Ich schlage vor dies einmal hier zu diskutieren, vielleicht kommen wir da auch zu komplett neuen politischen Ansätzen und Ideen.
Die ganzen Schritte, die du aufzählst sind korrekt. Aber wenn es in der EU stetig weniger Zertifikate zu kaufen gibt, bis es halt irgendwann KEINE Zertifikate mehr zu kaufen gibt, wie betreibt man dann ein Kohlekraftwerk?
Ich weiß nicht wie du auf CDR kommst? Der Link den ich im ersten Beitrag angegeben hatte führt zu einer Schweizer Initiative mit folgendem Inhalt:
Der Art 74 der Bundesverfassung der Schweizerischen Eidgenossenschaft ist zu präzisieren durch:
Der Bund muss für alle Klimagasemissionen Zertifikate an der frühest möglichen Quelle erheben und jedes Zertifikat muss käuflich erworben werden. 2. Die Anzahl der Zertifikate wird jedes Jahr um mindestens 10% gesenkt.
Beim Import müssen Zertifikate für alle grauen Klimagasemissionen erworben werden. Beim Export können Zertifikate zurückerstattet werden. Die Berechnung der grauen Emissionen obliegt dem Im- bzw. Exporteur und ist öffentlich zugänglich. Um den Berechnungsaufwand zu reduzieren können die grauen Emissionen auch geschätzt werden. Dabei muss sichergestellt sein, dass die Schätzung mindestens den tatsächlichen Klimagasemissionen entspricht.
Es geht also um CO2-Zerifikaten. Und wenn man die jedes Jahr um 10% reduziert, gibt es nach 15 Jahren nur noch 22,88% von der Anfangsmenge.
Und Regel 3 sorgt dafür, daß in der Zeit die Industrie bei uns nicht unter billigeren Importen aus Ländern ohne CO2-Preise leidet.
Diesen sog. Ausgleichszertifikaten muss selbstverständlich der Boden entzogen werden. Der ganze Markt ist zutiefst fragwürdig.
Gar nicht mehr. Ist doch das Ziel, oder? Es sei denn, jemand erfindet ein geniales Verfahren, wie man mit CCS und CDR das CO2 mit weniger Energie einsammeln kann, als das Kohlekraftwerk erzeugt. Wir sind ja technologieoffen.
Ich dachte, du meinst CDR mit „Ausgleich“. Wie soll der Ausgleich sonst aussehen? Natürliche CO2-Senken werden nicht für viele Kraftwerke reichen.
Sind wir uns nicht einige, dass das Ziel des Zertifikatehandels eine komplette Transformation zu klimaneutraler Technologie ist? Das ist ja prinzipiell auch richtig.
Ich fürchte nur, dass das als alleiniges Steurungsinstrument nicht reicht, wie ich versucht habe, dazulegen. Um es etwas plastischer zu machen:
Die Leute kaufen jetzt noch wie verrückt langlebige fossile Güter (Heizungen, Autos) und werden in 3 Jahren dumm schauen, wenn der CO2-Preis bei 200 Euro pro Tonne liegen wird. Das kann passieren.
Wenn wir nicht mehr vorausschauend planen, laufen wir in die Falle, dass wir viel zu viel CO2 verglichen mit der Zertifikatmenge brauchen werden und das dann auch nicht kurzfristig ändern können. Das Handwerk kann eben nur eine begrenzte Zahl von WP pro Jahr einbauen. Deswegen war Habecks Plan im Prinzip goldrichtig. Beizeiten mit der Transformation beginnen. Und nicht erst dann, wenn das Kind in den Brunnen gefallen ist, sprich der Zertifikatpreis durch die Decke geht, wie seinerzeit der Gaspreis.
Aber ich weiß schon was dann passieren wird, die Politik wird den Zertifikatdeckel etwas lupfen.