Autobahnen und Schienennetz immer sanierungsbedürftiger

Gerade in den Schlagzeilen:

Der Zustand der deutschen Infrastruktur hat sich in den vergangenen Jahren nochmals verschlechtert. Mehr Straßen- und Schienenabschnitte sind sanierungsbedürftig. Und das, obwohl das Problem „Sanierungsstau“ kein neues ist.

Das entspricht meiner Beobachtung: Ich vermeide es Auto zu fahren, aber wann immer ich es doch mache, habe ich das Gefühl, dass es jedes Mal schlimmer wird mit den Baustellen. Mein letzte Versuch mit dem Zug war auch sehr demotivieren: ein Zug fällt aus, der nächste bleibt mit Schaden stehen, der dritte bringt mich dann überfüllt und verspätet endlich ans Ziel.

Deutschland kommt mit dem Sanieren nicht gegen den Zerfall an.

Wie kann sich das Ändern?

  • Müssen wir noch mehr und schneller bauen, wie es der aktuelle Verkehrsminister fordert?
  • Müssen wir zielgerichteter sanieren? Da soll 2024 bei der Schiene angeblich viel passieren, sodass Weihnachten die Pünktlichkeit schon spürbar besser werden soll. Ich bin gespannt.
  • Ist generell zu viel Last im System und wir müssen überlegen, wie es auch mit weniger Verkehr funktionieren kann?

Vielleicht sollten wir mal analysieren, warum in Japan und der Schweiz Verspätungen bei der Bahn sehr selten sind. Was machen die besser? Also runter von unserer Arroganz made in Germany

Vielleicht sollten wir auch überlegen, ob wir unsere Strassen richtig bauen?
Die Kies und Asphalt Mafia haben ja die Preise abgesprochen und torpedieren jede Neuerung. So gab es Versuche in Rostock, mit eingesammelten Plastikmüll aus dem Meer Strassenfertigteile mit integrierten Rohren zu fertigen. Diese Teile halten bis zu 3 Mal länger als herkömmlicher Strassenbelag.

Billiger, schneller weil Systembau…

Ist das weitverbreitet oder Einzelfälle? Hast Du dazu Infos?

Von 2011 bis 2015 war die Kommission mit einer viel beachteten öffentlichen Untersuchung von potenzieller Korruption bei der Vergabe öffentlicher Aufträge betraut. Die von der Kommission vor Gericht berufenen Zeuginnen sagten aus, dass Firmen im Rahmen dieser Absprachen aus Kosteneinsparungsgründen absichtlich bei der Qualität des Asphalts zum Füllen der Schlaglöcher knauserten. Den Zeuginnenaussagen zufolge besteht kein echtes Interesse an einer permanenten Lösung des Problems, denn die jedes Jahr wiederkehrenden Straßenschäden sichern den Asphaltlieferanten den kontinuierlichen profitablen Absatz ihrer Produkte.

Der Bericht ist übrigens nicht aus Deutschland, sondern aus Kanada, Montreal. Von diesen Zuständen sind wir weit entfernt. Ich finde, unsere Straßen sind in einem extrem guten Zustand, es wäre schön, wenn das Schienennetz genauso gut wäre.

Wir haben Jahrzehnte über unsere Verhältnisse gelebt, da wir die Kosten für die Sarnierung lange in unseren eigenen Geldbeutel fließen ließen - also müssen wir erst einmal damit leben, da es mit dem Sarnieren nicht von heute auf morgen geht - dann brauchen wir dafür genug Geld - das wäre da, wenn wir es nur locker machen würden - dazu brauchen wir aber einen gesellschaftlichen Konsens, dass die Infrastruktur hinreichend Priorität bekommt. Haben wir den schon? Ich wage es zu bezweifeln…

als ich in Baden-Württemberg lebte, hatte ich einen Job im Baunebengewerbe. Baumaschinen… Da kannte man die einzelnen Kiesgrubenbetreiber, die meist auch mit den Asphaltherstellern verbandelt waren. Alle waren irgendwie verbrüdert oder verschwägert. Warst du bei einem drin, konntest du bei den anderen auch verkaufen. Warst du nicht im inner circle… tja Pech gehabt…

Es sind ähnliche Absprachen wie bei den Feuerwehrautos… da hat das Kartellamt mal kurz dazwischen gehauen. Die Strafen wurden aus der Protokasse bezahlt und dann wurde nach einer Umstrukturierung munter weiter gemauschelt.

