Klimaneutrale Heizung für alle Wohngebäude in Deutschland bis 2035 geht nur mit Öko-Gas

Das steht in § 71h „Anforderungen an eine Wärmepumpen- oder eine Solarthermie-Hybridheizung“

Zur Wärmepumpen-Kombination steht da:

Die Anforderungen des § 71 Absatz 1 gelten
als erfüllt, wenn

  1. der Betrieb für Raumwärme oder Raum-
    wärme und Warmwasser bivalent parallel
    oder bivalent teilparallel oder bivalent alter-
    nativ mit Vorrang für die Wärmepumpe er-
    folgt, so dass der Spitzenlasterzeuger nur
    eingesetzt wird, wenn der Wärmebedarf
    nicht mehr von der Wärmepumpe gedeckt
    werden kann,

  2. die einzelnen Wärmeerzeuger, aus denen die
    Wärmepumpen-Hybridheizung kombiniert
    ist, über eine gemeinsame, fernansprechbare
    Steuerung verfügen und

  3. der Spitzenlasterzeuger im Fall des Einsatzes
    von gasförmigen oder flüssigen Brennstof
    fen ein Brennwertkessel ist.

Was der Brennwertkessel verbrennt, ist dem GEG egal, solange eine Wärmepumpe daneben steht.

Wirklich peinlich ist die Anforderung, erst dann Leistung aus dem Brennwertkessel ergänzen zu dürfen, wenn die Wärmepumpe für die Vollversorgung des Gebäudes nicht mehr ausreicht. Damit wird ein flexibilisierter Betrieb der Wärmepumpe nach aktueller Verfügbarkeit von Ökostrom unterbunden. Zeiten mit drastisch zu wenig Produktion von Strom aus Sonne und Wind gibt es aber schon Anfang Dezember, wenn die Lufttemperaturen alleine noch kein Grund sind, eine Wärmepumpe zu stoppen.

Nett, wie du meiner Frage ausweichst !

Du hast zwar den §71 Absatz 1 zitiert mit Hinweisen auf eine Wärmepumpe.

Der §71h bezieht sich gleichermassen auf Wärmepumpen- und Solarthermie-Hybridheizung.

In beiden Fällen wird eine Unterstützung durch eine zweite Wärmequelle angenommen.

In §71 Absatz 1 Satz 1,2 und 3 ist zwar nur die Wärmepumpe aufgeführt.
Wenn in §71h keine Hinweise auf Solarthermie vorhanden sind, müssen die Sätze 1 bis 3 wohl auch für Solarthermie gelten.

Ich bin Deiner Frage nicht ausgewichen, sondern habe den Teil des § 71h zitiert, aus dem klar hervorgeht, dass Wärmepumpen-Hybridheizungen mit fossilem Erdgas ergänzt heizen dürfen - und das auch noch mit einer Einschränkung hinsichtlich des flexibilisierten Betriebs.

Dass Solarthermie „nach Maßgabe“ des § 71h immer nur mit wenigstens 60% Ökogas im restlichen Gasverbrauch zu ergänzen ist, steht im zweiten Teil des § 71h. Die Befürchtung, dass selbst mit einem detaillierten Nachweis nach DIN 18599 von z. B. 50% Solarthermie immer noch 60% Öko-Gas zu ergänzen sind, was zu einer deutlichen Übererfüllung der 65% EE-Vorgabe führt, wird von Juristen bestätigt.

Den beschlossenen Gesetzestext findest Du in Drucksache 20/7619:

namentliche Abstimmung zu Gesetzentwurf 20/6875 (Beschlussempfehlung 20/7619 Buchstabe a: Gesetzentwurf in Ausschussfassung annehmen)
14:39:42: Beginn der Abstimmung
14:59:10: Ende der Abstimmung
Gesamt: 679 Ja: 399 Nein: 275 Enthaltungen: 5
GsEntw 20/6875 angenommen

Das finde ich in den von dir verlinkten Dokumenten nicht. §71h bezieht sich nur auf WP-Hybridheizungen.

Für ST gilt nach meiner Lesart:

§71 (1): Eine Heizungsanlage darf zum Zweck der Inbetriebnahme in einem Gebäude nur eingebaut oder aufgestellt werden, wenn sie mindestens 65 Prozent der mit der Anlage bereitgestellten Wärme mit erneuerbaren Energien … nach Maßgabe … der §§ 71b bis 71h erzeugt.

