Klimafolgekosten und Energiewendekosten

Da dieses Thema immer wieder in der Öffentlichkeit kontrovers diskutiert wird.

Das beziffern solcher Kostenpunkte ist naturgemäß sehr oberflächlich, mit signifikanten Fehlerbalken behaftet und eignet sich bei allen zu politisch motivierter Rosenenpickerei.

Die Klimafolgekosten werden für Deutschland, bei mittlerem bis schwerm Wandel bis mit 500 bis über 900 Mrd Euro beziffert. Die Energiewende im gleichen Zeitrum mit 550 [1,2], die Zahl 3000 Mrd Euro wird aber auch oft genannt (Quelle?).

Es wird dann gerne beanstandet das es da Energiewende Profiteure gäbe. Und ja die es gibt Profiteure der Energiewende, genauso wie es Profiteure des weiter so gibt. Im falle der Energiewende sind es Millionen von Arbeitsplätze in Deutschland die davon profitieren (320000 alleine in der Solar- und Windbranche). Das Geld ist auch nicht einfach weg, sondern im Wirtschaftskreislauf. Wenn statt dessen russiches Öl gekauft wird ist aber erstmal schon „eher weg“ (?!).

Was bei den Klimafolgekosten m.E. nicht mit einberechnet ist (bitte korrigieren falls das nicht ganz stimmt), dass ganz ohne Klimawandel die Energiekosten ohne Energiewende im gleichen Zeitraum wegen des Wegbrechens der fossilen Resourcen exorbitant steigen (wir sparen z.Z. 6 Mrd Euro/Jahr) würden und konstante investitionen in unsere Energie- und andere Infrastrukturen sowie sowieso nötig
sind. Die Verkehrsinfrastrukut im selben Zeitraum sind ebenfalls 300 Mrd Euro kosten. Mich würde interessieren was im Vergleich die Energieinfrasturkturkosten in den Jahren 1955-2000 waren?

[1] tageschau: klimawandel-milliarden-kosten-deutschland-101.html
[2] Bundesregierung was-bringt-was-kostet-die-energiewende-394146

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ich hätte mit deutlich mehr gerechnet.
Alleine das Ahrtal-Hochwasser soll Schäden iHv 40 Mrd. verursacht haben

D.h. 12 x Ahrtal sind schon 500 Mrd. Und da ging es um ein paar kleine Dörfer.
Mein Lieblingsbeispiel: was kostet es, wenn Bremen dauerhaft unter Wasser steht?

Andererseits: die Kosten des einen sind die Aufträge des anderen.
Die Bauwirtschaft hat mit dem Ahrtal wahrscheinlich 20 Mrd. Umsatz gemacht (oder wird ihn noch machen). Darauf fallen Steuern und Sozialabgaben an, die uns allen wieder zugute kommen.
Das Geld ist nicht „weg“, es ist nur woanders.
Wie rechnet man das gegen? Wer verliert hier eigentlich was genau?

Deine eigentliche Frage

kann ich leider nicht beantworten.

Vermutlich beruhen diese Zahlen auf folgender Quelle:

Ohne die dazugehörige Zeitspanne - hier „bis 2050“ - sind solche Zahlen wenig wert. Und die zitierte Website extrahiert aus der Studie ja noch folgende Hinweise:

"Große immaterielle Schäden wie Einbußen in Gesundheit, Lebensqualität und Zufriedenheit lassen sich schwieriger berechnen. Bei Hitze sinkt nicht nur die Erwerbsproduktivität durch Krankheit oder Hitzestress massiv – Hitze ist für 99 Prozent der Extremwettertoten in Deutschland seit 2000 verantwortlich. "

Selbst diese Angaben sind nur Bsp. und bei weitem unvollständig. Wie will man hochkomplexe Zusammenhänge mit hunderten Variablen in EUR umrechnen? Ich nenne nur mal zwei:

  • zusätzliche Migrationsbewegungen: Was kostet es, wenn die EU bis 2050 z.B. 3 mio zusätzliche Klima-Flüchtlinge aufnehmen müsste/wollte/sollte? Das wären pro Jahr etwa 100.000, wovon x-Zehntausende auf Deutschland entfallen würden. Wir können zwar die Kosten pro Kopf anhand von Durchschnittswerten recht zuverlässig voraussagen, aber was ist, wenn es statt 3 mio 30 mio Flüchtlinge werden? Vielleicht sinken die Kosten dann auch, weil man schon lange niemanden mehr reinlässt?
  • Nothilfe in Krisengebieten: Die Verknappung von natürlichen Ressourcen (Rohstoffe, Wasser, Lebensmittel), verschärft durch den Klimawandel, wird sich der Bedarf an Hilfslieferungen, wahlweise direkt oder über die UN, erhöhen. Evtl. nimmt durch Klimawandel Gewalt und Terror zu, es entbrennen Bürgerkriege. Was kostet es, solche Staaten und Regionen zu „stabilisieren“?

