Wo ist der Plan?

Wir haben jetzt schon etliche Monate Grüne Regierungsbeteiligung und ich habe immer noch keinen Plan gehört, wie wir die größten Probleme des Planeten angehen wollen. Jedenfalls nichts, was nach meiner Definition als Plan durchgeht.

Aus meiner Sicht sind die drei größten Probleme

  • Klimawandel
  • künstliche Intelligenz / Automatisierung
  • politisches System

Ihr könnt andere Probleme für wichtiger halten, aber auch dort werdet Ihr keinen Plan finden, nur Zielvereinbarungen, Wunschvorstellungen und hoffnungsvolle Laborversuche.

Beim Klimawandel brauchen wir einen zweiteiligen Plan:

  • Teil 1: wie bekommen wir Deutschland klimaneutral?
  • Teil 2: wie bekommen wir den Rest der Welt klimaneutral?

Ohne einen erfolgreichen Teil 2 wäre ein Erfolg von Teil 1 ziemlich wertlos.

Bei der KI und der damit einhergehenden Automatisierung aller Lebensbereiche brauchen wir einen dreiteiligen Plan:

  • Teil 1: Wie stellen wir sicher, dass wir Menschen von einer uns überlegenen Superintelligenz nicht irgendwann wegoptimiert werden?
  • Teil 2: Die Wirtschaft wird von der Automatisierung brutal durcheinandergewirbelt werden. Massenarbeitslosigkeit, Verstaatlichung der Unternehmen (nicht aus linken Motiven!), Bedeutungsverlust des Geldes …
  • Teil 3: Im Idealfall führt die Automatisierung dazu, dass es keinen Hunger oder Armut mehr gibt und niemand mehr arbeiten muss. Aber wieviel % der Menschen kommen mit 365 Tagen Urlaub zurecht, ohne auf dumme Gedanken zu kommen?

Bei den politischen Systemen auch zwei Teile:

  • Teil 1: 2/3 der Staaten sind noch nicht mal Demokratien. Und wir haben noch keine wirksamen Methoden gefunden, das zu ändern.
  • Teil 2: Selbst in den mustergültigsten Demokratien sind die Regierungen ganz offensichtlich nicht in der Lage, der Bedeutung unserer Probleme angemessene Lösungen zu liefern. Immer nur Stückwerk und Flickschusterei. ==> die Demokratie braucht ein upgrade.

In meinem Kopf gibt es zwar einen Entwurf für einen solchen Masterplan, aber leider klaffen darin noch ziemlich große Lücken. Vielleicht können wir ein paar davon ja hier im Forum füllen.

Wenn du einen Entwurf mit Lücken hast, kannst du ihn ja mal als Lückentext hier teilen. Wer dann eine Lücke füllen kann, tut es.

Zum Problem Klimawandel gehören für mich allerdings auch kurzfristige Konzepte, um die jetzt schon unvermeidlich eintretenden Folgen abzumildern bzw. zu kompensieren. Wie z.B. die sich immer mehr verstärkende Trockenheit/Dürre. Es braucht schnell Maßnahmen, um Regenwasser in großem Stil aufzufangen und zu speichern. Diese Maßnahmen müssen gleichzeitig Schutz vor Hochwasserkatastrophen bieten. Denn der Regen kommt ja, nur immer häufig in einem Schwall, und das Wasser fließt dann schnell ab und verschwindet im Meer. Es müsste viel mehr Überflutungsflächen mit Rückhaltebecken oder unterirdischen Zisternen geben.
Vermutlich wären auch Meerwasserentsalzungsanlagen in Küstenregionen sinnvoll. Der Meeresspiegel steigt, es ist also genug Wasser da, und die Meere werden durch das Abtauen des Eises salzärmer, es ist also vielleicht gar nicht so doof, dem Meer möglichst viel Süßwasser wieder zu entziehen.
Denn egal, wie schnell wir klimaneutral werden, die Wetterextreme werden sich noch viele Jahre lang verstärken, darauf müssen wir uns einstellen.

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Und Biodiversität an erster Stelle!
Ohne Vielfalt schaffen wir nicht einmal den Klimawandel.