(2) Der Gebäudeeigentümer kann frei wählen, mit welcher Heizungsanlage die Anforderungen nach Absatz 1 erfüllt werden. Die Einhaltung der Anforderungen des Absatzes 1 in Verbindung mit den §§ 71a bis 71h Satz 1 ist auf Grundlage von Berechnungen nach der DIN V 18599: 2018-09 … nachzuweisen.

§71e formuliert lediglich technische Anforderungen an die ST-Anlage. §71h hat nichts mit ST zu tun.

Ich verstehe also nicht, wie du zu der Befürchtung einer deutlichen Übererfüllung der 65% EE-Vorgabe kommst.

Dann hast Du nur das erste der beiden verlinkten Dokumente angeschaut. Die Ergänzungen zu Solarthermie-Hybridanlagen in § 71h kamen erstmals mit dem Formulierungsvorschlag des BMWK vom 30.06.2023 und wurden weitgehend in die Drucksache 20/7619 vom 05.07.2023 übernommen. Einfach da nachschauen.

Ein Lichtblick bleibt dabei der in 20/7619 noch eingefügte Absatz:

*Sofern die neu eingebaute Heizungsanlage eine *
*bestehende Heizungsanlage ergänzt, ist ein *
*Nachweis nach Absatz 2 Satz 2 entbehrlich, *
*wenn die neu eingebaute Heizungsanlage einer *
der in Absatz 3 Satz 1 Nummer 1 bis 7 genann-
ten Anlagenformen entspricht.

Es ist also möglich, seine bestehende Heizungsanlage durch Solarthermie zu optimieren, ohne dass das weitergehende, womöglich das Budget überschreitende Nachbesserungspflichten auslöst.

Ich hatte mir das erste und das letzte angeschaut (waren identisch). Das mittlere, jetzt verabschiedete, nicht mehr.

Die Formulierung schließt ja auch schon ein, dass mit Ökostrom und Öko-Gas immer wieder auch höherexergetische Energie eingesetzt werden muss. An den drei Weihnachtsfeiertagen war es sogar so viel Ökostrom, dass damit die ausgekühlten Wärmespeicher der Solarthermieanlagen hätten aufgeheizt werden können. Leider stehen dem die unflexiblen Stromtarife und Netzkosten entgegen.

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Hier ein Statement der S4F bezüglich Gas und Wärmepumpen:

Die Studie, auf der die Aussage basiert, ist leider schon ein Jahr alt. Es findet sich darin die Aussage, dass ein Teil der neu zugebauten Stromerzeugung aus Sonne und Wind die Wärmepumpen betreibt und ein Teil darüber hinaus die Betriebsstunden der Gaskraftwerke vermindert. Leider findet sich keine Angabe, wieviel neue Gaskraftwerke nötig sein werden, um die zusätzlich ans Stromnetz angebundenen Verbraucher (Wärmepumpen, Elektromobilität, Elektrifizierung industrieller Prozesse) sicher versorgen zu können.

Den schnellsten Start auf dem Weg aus der Gasabhängigkeit bringt Solarthermie, weil sie keinen Ausbau der Stromnetze und Spitzenlast-Kapazitäten erfordert und weil die Systemtechnik der Solarthermie eine gute Basis für die spätere Umrüstung auf Wärmepumpe oder Wärmenetzanschluss bietet.

Wirklich lustig ist dieses Zitat

„Moderne Wärmepumpen sind technisch ausgereift und können in der Mehrheit der Gebäude innerhalb von etwa drei Tagen direkt ohne große Änderungen eingebaut werden. Das spart Zeit und vor allem Kosten,“ sagt Mitautor Jens Clausen von Borderstep, Hannover.

Der gute Mann hat sich offenbar noch nie dafür interssiert, was beim Umbau einer Heizungsanlage alles zu machen ist.

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In der verlinkten englischsprachigen Originalstudie wird auch auf Netze und EE Ausbau eingegangen.

Es werden auch „Limitations“ der Studie aufgeführt, auf mich macht das einen durchaus wissenschaftlichen Eindruck, auch wenn ich es zugegeben nur durchgeblättert habe.

Es gibt aktuell viele Publikationen, die einen wissenschaftlichen Eindruck machen, um bei der politischen Zielgruppe ein bestimmtes Lobbyinteresse durchzusetzen.

Aktuelles Beispiel sind die heute der Öffentlichkeit vorgestellten Langfristszenarien. Dokumente | Langfristszenarien
Im Bericht Gebäudesektor wird ein systematischer Abbau der Solarthermie schon in den kommenden Jahren „prognostiziert“. Dann kann es mit dem Klimawandel ja nicht so schlimm sein, wenn wir warten können, bis der Ökostrom alleine die Energiewende in allen Sektoren schafft.

