Vielfach wurde er hier im Forum gefordert, dabei gibt es ihn schon…
Der flexible Stromtarif.
Ich habe bis zum 1.4. ein Sonderkündigungsrecht bei den „Stromrebellen“ der Energiewerke Schönau und würde das gern wahrnehmen, weil ich mich geärgert habe, dass sie ihre Tarife erhöht haben, obwohl gar nicht vom Ukrainekrieg betroffen.
Nun überlege ich, zu einem Anbieter mit flexiblem Stromtarif, z.B. zu Tibber, zu wechseln, kann aber nicht komplett die Konsequenzen überblicken.
Nun meine Fragen an euch:
Hat jemand von euch einen flexiblen Stromtarif?
Was waren die höchsten Preise pro kWh, die ihr mal zahlen musstet, wenn ihr während der „Dunkelflaute“ Strom verbraucht habt, und wie viele kWh waren das?
Was kostet ein Smartmeter mit Einbau?
Welche Anbieter mit flexiblen Stromtarifen kann man ohne Greenwashing-Vorwurf als Ökostromanbieterr betrachten?
Also ich habe seit Jahren gute Erfahrungen mit Lichtblick gemacht. Die Firma empfehle ich für die meisten Ukrainer, die ich betreue.
Ich hatte im Schnitt so um die 2000 kWh Verbrauch im Jahr und zahlte Abschläge um die 55 € im Monat. Mit Aufnahme der Ukrainer in meinem Haushalt erhöhte sich der Verbrauch um das Doppelte, fast 4000 kWh im Jahr und bin jetzt bei 103 € Abschlag.
Ich habe verschiedene Tarife bei EON, Vattenfall und auch einigen (fast kriminellen) Anbietern wie Goldgas aus Falkensee erlebt, bei denen bei Ukrainern im Monat Abschläge von 186 € zustande kamen.
Auch habe ich einige Ukrainer, die mit Nachtspeicher heizen müssen. Die zahlen um die 180 € bei Lichtblick, während EON im Grundversorgungstarif mit 386 € zuschlugen.
Lichtblick war relativ konstant bei den Preisen zwischen 33 und 40 Cent/kWh, während die großen Anbieter mit 53 Cent schon unverschämt hoch lagen. Das hat viele nach Abschaffung der Strompreisbremse hart getroffen und kommen oft aus diesen Verträgen nicht raus, da ja de jure keine Erhöhung statt fand, die eine Kündigung rechtfertigen würden.
Ein Smartmeter zu verbauen ist eigentlich Sache des Netzbetreibers (nicht Stromanbieters). Dies verursacht in der Regel keine Kosten. Hier hilft ein Blick auf den Ablauf des Eichdatums deines bisherigen Stromzählers.
Generell haben sich die flexiblen Tarife bei Lichtblick (also ohne Vertragsbindung) als positiv herausgestellt, da es teilweise bei vielen Ukrainern zu Preissenkungen kam. Hier waren oft hohe Preise zu Vertragsabschluss gefordert, die aber nach wenigen Wochen gesenkt wurden.
Es gibt verschiedene Anbieter, die den Strom zu unterschiedlichen Zeiten zu unterschiedlichen Preisen pro kWh anbieten, je nach dem, wie teuer er gerade an der Börse ist.
Einer dieser Anbieter ist z. B. Tibber.
Hier schreibt ein Nutzer von seinen Erfahrungen damit.
Es gibt aber auch einige anderre Anbieter.
Voraussettzung ist allerdings ein Smartmeter oder ein kompatibler digitaler Zähler, den man mit einem Zusatzgerät ausstatten kann, welches die Verbräuche stündlich in eine App übermittelt, die der Stromversorger dann für die stündliche Abrechnung einsehen kann.
Damit scheidet das für mich vermutlich schon aus, weil ich zwar einen digitalen Zähler habe, der aber leider mit dem Zusatzgerät nicht kompatibel ist, und mein Netzbetreiber ihn mit hoher Wahrscheinlichkeit nicht gegen ein Smartmeter austauschen wird.
Ich warte da noch auf seine Antwort.