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Herzlich willkommen!

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Ich sehe die Klimafolgenbewältigung/-anpassung allerdings als eigenständiges Problem in den Top10, weil wir uns das theoretisch größtenteils sparen könnten, falls es uns auf wundersame Weise doch noch gelingt, den Klimawandel abzuwenden.

Aber das hindert uns ja nicht daran, auch für dieses wichtige Problem einen Plan zu entwerfen. Also:

  • wieviel Niederschlag werden wir noch bekommen?
  • wieviel Rückhaltebecken brauchen wir und an welchen Flüssen?
  • wieviel Überflutungsflächen müssen wir ausweisen?
  • was kostet eine Entsalzungsanlage? Wieviel Energie verbraucht sie? Wieviel Wasser produziert sie?
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Guter Ansatz. Aber erstmal müssen mehr Leute her.

Ich liebe bekanntlich die Vielfalt auf Greg Judy’s Weiden :wink:
Aber die Biodiversität ist imho mit vielen Problemen verwoben, sodass ich sie eher als Hilfsmittel und wichtiges Nebenziel begreife, nicht jedoch als eigenständiges Problem, das man isoliert bekämpfen könnte.

Vermutlich wird das deutlicher, wenn Du versuchst, einen Plan zu machen:

  • Wieviel Biodiversität brauchen wir und wo, bis wir sagen können „Ziel erreicht“?
  • Welche Maßnahmen sollen wir anwenden, welche nicht?
  • Was kostet det Janze?
  • Wo können wir die Maßnahmen durch einen direkten Nutzen refinanzieren?
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Der Klimawandel läuft doch schon. Und der Bremsweg ist enorm. Wir werden Klimafolgen en masse bewältigen müssen, selbst im optimistischsten Szenario.
Die Biodiversität gehört da mit rein, finde ich. Denn einerseits brauchen wir Biodiversität, um die Klimafolgen zu bewältigen, andererseits sind die Klimaänderungen eine der größten Bedrohungen für die Ökosysteme.
Aus einem Zeit-Artikel (https://12ft.io/http://www.zeit.de/wissen/umwelt/2022-07/duerre-hitze-europa-trockenheit-klimawandel/komplettansicht):

Besonders gefährlich ist, dass längere Dürren bislang für weite Teile Europas ein praktisch unbekanntes Phänomen sind. Rohini Kumar, der Hydrologe vom Helmholtz-UFZ in Leipzig, stammt aus Indien. Dort seien die Wasserprobleme auch groß – aber zumindest nicht neu, sagt er. „In Europa, in Deutschland hingegen gibt es keine politischen Vorbereitungen für Dürren.“ Weder Wasserversorgung noch Städte, weder Landwirtschaft noch Wälder sind auf Trockenphasen wie die aktuelle eingerichtet. „Mal eine einjährige Dürre, das ist kein großes Problem für die hiesigen Ökosysteme, das können sie überstehen“, ergänzt sein Kollege Rakovec. „Aber eine mehrjährige Trockenheit bringt sie um.“

Völlig richtig. Deshalb schrieb ich ja auch ‚theoretisch‘ trennbar. Vor ein paar Jahrzehnten sprach man schon über Klimawandel, als der Begriff ‚Klimafolgenbewältigung‘ noch nicht mal geprägt war.

Meine Denk- und Vorgehensweise als Projektleiter/Systemanalytiker ist halt, eine komplexe Aufgabe in immer kleinere Teilprojekte/-systeme zu zerlegen (und dabei den Überblick zu behalten), bis wir hübsche kleine handhabbare Arbeitspakete haben, die man auch bewältigen kann. Die fügen sich dann auch zu einem Projektplan zusammen. @WitzelJo kennt diese Denke wohl auch aus dem FF. Plz confirm.

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Diese Frage ist sehr schwer zu beantworten. Es ist ungefähr so ein Gedankengang als wenn du dich fragst,

  • wie viel muss ich für meine Gesundheit tun, um noch möglichst lange weiter leben zu können?
  • wie hoch muss ich mich versichern?

