Die Deutsche Bundesbahn und die deutsche Politik

Heute morgen mal wieder gelesen:

Monopolkommission rät zur Zerschlagung der Deutschen Bahn

Für mehr Wettbewerb und umfassende Reformen soll der Konzern aufgeteilt werden. In einem Gutachten fordert die Kommission konkrete Schritte von der Ampel-Koalition.

Da ich seit ein paar Jahren für den Laden arbeite, habe ich mittlerweile ganz guten Einblick, in einige der Probleme. Ich kann und will hier keine interna ausplaudern. Aber doch ein paar Punkte:

  • Da man nicht so enifach das Strekennetz verdoppeln kann, müsste ETCS die oberst Priorität haben. Der Gesetzgeber könnte z.B. alle EVUs dazu verpflichten ihre Züge mit ETCS Level 3 auszurüsten, damit ETCS Level 3 vieleicht schon in 5 Jahren statt in 30 Jahren Realität wird.
  • Einer der größten Bremsklötze ist die „Europäische Ausschreibung“ - Gedacht um mehr Wettberb zu ermöglichen und Korruption zu verringern, führt dieses Konzept zu den absurdesten Verrenkungen und blockiert Innovation auf breiter Front. Denn alle großen Projekte werden unheimlich laaaannngsam und bürokratisch. Man stelle sich vor der VW-Konzern müsste jede Zulieferung von Bauteilen europäisch Ausschreiben.
  • Alle Verfahren die mit der Netzinfrastruktur zu tun haben, müssen endlos viele gesetzlich festgelegte Prüfverfahren durchlaufen. So ist z.B. ein Stellwerk ein Gesmatkunstwerk, welches in einem erstellt, geprüft und abgenommen wird. Und dann 50 Jahre unverändert laufen soll. Was macht man dann aber mit einem elektronischen Stellwerk, in dem die Software eigentlich alle 3 Monate Sicherheitspatches erhalten sollte, wie es in der IT branchenüblich und absolut notwendig ist?

Statt dessen: Den Konzern mit über 100.000 Mitarbeitern mal wieder komplett umorganisieren, damit sich keiner der Leute die dort arbeiten in den nächste Jahren mit irgend was anderem beschäftigt als mit der Frage: Gibt es meinen Arbeitsplatz morgen noch? Das motiviert! Das löst Probleme.

So wie bei der brittischen Einsenbahn.

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Ich bezweifle das das mit privatisierten Bahnen klappt.

  • Wettbewerb braucht es meiner Meinung nach bei Grundversorgungsinstitutionen nur zwischen verschiedenen staatlichen Unternehmen für die gleichen Aufgaben zu geben.

  • Die internationalen Pflichtausschreibungen führen zu unfassbaren Transport kosten für die Ökokonten.
    Gerade diese Dienstleistungen gehören möglichst regional / national organisiert.

  • Noch ein Beispiel der Grundversorgung , die mit den sicherheitsbezogenen notwendigen Ausgaben nicht rentabel UND Sozialverträglich privatwirtschaftlich betreibbar ist.

Grundversorgung ist ungeeignet für Gewinn und Dividende.

Das wissen inzwischen sogar die USA und die haben begonnen manche Einrichtungen zu verstaatlichen, die auch für sozial schwache verfügbar werden sollen oder andere Kapital inkompatible Aspekte sonst nicht realisierbar sind.

Mal schauen , ob CDU und FDP das bei uns auch feststellen.

Warum nicht? Wo ist das Problem? EU-weit für Privat-PKW [neue Abgasnormen](https://Euro 6d und Euro 6e) einführen geht doch auch. Es handelt sich bei ETCS um ein System, daß in jede existierende Lok eingebaut werden könnte. Kostet halt nur Geld.

Aber mit ETCS Level 3 können die Blockabstände abgeschafft und letztlich auch die Lokführer eingespart werden. Lokführer wachsen nämlich genauso wie Lehrer nicht auf Bäumen und bei alternder Bevölkerung wird das Problem in den nächsten 10 Jahren immer größer. Zumal mit mehr Zügen wie geplant.

Dem zweiten Teil kann ich voll zustimmen @Biologin.

Du hast recht. Ich halte die Zersplitterung der Bahnen nur für einen teuren und sinnlosen Umweg.

Hier ein neuer Gedanke mit bezug zu dem Beitrag der Monopolkommission:

  • Irgendwie wäre es sinnvoller in die andere Richtung zu denken.
    Warum keine Europäische Staatsbahn für alles überregionale auf Schienen und Straßen ?

