Was kostet Mobilität?

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Leider wieder so ein Artikel, der nur die Ergebnisse präsentiert, nicht aber den Rechenweg.

Das hier z. B. ist unseriös:
„In die Kosten der Verkehrsinfrastruktur flossen der Aufwand für die Flächen der Verkehrswege, deren Abschreibung, die Kosten der Lichtsignalanlagen, der Aufwand für Winterdienst, Straßenreinigung, Straßenbeleuchtung und Sonstiges ein.“

Selbst wenn man den MIV komplett verbietet, braucht man trotzdem die Straßen für Polizei, Feuerwehr, Handwerker, Möbelwagen etc.

Aber wieviel % der Gesamtkosten macht diese Position aus?

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Es ist die Frage, wie viel man von diesen Straßen noch braucht, wenn 80% der Belastung durch MMV entfallen, Dann entfallen die Lichtsignalanlagen, die Reinigung und der Verschleiß wird um 80% reduziert. Manche Straßen werden komplett überflüssig. Die können dann weg.
Unseriös empfinde ich das nicht.

Ich bestehe nicht auf ‚unseriös‘. Ist ‚methodisch unsauber‘ ok?
Und dass wir bei einem MIV-Verbot einen Teil der Straßen - insbes. von mehrspurigen - nicht mehr brauchen, da bin ich bei Dir.

Aber Straßen sind nun mal typische ‚Gemeinkosten‘. Und die kann man nicht wirklich umlegen. Wie willst Du z.B. die Hallenbeleuchtung einer Fabrik auf die verschiedenen dort gefertigten Produkte umlegen? Nach Stück? Gewicht? Verweildauer?

Trotzdem will man das häufig und die BWL kennt X Methoden, das zu tun. Aber alle sind halt willkürlich. Wenn ich das als Unternehmen so entscheide, dann ist das ok. Wenn ich hingegen mit dieser Willkür politisch argumentiere, wird es problematisch.

Ich würde sofort hinterfragen, wie sie die Aufteilung zwischen PKW und LKW gemacht haben (LKWs ramponieren die Straßen dramatisch stärker als PKW). Nach km? Personen- oder Tonnen-km? Nichts von dem trifft es präzise. Am ehesten wohl das Gesamtgewicht. Dafür gibt es aber wohl keine Zahlen …

Also ich würde eine andere Rechnung aufmachen. Als SW-Architekt bin ich im Laufe meiner Karriere immer wieder mal mit komplexen Systemen konfrontiert gewesen, die so verkorkst waren, das die einzig verbleibende (finanzierbare) Entscheidung ein neues System war.

Wenn ich mir nun ansehe, welche Lösung sich in unserer Gesellschaft für das Transportproblem „Millionen von Menschen jeden Tag von A nach B bringen“ entwickelt hat, dann ist dieses System genauso verkorkst wie eine 50 Jahre alte COBOL-Anwendung.

Wir produzieren mit immensem Aufwand 48,54 Millionen Fahrzeuge die alle zu 95% der Zeit parken.

Zitat aus dem referenzierten Artikel: "Für jedes Fahrzeug müssen theoretisch drei Parkstände zur Verfügung stehen, damit die Nutzung eines Pkw überhaupt möglich ist. Ohne Parkplätze kein Autofahren. Im Allgemeinen wird ein wohnortnaher Parkplatz, ein Parkstand in Nähe der Arbeitsstätte und eine “virtuelle” Parkmöglichkeit für alles Weitere benötigt. Dieser dritte Parkplatz kann sich in Nähe eines Supermarktes, eines Theaters, eines Fitnessstudios, etc. befinden.

Dazu kommt noch (ich liste hier nur Probleme, die auch bei E-Autos vorhanden sind):

  • Das Mikroplastik, das durch den Abrieb der Reifen entsteht und sich überall in unserer Umwelt verteilt.
  • Die Verkehrstoten und Verletzen
  • Die Verschandelung der Städte durch die überall herumstehenden Autos

Wenn ich mir also die Gesamtkosten dieses System ansehe, dann gibt es natürlich viel billigere Lösungen jeden Mensch in Deutschland zu jedem Zeitpunkt von A nach B zu bringen: Die bereits vorhanden öffentlichen Verkehrssysteme müssen nur anständig vernetzt werden:

  • Alle Transportleistungen über ein Mobilitätskonto bezahlen
  • Alle Transportsysteme (Von E-Roller bis Lastwagen) integrieren und über eine App bestellen:
    • Ich will von A nach B umziehen (4 Räume mit Möbeln)
    • Ich will zum Getränke einkaufen
    • Ich will zum Handballtraining und danach mit Freunden einen Trinken
    • usw.

Die Kosten wäre um Milliarden niedriger und der Komfort und die Lebensqualität für alle größer als jetzt.

Bleibt nur noch die Frage: Wie schaffen wir im laufenden Betrieb die Migration auf das neue System. :slight_smile:

Meine Antwort: Die Robotaxis werden genau das ganz ohne Zutun der Politik schaffen.

Wenn die Robotaxis schweben, ist dann auch der Reifenabrieb gelöst :wink:

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Äh ja. Der Reifenabrieb wird höchstens etwas reduziert, weil letzlich die gleichen km gefahren werden, nur mit 80-90% weniger Fahrzeugen. Wenn allerdings ridesharing populär werden sollte, sind aber auch da erhebliche Reduktionen möglich.

Immerhin werden die anderen beiden von Jörg genannten Hauptprobleme (Verkehrstote und Parkplätze) dann verschwinden.

Tatsächlich können Robotaxis auch Reifenabrieb enorm reduzieren. Heute wird menschliches Unvermögen in Sachen Vorausschauen und Reaktion mit Bremskraft kompensiert. Robotaxis können viel präziser gleichmäßig fahren (Abrieb entsteht vor allem bei starker Beschleunigung in jegliche Richtung). Außerdem kann man hochwertige Leichtlaufreifen verwenden, die sich bei hoher Laufleistung rentieren und es fahren dann deutlich weniger versprödete Uraltreifen von mehr Stehzeugen als Fahrzeugen herum, die besonders viel Abrieb abgeben. Nicht zuletzt muss ein Robotaxi nicht auf das Ego des Fahrers ausgelegt sein … Breitreifen, 200PS, Allradantrieb fürs Parkhaus…

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  1. Können wir nicht darauf warten.
  2. Bringt dich ein Robotaxi immer noch nicht effizient nach Hamburg.

Ist mir nach meinem post auch eingefallen. Robotaxis werden schon aus Kostengründen vom Flottenbetreiber immer so eingestellt sein, dass alle Verbrauchswerte (also auch Reifen) minimiert werden.

Sehr schwer vorherzusagen. Sobald Robotaxis in D zugelassen werden, wird es rasend schnell gehen. Da gibt es sehr viel Geld zu verdienen. Cathie Woods schätzt den weltweiten Markt auf 4 Billionen $.

Wie hoch schätzt Du die Implementierungszeit für das System, das Dir vorschwebt?

Hmmm… :wink:

Was möchtest du mir damit sagen?

In der aktuellen Situation erzeuge ich weniger CO2, wenn ich ein bereits angeschafftes Elektro-Auto, das mit Solarstrom geladen wird fahren als wenn ich in einen Zug steige.

Davon abgesehen, stützt mein Verhalten auch meine These, das es nicht am Geld sondern an der Bequemlichkeit liegt, wenn die Menschen ihr Privatfahrzeug nutzen.

Deine Robotaxis würden übrigens erst mal die Taxis mit Fahrer verdrängen. Und solange man noch super Geld verdienen kann, wenn man die Robo-Taxis wie normale Taxis bepreist, warum sollte jemand die Dinger billiger als OPNV machen? Allein die heutige Taximarkt ist groß genug.

Dass ich mir nicht sicher bin, bis zu welcher Distanz ein Robotaxi ökologisch und ökonomisch mit einem ICE konkurrieren kann.

Klar. Und zwar von jetzt auf gleich.
" Rund 255.000 Taxifahrer und Taxifahrerinnen sorgen in Deutschland rund um die Uhr zu festen Tarifen dafür, dass Menschen sicher an ihr Ziel kommen. 55.000 Taxis sind in Deutschland im Einsatz."

Nein. Giga Berlin produziert jetzt schon 1000 Model Y pro Woche (perspektivisch 0,5 Mio/a). Spätestens nach einem Jahr sind die Taxen ersetzt. Und dann kommt halt das nächste Verkehrsmittel: die Dienstwagen, dann die Privatfahrzeuge. Der ÖPNV zum Schluss.

Bei Kosten von 1/10 derer eines eigenen Autos kann am Ende nur das Fahrrad mithalten.

Passend zum Thema hier noch ein paar Zukunftstrend aus dem Jahr 1900:

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Wobei das natürlich nicht ganz fair ist. Ich bin auch der Meinung das es Selbstfahrende Autos geben wird. Nur werden Robotaxis nicht unsere Verkehrsprobleme lösen.

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Das kommt darauf an, ob dein Platz im Zug dann leer bleibt oder nicht, und ob der Solarstrom zu dieser Zeit (des Ladens) auch von jemand anderem genutzt werden könnte, der sonst Kohlestrom verbraucht.

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Alle hier gebrachten Argumente kann man im Archiv schon nachlesen.
Neue Projekte werden immer mit „was die Dinge können“ angepriesen, aber was die Menschen davon akzeptieren, wird sich erst herausstellen.
z.B. akzeptieren die Leute nicht Fahrzeuge ,in denen sie alleine sitzen, aber zum Fahrtablauf nichts tun können.
automatische selbstfahrende Taxis werden zuerst auf geschützten Spuren kommen , und kreuzungsfrei mit Individualverkehr.
Auch akzeptieren die Leute kein reitschäring, was ich woanders schon beschrieben habe.

Es geht kein Weg daran vorbei :
Kein Verkehr über 30 km Distanz wird nicht gebrochen sein, d.h. mit Wechsel des Verkehrsträgers. Mit Taxi zum Busbahnhof oder Straßenbahnhaltestelle, umsteigen, Mit Bus oder Straßenbahn zum Bahnhof, Umsteigen, Mit ICE nach Hamburg. Dort das gleiche Rückwärts.

Ich glaube nicht, dass das ein großes Hinderniss sein wird. Der Berufsstand der Aufzugsführer hat sich auch nicht sonderlich lange gehalten. Bei Robotaxis ist Notaus und jederzeit aussteigen können sogar leichter umsetzbar als in einem Lift.

Eine kreuzungsfreie Infrastruktur nur für Robotaxis wird es kaum geben. Wer soll denn darin investieren, wenn die Entwicklung doch schon heute deutlich dahin geht auch im Mischverkehr fahren zu können?

sind wir hier in der Kirche ? Was wer glaubt , und was die Messungen der Verkehrswissenschaften sind, sind schon zwei paar Stiefel.

Wir sind es seit 120 Jahren gewohnt, dass da ein Mensch am Steuer sitzt. Da wird vielen anfangs mulmig sein. Aber als Beifahrer habe ich doch auch keinen Einfluss auf die Fahrweise.

Hast Du da aussagekräftige Studien zur Hand?

Jein. ‚Kreuzungsarm‘ wird ganz gut gehen, indem man jede zweite Straße in Ost-West-Richtung zur Fahrradstraße macht und die andere eben zur Robostraße. Nur die Motorräder fallen da hinten runter.

Ein anderes Konzept geht davon aus, dass ab einer gewissen Marktdurchdringung die Innenstädte zu Robozonen werden und nur noch mit eingeschaltetem L5 befahren werden dürfen.

Hier ein Projekt für Hamburg, aber es wird wohl noch ein bisschen dauern, bis die ersten Menschen einsteigen können.