Bei den Kosten für die Energiewende - sofern sie mal konkret genannt werden - ist mir häufig nicht klar, ob es sich dabei um Investitionskosten + Betriebskosten oder zusätzlich auch um „Mehrkosten der regenerativen Energieträger im Vergleich zu konventionellen Energieträgern“ handeln soll. Die Investitionskosten kann man sicher einigermaßen beziffern. Diese müsste man in Relation zu Investitionskosten setzen, die man bei einer anderen politischen Strategie auch gehabt hätte. Z.B. Bau neuer Kohle-, Gas-, Öl-, Müll- oder Kernkraftwerke, da die vorhanden ja nicht einfach bis 2050 weiterlaufen würden. Bei der Berechnung von Energiemehrpreisen kann man immer nur von Prognosen ausgehen:
Was wird wohl eine Wind- oder PV-KWh 2030, 2040, 2050 durchschnittlich kosten? Und was dagegen eine KW/h Atom-, Kohle- oder Gas-Strom? Ist es zulässig, vorhandene Erfahrungswerte einfach zu skalieren? Was ist, wenn Uran, Kohle oder Gas unerwartet teuer werden? Bei Wind und Sonne habe ich das Risiko einer Kostensteigerung nicht - was den eigentlichen „Ausgangsrohstoff“ betrifft. Auch hier hat die Erfahrung gezeigt: Prognosen lagen häufig falsch, PV- und Windstrom sind viel schneller viel billiger geworden, als früher angenommen.

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Der Club of Rome hat für solche Themen seit den 60ern eigene Studien und auch sie kamen zu dem Schluss das ein Wandel notwendig ist und nur mit einem Wandel unsere Gesellschaft weiter existieren kann ohne Wandel wird unsere Gesellschaft crashen sie haben da insgesamt vier Statistiken selbst die dritte die davon ausgehen sollte dass wir gesellschaftlich nicht nur einen Wandel haben sondern auch technologische Entwicklungen die eventuell das eine oder andere auffangen könnte nicht helfen werden.

@Duke Du hattest dazu mal was geschrieben, IIRC (wie Du sagen würdest).
Kannst Du nochmal was dazu sagen? Kann man das quantifizieren, was wer verliert?

Diese - stark vereinfachte - Formulierung bringt es hübsch auf den Punkt :slight_smile:
(Wenngleich auch Importausgaben über Wechselkursmechanismen letztlich wieder zu uns zurückkommen, aber es dauert wesentlich länger als bei Inlandsausgaben).

Wirtschaft ist ein Nullsummenspiel, ein Kreislauf. Wir haben eine workforce von ~44 Mio Beschäftigten, die irgendwas produzieren. ‚Der Wirtschaft‘ ist es dabei egal, was. Wenn wir außerplanmäßig das Ahrtal wieder aufbauen müssen, bleiben dafür andere Dinge liegen (Schulen, Eisenbahnbrücken, PV, WEA, …).
Darin besteht der eigentliche Schaden.

Es geht also nicht darum, dass Klimafolge- und Energiewendekosten zusätzliche Augaben wären (wir hätten gar nicht die workforce für diese Zusatzaufgaben), sondern dass wir auf Dinge verzichten müssen, die wir eigentlich lieber gebaut hätten.
Wie im Privathaushalt: wenn die Waschmaschine kaputtgeht, fällt der Urlaub flach.

Insofern halte ich den Versuch, diese kosten zu beziffern, für müßig. Insbesondere, weil unser Investment uns nicht vor den Klimafolgekosten schützt. Dafür müsste man die Rechnung für den ganzen Planeten aufmachen.

nein, im Gegenteil!
Das macht es doch sehr plastisch, was Du da sagst.
Wenn wir in einem Jahr 3 x das Ahrtal wiederaufbauen müssen, fehlen uns 90 Mrd. für andere wichtige Dinge, weil Geld und Arbeit nur umgeschichtet werden, nicht vermehrt.
Diese 90 Mrd gehen dann nicht in Gesundheit, Bildung, neue Infrastruktur usw.
Es sei denn, wir machen Schulden und lassen es durch ausländische Firmen mit ausländischem Personal bauen. Aber die werden ihre Kapazitäten irgendwann für eigene Ahrtäler benötigen …