Auf der Seite von E-ON habe ich gelesen, dass er aber ab 2025 ein Smartmeter einbauen muss, wenn ich das wünsche (wenn ich das nicht wünsche, ab 2032).
Heute Abend 35 ct/kWh … variable Verbraucher waren aus, aber kochen will nan trotzdem (naja eigentlich essen).
Bei Tibber 99 Euro für das Add-on sofern man einen kompatiblen Zähler hat.
Ich hatte mir ursprünglich mehr Potential vom dynamischen Tarif versprochen, aber da der überaus größte Teil des Preises fixe Bestandteile sind, hält sich die Dynamik sehr in Grenzen.
Das ist mir auch schon aufgefallen als ich mich damit beschäftigt habe. Ca. 20 cent pro kWh sind immer unvermeidliche Steuern und Abgaben, nur der Rest ist flexibel.
Ja, das ist der Sinn der Sache, dass der Strom immer dann, wenn er knapp wird, teurer wird, und das wird zu Eigenverantwortung und Gerechtigkeit beitragen.
Gleichzeittig wird bei jedem Strromkunden das Belohnungssystem im Gehirn aktiviert, wenn er den optimalen Zeitpunkt erwischt, seine Batterien aufzuladen.
Das können sogar alle machen, nicht nur die Besitzer von PV-Anlagen, also eigentlich genau das, was immer gefordert wird.
Ich habe mir das verlinkte Gesetz durchgelesen. Hast du das gemacht?
Oder hat es jemand anderes schon gemacht?
Es gibt zum Beispiel ain Angebot von aWATTar, ein Smartmeter für ca. 300 € einzubauen, aber wenn ich weiß, dass es mein aktueller Netzbetreiber nächstes Jahr sowieso kostenlos machen muss, würde ich das vielleicht abwarten?
Ich habs nicht gemacht, ich behelfe mich mit dem Add-On von Tibber. Ab nächstem Jahr hat man einen Anspruch auf ein intelligentes Messystem (aka Smart-Meter), für maximal 30 Euro Umbaukosten bei jedem Messstellenbetreiber - es lohnt sich also vermutlich tatsächlich noch zu warten. Quelle
Ein Freund von mir hat sich schon vor zwei Jahren etwa einen Zähler von inexogy (damals Discovery - https://www.inexogy.com/) einbauen lassen. Ihm gings da aber auch weniger um den Sparzweck als um die technische Spielerei damit.
Das geht bei mir ja leider nicht, sonst hätte ich das auch sofort gemacht.
Sie haben eine whitelist mit Zählern, die kompatibel sind, aber bei meinem (Itron ACE 3000) steht dort, dass er ausdrücklich nicht kompatibel ist und auch in Zukunft nicht sein wird).
Wenn du den Zähler loswerden willst, könntest du ein Balkonkraftwerk (oder beliebigen anderen Einspeiser) anmelden, dann muss der Messstellenbetreiber gegen eine moderne Messeinrichtung tauschen (kostenlos) - dieser Anforderung genügt der Itron ACE 3000 angeblich nicht.
Hm, dann war ich da leider falsch informiert - sorry.
Wobei eine schon vorhandene PV-Anlage den wirtschaftlichen Nutzen eines dynamischen Tarifs ohnehin nochmal verschlechtert. Strom ist selbst im Winter (im Sommer sowieso) dann günstig, wenn die Sonne scheint. Und dann nutzt man als PV Betreiber ja eh seinen eigenen Strom. Andersrum hat man als PV-Betreiber immer dann Netzbezug wenn die Sonne nicht scheint und der Preis tendenziell hoch ist. Man zahlt also mit hoher Wahrscheinlichkeit eher überdurchschnittliche Preise.
Dynamischer Stromtarif lohnt sich in meinen Augen vor allem für diejenigen, die keine PV haben und trotzdem vom günstigen Sonnenstrom profitieren wollen.