„Ziel erreicht“ gibt es dabei nicht.

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Ein tolles Interview mit Jared Diamond in der ZEIT.
Vielleicht sollten wir uns das von Finnland abschauen:

Ich habe einen Freund, der in einer finnischen Regierungsbehörde arbeitet, und die Aufgabe dieser Behörde ist es, sich jeden Monat zu fragen: Was könnte Schlimmes passieren? Und dann machen sie einen Plan dafür. Als ich ihn das letzte Mal besuchte, sagte er mir, sie denken darüber nach, was sie tun könnten, wenn ihnen die Stromversorgung wegbricht. Jetzt hat Russland gerade zehn Prozent der Stromversorgung für Finnland gekappt. Aber Finnland hatte schon vor drei Jahren einen Plan dafür. Einmal wurde auf diesem monatlichen Meeting diskutiert: Was machen wir, wenn eine Pandemie kommt? Und drei Jahre vor Corona haben sie angefangen, Masken zu kaufen. Nicht, weil sie mit Corona rechneten, sondern weil sie anerkannt haben, dass es ein Risiko gibt. Und als die Pandemie kam, was Finnland das einzige Land mit genug Masken.

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Ha, diesen Artikel wollte ich heute morgen lesen. Ist aber hinter der Paywall. Interessant, das ich mit deinem Link trotzdem lesen durfte. Danke dafür!

Davon abgesehen: Wir sollten es machen wie die Finnen!

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Ja, man sollte für jede Fehlersituation einen Plan B haben. Das ist ganz normales Risikomanagement. Muss jedes Unternehmen haben, das nach ISO 900x zertifiziert werden möchte. Warum haben unsere Behörden das nicht?

In diesem und weiteren threads geht es mir aber erstmal um einen Plan A.

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Du hattest jetzt drei Probleme genannt, aber die Ziele nur im weiteren Verlauf angedeutet.

Sind es die folgenden Ziele?

  1. die ganze Erde soll klimaneutral werden
  2. wir wollen der künstlichen Superintelligenz so gut gefallen, dass sie uns nicht weg rationalisiert
  3. wir wollen Hunger, Armut und Geld abschaffen bei gleichzeitiger sinnvoller Beschäftigung von 10 Milliarden Menschen
  4. Alle Menschen müssen in Demokratien leben, deren Regierungen in der Lage sind, angemessene Lösungen zu finden

Oder habe ich eins oder mehrere der Ziele falsch verstanden?

Ohnen Ziel kein Plan.

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Das ist m.E. „rel einfach“ - wenn mehr Arten entstehen als aussterben - mein (sicher nicht ganz aktuelles) Schulwissen sagte dazueinmal, dass um 1900 etwa eine Art pro Jahrhundert sich im statistischen Mittel ausstarben, und im gleichen Zeitraum etwa 1,5 - 2 Arten dazu kamen - derzeit sind wir geschätzt bei 5 Arten/h ich weiss allerdings nicht so genau, wie man konkret auf genau diese Zahlen kommt und wie belastbar das wirklich ist - es zeigt aber, dass wir wahrscheinlich deutlich mehr Arten verlieren als wir dazu gewinnen - und das muss sich ändern - das Beispiel Tschernobyl zeigt auch in Ansätzen, wie das zu erreichen ist - in dem man riesige Landflächen (in einem Ökomagazin habe ich kürzlich etwas von 1/3 der Landmasse und 1/5 der Weltmeere gelesen - zugegeben, ohne das wirklich verifizieren zu können) dem Zugriff der Menscheit konsequent enzieht (und damit waren gewiss nicht nur die Wüsten und Tiefseegräben dieser Eree gemeint sondern auch der tropische Regenwald und andere sehr attraktive Gebiete (z.B. für den Fischfang)…
So weit die Theorie… wenn wir also den Regenwald Brasiliens künftig komplett sich selbst überlassen wollen, müssen wir uns nicht nur über effektive Schutzmassnahmen sondern auch über Wege unterhalten, wie wir der brasilianischen Bevölkerung mehrheitlich ein nachhaltigen Wohlstand anbieten können, der ganz ohne weitere - ohnehin nur kurzfristigen „Segen“ bringenden - Rodungen auskommt…
Wir sollten sie also dabei unterstützen, ihre Rohstoffe jenseits des Regenwaldes in erster Linie für den Binnenmarkt zu nutzen, bis sie so weit sind, dass sie auch Hochtechnologie exportieren können… Preisfrage: wie sieht der Weg dahin konkret aus, ohne dass wir uns automatisch zu den Verlierern einer solchen Umverteilung machen??

Das Problem hatten wir schon immer - Prävention ist immer günstiger, als einen angerichteten Schaden zu beheben - da wir aber aktuell schon in der Situation sind, dass Massnahmen wie das oben beschriebene brasilianische bereits heute gigantische Kosten verursacht, betreiben wir dann doch lieber nur Schadensbegrenzung, wenn das Kind erst in den Brunnen gefallen ist - die langfristig aber einen noch höheren Preis hat - und noch dazu ein deutlich höheres „Restrisiko“ einer noch dramatisch größeren „Krise“ beinhaltet…

@Duke

Auf allen Klimakonferenzen haben die Wissenschaftler der Politik beschrieben, was alles an Plan A - Massnahmen möglich und ob der jeweiligen Prognosen angeraten wäre - wie hoch war die Umsetzungsquote der leider auf der politischen Ebene „noch nicht so vernetzt kooperierenden“ Weltgemeinschaft?
An wissenschaftlich fundierten Plänen A mangelt es also nicht…

Hey, Willkommen im Forum :slight_smile:

Das ist doch mal ein handfestes Kriterium nach meinem Geschmack (wenn man von der Messbarkeit mal absieht). Allerdings ist ‚Anzahl Arten‘ ungleich Biodiversität.

Das kann ein BWLer hochpräzise beantworten.

Wenn ich den Prophylaxe-Empfehlungen aller meiner Fachärzte Folge leisten wollte, müsste mein Tag >24 Stunden haben.
==> Es gibt da weitere Kriterien, die letzlich zur Definition eines erreichbaren Zieles führen.

Nein, sie haben einige Dutzend mögliche Maßnahmen aufgelistet, aber nicht entschieden, was bis wann gemacht werden soll und wie es umsetzbar ist.
Das wäre eine Plan.

„Wir müssen den MIV um 50% reduzieren“ ist kein Plan.

Da deine Ziele jetzt verständlich sind, überlege ich die nächsten Schritte:

Ute würde sagen, dass es gut sei, zu prüfen, ob die Ziele zu deinen/unseren Ressourcen passen.

Darauf würde ich antworten, dass sie zum Teil dazu passen, zum Teil nicht.

Zum Beispiel das Ziel, dass alle Menschen in Demokratien leben müssen, ist aus meiner Sicht unerreichbar, weil das vielen Menschen auf der Welt zu chaotisch ist und sie es deshalb gar nicht wollen. Bisher wurde ihnen das schmackhaft gemacht mit Wohlstandsversprechen, aber wenn die wegfallen, werden Viele keinen Sinn darin sehen.

Auch das Interesse an der Klimaneutralität der ganzen Erde teilen nach meiner Einschätzung viele, besonders mächtige Menschen nicht.
Zum Beispiel solche Überlegeungen, dass Saudi-Arabien jetzt mehr russisches Öl kauft, und Joe Biden sich dafür einsetzt, dass sie lieber ihre eigene Ölfördermenge erhöhen sollen, können wir zwar kritisch kommentieren aber ich habe keine Idee, wie wir sie beeinflussen können. An mangelnder Bildung scheint es jedenfalls nicht zu liegen.

Mit der künstlichen Superintelligenz wird es vermutlich dann auch so sein, dass es mehrere geben wird, die jeweils auf unterschiedliche Ziele optimiert sind, und die Frage wird sein „Wer hat die erfolgreichste?“
Daran könnte man immerhin arbeiten, also das wäre aus meiner Sicht noch das Ziel, welches wir von den genannten am ehesten erreichen könnten mit den richtigen Leuten.