Ein Umweltingenieur aus unserer Minipartei hatte sich mit dem recycelten Plastikstraßenmodulen befasst. Sie sind über das Versuchsstadium nicht hinausgekommen, weil Gelder abgewürgt wurden und bei Ausschreibungen der Ausschreibungstext so verfasst wurde, dass nur Asphalt verwendet werden durfte.

Recycling-Kunststoff-Module: Ein Meilenstein im Straßenbau - ingenieur.de

Die meiste Infrastruktur (z. B. Brücken) wurde nach dem Krieg gebaut.
Brücken zum Beispiel halten ca. 80-100 Jahre
„Das Bundesamt für Straßenwesen (BASt) bemisst die Lebensdauer von Brücken mit 80 bis 100 Jahren.“
Ingenieurkunst: Brücken, die noch lange halten(BASt,mit%2080%20bis%20100%20Jahren.
Beim Bahnnetz sieht es wahrscheinlich ähnlich aus.
Heißt, in der Zeit müssen die „nur“ instandgehalten werden.
Wir konnten also immer mehr dazu bauen, weil es erst mal wenig Ersatzbedarf gab.
Jetzt kommen wir aber in den Zeitraum, wo wir mehr und mehr Infrastruktur ersetzen müssen weil am Ende der Lebensdauer.
Das führt irgendwann dazu, dass wir nur noch mit Ersatz beschäftigt sind und für zusätzlich keine Ressourcen mehr übrig bleiben. Ob die Ressourcen für den Ersatzbedarf da sind ist auch noch eine Frage.
Da wird das aber ignorieren und weiter Neues dazu bauen wollen wird dann an der Instandhaltung gespart. Das verkürzt aber wiederum die Lebensdauer und macht es nur noch schlimmer.
Das alles Fällt uns jetzt auf die Füße.
Wir haben an vielen Stellen zu viel- und zu aufwendige Infrastruktur, die wir uns eigentlich gar nicht auf Dauer leisten können.
Wir sollten unsere Infrastruktur mal kritisch anschauen, ob wir nicht auf das eine oder andere verzichten können oder etwas kleiner weiterbetreiben sollten…

wir sollten auch mehr die ausländischen LKW über die Waage ziehen.
Viele sind überladen.
In Frankreich werden die meisten überladenen LKW aus den ehemaligen Ostblockstaaten identifiziert

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Noch besser LKW-Verkehr vermeiden. Dann brauchen wir auch wenige Autobahnspuren.
Aber das ist wieder ein Thema für sich.

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Nein, das Schienennetz ist hier auch Thema. Ohne ein sehr viel besseres Schienennetz werden wir den LKW nicht vermeiden. Fragt sich, was billiger ist. Schiene oder Straße?

CO2-Emission ist wieder ein Thema für sich.

für den Ausbau von neuen Schienentrassen sind wir einfach zu dicht bebaut. Würde man für den ÖPNV die Schienen eine Etage höher bauen (ähnlich Schwebebahn Wuppertal) könnte man die Ballungsgebiete entlasten. Ich denke da als Beispiel die Anbindung der Uckermark an Berlin oder Berliner Ringbahn mit zweiter Express-Etage. Somit wären mehr Schienen frei für den Gütertransport, vorausgesetzt, wir finden genügend Lok-Führer

Ich hatte weniger an den Nahverkehr gedacht, da gibt es kaum Alternativen für den Lastwagen. Mir ging es um den Fernverkehr, um die vielen 40-Tonnner die die Autobahnen verstopfen. Das gehört auf die Schiene.

mir auch… Personentransport und Gütertransport teilen sich die selben Gleise.
Personentransport hat immer Priorität und somit ist der Güterverkehr relativ langsam.
Legt man den Personentransport eine Ebene drüber, wäre eine höhere Dichte an Warentransport möglich

Das wäre aber wahnsinnig teuer, warum nicht daneben? Außer in den Städten habe wir noch Platz.

Ich nenne nur das Stichwort Planfeststellungsverfahren. Bahngleise muss man nicht umnutzen und muss man nicht dazu kaufen

Für die zweite Etage hast du den gleichen Aufwand bei den Planfeststellungsverfahren und anderer Bürokratie.
@Kalo hat schon recht. Platz ist außerhalb der Städte (Güterzüge müssen nicht unbedingt durch Städte fahren) eigentlich genug da, aber die Bürokratie und die Nimbys verzögern alles und machen es teurer.
Mit der richtigen Technik (z. B. ETCS und längere Züge) könnten wir schon einiges erreichen.

Die Bauwirtschaft klagt doch so über mangelnde Aufträge. Sollen sie doch Infrastruktur bauen.
Wer einen großen Wohnblock in Beton gießt, sollte auch z. B. eine Brücke in Beton gießen können.
Der Innenausbau kann ja Bahnhöfe sanieren.

Dann baut man endlich ne neue Brücke und es ist auch wieder nicht recht :stuck_out_tongue:
Realer Irrsinn: Brücke blockiert Bahn in Düren | extra 3 | NDR (youtube.com)

Bevor nun wieder auf die böse FDP gehauen wird - die zuständige Verwaltung für diesen Brückenbau untersteht dem grün geführten Landesverkehrsministerium.

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nun, das Bundesverkehrsministerium und deren bisherigen Minister waren vermutlich mit anderen Dingen beschäftigt, anstatt die Bürokratie abzubauen.

In Frankreich gab es für Grundstückseigentümer, auf der eine neue Umgehungsstraße gebaut werden sollte, erst ein Angebot. Dann ein zweites… das dritte war dann die Enteignung aus nationalem Interesse…

Als ich in den späten 90ern viel in Frankreich unterwegs war, konnte man gar nicht so schnell gucken, wie vor und nach einem Ort ein Kreisverkehr mit einer Umgehungsstraße verbunden war. Auch haben die Franzosen intelligenter gehandelt:

Vor und nach den Brücken auf den Schwertransportstrecken konnte man die Brücke umfahren. Auch gab es die Barriere du degel… eine Tausperre. Wenn die Temperaturen aus dem Frostbereich stiegen, ruhte der Schwerlastverkehr für zwei Tage. Damit konnte sich der Asphalt heben und Senken, ohne dass der Fahrbahnbelag in Stücke brach.

Wir haben mehr als doppelt so viele Vorschriften bei dem Bau von Fernverkehrsstrecken. Auch nützlich sind die wenigsten. man sollte einfach mal schauen, wie machen es die Nachbarn. Aber wir müssen ja das Rad immer neu erfinden.

Laut Erklärung im Video wussten das Straßenbauamt zwar von den Überlegungen seit 15 Jahren, ein drittes Gleis zu bauen, könnte sie aber nicht berücksichtigen, da laut Vorschrift nur „fixe Planungen“ berücksichtigen werden dürfen.

2 Lehren:

  • Manchmal nicht nur auf die Vorschriften schauen
  • Wer zu lange überlegt, den bestraft der Straßenbau

Gleiches ist bei uns hier mit einer neuen S-Bahn Brücke über die A8 passiert.
Die S-Bahn soll irgendwann zweigleisig ausgebaut werden. Die neue Brücke wurde aber eingleisig gebaut, weil die Planungen nicht soweit sind, dass die berücksichtigt werden dürfen.
Dann bauen wir eben in ein paar Jahren teuer eine Zweite daneben oder reißen die Erste ab um eine Zweigleisige zu bauen.

Wer verantwortet diesen Irrsinn?