Jetzt nochmal etwas ausführlicher zu meiner bisherigen Erfahrung mit dem dynamischen Strompreis:
wie @Biologin schon sagte sind etwa 20 ct/kWh derzeit Fix (vor allem Netzentgeld, Steuern und Co). Wenn also Börsenstrom 0 ct ist, zahlt man als Endkunde noch immer 20 ct. Letztes Jahr lag dieser Sockelbetrag noch bei 17 ct, das Verhätlnis hat sich also nochmal deutlich verschlechtert.
Der Strompreis schwankt im Tagesverlauf und auch durch längerfristige Wetteränderungen meist zwischen 20 und 30 ct. Selten liegt er darunter, ebenso selten liegt er darüber. Und im Schnitt kam ich die letzten zwei Monate auch auf einen Durchschnittspreis von etwa 24 ct für meinen Verbraucht - letztes Jahr waren es noch 3 ct weniger, eben der Anteil des fixen Betrags.
„Dunkelflaute“ gab es diesen Winter ja durchaus mal auch für ein paar Tage in Folge, der Strompreis ist aber auch da nicht übermäßig ausgeschlagen. Entweder haben wir noch genügend fossile Kraftwerke im Netz, oder der grenzüberschreitende Stromhandel funktioniert schon gut genug - vermutlich beides ein Stück weit.
Unser Stromverbrauch besteht zu etwa aus je einem Drittel dauerhafter Verbrauch (Kühlschrank, Haustechnik, etc.), einem Drittel zeitlich gebundener Verbrauch (kochen, arbeiten, etc.) und einem Drittel zeitlich variablen Verbrauch (Wärmepumpe, Geschirrspüler, Waschmaschine). Nur für das letzte Drittel lässt sich der dynamische Preis tatsächlich nutzen.
Bei der Wärmepumpe (Luft-Wasser) habe ich festgestellt, dass eine Steuerung nach Strompreis nicht sinnvoll ist. Man spart deutlich mehr Strom (und somit Geld), wenn man die Steuerung auf die Außentemperatur abstimmt, weil dann der bessere COP einen deutlich größeren Effekt hat als der etwas günstigere Storm (z.B. nachts um 4 bei niedriger Außentemperatur).
Beim Geschirrspüler sieht es ähnlich aus, er verbraucht vor allem für das Aufheizen Strom. Wenn man ihn mit Warmwasseranschluss betreibt, entfällt ein Großteil des Heizbedarfs, er läuft insgesamt effizienter und eine Steuerung nach Strompreis macht kaum noch Sinn.
Lediglich die Waschmaschine läuft bei uns recht regelmäßig nach Strompreis gesteuert (sofern möglich - die nasse Wäsche nen halben Tag in der Trommel liegen zu haben ist auch nicht so gut). Einen Anschluss an Warmwasser hielt ich hier für nicht sinnvoll, da wir vieles auch bei recht niedrigen Temperaturen waschen.
Richtiges Sparpotential hat ein dynamischer Stromtarif mit Elektroauto. Gerade wer nur alle paar Tage sein Auto laden muss dürfte damit ausreichend flexibel sein um immer mal günstige Zeiten abzupassen und so rund 20% der Stromkosten fürs Autofahren zu sparen.
Fazit: Das Einsparpotential mit dynamischen Stromtarifen ist überschaubar. Der Anreiz und auch die wirtschaftliche Sinnhaftigkeit könnte deutlich größer sein, wenn man die heute fixen Bestandteile des Strompreises nicht an der einzelnen Kilowattstunde aufhängen würde, sondern zum Beispiel am Anschlusswert.
Vielen Dank, @XXXX für deinen ausführlichen Erfahrungsbericht. Der hat mir sehr weiter geholfen.
Ich habe jetzt erst mal für 12 Monate einen nicht dynamischen Ökostromtarif bei der WEMAG abgeschlossen und werde dann nächstes Jahr, wenn der Netzbetreiber ein Smartmeter kostenlos einbauen muss, auf einen dynamischen Stromtarif wechseln.
Hattest du mal ausgerechnet, ob sich für dich ein Stomspeicher rechnet?
Oder müssen wir auf politischer Ebene erst mal durchsetzen, dass die ca. 20 cent/kWh Steuern und Abgaben reduziert werden?