  • Die €uropäische Bahn Gehört zum Beispiel anteilig weiterhin den Mitgliedsstaaten ermöglicht aber Planung und Investitionen auf Europäischer Ebene.

  • Regionales wäre zusätzlich und würde weiterhin regional / national gehandhabt.

  • Durch ein europäisches Schnellverkehrsnetz würden Hauptstädte in wenigen Stunden auch mit der Bahn erreichbar sein.

  • Im internationalen Verkehr machen viele Verkehre plötzlich durchaus Sinn.

  • Große Gütermengen zum Beispiel sind grenzüberschreitend echt ein Drama mit der Bahn bisher.

  • ECTS und andere Basics könnte man nach einer gemeinsamen Sitzung zentral einführen.

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So oder so ähnlich sollte man es machen :slight_smile:

Die Verhandlungen auf EU-Ebene werden nur wenige Jahrzehnte benötigen …

Die Bahn hat einen Auftrag als Privatunternehmen kann sie diesen Auftrag nicht vollends erfüllen.
Um es mit Bayern sprech zu unterlegen die Bahn muss bis an jede Milchkanne fahren das kann ein Privatunternehmen nicht.
Hier noch ein klischeefaktum 50% von Sachsen (als Beispiel) ist nicht mit dem öffentlichen Nahverkehr verbunden.
Da wo man hyggelig unterwegs ist hat man drei Bahnunternehmen kein einziges davon funktioniert gewinnbringend das ist von dem Staat auch so gewollt wir reden von Dänemark.

Ergo nur ein Staatsunternehmen das strukturell aufgebaut ist kann diesen Auftrag erfüllen dieses Unternehmen wird niemals gewinnbringend arbeiten.

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Es gibt sogar eine europäische Behörde, die sowas eigentlich organisieren sollte. Der Rechtsrahmen ist längst gegeben um sowas einfach mal vorzuschreiben. Dass es trotzdem keinen Schritt voran geht liegt in meiner Wahrnehmung nicht unerheblich an den Staatskonzernen und deren nationalen Protektionismus. Für europaweit tätige Bahnunternehmen wäre es ein Segen und betriebswirtschaftlich sehr sinnvoll wenn es einheitliche Standards geben würde … gibt es aber nicht. Insofern kann ich mir vorstellen, dass eine Zerschlagung der Staatskonzerne auch zur Zerschlagung von hinderlichen Knoten auf dem Weg zu mehr europäischer Einheit führen würde.

European Union Agency for Railways Moving Europe towards a sustainable and safe railway system without frontiers. (europa.eu)

Nachtrag: Hier ein ganz interessantes Interview mit dem Leiter besagter Behörde … Josef Doppelbauer, Chef der Europäischen Bahnagentur: „Die EU-Staaten müssen endlich europäisch denken“ (investigate-europe.eu)

So ziemlich das genaue Gegenteil ist der Fall: Es gibt in Deutschland 513 Eisenbahnverkehrsunternehmen. Die alle müssen ihre Loks und Wagen umrüsten. Ohne das der Zug nämlich seine Integrität (alle Wagen sind noch da) selbst überwacht, gibt es auf allen Gleisen Achszähler, die sicherstellen, daß ein Zug auch vollständig einen Blockabstand wieder verlassen hat.

Wären alle EVUs teil eines einzigen Konzerns, könnte die DB einfach beschließen, daß auf bestimmten Strecken nur noch ETCS Level 3 geht und fertig. So wie es jetzt ist, gibt es für jede Stufe der Umstellung ewig lange Firsten bis halt alle ihre Züge nachgerüstet haben. Denn sonst heißt es wieder: die DB benachteiligt die Konkurrenz.

Aber mit solche Details beschäftigt sich die deutsche Politik nicht. Das sind keine Wähler mit zu gewinnen.

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Sie könnte aber auch weiter bis ins Jahr 2070 einfach ganz bequem mit PZB/LZB fahren, dann kommt der doofe Franzose auch nicht auf die Idee mit seinem TGV bis München fahren zu wollen :wink:

Hat man eigentlich schonmal über sowas wie eine europäische Staatsbahn nachgedacht?

Die Bahn ist nicht Black Rock - So sind z.B. meine über 6000 IT-Kollegen nicht dabei, weil Sie bei der DB die höchsten Löhne bekommen. Ich würde sagen, die meisten möchten was sinnvolle mit ihren Fähigkeiten anfangen.
Es sind Menschen, die in einem hoch-komplexen und mit viel Bürokratie überfrachteten System (schöne Grüße an das EBA) das beste versuchen zu erreichen.