Mir geht es hier gar nicht so um das Ergebnis sondern eher um die Methodik wie man zu einem Ergebnis kommt.

Ich halte es für wichtig, sich den Sachargumenten auseinanderzusetzen. Der Verweis auf Lobbyinteressen ist oft zu kurz gegriffen und meiner Meinung nach oft ein Scheinargument. Unbestreitbar gibt es so etwas, allerdings erstellen die S4F meines Wissens nach keine Gefälligkeitsgutachen.

Wir haben bei den Grünen ja auch Leute die sich mit Gentechnik auskennen und die grüne Gentechnik aus ihren fachlichen Hintergrund her befürworten - denen wird auch immer wieder vorgeworfen, sie wären Lobbyisten oder würden bezahlt. Das ist nicht richtig und kein fairer Diskussionstil.

So eine Analyse wie von der Seite kommt, hat das ganze Forum hier noch nicht zusammengebracht und das erwarte ich auch nicht. Auch nicht, dass das hier reviewed wird. Aber ich stelle das hier rein weil ich annehme, dass es hier durchaus Leute gibt die Interesse haben sich so etwas in Ruhe zu studieren.

Meine Meinung zur Solarthermie kennst Du ja, für mich kann die einen guten Beitrag zur Wärmewende leisten. Ich habe die Langfristszenarien jetzt nicht angeschaut, aber es kann ja auch etwas prognostiziert werden was man für nicht richtig hält, z.B. einen Wahlsieg Trumps. Dass die Solarthermie ins Hintertreffen gerät sehe ich auch, das liegt meiner Meinung nach u.a. an fehlenden Handwerkskapazitäten bzw mangelndes Interesse an dem Thema - mir wurde von Fachfirmen da auch schon abgeraten, ich sollte lieber eine Pelletheizung einbauen… dann die Flächenkonkurrenz mit PV, was auch daran liegt dass die PV - räumlich eigentlich viel flexibler als ST - rechtlich ans Dach gebunden wird. Elektriker bieten PV offensiv an, Heizungsbauer wehren sich eher gegen den Einbau… das ist doch klar wie sich der Häuslebauer entscheidet…

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Du kennst schon den Unterschied zwischen Szenarien und Prognosen?

Robert Habeck rudert zurück und entschuldigt sich.

Habeck zu Heizungsgesetz: „Ich bin zu weit gegangen“

Der Wirtschaftsminister räumt beim Gebäudeenergiegesetz Fehler ein – und entschuldigt sich. Der Opposition geht das nicht weit genug.

Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) zeigt sich selbstkritisch in Bezug auf das umstrittene Gebäudeenergiegesetz (GEG). Bei einem Bürgergespräch am Wochenende in Berlin im Rahmen der Feierlichkeiten zum 75-jährigen Geburtstag des Grundgesetzes räumte der 54-Jährige ein, dass er mit den Maßnahmen zum Heizgesetz über das Ziel hinausgeschossen sei. „Ich bin zu weit gegangen“, sagte Habeck. Der Gegendruck zum Gesetz sei sofort dagewesen, so der Vizekanzler weiter.

„Die Debatte um das Gebäudeenergiegesetz, also wie heizen wir in Zukunft, war ja auch ehrlicherweise ein Test, wie weit die Gesellschaft bereit ist, Klimaschutz – wenn er konkret wird – zu tragen.“

Und dieser Test ging wohl teilweise in die Hose.

Hat er Recht und wenn, dann Hut ab, welche*r Politiker*in gibt öffentlich Fehler zu?

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Nein, er ist nicht zu weit gegangen und es bringt auch nix, jetzt dies als Fehler zuzugeben. Damit gibt man ja den Idioten von der CDU mit ihrer Kampagne Recht.

Wie sollen wie denn auf Null CO2-Emmissionen kommen, wenn heute noch Gas-Heizungen eingebaut werden. Eine Gasheizung hält bei guter Wartung auch 30 Jahre! Dann sollten wir aber längst auf Null-Emission sein.

Also warum nicht darüber Reden, wie wir das Ziel erreichen können, statt dieses selbstkritische Gelaber. Liebe CDU, wie wollt IHR denn das Ziel erreichen. Immerhin hat eure Bundeskanzlerin das in Paris unterschrieben.

Mein Vorschlag steht im Titel dieses Threads:

  • Biogas wird gespeichert und nicht mehr zur Stromerzeugung verwendet [1]
  • Überschüssiger Wind- und Solarstrom wird zu Methanerzeugung verwendet. Bei negativen Börsenpreisen sollte das Synthese-Gas auch bezahlbar sein.

Hier die Niedrigsten Preise für dieses Jahr.


(Quelle)

Abgeregelte Windanlagen kommen da noch dazu, denn der nicht erzeugte Strom taucht an der Strombörse ja gar nicht auf.


  1. außer bei Dunkelflauten ↩︎

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Alleine beim Biogas aus Bioabfällen gibt es auch noch erhebliches Potential.
Irgendwo habe ich mal gelesen, dass die Erfassungsquote beim Biomüll unter 40% liegt. Ein großer Teil davon wird dann noch nicht mal für die Biogaserzeugung genutzt sondern nur kompostiert.

Auch das Biogas zwangsläufig zu Maisanbau führen muss, ist nicht wahr.
"
Um die Artenvielfalt in unseren intensiv genutzten Agrarlandschaften wieder zu erhöhen, ist eine Vielfalt der Kulturen und Strukturen unverzichtbar. Die Produktion von Biomasse ist dabei eine Chance: Anders als bei der Nahrungs- und Futtermittelproduktion eröffnet sie die Möglichkeit, unterschiedlichste Pflanzenarten und -sorten in Reinsaat und in Mischung anzubauen und den gesamten Aufwuchs zur Vergärung in der Biogasanlage zu nutzen. Ertragreiche, mehrjährige Wildpflanzenmischungen bieten innovative Ansätze, mit denen die Energieerzeugung aus Biomasse gleichzeitig die Ziele des Landschafts-, Gewässer- und Artenschutzes verfolgen kann
"

In Biogasanlagen kann nebenbei auch H2 sehr schön methanisiert werden.

Der große Vorteil des "Öko- bzw. EE-Gases ist, dass es in der bestehenden Infrastruktur genutzt- und gut gespeichert werden kann. Sei es im Gasnetz und Haushalten, in der Industrie- oder in Kraftwerken.
Leider wollen aber viele Grünen aus ideologischen Gründen die Biogaserzeugung reduzieren. Sieht man auch bei den Ausbauzielen
image
Da wäre umweltverträglich viel mehr möglich

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Ich gebe Dir ja sachlich vollkommen recht, allerdings scheint Politik anders zu funktionieren. Ich muss zugegeben, ich habe irgendwann aufgehört zu versuchen, die Details und Unterschiede der ursprünglichen, geleakten und der letztlich verabschiedeten Version des GEG zu verstehen. Es wird sehr komplex. Das ist eine Problem, die Menschen verstehen nicht was sie machen müssen, da ist es sehr leicht Emotionen zu schüren, Bild. CxU und sogar FDP haben das weidlich ausgenutzt. Dass es soweit kommen konnte, war in meinen Augen ein schwerer politischer Fehler.

Es ist in vielen Fällen eben nicht einfach damit getan, den Brenner durch eine Wärmepumpe auszutauschen, oft wären erhebliche bauliche Veränderungen dafür nötig. Ich habe eine Wohnung in einem 2-Familen-Haus mit drei Gas-Etagen-Thermen und einem Nachtspeicherofen in den Geschossen. Wenig Dämmung, alte Heizkörper. Hier muss erheblich umgebaut werden, z.B. Steigleitungen bei einer zentralen Warmwasserversorgung. Das treibt die Kosten.

Mir ist vollkommen klar, dass bald Maßnahmen nötig sein werden, aber ich hätte mir als erstes ein Zusicherung gewünscht, dass es Übergangsfristen und Hilfen gibt. Das kam erst viel später.

Das sehe ich genauso! Deshalb habe ich ja dieses Thema gestartet. :slight_smile:

Ja, hatte ich vergessen. Sorry. Allerdings klingt Deine letzte Aussage:

etwas anders als Dein Eingangsstatement:

Ich bin jetzt nicht den ganzen Thread erneut durchgegangen, aber woher kommt Dein Sinneswandel? Ich denke allerdings auch, dass es uns absehbar nicht gelingen wird, genügend Methan zu erzeugen, dazu ist der Wirkungsgrad zu schlecht.

Vor allem, wenn man noch die vielen technologie-offenen Verbrennerautos der FDP mit berücksichtigt. :wink:

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Tuché. Da hast du mich erwischt. :slight_smile:
Das war unlogisch von mir.

Denn ich bleibe bei meiner Kernaussage, daß es nicht zu schaffen ist alle Bestandswohnhäuser mit effektiven Wärmepumpen auszustatten (die dann
auch noch für die Mieter bezahlbar sind).

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