Diese Betrachtung kommt ohne komplizierte Steuer-/Rückfluss-/Kompensationsbetrachtungen aus (aber vielleicht gibt es ja auch hier noch einen Haken)

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Es überfordert ohnehin jeden lesenden Zeitgenossen wenn er*sie sich als Promille der betrefflichen Generationen sieht?!
Ökonomische Berechnungen mögen wissenschaftliche Thesen untermauern.
Wir Schlauen heute werden die Klimafolgen-Begrenzung nicht mehr spürbar bezeugen. Oder glaubt ihr Halbgreise das ernstlich?
Die Industrialisierung begann … 1. 2. 3. etwa vor 200 Jahren?

Und jetzt kommst du daher und versuchst einen T90 abzubremsen? Hä?
Aber ja nicht den Kapitalismus verdammen sagst du?

Ich weiss nicht Freunde. Und Kosten sind was für Banker.
Ein veritabler Systemwechsel könnte es bringen. Ansonsten rechnet weiter hin und zurück.

Eigentlich hast Du recht. Das ist möglicherweise die einfachste Art, es der Masse begreiflich zu machen: die ganzen finanziellen Feinheiten auszublenden und nur die Produktionsseite zu betrachten.
Wenn ich nur einen Handwerker im Haus habe, muss ich dem halt sagen, was er zuerst machen soll. Das müsste eigentlich jeder verstehen können.

Müssen wir das denn? Auf welcher Grundlage?
Die Versicherungen zahlen bei solchen Katastrophen genau einmal und kündigen dann die Verträge.

Musst Du immer alles so wörtlich nehmen?
Nimm einfach die Täler von 3 unterschiedlichen Flüssen.

Interessant wird es immer dann, wenn es keine Versicherung mehr gibt, die einen bestimmten Schaden versichern möchte. Dann wird er wohl mit einer zu hohen Wahrscheinlichkeit eintreten.

Nicht unbedingt. Die Kosten/Schäden müssen halbwegs kalkulierbar sein, dann kann man sie auf Versicherungsbeiträge umlegen. Und die Versicherer sichern solche Risiken i.d.R. über Rückversicherer ab. Außerdem kann man Versicherungspflichten einführen, dann funktioniert das wieder, weil dann ALLE, also auch diejenigen, die z.B. nicht in Hochwassergebieten liegen, über ihre Versicherungsprämie Hochwasserschäden mitbezahlen.
Diese Forderung wurde jüngst gestellt:

Das Problem ist, dass wir Ahrtäler auch selbst dann haben werden, wenn wir CO2 neutral wären.
Wir sind eben nur ein rel. kleiner Teil des Problems.
Dennoch müssen wir schleunigst unseren (kleinen) Teil zur Lösung des Problems beitragen.

Also manchmal kann ich deine Posts wirklich nicht verstehen.

Es ist doch völlig schnurz wer es dann bezahlt.
Am Ende sind es immer die Menschen. Entweder direkt, über Versicherungsbeiträge oder Steuern.

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Das denkst du in deinem jugendlichen Leichtsinn. Mit einer solchen Einstellung kann man ganz schnell unter einer Brücke landen (und hoffen, dass der Fluss nicht schon wieder über die Ufer tritt).

Ich meine, wenn gar keiner zahlt.

ich auch nicht.

Ob das versichert ist, spielt doch keine Rolle.
Die Leute werden irgendwo wohnen müssen, die Straßen werden wiederhergestellt werden müssen usw usw. Insofern „müssen“ wir wieder aufbauen, ja.

Bitte überlege, ob es wirklich zum Thema gehört, bevor du schreibst.
Diese frei assoziierten Abschweifungen machen es für alle schwer, beim Thema zu bleiben.

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Was soll denn das?

Bist du in deiner Naivität noch nie auf die Idee gekommen, dass einfach niemand für die Zerstörungen zahlt außer vielleicht ein humanitäres Hilfswerk einen Tropfen auf den heißen Stein?
Guck mal die Nachrichten oder zum Beispiel hier, wie so etwas auch bei uns irgendwann ablaufen könnte:

Vielen Dank für die Blumen, aber ich bin ein alter weißer Mann.

Also bitte. so nicht. :angry:

Es zahlen in dem Fall eben die Betroffenen, auch wenn sie vielleicht nichts dafür können.
„Zahlen“ kann man für etwas, auch ohne das Geld fließt.

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nein, bin ich nicht.
Meine Naivität ist echt ein Problem, ich gebe es zu :cry: