Das ist ja alles richtig, aber bei Autounfällen haben wir bereits heute die Situation, dass alle eine gesetzlich vorgeschriebene Haftpflichtversicherung haben. Das erleichtert vieles.
Prämisse: bei ‚autonomen Fahren‘ rede ich von Level 5, d.h. der Fahrer darf Zeitung lesen bzw. das Fahrzeug hat weder Lenkrad noch Pedale.
Weshalb landen manche Unfälle vor dem Gericht? Um zu klären,
- ob strafbares Verhalten vorliegt (Vorsatz, grobe Fahrlässigkeit)
- wer den Sachschaden bezahlt
- wer den kaufmännischen Schaden bezahlt (Selbstbehalt, Schadensfreiheitsrabatt)
Vorsatz und Fahrlässigkeit kann man bei L5 getrost ausschließen.
Wer kommt als Haftender in Betracht?
- Fahrer
- Halter/Betreiber
- Hersteller
- in seltenen Fällen der Betreiber der Infrastruktur (Baustellenabsicherung, Streupflicht,…)
Den Fahrer können wir wieder ausschließen und bei der Infrastruktur bleibt alles wie es ist.
Der Halter hat auf das Verhalten der KI keinen Einfluss und ist nur noch für den technischen Zustand des Fahrzeugs haftbar (Reifen, Bremsen, …)
Man wird also dem Halter und dem Hersteller eine Haftpflichtversicherung für ihren jeweiligen part vorschreiben, wobei beide Tarife zusammen günstiger sein werden als die heutige Haftpflicht für den Halter.
Der Hersteller kann daher die Prämie problemlos in die Leasingrate oder den Kaufpreis einpreisen. Es geht dann also nur noch um die Frage, welche der beiden Versicherungen bezahlt. Ist das zufällig derselbe Versicherer, geht es nur um rechte oder linke Tasche und die Schuldfrage wird höchstens noch von einem internen Sachverständigen geklärt. Für die Statistik.
Und hier kommt eine weitere Entwicklung ins Spiel. Derzeit gibt es in D noch knapp 100 Autoversicherer. Hier wird in den nächsten Jahren eine unglaubliche Konsolidierung stattfinden. Am Ende werden nur noch die Versicherer übrig bleiben, die Zugriff auf die Telemetriedaten der versicherten Fahrzeuge haben.
Ein normaler Versicherer kann seine Tarife nur anhand statischer Merkmale wie Alter des Fahrers, Dauer des Führerscheinbesitzes, Jahresfahrleistung, Vorschäden etc. Einige Versicherer bieten heute bereits günstigere Tarife an, wenn man eine Art Fahrtenschreiber installiert, der Beschleunigungs- und Verzögerungswerte aufzeichnet. Das sind aber noch erbärmlich wenig Daten.
Bei einem Auto mit L5 hingegen fährt die KI permanent als ‚Beifahrer‘ mit, auch wenn L5 abgeschaltet ist (um dazuzulernen). Sie kann also die gesamte Verkehrssituation und damit das Fahrverhalten des Fahrers viel besser beurteilen. Und der Versicherer kann ‚guten‘ Fahrern deutlich günstigere Tarife anbieten.
Das ist keine Zukunftsmusik. Tesla car insurance hat letztes Jahr in ein paar US-Staaten einen Tarif genehmigt bekommen, der sich monatlich ändern kann, wenn sich Deine Fahrweise ändert. Es werden wahrscheinlich nur die Versicherungstöchter der Autohersteller übrig bleiben.
Da Tesla beim L5 uneinholbar führt, werden die übrigen Hersteller das FSD lizensieren (wenn sie klug sind). Es ist also durchaus möglich, dass Tesla mittelfristig zum einzigen Versicherer für Hersteller wird.
Dann ist die Schuldfrage endgültig hinfällig. Es muss nur sichergestellt werden, dass immer eine Versicherung den Schaden übernimmt.