Hab ich, lohnt sich für mich nicht - vor allem weil ich insgesamt schon einen recht niedrigen Verbrauch habe. Bei größeren Verbräuchen könnte das sinnvoll werden.
Irgendwo her muss das Geld für den Netzbetrieb ja kommen. So wie es moment ist - dass der Beitrag zum Netzbetrieb an den Netzverbrauch gekoppelt ist - finde ich mit zunehmend dezentraler Stromerzeugung falsch. Der Aufwand für das Netz (Leitungen, Transformatoren, etc.) hängt vor allem an der Anschlussleistung der Teilnehmer und weniger an deren Verbrauch. Beispielsweise zahlt jemand, der nahezu seinen ganzen Verbrauch über die eigene PV deckt kaum Netzentgelte, genießt aber dennoch 365 Tage im Jahr die volle Versorgungssicherheit. Wer hingegen nur Netzstrom bezieht, finanziert das Netz für die PV-Besitzer mit.
Heute ist die Grundgebühr eines Stromvertrags oftmals etwa 10 Euro im Monat. Wenn man die Netzentgelte auf die Anschlussleistung umlegen würde, wäre diese Grundgebühr bei vielleicht 50 Euro. Die kWh selbst könnte aber rund 10 ct günstiger sein. Das macht dynamische Stromtarife attraktiver und außerdem motiviert es zu niedrigeren Anschlussleistungen (z.B. durch Speicher) und spart somit auch Netzausbau. Sozial gerechter ist es ohnehin auch noch.
Der Preis für Kilowattstunde setzt sich ja aus folgenden Komponenten zusammen:
(das ist mein Wissenstand, als ich noch bei einer Stromvertriebsfirma gearbeitet hatte)
Arbeitspreis
Netzentgelt
KWK-Umlage
EEG Umlage
Stromsteuer
Ob nun auch die Co² und Mehrwertsteuer drauf ist… HIV (hab ich vergessen)
Interessanterweise hat sich der Arbeitspreis, also die reinen Stromherstellungskosten von 9 Cent kaum verändert.
Die EEG Umlage wurde damals so ausgerechnet, dass im Oktober alle Förderungen für erneuerbare Energien des vorangegangenen Jahres durch die Gesamtzahl der produzierten Kilowattstunden geteilt wurde.
Also sind EEG Förderungen nie ein Geschenk des Staates gewesen, sondern er hat sich die Kosten im darauffolgenden Jahr wieder zurückgeholt.
Somit war es de facto eine Förderung durch den Stromverbraucher.
Leider sind auch Netzentgelte erhoben worden, aber es wurde kaum in intelligente Stromnetze investiert. So kommt es vor allem bei uns im Norden immer wieder zu Blackouts, weil die Stromschwankungen durch Einspeisen oder Abschalten ganzer Windparks einfach nicht abgefangen werden können. Da kann es dann mal passieren, dass ein Router fürs Internet abraucht.
Und wenn man sich dann anschaut, wie lange eine Stromtrasse benötigt, bis sie denn endlich ans Netz geht… ohne Worte.
Im Vergleich zu Bayern zahlen wir hier höhere Strompreise (wenn man beim Grundversorger ist) auch durch höhere Netzentgelte.
Irgendwie sollte die gesamte Energiewirtschaft auf den Prüfstand, zumal sie angeblich in einem Wettbewerb stehen sollte und dennoch von einigen großen Playern (Vattenfall, EnBw, Eon) dominiert wird.
Da die Stromnetze für die Spitzenlast ausgelegt werden müssen, wäre es durchaus sinnvoll zumindest einen Teil der Netzentgelte zu dynamisieren.
Wer seinen Strom außerhalb der Spitzenzeiten bezieht, treibt den Netzausbau weniger.
Ich tendiere eher zu der Variante, das Netzentgelt prozentual zum Preis der kWh zu berechnen.
Eine sehr hohe Grundgebühr würde ja sowohl vom Strromsparen als auch vor der Installation von eigenen PV-Anlagen abhalten oder würde dazu führen, dass mehr Inselanlagen gebaut werden und sich die Leute komplett vom Netz abkoppeln, wenn sie können.