"Grüner Kolonialismus" - Klimaneutralität und ihre Auswirkungen auf den globalen Süden (Vortragstitel)

klingt interessant.
Online-Teilnahme kostenlos.
Will jemand dabei sein?

"E-Autos und grüner Wasserstoff sollen Wachstum schaffen und das Klima retten. Doch der Abbau sog. Transformationsrohstoffe wie etwa Lithium, Kupfer, Kobalt und Seltene Erden geht mit denselben ökologischen und sozialen Verheerungen einher, wie sie dem fossilen Kapitalismus eingeschrieben sind: mit Zerstörung von Natur, mit Gewalt und Ausbeutung. Vor allem im Globalen Süden, wo die Menschen am wenigsten zur Klimakrise beigetragen haben, aber am meisten unter ihr leiden. Sie sollen nun Land und Rohstoffe opfern, damit der Globale Norden „klimaneutral“ werden kann – zumindest auf dem Papier. Im Vortrag geht es um technologische Scheinlösungen und ihre realen Auswirkungen auf Mensch und Natur. Es wird dargelegt, wie diese den ökologischen Umbau verhindern, weil sie suggerieren, dass alles bleiben kann, wie es ist – und gleichzeitig neue destruktive Strukturen errichten. So die These der Referentin.

Kathrin Hartmann ist Journalistin und Autorin in München. In ihren Büchern Ende der Märchenstunde (2009), Aus kontrolliertem Raubbau (2015) oder Grüner wird’s nicht (2020) beschäftigt sie sich kritisch mit Greenwashing, Grünem Wachstum und anderen Fehlentwicklungen auf dem Weg in eine postfossile und sozial gerechte Gesellschaft. Sie schreibt regelmäßig u.a. für den Freitag und die Frankfurter Rundschau.

Der Abend findet im Rahmen der Veranstaltungsreihe Münchner Klimaherbst statt. Unter dem Titel Fair enough? geht es in diesem Jahr vom 6. bis 31. Oktober um Klima und Gerechtigkeit. Im gesamten Stadtgebiet finden zahlreiche Vorträge, Filme, Exkursionen, Diskussionen und vieles mehr statt (www.klimaherbst.de)."

1 „Gefällt mir“

Dieses Veranstaltungsangebot aus der Reihe klingt auch interessant:

Lasst uns mal ein Gedankenexperiment machen:

Der Westen, China, und all die anderen Nationen kommen zu dem Schluss das dies so nicht weiter gehen kann.
Sie stellen alle wirtschaftlichen Aktivitäten die mit Rohstoffen aus z. B. Afrika zu tun haben ein.
Machen ihre Minen dicht, kaufen nichts mehr in Afrika.

Glaubt ihr, dass die Menschen dort das gut finden und denen damit geholfen wird?

Es ist leider so, dass die Menschen dort hauptsächlich unter ihren eigenen gewählten- oder geputschten korrupten Regierungen leiden.

Von daher wäre es eine gute Idee, von diesen Regierungen und ihren Günstlingen nichts mehr zu kaufen, sondern von unabhängigen Initiativen in den Ländern.

Ist zwar ein richtiger Gedanke, aber dass Problem ist die Eigentumsfrage. Nicht nur, dass dort die Eigentümer korrupt sind, sondern oft internationale Multikonzerne die Rohstoffe ausbeuten und selbst die dortigen Günstlinge im Vergleich zu den Gewinnmöglichkeiten nur mit Trinkgeldern korrumpiert werden.

Ds ist völlig richtig, es geht nicht um das ob, sondern wie die dortigen Rohstofffe ausgebeutet und genutzt werden.

1 „Gefällt mir“

Ich kann an der Veranstaltung aus gesundheitlichen Gründen nicht teilnehmen.

Wenn ich Phrasen lese wie

… wir mir jetzt schon übel.

1 „Gefällt mir“

Aus gesundheitlichen oder aus ideologischen Gründen?

sagen wir so, ich bin auch gespannt :grinning:
Ich befürchte, mit der Ungerechtigkeit auf der Welt ist es wie mit dem Klimawandel:
theoretisch könnten wir beides vermeiden, aber praktisch können wir es eben doch nicht.

