Wie macht man eine Straße für den Verkehr unbrauchbar?

So:

Es handelt sich um die ehemals 4-spurige Ortsdurchfahrt der B3, die jetzt als Umgehungsstraße verläuft.

  • der Gehweg ist 2,20 m breit, obwohl dort traditionell kaum jemand langlatscht
  • es gibt keinerlei Parkplätze. Jeder Möbel-, Kranken-, Werkstattwagen oder auch nur ein Taxi blockiert den Rad- und Gehweg
  • der Fahrradstreifen ist 1,40m breit, obwohl dort seltenst jemand langfährt, weil die Parallelstraßen viel schöner für Radler sind. Der ADFC hat eine völlig andere Route durch den Ortsteil vorgeschlagen.
  • der Autostreifen ist 2,50m breit. Es ist also nicht möglich, einen Radfahrer mit den vorgeschriebenen 1,50m Seitenabstand zu überholen.
  • auf der Straße verkehren auch mehrere Buslinien. Der Bus muss den Fahrradstreifen mitbenutzen.
  • ein ganz besonders idiotisches Detail ist der Bordstein zwischen Autostreifen und Schienen. Wenn ein Auto einem stürzenden Radler ausweichen muss, kostet das mindestens zwei zerstörte Reifen und Felgen. Und Radfahrer brauchen keine Haftpflichtversicherung.
  • die beiden Schienen sind zusammen etwa 7m breit. Die Straßenbahnen fahren im 12-Minutentakt. Diese Fläche wird also nur 5 mal wenige Sekunden pro Stunde genutzt. Weniger als 1% der Zeit. Und Grüns lamentieren darüber, dass Autos im Schnitt nur 1h pro Tag fahren, was immerhin etwa 4% der Zeit sind.
  • das Gummiraster, das später mal Gras beherbergen soll, täuscht übrigens nur vor, die Fläche sei nicht versiegelt. 20cm drunter ist durchgängig gegossener Beton unter dem Gleisbett.

Ich kenne die genauen Gegebenheiten vor Ort natürlich nicht, aber die Rechnung könntest Du für fast jede Gleisanlage machen. Sagt wenig aus.

Abgrenzung zur Fahrbahn ist oft sinnvoll, da sonst die Gleise durch Autos blockiert werden. Wie oft stürzen bei Euch eigentlich Radfahrer? Da sind 2 kaputte Felgen/Reifen und doch das kleinere Problem und der Radfahrer müsste eh zahlen, egal ob versichert oder nicht.

1 „Gefällt mir“

Bei der auf dem Bild sichtbaren Bebauung sollten keine Parkplätze im öffentlichen Raum notwendig sein, die Häuser haben doch alle ausreichend Stellplätze auf dem jeweiligen Grundstück.

Der „Fahrradstreifen“ ist dort kein eigener Radweg, sondern nur ein Schutzstreifen und damit Teil der ganz normalen Fahrbahn für alle Fahrzeuge. Er wird dort angelegt, wo ein eigener Radweg nicht lohnt (vielleicht weil die Prallelstraße die Radroute beherbergt) aber trotzdem die Sicherheit für Radfahrende erhöht werden soll. Eigentlich geht es nur darum, dass Autos nicht ganz rechts fahren, damit die Radfahrenden ganz rechts von allen besser gesehen werden. An den Verkehrsregeln ändert die rote Farbe kaum etwas gegenüber einer vollständig grauen Fahrbahn.

Eine Drainage wirds ja vermutlich wohl geben, ansonsten bildet sich da kein Rasengleis, sondern Moor … manch Biologen würds freuen, Bauingenieure weniger.

1 „Gefällt mir“

Jetzt kann ich Dich vor einer Dummheit bewahren. Dank mir später.
Aus dem Bußgeldkatalog:
" Mindestens 55 Euro kostet das Halten auf einem Schutzstreifen. Behindern Sie einen Radfahrer, würden Sie 70 Euro zahlen müssen und einen Punkt im Fahreignungsregister in Flensburg bekommen. Bei einer Gefährdung würde sich die Strafe auf 80 Euro und einen Punkt erhöhen."

Man darf den Streifen noch nicht mal dauerhaft befahren, nur ausnahmsweise, um z.B. dem Gegenverkehr auszuweichen oder in eine Grundstückseinfahrt einzubiegen.

Insofern frage ich mich, ob der Betrieb eine Buslinie auf dieser Straße überhaupt zulässig ist, da er ja mit einem Rad den Schutzstreifen benutzen muss.

Zitat StVO:

Wer ein Fahrzeug führt, darf auf der Fahrbahn durch Leitlinien markierte Schutzstreifen für den Radverkehr nur bei Bedarf überfahren, insbesondere um dem Gegenverkehr auszuweichen. Der Radverkehr darf dabei nicht gefährdet werden.

Breite Fahrzeuge wie Busse haben den Bedarf eben dauerhaft. Wo ist das Problem? Dass man auf der Straße im Bild nicht halten und parken kann und muss ist doch mit und ohne Schutzstreifen offensichtlich (es müsste in jedem Fall eine Restfahrbreite von 3 Metern neben dem abgestellten Fahrzeug bleiben). Als noch so dummer Krankenwagenfahrer, der ich mal war, hätte ich da überhaupt kein Problem an jedem der Häuser ohne Verkehrsbehinderung anzufahren.

Ich werde dazu demnächst bei Gelegenheit mal die Polizei befragen.

Was genau macht jetzt ein Möbelwagen oder Handwerker-Van, der mit den kleinen Stellplätzen nichts anfangen kann?
Oder ein Taxi, wenn die Stellplätze belegt sind, weil die Bewohner eben mit dem Taxi fahren wollen?

Da kommen wir nun zu der eigentlichen politischen Frage: Wollen wir, dass Flächen für den ruhenden Verkehr auf öffentlichem Grund vorgehalten werden?

Gründe die dagegen sprechen:

  • Parken im Straßenraum nimmt Platz ein, der an anderer Stelle fehlt. Die Qualität des fließenden Verkehrs wird schlechter sein.
  • Es ist sozial ungerecht Parkflächen nur für den Nutzen der wenigen Anlieger mit öffentlichen Mitteln bereitzustellen (und zu halten).
  • Parkende Fahrzeuge im Straßenraum vermindern die Verkehrssicherheit, da sie die Sicht anderer Verkehrsteilnehmer einschränken.

Gründe die dafür sprechen:

  • Parkflächen auf privatem Grund sind nicht überall vorhanden und lassen sich auch nicht mit vertretbarem Aufwand kurzfristig schaffen (trifft auf das Beispiel im Bild wohl nicht zu)
  • Parkflächen auf Privatgrund werden weniger solidarisch genutzt (wenn der Liefandomann beim Nachbarn parkt, könnte das in manchen Nachbarschaften zu Streit führen)
  • Die Kfz-Nutzung möglichst bequem und günstig zu machen fördert die (Automobil-)Wirtschaft
  • es war halt schon immer so (auch das stimmt eigentlich nicht)

Nach meinem Kenntnisstand werden die Busse dort nicht mehr fahren, sobald die Stadtbahn fährt.

Im Prinzip unbedingt. Wenn es keine geschäftsnahen Parkmöglichkeiten gäbe, wäre der Einzelhandel komplett am Ende. Das muss nicht notwendigerweise der Straßenrand sein, das können auch öffentliche Parkplätze sein.

Vor Geschäften muss es weiterhin Haltemöglichkeiten zum Be- und Entladen geben, nicht jedes Geschäft kann sich eigene Stellflächen leisten

In diesem Fall schon, weil es an der Straße große Vorgärten gibt bzw. gab.

Es passiert dort auch das, was man „behutsame Verdichtung“ nennt:
Die alten Ein- und Zweifamilienhäuser mit den großen Gärten werden nach und nach abgerissen und durch „Stadtvillen“ mit jeweils ca. 9 Wohnungen mit den dazu gehörigen Stellplätzen ersetzt.

Wenn man sich überlegt, dass die Leute Jahrzehnte lang in einer Bürgerinitiative dafür gekämpft haben, dass die Bundesstraße dort weg kommt und die Straße beruhigt wird, eine Entwicklung, mit der sie vemutlich nicht gerechnet hatten.

Ich habe allgemein gesprochen.

Ich kenne sehr viele Geschäfte ohne Autostellfläche vor der Tür und sehr viele Geschäfte mit Autostellfläche vor der Tür. Als Kundin kann ich mir aussuchen, welches ich besuche.

Vor unserem Bioladen wurde vor einiger Zeit ein Autoparkplatz in einen Stellplatz mit 5 Fahrradbügeln umgewandelt. Das wurde positiv aufgenommen, weil die Fahrräder mit den schweren Packtaschen voller Einkäufe seitdem nicht mehr umfallen.

Als Kunde schaffe ich zwei Tragl Bier nicht mit dem Fahrrad. Da nehme ich das Auto.

Sage ich doch, dass du es dir aussuchen kannst, in welchen Laden du fährst. Wenn du mit dem Auto fährst, nimmst du halt einen mit Parkplatz.