Allerdings könnte die EU schon einiges bewirken in punkto übergreifende Zusammenarbeit. Telefonieren kann man in der EU ja seit ein paar Jahre auch überall mit dem gleichen Konditionen.

Was ist denn aus Deiner Sicht der Grund weshalb es mit dem europäischen Eisenbahnverkehr so hakt? Warum konnte man noch immer kein einheitliches ECTS (ohne inkompatible „Dialekte“) flächendeckend einführen?

Auf europäischer Ebene ist man inzwischen viermal mit viel Anlauf gegen die Wand gelaufen. Vier mal hat man ein Maßnahmenpaket verabschiedet um den europäischen Schienenverkehr voran zu bringen. Und jedes Mal waren es die gleichen, die zunächst in den Verhandlungen die Ziele verwässert haben und dann in der Umsetzung selbst am kleinsten gemeinsamen Nenner gescheitert sind. Insbesondere Frankreich und Deutschland fallen immer wieder auf, weil sie bei ihren nationalen Befindlichkeiten keinen Millimeter kompromissbereit sind.

Hier ein bisschen Lektüre zum Thema:

https://www.dvz.de/rubriken/politik/detail/news/deutschland-setzt-viertes-eu-eisenbahnpaket-noch-nicht-korrekt-um.html

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Hab da eine Frage, du redest von Lokführer Mangel. Warum gibt es keine Roboter Züge? Ist doch eher einfacher zu realisieren als Robo- Taxis. Dann braucht man gar keine Lokführer mehr.

das vereinfacht die Organisation der Fahrpläne und spart Geld. In einer gealterten Gesellschaft gibt es eh nicht genug Personal.

Warum arbeitest du und deine IT Kollegen nicht daran so was zu entwickeln?
Wer Programmieren kann sollte eigentlich sowas bauen können. (die Software dafür herstellen)

Ich hätte gar kein Problem damit. Wenn so ein System mal fuktioniert ist es viel sicherer als ein Lokführer, ein Computer braucht keinen Schlaf und ist immer „aufmerksam“

Darüber reden wir gerade. Denn dafür braucht man das European Train Control System (ETCS).
Level 3 glaube ich. Das ist alles schon da, muss „nur“ flächendeckend ausgerollt werden.

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Ach so verstehe.

Die Deutsche Bahn wird durch Fragmentierung so lange zersplittert bis niemand mehr genau sagen kann was fehlt , wenn man alles privatisiert und oder gleich ganz dichtmacht.

Du hast schon Recht. Doch das hat nichts mit den von mir genannten 513 Bahnunternehmen zu tun.
Damit meine ich diese Liste: Liste deutscher Eisenbahngesellschaften – Wikipedia

Alles Unternehmen, die nicht zum DB-Konzern gehören, aber das deutsche Gleisnetz mit benutzen.

Die aber alle Teil des staatlichen! Unternehmens Bahn sein könnten, was meiner Meinung nach mehr Vor als Nachteile hätte.

Die Konkurrenz auf der Schiene finde ich gar nicht so schlecht. Gerade bei Regionalbahnen können kleine Betreiber schneller neue Modelle anbieten als der DB-Konzern. Wir haben ja auch Züge aus der Schweiz, aus Österreich oder aus Frankreich auf unserem Schienennetz.

Was aber total daneben läuft ist die DB Netz GmbH. Die betreiben bis zum heutigen Tag wohl über 500 Mechanische Stellwerke. Jedes davon muss in mehreren Schichten und mit Planung von Urlaubszeiten 365 Tage im Jahr besetzt sein. Das ist ein irrsinniger Personaleinsatz. Und das in einem Hochlohnland wie Deutschland. Jeder normale Konzern hätte das vor 80 Jahren schon komplett abgeschafft und die Investition von ein paar Milliarden DM hätte sich heute schon komplett amortisiert.

Ach ja: Ein mechanisches Stellwert hat große 1 Meter lange Hebel die umgelegt werden, diese Kraft wird dann per Stahlseil bis zur Weiche übertragen und legt diese um.

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hab eh noch nie verstanden warum diese musseeumsreife Steinzeit- Technik noch immer benutzt wird. :see_no_evil:

extrem altmodisch

Um mal wieder zum Kern des Vorschlags der Monopolkommission zurück zu kommen: Wäre es nicht wirklich sinnvoll die Bahn in drei Gesellschaften zu trennen: Die Infrastruktur (Gleise, Bahnhöfe), den Personentransport und den Gütertransport?

Das muss nicht gleichbedeutend mit Privatisierung sein, die Infrastruktur müsste auf jeden Fall staatlich bleiben, die anderen beiden wahrscheinlich auch.