Doomismus oder der Weltuntergangsglaube

Ich stolpere etwas über diesen Begriff. Meinst Du damit Phänomene, die sich prinzipiell einer (natur-) wissenschaftlichen Betrachtung entziehen? Oder Phänome, die wir wissenschaftlich noch nicht erklären/beschreiben können?

Ganz genau.
In den Leserbriefen zu dem TAZ Artikel steht, dass es diesen Naturwissenschaftler gibt, dem aufgefallen ist, dass in Bezug auf die Homöopathie die Studien unterschlagen werden, die ihre Wirksamkeit belegen.
Das hatte ich schon mal gehört, mal sehen, ob ich das noch finde…

Die beste Wissenschaft nützt ja nichts, wenn aufgrund von Vorurteilen schon vor der Untersuchung die Daten frisiert werden.

@Kalo

Wie willst Du das klar voneinander trennen?
Derzeit gibt es in der Pysik tatsächlich einige Dinge, die sich systembedingt einer weiteren Betrachtung entziehen (wie z.B. alles, was unterhalb der Größenordnung befindet, die uns die Unschärferelation vorgibt - oder eventuelle Paralleluniversen, da diese keine Schnittstelle zu uns haben, ind daher aus der Theorie ausgeklammert werden müssen - in den Sozialwissenschaften (und einigen anderen Fakultäten) gibt es eine Grenze, die im Einzelfall begründet liegen - so ist es biologisch nicht vorhersehbar welcher Patient wann (wenn überhaupt) einen bösartigen Lungentumor entwickelt - und doch gibt es eine statistische Relevanz zwischen Rauchen und Lungenkrebs - auch wenn Helmut Schmidt das als Einzelfall mit über 90 überlebt hat (ich mutmaße allerdings, dass es in seiner Lunge sehr wohl immer wieder zu Entartungen kam, diese aber durch sein überragendes Imunsystem immer wieder in den Griff bekommen wurde)…
Prinzipiell würde ich alle anderen Dinge als potentiell wissenschaftlich zugänglich sehen, sofen die Werkzeuge fein genug und die Fragestellungen präzise genug sind…
Das war bei der Relativitätstheorie auch so…
Für Kepler wäre die Raumkrümmung „Hokuspokus“ - so man diesen Begriff abfällig konotiert - gewesen…

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Das ist auch mein Ansatz. Vergleiche dazu die Ausführungen zum Husten.

(Aber-) Glaube (wie z.B. auch Paralleluniversen) und Geisteswissenschaften, wie Theologie, Philosophie, Astrologie, Germanistik, Anglistik, Politik… alles keine Naturwissenschaften, arbeiten mit anderen Methoden. Und da sind aber gesellschaftlich relevante Themen dabei. Ich denke, das hast Du mit

gemeint. Die Unschärferelation dagegen ist eindeutig Naturwissenschaft.

Wollte nur noch mal nachfragen, ob ich das richtig verstanden habe.

nun ja, mit den historischen Vergleichen ist es immer ein bischen heikel:
Wenn Kepler - wie Newton von sich sagte - auf den ‚Schultern von Riesen‘ hätte stehen können (er war ja wissenschaftsgeschichtlich selbst einer), hätte er sicher auch ‚weit genug sehen‘ können, um mit einer >300 Jahre weiterentwickelten Mathematik und Physik auch mit Raumkrümmung intellektuell und wissenschaftlich ‚klar zu kommen‘.
Auch die ‚größten Geister‘ sind durchaus immer auch ‚Kinder ihrer Zeit‘ (gewesen) sind und entsprechen außerhalb ihres spezifischen Naturwissenschaftsgebiets nicht immer heutigen ‚Standards‘ (Newton z.B. war bekanntlich auch ‚theologisch‘ infiziert und hatte einen Hang zu Esoterik und Alchemie).
Es wäre ein nettes Gedankenexperiment zu Fragen:
Würde Kepler - dessen Arbeit ja auf exakten astronomischen Daten (d.h. valider empirische Basis) beruhte und von ihm mathematisch zu einem Modell mit starker Vorhersagekraft entwickelt wurde - mit diesem ihm offensichtlich gegebenen ‚mind set‘ - so inkonsistente empirische Daten wie sie mit der Homöopathie untrennbar einhergehen auch nur für ein kurze Zeit als Basis für eine wissenschaftliche Betrachtung in Erwägung ziehen? :smirk:

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@Kalo

Das habe ich in diesem Sinne gemeint - Unschärferelation ist - zunächst einmal - eindeutig Naturwissenschaft - allerdings (das ist etwas, das ich ein wenig vermisse) hat gerade der Tiefenabstieg der Physik mit Allg. Relativität und Quantenmechanik) durchaus auch Auswirkungen auf andere Fakultäten (und nicht nur der der Naturwissenschaften) - das Verhängnis der Aufklärung ist, das im Prinzip alles rational erklärbar ist, solange man nur tief genug bohrt (darunter „leidet“ unser Kulturkreis bis heute) die Unschärferelation belegt, dass es eine prinzipielle Grenze gibt, jenseits derer unsere Analyse- und Vorhersagbarkeits-Fähigkeiten enden - nun muss man natürlich einräumen, dass auch das nur ein vorläufiger Stand ist, der in der Zukunft vielleicht wieder als falsch oder Grenzfall erkannt wird…
Aber wir haben es hier durchaus auch mit einer Zeitenwende des Denkens zu tun, die sich nicht in allen Wissenschaftbereichen - und schon gar nicht in der Gesellschaft - breit genug gemacht hat…

