Photovoltaikanlagen auf Reihenmittelhäusern

Hier ein interessante Mail eines guten Freunds:

Hallo Jörg,
wir hatten uns gestern ja über Solaranlagen unterhalten und eure Installation im Keller in Augenschein genommen.

Heute habe ich ein wenig recherchiert, was bei der Installation auf dem Dach eines Reihenmittelhauses zu beachten ist - und gleich ganz schlechte Laune bekommen.

Das Grundproblem ist die Brandschutzverordnung. Die schreibt einen Mindestabstand zum Nachbardach von 1,25 Meter vor - auf jeder Seite! Da bleibt für Solarpaneele nicht mehr viel Platz übrig. Ergo: lohnt sich nicht.

Unter bestimmten Umständen kann der Abstand auf 50 cm pro Seite reduziert werden. Wie dieser verzweifelte Reihenhausbesitzer aus Hessen schreibt, artet das aber wohl in Behördenwahnsinn aus:

Wir haben keine überstehende Brandmauer zwischen den Häusern, daher wird das schwierig. Und selbst mit 50 cm Abstand würde noch viel Platz verschenkt.

Immerhin ist das anderen auch schon aufgefallen. Auf campact läuft gerade eine Petition zu diesem Thema: „Bundesweiter Wegfall der Mindestabstände für Photovoltaik-Dach-Anlagen“.

Jetzt müsste man jemanden bei den Grünen kennen, der dort ein bisschen Dampf macht. Oh, warte…
.

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Schön wär’s!

Wir hatten ja schon mal mit einer Gruppe zum Thema EEG ausführlich an die Abgeordneten geschrieben, die dafür zuständig waren. Rate mal, ob wir eine Antwort bekommen haben…

Die We-Act-Aktion hatte ich übrigens schon unterstützt (wurde mir gerade automatisch mitgeteilt als ich sie unterzeichnen wollte).

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Weiß jemand, wer im Brandfall ( auch wenn er so gut wie nie vorkommt) versicherungstechnisch für die Schäden haftet?

Vermute: Grundstückshaftpflicht fürs Nachbarhaus. Gebäudeversicherung fürs eigene.

Die Gebäudebrandversicherung, wenn die Anlage dem Hausbesitzer gehört. Dann ist sie Teil des Genäudes.
Wenn die PV-Anlage jemand anderem gehört, kann sie gesondert versichert werden. Muss aber nicht. Wäre evtl. im Mietvertrag für die Dachfläche zu regeln.

Übrigens: Entgegen einem uralten Aberglaube brennen PV-Anlagen nicht.

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Das ist leider nicht ganz richtig. Es gibt Fehler die auch bei europäischen Qualitätsherstellern unerkannt durch alle Prüfungen flutschen können. Die werden zwar mit wachsender Erfahrung immer seltener, aber nicht Null. Einige dieser Fehler (um genau zu sein 0,014%), können dazu führen, dass z. B. die Anschlußbox des Moduls anfängt zu brennen. Ob es dann bei der Box bleibt oder weiter um sich greift hängt dann von den Randbedingungen ab.

„Köln - Fast vier Jahre hat ein Forscherteam aus Deutschland und der Schweiz die Brandrisiken bei Photovoltaik-Anlagen untersucht. Jetzt liegen die Ergebnisse in Form eines über 300 Seiten starken Leitfadens vor. Die Federführung oblag den Experten von TÜV …“

Ja dann !
Ist ja nahezu gottgleich !

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Wie meinst du das? Es klingt ein wenig so, als würdest du dich lustig machen. Wenn dein Haus das mit den 0,014% ist, ist es aber sicher nicht mehr lustig.

Von Brandrisiken ausschließen könnte Dir @WitzelJu einiges erzählen. Was der Brandschutz in einem Altenheim für Auflagen macht ist Wahnsinn. Ja es gibt Risiken, aber im Bestreben auch die allerletzte Brandgefahr zu bannen, wird halt leider vergessen, das in einem Altenheim alte Menschen auch leben wollen und wenn die allerletzte Brandgefahr beseitigt ist, sieht es aus wie im Knast.

Ähnlich sehe ich das mit der Brandgefahr auf Reihenhausdächern. Ja man kann auch dort Brandgefahren bannen. Dann wird uns halt der ganze Planet ab-gefackelt. Dafür ist der Brandschutz aber nicht zuständig.

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Ich bewundere Deinen Scharfsinn!

Wir Feuerwehrleute machen das so:

Wenn die PV-Anlage der Feuerhitze ausgesetzt ist, löschen wir hemmungslos. Denn oberhalb T = 350 K arbeiten Silizium-Halbleiter nicht mehr.

Wenn die Anlage / das Gebäude spannungsfrei geschaltet werden soll, lösen wir (falls vorhanden) den „Dachfreischalter“ aus oder kappen die Hochvoltleitungen.

Und wenn nur eine Anschlussbox oder ein Schaltkasten schmurgelt, pusten wir das mit dem CO2-Löscher aus.

Natürlich war das mal eine neue Gefahr für uns Feuerwehrleute.
Aber nicht erst 2011, wie für den TÜV Rheinland. Sondern schlappe zehn Jahre früher.
Habe damals die nötige Ausbildung bei meinen Kameraden gemacht.

Seit ein paar Jahren wiederholen sich jetzt die alten Geister-Geschichten mit dem neuen Gespenst „brennendes Elektroauto“.
Gleiches (Nicht-)Denk-Muster:
Elektroautos brennen. Benzin ja nicht. Gell?

Einer alten Dame in meiner Nachbarschaft hat man vor Weihnachten nicht den Advents-Kranz abgenommen. Das wäre ja eine Sünde gewesen !
Man hat ihr die Streichhölzer abgenommen.
Ich habe ihr zwei Schachtel Zündhölzer zugesteckt. Aber nicht weitersagen !

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OK, jetzt weiß ich wo dein Sarkasmus herkommt, ich habe andere Fachthemen, da reagiere ich ähnlich …

Ich finde es aber trotzdem nicht gut hier im Forum unter vielen Nichtfachleuten zu postulieren, dass PV-Anlagen nicht brennen. Da ich zufällig über ein Jahrzehnt Erfahrung bei der Herstellung sowohl von Dünnschicht- als auch kristallinen Modulen im GW-Bereich gesammelt habe, weiß ich wovon ich rede.

Dessen ungeachtet weiß ich natürlich, dass heutige Feuerwerleute in der Lage sind Feuer zu löschen, auch wenn da PV-Module drin rumschmurgeln.

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Gut! Dann kann ich ja noch was lernen!
1.) Was ist ein GW-Bereich ?
2.) Was brennt dann jetzt bei den Modulen?
Das Glas?
Das Silizium? Auch? - oder gerade weil? - es dünn ist?
Das Aluminium der Rahmen?

GW = Gigawatt

Die Antworten auf deine anderen Fragen: http://www.bfkdo-tulln.at/docs/Brand_PV_Anlage_KDT_Fortbildung_BFKDO_Tulln_02_2020.pdf

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Ah! Alles klar.

Danke für den Link zu den Niederösterreichern.
War bei uns die Rede davon. So vor 2 1/2 Jahren. Aber keiner wusste was genaues.
Eine Gummifabrik habe gebrannt; wegen der PV Anlage !?

Ein Bild ist eindrucksvoll und ich werde es in meine Präsentation einbauen.
Zeigt es doch den (seltenen) Fall, wo ein Teil der PV-Module brennt und mit Wasser gelöscht wird, währen daneben liegende Module sehr wohl noch hohe elektrische Spannung haben könnten.

Habe immer noch nicht begriffen, was genau an den Modulen brennt? War das nicht die Dachfolie darunter?

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Klar.
Meine PV-Anlage steht auch auf einem Flachdach mit Bitumen-Belag. (Auf einem Feuerwehr-Gerätehaus übrigens.)

Jedoch sind auch in den Modulen Trennfolien aus Kunststoff verbaut, wenn auch oft flammhemmend ausgerüstet. Machen aber Volumen- und Masse-mäßig wenig aus.
Ebenso sind natürlich Anschlusskästen und Kabel Kunststoff-isoliert.

Das ist auch in der Handreichung der niederösterreichischen Feuerwehr, die Peter verlinkt hat, schön dargestellt.

Die Brandlast dieser Anteile ist aber nicht höher als etwa Lichtkuppeln oder Jalousien. Nur, dass in denen eben kein Kurzschluss möglich ist.

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In Kanada ist es übrigens komplett illegal, Kerzen anzuzünden, und Schlafanzüge für Kinder müssen aus zertifiziertem unbrennbarem Material sein. Wenn schon Brandschutzauflagen, dann für alle.

da will die ölindustrie ihr petroleum verkaufen

Nee, die Holzindustrie ihr Kaminholz.

Es geht aber doch eigentlich um eine ernste Frage der Werte-Abwägung - wie so oft:

  • Das Risiko das auf x% von 1.000.000 Dächern mit Solaranlagen auf einem Dach ein Feuer ausbricht und das Nachbarhaus mit abfackelt.
  • Gegen das Risiko das wir nicht genug genug Strom produzieren, um die restlichen fossilen Energieträger im Boden zu lassen.
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