PS: ich lege Wert darauf, dass die zitierten Phrasen nicht von mir stammen :innocent:

Das ist m.E. ein zentraler Gedanke.
Die Leute werden ja nicht gezwungen, in irgendeiner Kobaltmine o.ä. zu arbeiten.
Sie machen das, weil die Alternative noch schlimmer wäre (Verhungern?).
Wenn man weltlweit alle Betriebe schließt, in denen unwürdige Arbeitsbedingungen herrschen, brechen wahrscheinlich ganze Volkswirtschaften zusammen.
Die völlige Verurteilung solcher Betriebe ist also eine zweischneidige Sache.
Die Verbesserung der Arbeitsbedingungen kann nicht mit Radikallösungen erreicht werden, sondern in einem schrittweisen Prozeß, so wie das auch in Europa vor 200 Jahren war (aber etwas schneller als damals wird es schon gehen!)

2 „Gefällt mir“

Die müssen nicht erst korrumpiert werden, die sind schon korrupt. Meinst du wirklich irgendein internationaler oder chinesischer Multikonzern zahlt freiwillig Schmiergelder? Die gehen doch vom Profit ab.

das ist ein Urteil über Kolonialismus, das ich noch nie gehört habe.
Ein Riesenvorteil für alle kolonialisierten Länder!
Bin noch etwas sprachlos und weiß nicht, was ich davon halten soll

Zugespitzt, aber keine echte Auseinandersetzung zum Thema: Er ist Historiker, sie Bloggerin und keine Gegnerin auf Augenhöhe. Das „Duell“ ist bewusst so konzipiert, um die Gefühle hochgehen zu lassen.

Das Argument „Segen der Zivilisation“ ist uralt und etwas brüchig, angesichts der objektiven Gräueltaten. Frauenrechte kamen erst später, auch in Great Britain. Verbesserungen in Medizin, Lebenserwartung, Menschenrechten: Sind später gekommen, aber meist unbestritten.
Britain als die beste Kolonialmacht? Einige angelsächsischen Länder sind die mit der größten Ungleichheit unter Industrieländern, und Justizsystem und Wahlrecht haben imo Nachteile. Snobismus halte ich auch für kein günstiges Erbe, wie dieser Historiker zeigt.

Man kann ja den Vergleich machen mit Ländern, die nicht kolonisiert wurden. Japan fällt mir da ein. Die haben unter amerikanischem Druck ihre Feudalgesellschaft aufgegeben und schnell aufgeholt, als selbstständiges Land. Ob die Beteiligung am 2. Weltkrieg und die Angriffskriege auf dem Kontinent Nachwehen dieses Übergangs oder der vorherigen Isolation waren, kann man diskutieren.
Die Türkei war zwar besetzt, aber auch nie Kolonie. Auch hier ein Übergang zur Moderne (erstmal).

Offenbar bleiben die wenigsten Gesellschaften nach einem Kontakt mit Industrieländern so bestehen, wie sie waren, und die meisten übernehmen vieles, wie Medizin, Technik, Ideen, Staatswesen etc. Vielleicht ist es eher begründungsbedürftig, wenn sie es nicht tun. Der Weg von einer Jäger-Sammler-Kultur oder von einer Feudalgesellschaft in die Moderne birgt auf jeden Fall große Herausforderungen. Kolonisierung als den besten Weg zu bezeichnen finde ich schon mutig.

Habe gerade „Capital and Ideology“ von Piketty angefangen. Da könnte noch was zum Thema kommen :wink:

1 „Gefällt mir“

Hier mal was zum Thema Digitalisierung auf Kosten der dritten Welt.

https://das-gruene-forum.de/t/unsere-digitalisierung-auf-kosten-der-dritten-welt/3126

ich auch. Deswegen war ich ja so sprachlos.
Die Sache ist kaum abschließend zu klären, weil man den Test ja nicht machen kann.
Was wäre zB aus den Kolonialstaaten in Afrika geworden, wenn sie sich ohne diesen Einfluss von außen entwickelt hätten?
Man kann sich alles vorstellen, von Erfolgsgeschichte bis Katastrophe.
Denkbar ist immerhin auch, dass sich in Afrika diktatorische Großmächte entwickelt hätten, die andere Länder okkupiert und ausgebeutet hätten. Ob das besser gewesen wäre?

Japan ist ein interessantes Positivbeispiel, aber ist es vergleichbar mit dem Kongo usw?
Sind die USA auch ein Kolonialstaat der Briten? Kanada der Franzosen?
Dann wären das grandiose Erfolge des Kolonialismus (es sei denn, man sieht es aus Sicht der amerikanischen Indianer … ).
Die Kolonialisierung durch die Römer hat wahrscheinlichen vielen Ländern ein höheres Zivilisationsniveau beschert. Der Kolonialherr kommt ja nahezu definitionsgemäß mit besserer Technik und überlegener Organisation, die sich im Laufe der Zeit überträgt.

Die Tatsache, dass es dabei auch immer Kämpfe und Tote gegeben hat, spielt m.E. auf einer anderen Ebene. Römer und Germanen haben sich bekriegt, aber das sagt nichts darüber aus, ob die Germanen von den Römern neue Techniken übernommen haben. Das kann man nicht sinnvoll miteinander verrechnen.

Vielleicht ist die Kolonialgeschichte jedenfalls nicht so schwarz-weiß, wie sie immer dargestellt wird. Aber allzu großer Enthusiasmus scheint mir doch fehl am Platz zu sein.

1 „Gefällt mir“

Eigentlich werden da zwei Diskussionen geführt. Die Damen links im Bild spricht sehr engagiert über die historische Schuld der Kolonialmächte. Das ist absolut korrekt. Der Herr rechts argumentiert, dass es den Nachfahren der Kolonialisierten heute besser gehe, als ohne Kolonialisierung. Das kann man natürlich nicht genau wissen, aber vermutlich hat er auch recht.

Ich denke, es stimmt beides. Eigentlich ist es egal, die Geschichte kann man sowieso nicht ändern.

Dann ist da noch der Vorwurf, dass es die Aborigines in Australien heute immer noch benachteiligt seien. Da mag was dran sein, ich kann es nicht beurteilen.

1 „Gefällt mir“

ja, das trifft es! danke.
das meinte ich mit

1000 Seiten? da hast Du Dir was vorgenommen :slight_smile:

Die Dame erzählt definitiv bullshit, wenn sie von „hunderten Mio Toten“ spricht.

1600-1700 gab es nämlich nur 500 Mio auf dem ganzen Planeten, 1800 waren es grad mal eine Mrd.

Aus Wikipedia:

Dass es ‚kleinere‘ Genozide mit ein paar zigtausend Opfern gab, ist wohl unstrittig. Ausnahmslos(?) jede Kolonialmacht hat da Dreck am Stecken.

Ich habe aber schon oft darüber nachgedacht, ob man nicht einen modernen Kolonialismus schaffen sollte, eine Art Patenschaft.

Afrika besteht aus 54 Staaten. Wenn sich jedes EU-Land zwei davon unter die Fittiche nehmen würde und das Ganze auch noch gut koordiniert wäre, könnte man den Kontinent wesentlich schneller nach vorne bringen UND so ganz nebenbei das Bevölkerungswachstum dort reduzieren. Das Wachstum von jetzt knapp acht auf dann 10-11 Mrd wird nämlich fast ausschließlich in Afrika stattfinden (vgl. Hans Rosling).

kannst Du das mit den Fakten mal lassen, bitte ?!?! :wink:

Interessant wäre auch, wieviel Opfer es im gleichen Zeitraum durch interne Ausbeutung und Brutalitäten gegeben hat.

Was mich aufregt, dass selbst wenn Europa den afrikanischen Staaten Partnerschaften oder Geschäfte anbietet die auch für die Afrikaner von Nutzen sind, die linke Ecke gleich „Kolonialismus“ schreit.
Hatten wir z. B. bei der Diskussion ob sowas wie Desertec x.x sinnvoll wäre.

2 „Gefällt mir“