@OberdiUl

Der Begriff „infiziert“ ist negativ konotiert? Warum? Denn das zeigt doch lediglich, dass er aufgeschlossen war für alles mögliche - auch wenn wir heute diese Dinge überwiegend als irrelevant betrachten…
Die Umwandlung von Blei in Gold ist heute in den Teichenbeschleunigern durhaus möglich (moderne Alchemie?! :slight_smile:
Theologie und Esoterik sind heutzutage nur dann mehr als fragwürdig, solange man vom weit verbreiteten Kinderglauben einer externen Kraft ausgeht, die die Dinge zusammenhält und/oder gar lenkt - Wenn man das unter dem Vorbehalt „von Menschen für Menschen“ betrachtet, bleiben das immer noch interessante Ansätze mit den Tiefen unserer Selbst vielleicht besser klar zu kommen (so war Einstein nach meinem Wissen in diesem Sinne durchaus ein gläubiger Mensch ohne ihn als „infiziert“ zu bezeichnen…

Das tut sie gerade nicht. Die Unschärfe betrifft nicht unsere prinzipielle Erkenntnisfähigkeit, sondern ist eine intrinsische Eigenschaft der Quanten.

Das unsere Erkenntnisfähig irgendwo beschränkt ist, vermute ich aber auch. Nur ist die Quantentheorie dafür keine Beleg.

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Mir ist nicht ganz klar, in welchem Sinne, aber ihn als gläubig zu bezeichnen ist sehr gewagt.

„Das Wort Gott ist für mich nichts als Ausdruck und Produkt menschlicher Schwächen, die Bibel eine Sammlung ehrwürdiger, aber doch reichlich primitiver Legenden. … Keine noch so feinsinnige Auslegung kann etwas daran ändern. Diese verfeinerten Auslegungen sind … höchst mannigfaltig und haben so gut wie nichts mit dem Urtext zu schaffen.“
Quelle: Albert Einstein: Relativ ungläubig

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@Kalo
Die Bibelkritik und am (externen?!) Gottesbegriff ist natürlich bekannt - aber die bezog sich lediglich auf genau das: das platte/niveaulose wiederholen von Phrasen, die keinen inhaltlichen Widerhall im eigenen Wesen findet, und daher nur einer verklärenden Bewusstseinstrübung dient…
„Das Schönste und Tiefste, was der Mensch erleben kann, ist das Gefühl des Geheimnisvollen" (zit. A. Einstein) ist für mich eine zumindest mystische, wenn nicht gar im Kern eine theologische Auffassung - weil sie sicher nicht rein naturwissenschaftlich zu interpretieren ist (vgl. auch „Einsteins kosmische Religion“ als Kurzzusammenfassung

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Wieso theologisch? Theologie ist die wissenschaftliche Beschäftigung mit Glaubensschriften, -dogmen und -inhalten. Es ist die Rationalisierung des Glaubensgefühls und nichts könnte weiter weg sein von dem Empfinden, das viele Menschen und wahrscheinlich auch Einstein z.B. beim Betrachten des Sternenhimmels erleben:

„Man wird zum tief religiösen Ungläubigen. (Dies ist eine einigermaßen neue Art von Religion.)“,

„Mir genügt das Mysterium der Ewigkeit des Lebens und das Bewusstsein und die Ahnung von dem wunderbaren Bau des Seienden…“

„Ich bin kein ‚Freidenker‘, weil ich finde, dass dies in der Hauptsache eine Trotzeinstellung gegen den naiven Gottesglauben ist. Mein religiöses Gefühl liegt in der Bewunderung der Harmonie, die sich in den Naturgesetzen zeigt.

Das alles hat mit Theologie wenig zu tun.

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@Kalo

OK - vielleicht bin ich da gedanklich in der Abstraktion einfach sehr weit weg von herkömmlichen Definitionen…
Aber diese „Harmonie“ von der Einstein hier spricht, ist doch ein ganz wesentlicher Teil jeder Religion - die Theologie der „herkömmlichen Religionen“ interpretieren diese Harmonie aus alten Texten und benennen die menschliche Einbettung in diese Harmonie über einen - sicher oft veralteten Gottesbegriff - das genannte religiöse Gefühl gleicht hier eher einigen Formen des Buddhismus - einer Religion, die ebenfalls ohne den klassischen Gottesbegriff auskommt… Trotzdem kann man daraus theologischen Betrachtungen ableiten…
Warum sollte das also ein krasser Widerspruch sein??

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Zum Thema ‚Doomismus‘ (sprich: human extinction) empfehle ich diesen kurzweiligen Youtube-Beitrag von Sabine Hossenfelder:
(1) Human Extinction: What Are the Risks? - YouTube

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Das bist Du definitiv.

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Hey, danke für den Link. Eine echte Konkurrenz für Mai Thi :+1: