Warum hat es nur so lange gedauert, bis wir etwas gegen den Klimawandel unternommen haben?

Nicht zwingend. Es kommt auf die Regeln an. Es gibt sicher Probleme, mit denen wir aber umgehen können und müssen. Denn was ist die Alternative? Nur noch nationale Konzerne oder gar keine Konzerne?

Das ist unlogisch. Nach dem Muster: Heute scheint die Sonne, weil ich davon ausgehe.

Das Konzept geht von mündigen Bürgern aus. Die Demokratie lebt also von Voraussetzungen auf die sie nur beschränkt Einfluss hat. Das ist ein unvermeidbarer Konstruktionsfehler. Ob die Demokratie daran scheitert, wird man sehen.

Die Probleme bei der Energiewende sind weniger Bewusstseinsprobleme als ein Umsetzungsprobleme. Das ist an anderer Stelle schon beschrieben worden: Der Mensch reagiert auf imminente Gefahren (ich werde diesen Winter frieren) und aktuelle Beschwerden (Nikotinentzug) bevorzugt und stellt dabei die langfristigen Erfordernisse zurück (nächstes Jahr gewöhne ich mir das Rauchen ab).

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Naja, es gibt auch Umsetzungsprobleme. Aber zunächst haben wir Jahrzehnte verloren, weil es enorme Mengen an Desinformation verbreitet wurden. Die älteren unter uns erinnern sich vielleicht noch an die Riesen-Kontroverse 1999 um das Hockeyschläger Diagramm:

Hingegen kritisierten Steven McIntyre und Ross McKitrick vom Fraser Institute, einem von der Erdölindustrie finanzierten Think Tank,[9][10] das statistische Verfahren zur Gewinnung des Hockeyschläger-Diagramms grundlegend.[11]

Heute reicht die Analyse nicht mehr 1000 Jahre in die Vergangenheit, sondern 22.000 Jahre:

Haben so viele diese Desinformationen überhaupt geglaubt?
Ich glaube eher nicht.
Da gibt es denn bekannten Spruch:
„Es muss erst schlimmer werden, bevor es besser wird“
Vielleicht ist es ja jetzt schlimm genug.

Oder vielleicht auch noch nicht.
Wenn ich sehe wieviel Leute es nicht hinbekommen ihre Automotore abzuschalten wenn sie vor geschlossenen Schranken stehen oder sich am Straßenrand mit dem Handy beschäftigen. Und vor allem die LKW-Fahrer, die können ihre Motoren auch nicht ausschalten wenn sie be-/entladen oder sich mit Kollegen bei einer Zigarette unterhalten.

Doch. Viele glauben sie immer noch, weil es gut tut, sie zu glauben.

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Das ist doch der Trick: Es geht gar nicht darum, daß an die Desinformation geglaubt wird.
Es geht darum das der allgemeine Eindruck bleibt: Das Thema ist noch unentschieden.
„Die einen sagen so, die anderen so“

Das gepaart damit, daß die wenigsten Menschen nach der Schulausbildung wirklich verstanden haben, was Wissenschaft und Wissenschaftliches Denken eigentlich ist. In meinem Physik-Unterricht ging es nie um Wissenschaft sondern nur um Wissen. In Biologie oder Chemie das gleiche.
Formeln, Klassifizierungen, solche Sachen - aber nicht mit welchen Methoden man zu diesem Wissen kommt. Oder wie man Bullshit von Wissen unterscheidet.

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Das lernt man erst bei der Promotion. Sie bescheinigt offiziell die Fähigkeit zum wissenschaftlichen Denken und Arbeiten. Das ist auch vom Bildungsystem so gewollt. Die anderen sollen für die Konzerne zu Fachkräften ausgebildet werden, die tun, was man Ihnen sagt (siehe z.B. Bolognia-Reform)

Um zu verstehen, was es ist, braucht man es nicht selber zu können, also auch nicht zu promovieren. Wie beim Klavierspielen.

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Mit einer Promotion erwirbt man in Deutschland den höchsten akademischen Grad, den Doktor.

Man schreibt also die besagte Doktorarbeit.

Diese Promotion soll die Befähigung zur selbstständigen wissenschaftlichen Arbeit feststellen.

Um zu promovieren, sollte man sich eigentlich eigenständig mit einer Forschungsfrage aus einem Fachgebiet selbst auseinandersetzen.

Nicht jede*r Student*in hat nach dem Abschluss des Studiums die nötige Zeit auch noch zu promovieren.

Vor allem, ich denke, wenn man während des Studiums genau aufgepasst hat und sich mit gewissen Dingen genauer auseinandergesetzt hat, hat man fast das gleiche Wissen.

Hinzu kommt, dass es sich dabei nur um eine Forschungsfrage im ganzen Bereich des Fachgebiets handelt.

Z. B. wie viele gute Ärzte oder Anwälte gibt es, die keinen Doktortitel haben, aber trotzdem das nötige Wissen haben.

Also um das Wissenschaftliche Prinzip zu verstehen, brauche ich kein Studium und keine Promotion.
Das reicht schon eine Staffel von MAITHINK X :slight_smile:

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Wissen und wissenschaftliches Denken ist aber etwas völlig Verschiedenes.

Ja, sie vermittelt die Art zu denken sehr gut.
Ich wollte nur sagen, dass das nicht zum Lehrplan in der Schule oder im Studium gehört.

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Im Physikstudium wurde wissenschaftliche Methodik nicht explizit als eigenes Fach gelehrt, sondern implizit in allen Fächern durch Nachvollziehen, wie Ergebnisse erzielt wurden. Im Psychologiestudium gab es extra Vorlesungen zu Wissenschaftstheorie, Testkonstruktion, Gütekriterien und Statistik im Grundstudium, und in den meisten Vorlesungen wurde sehr ausführlich auf Methodik und Interpretation von Studien eingegangen.
In der Promotion geht es dann um die selbstständige Anwendung des wissenschaftlichen Arbeitens. Zu den Lernzielen im Studium, insbesondere beim Master, gehört regelmäßig, wissenschaftliche Denkweise zu verstehen.
Auch in der Schule gehört ein Einblick in wissenschaftliche Methodik zumindest in der Oberstufe dazu.
Wie gut einzelne Schulen bzw. Hochschulen dieses Verständnis vermitteln, steht natürlich auf einem anderen Blatt.
Es mangelt auch an guten Wissenschaftsjournalisten zwischen „Doku für alle“ und Fachliteratur.

Das könnte hier als OT gesehen werden und ich werde hier auch nicht weiter groß darauf eingehen. Das Verständnis für wissenschaftliche Arbeitsweise spielt aber für das Verständnis von Klimaforschung und Transformationsforschung eine Rolle (sonst natürlich auch) und für das Vertrauen in die Ergebnisse.

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Da gibt es gute Ansätze… leider nicht im verrotteten deutschen System:
Im Curriculum des ‚International Baccalaureate‘ Programm gibt es das Fach ‚Theory of Knowlegde‘, was ein gutes Propädeutikum darstellt. Ich habe das Fach erst kennengelernt, als unsere 2 Töchter in den 90ern für jeweils ein Jahr in Frankreich Schulen besucht haben, die nach dem IB-Plan unterrichtet haben. Hätte ich mir für meine Oberstufenzeit auch schon gewünscht:

Theory of Knowledge (TOK) is a compulsory core subject of the International Baccalaureate Diploma Programme. It is marked on a letter scale (A-E) and aims to „provide an opportunity for students to reflect on the nature of knowledge, and on how we know what we claim to know.“[1] Students who attain an E will not be able to receive their final IB Diploma.[2]

sorry, auch etwas OT

Ich hatte dieses Thema ja mit einem Bericht über die Machenschaften der Tabak-Konzerne begonnen, bei denen ja mittlerweile eindeutig belegt ist, das die schon seit 1950izger Jahren über die krebserregende Wirkung von Tabakrauch Bescheid wussten (min 31 im Video).

Den Titel des Themas habe ich dann aus der Hypothese abgeleitet, daß die Ölkonzerne die Strategie der Tabakkonzernen einfach nachgemacht habe. Und was habe ich heute gelesen?

Kalifornien verklagt Ölkonzerne wegen des Klimawandels

Umweltschäden in Milliardenhöhe und aktive Falschinformation wirft der US-Bundesstaat Kalifornien den weltgrößten Ölkonzernen vor. Fünf von ihnen sind nun angeklagt.

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Vielleicht nicht seit 50 Jahren, aber zumindest seit 20 Jahren, müsste es jeder wissen, der es wissen will. Egal, was die Ölkonzerne gesagt haben.

Wir wissen es auch heute? Und was machen wir? Fliegen in den Urlaub und buchen Kreuzfahrten als gäbe es kein morgen.

Ich finde es billig, allein den Ölkonzernen die Schuld zu geben. Ich gebe auch keiner Brauerei die Schuld, wenn sich jemand zu Tode säuft.

P.S. ich korrigiere: Ich finde es billig,den Ölkonzernen die Schuld zu geben.

Ich versuche mir immer vorzustellen, wie so was wohl abgelaufen ist. Der Konzernvorstand hat ein Meeting und lässt sich von irgend welchen internen Experten berichten, daß CO2 das Klima verändern wird. Mit Zahlen und Auswirkungen. Und dann beraten diese Menschen darüber, wie man diese Erkenntnisse in Zweifel ziehen kann, damit das eigene Geschäft nicht gefährdet wird?

Und das ja nicht nur auf einer Sitzung irgendwann in den 70zigern, sonder über Jahrzehnte???

Wie gesagt: Bei den Tabakkonzernen ist das mittlerweile bewiesen, daß es so war.

So wird es wohl gewesen sien.
Und so ist es auch in:
der Lebensmittelindustrie bzgl. Zucker, Fett, Alkohol, etc.
der Automobilindustrie bzgl. Verkehrstote, NOx, etc.
der Landwirtschaft bzgl. Pestizide, Düngung, etc.
der Chemischen Industrie bzgl. Pestizide, Düngung, Plastik, etc.
der Kohleindustrie, der Luftfahrt, der Bauindustrie, usw. usw…

Es kann aber, wie bei der Ölindustrie, niemand sagen, er hätte nicht auch die anderen Informationen gehabt. Zum Klimawandel gibt es mehr als genug.
Am Ende ist es der Endverbraucher: Inn der/die entscheidet was er/sie kauft.

Es ist aber schwierig, alle Informationen zu bekommen.

Zum Beispiel steht nicht auf einer Lebensmittelpackung wie viele Pestizide und wie viel Kunstdünger zur Herstellung des Produkts verwendet wurden.

Das war eingentlich ein Wahlverprechen von Robert Habeck, dass sie die Endverbraucher*innen mit solchen Fragen nicht mehr beschäftigen müssen und die Badehose sowie die Wurst, die sie sich am Strand in Urlaubslaune kaufen, auf jeden Fall was Gutes sind.

Das scheint aber nicht so einfach umzusetzen zu sein, sonst hätte es vielleicht auch vorher schon jemand gemacht.

Ich verstehe dich nicht - alle Lügen immer und deshalb ist es in Ordnung?
Sind die von Dir aufgezählten Themen deiner Meinung nach in der gleichen Liga, wie der Klimawandel?

Alle vertreten ihr Interessen.

Dennoch liegen die Fakten auf dem Tisch.
Es liegt an den Verbrauchern und der Politik die richtigen Konsequenzen zu ziehen.
Was auch immer die richtigen Konsequenzen sind.
Tun sie aber nicht, oder nur bedingt.
Erwartest du etwa das z. B. die Ölfirmen freiwillig dicht machen?
Und was wäre dann mit den Autos, den Heizungen, etc.
Siehst ja, wenn es teurer wird subventionieren sogar die Grünen mit, damit es weiter läuft.

Was hättest du gesagt, wenn 1990 die Mineralkonzerne gesagt hätten. dass sie wegen dem drohenden Klimawandel aufhören und die Tankstellen kein Benzin und die Heizöl- und Gashändler auch nichts mehr liefern. Mit e-Mobilität war da noch nichts.
Oder die Kohleverstromer hören wegen dem CO2 am 1.10.2023 auf Kohle zu verstromen und dann gibt es nur noch Strom wenn die Sonne scheint und der Wind ausreichend weht. Natürlich nicht für alle und immer, weil es reicht ja noch nicht.
Die Firmen liefern das was sie liefern können und nachgefragt wird.
Es liegt also primär auf der Nachfrageseite etwas zu verändern.

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