Wie sehr sich Primär- und Endenergieverbrauch unterscheiden, zeigen die Daten. 2020 lag der Endenergieverbrauch in Deutschland bei rund 2.330 Terawattstunden, der Primärenergieverbrauch dagegen bei 3.200 Terawattstunden, also um rund ein Drittel höher.
Und diese Zahlen enthalten noch ca. 99% Explosionsheizungsmotoren im Verkehrssektor.
Mit dem aktuellen Strommix ist der Primärenergiebedarf von so manchem Elektro-SUV sogar größer als jener eines Kleinwagen mit „Explosionsheizungsmotor“ … aber ich hab doch eine PV-Anlage auf dem Dach und fahre klimaneutral, sagte der grüne Energiewendevorreiter. Nein, tut er nicht solange wir in Deutschland ein gemeinschaftliches Stromnetz betreiben und für dieses noch Fossile verbrennen (müssen). Wer seinen Ökostrom da lieber verschleudert als einzuspeisen und damit (rechnerisch) die fünfköpfige Familie im Mehrfamilienhaus ihre Suppe mit 100% Kohlestrom aufwärmen lässt, handelt unsolidarisch. Der Artikel sagt nämlich auch:
Es ist klar, dass eine zu 100 Prozent erneuerbare Versorgung nur möglich ist, wenn auch der Endenergie-Einsatz insgesamt deutlich sinkt. Ein Weiter-so in Grün geht nicht.
In dem Artikel geht es um Märchenerzählung, um falschen Maßstab und darum dieses den „Gegnern“ nicht „durchgehen“ zu lassen. Ich habe Verständnis dafür, dass manches grüne Märchen von den „Gegnern“ ähnlich misstrauisch gesehen wird. Nüchtern betrachet könnte es im gleichen Geschichtenbuch stehen. Wenn wir überzeugen wollen und mehr Akzeptanz für unsere Ziele und unseren Weg wollen (Politik und so), sollten auch wir weniger Märchen erzählen.
Tatsächlich würde ich das von überzeugten Grünen eigentlich erwarten. Wenn ich etwas im Überfluss habe, auf das ich auch verzichten kann, würde ich es auch umsonst abgeben - vor allem wenn es woanders dringend benötigt wird und erst recht wenn es in Sachen Klima uns allen zu Gute kommt.
Wenn ein Unternehmer sein Produkt nicht gewinnbringend verkaufen kann (weil der Markt den Preis nicht hergibt), kann er sein Produkt unter Wert abgeben oder es vernichten und so dem Markt entziehen - für beides kann es wirtschaftlich gute Gründe geben. Bei Strom, den man nur mit sehr viel technischen Aufwand und Verlusten speichern kann, sehe ich gewichtigere Gründe für ersteres. Für Lebensmittel gilt das Gleiche und auch da finde ich die Abgabe unter Wert (Gutes vom Vortag, Tafel, Foodshare) sinnvoll und solidarisch geboten - nicht wenige Unternehmer sehen das auch so.
Ihn zum Autofahren zu nutzen, finde ich nicht verwerflich, womit wir wieder beim Thema wären.
Man kann ihn ja gar nicht zu jeder Zeit einspeisen, weil manchmal einfach die PV vom Netzbetreiber abgeriegelt wird, wenn zuviel Strom im Netz ist.
Das kommt in meinen Augen darauf an zu, welchem Zweck und auch wie man Auto fährt. Wenn man dank konstenlosen Strom vom eigenen Dach Strecken fährt, die man sonst nicht gefahren wäre, oder durch seinen Fahrstil mehr verbraucht als mal vernünftigerweise sonst verbraucht hätte, hat man auch beim Auto fahren Strom verschwendet, der der Energiewende an anderer Stelle mehr gebracht hätte. Die Wahl des Autos zählt natürlich auch dazu. Für wen der Endenerigeverbrauch des Elektroautos unerheblich ist, weil ja Strom praktisch kostenlos ist, verschwendet Energie.
Das ist übrigens auch so ein Märchen. Für PV gilt gemäß §11 EEG die Abnahmegarantie, die nur in eng begrenzten Ausnahmefällen eingeschränkt werden kann.
Man beachte die Quelle: Eine MIT-Studie im Auftrag des Manager-Magazins aus dem Jahr 2017.
Aber das Märchen von den unsauberen E-Autos hält sich immer noch.
Dazu kommt: Der Strom legt bei mir den kürzest Möglichen Weg zurück. Keine Überlandleitungen durch ganz Deutschland, keine Tanker, die mit Schweröl befeuert die halbe Welt umrunden und halt manchmal auch auslaufen.
Weil Kostendruck, zumindest für unternehmerisch denkende Menschen und alle die nicht im Überfluss leben, ein wesentlicher Teil der Entscheidungsfindung ist. Tempo 80 statt 130 spart bei gewöhnlichen PKW etwa die Hälfte an Endenergie ein.
Rechnen wir doch mal mit Deutschen Werten (Deutscher Strommix, Deutscher Diesel):
Tesla Model X: 21 kWh/100km Verbrauch laut Datenblatt in der sparsamsten Variante, macht bei unserem Strommix mit durchschnittlich etwa 420g CO2/kWh einen Ausstoß von 88g CO2/km.
Ford Fiesta: 82g CO2/km in der sparsamsten Variante laut Datenblatt
Unter den Bedingungen kann der Tesla den riesigen Mehrverbrauch bei der Produktion nie wieder reinfahren. Ja, es ist kein riesen Unterschied und der wird mit zunehmenden Ausbau von EE auch besser fürs E-Auto. Aber es ist eben auch nicht so, dass ein Kleinwagen mit „Explosionsheizungsmotor“ erheblich umweltschädlicher ist als ein vermeintlich grüner Elektro-SUV.
Die Bahn stößt pro Sitzplatz laut Umweltbundesamt übrigens durchschnittlich 32 g CO2/km aus. Wer also in seinem Tesla oder Fiesta mit mindestens 3 Personen unterwegs ist, fährt klimafreundlicher als mit der Bahn … noch so ein Märchen
Das ist vermutlich ein anderes Thema mit dem Tempolimit. Es ist ja nicht so, dass PV-Anlagen-Besitzer*innen grundsätzlich dagegen wären und Kohlestromsuppenerwärmer*innen grundsätzlich dafür. Vielleicht sollte man daraus ein neues Thema „Tempolimit“ machen, falls wir das nicht schon haben.
Ich meinte hauptsächlich die überflüssigen Fahrten, die man mit Benzin nicht gemacht hätte, warum sollte man die machen? So toll ist Auto Fahren nun auch wieder nicht.
Wann ist eine Fahrt überflüssig? Die Schwiegermutter am Wochenende besuchen - über die Sinnhaftigkeit dieser Fahrt haben vermutlich mindestens drei Personen drei völlig unterschiedliche Ansichten
Ob man eine Fahrt macht oder nicht (und wenn ja, wie man sie macht - ob man zum Beispiel Mitfahrer mitnimmt, oder eine besonders sparsame vs. schnelle Route wählt) hängt doch von vielen Faktoren ab, nicht zuletzt ob man es sich eben leisten kann und will. Es gibt Menschen die sich sehr genau überlegen müssen, wie oft sie zum Beispiel Verwandschaftsbesuche machen und wie sie das organisieren. Ich hab bei uns Grünen nicht selten den Eindruck, dass wir solche Menschen mit unserer Politik aus den Augen verlieren - und dann wundern wir uns, warum diese Menschen unseren Weg der Energiewende (mit üppigen Zuschüssen für E-Autos und PV) nicht so geil finden.
Ich behaupte, dass das nicht unabhängig ist und sich Menschen ohne E-Auto und PV-Anlage deutlich mehr Gedanken dazu machen. Oder anders gesagt: Wer sich aus finanziellen Gründen solche Gedanken machen muss ist sehr weit entfernt davon ein E-Auto oder eine PV-Anlage zu besitzen. Einen Ford Fiesta (in Produktion seit 1976) fahren von diesen Menschen vermutlich mehrere. Können wir bitte aufhören diese Menschen mit Begriffen wie „Explosionsheizungsmotoren“ als Umweltsünder zu diskreditieren, die sie nach Faktenlage (siehe oben) nicht unbedingt sind?
Ich finde, wir sollten insgesamt aufhören, andere Menschen zu diskreditieren und uns lieber auf die Gestaltung der politischen Rahmenbedingungen konzentrieren, um sinnvolles Verhalten finanziell zu belohnen und kontraproduktives Verhalten dadurch automatisch zu verringern.
Das Wort „Explosionsheizungsmotor“ habe ich übrigens nicht so aufgefasst, dass es auf Menschen bezogen gewesen wäre, sonst hätte ich mich davon auch angesprochen gefühlt haben müssen, weil ich zwar eine PV-Anlage und sogar eine der letzten geförderten Wallboxen habe (das Förderprogramm hat das grüne Wirtschaftsministerium für Privatleute abgeschafft), aber noch kein E-Auto.
Jetzt erst mal 'ne schöne heiße Suppe. Schade, die Sonne ist gerade weg.
Huch, ist der Ford Fiesta gar nicht dabei? Es macht auch wenig Sinn das anhand von US-Daten zu vergleichen, da die USA bekanntermaßen deutlich mehr auf Atomstrom setzen und die dort verfügbaren Autos nicht immer mit denen in Europa vergleichbar sind. Außerdem ist bis auf wenige Geländefahrzeuge kein Dieselfahrzeug berücksichtigt worden. Nochmal als Zitat aus Deiner Quelle (Hervorhebung von mir):
An die besten Batteriewagen wie das Extrem-Sparmobil BMW i3 kommen auch sämtliche Wasserstoff-, Hybrid- und Plugin-Hybridfahrzeuge nicht heran. Immerhin schlagen diese wiederum Teslas dickes Model X. Einem kleinen, sehr sparsamen Dieselfahrzeug könnte dies mancherorts unter günstigen Bedingungen auch gelingen, vermutet Trancik. Für diesen Fahrzeugtyp liegen den Wissenschaftlern aber keine Daten vor, da er in den USA nicht vorkommt.
Kleine sparsame Diesel gibt es nicht in den USA aber in Deutschland ganz schön viele, unter anderem den oben erwähnten Fiesta, den man bequem mit weniger als 3 l/100km fahren kann. Letztendlich hab ich auch nie behauptet, dass ein Verbrenner immer umweltfreundlicher ist (meistens ist er das offenbar nicht), sondern meine Aussage war:
Ein konkretes Rechenbeispiel für so einen Vergleich hatte ich weiter oben schon gebracht - anhand von in Deutschland verfügbaren Fahrzeugen und Energie.
Ganz irrelevant ist die Wahl des E Autos aber auch nicht. Ich hatte in Sommer für ein paar Tage ein Austauschfahrzeug, ein Opel Grandland Hybrid gegen meinen e-Up. Das Mistding hat etwa die dreifache Energie gebraucht…
Also, die Frage wie viel CO2 aktuell ein E-Auto erzeugt ist eigentlich Off-Topic. Ich werde dazu aber trotzdem noch recherchieren und mich dann wieder hier melden.
Der andre Punkt ist doch: Bei der Angabe des Primärenergieverbrauchs von Fossilen Energieträgern wird vom Energiegehalt von Kohle, Gas, Öl usw. ausgegangen und das wird verglichen mit der Primärenergieerzeugung durch Wind und Photovoltaik.
Dieser Vergleich ist aber Blödsinn, da er alle Umwandlungsverluste von Gas, Öl, Kohle unberücksichtigt lässt. Ganz zu schweigen vom Energieverbrauch für Förderung und Transport der fossilen Energieträger.
Eine Photovoltaikanlage auf meinem Dach erzeugt Strom den ich unmittelbar und zu 100% direkt nutzen kann oder ich speichere Ihn für abends im Keller (mit geringen Verlusten).