Die Frage ist: wer ist für was verantwortlich?
Sind es nicht die Parteien, die dafür zuständig sind, darüber zu informieren/aufzuklären, welche Optionen zur Verfügung stehen, und welche jede Partei zur Problemlösung präferiert? Die Voraussetzung dafür ist aber eine „schonungslose“ Bestandsaufnahme und deren Kommunikation - wenn das schon nicht funktioniert, so ist der Rest (die Problemlösungsstrategie) entweder falsch - oder unvollständig - und damit unverständlich.
Das, was aus den Fakten und den verschiedenen Qngeboten resultiert, ist dann Aufgabe des Wählers - es gibt sehr verschiedene mögliche Reaktionen, wie man auf schlechte bis sehr schlechte Nachrichten reagieren kann - aber was doch keinesfalls passieren darf ist, den Entscheider im Unklaren zu lassen - der Entscheider kann dann nämlich erst gar keine sinnvolle Entscheidung treffen - ich habe durchaus schwerkranke Patienten kennen gelernt, denen man jede Chance auf die Frage, ob sie kämpfen wollen, oder doch die verbliebene Zeit dazu wenigstens nutzen wollen „noch ein wenig let’s Party“ zu machen, genommen hat, weil man ihnen eine fundierte Diagnose vorenthalten hat.
Klar kann man resignieren - aber erst, wenn man die volle Ernsthaftigkeit der Situation erfassen kann, hat man auch die Chance, die Kräfte zu mobilisieren, die notwendig sind, um noch die vielleicht nur kleine Chance zu nutzen, die noch besteht. Wie kann man diese Chance verschenken, in dem man Ernsthafitgkeit der Situation herunter spielt???
Ich habe selbst lange genug Mannschaftssport betrieben, um zu wissen, wie fatal es für die langfristige Motivation ist, wenn der Trainer jede Woche eine unrealistische Euphorie verbreitet, dass man mit genug Anstrengung doch Meister werden kann (egal, welcher Klasse), und dann jedes Spiel immer nur verliert, weil das eigene Niveau nicht zur Liga, in die man mit ein wenig Glück aufgestiegen ist, nun mal nicht passt, wo doch der Trainer immer wieder predigt, man könne doch Meister werden.
Jeder gute Trainer muss eine realistische Einschätzung der Situation vornehmen und auch kommunizieren, um die Leute bei der Stange zu halten - nur so ist Vertrauen in den Trainer möglich - und nur so kann man mit Würde absteigen, wenn es denn passsieren sollte.
Egal, ob es also nun mehr Netto vom Brutto oder die Überlebensbedingungen bei demnächst 3,5° geht - wir haben genau deswegen eine schwindendes Vertrauen in die Politik, weil die versprochenen Ziele sich in der Vergangenheit immer wieder als unrealistisch herausgestellt haben - und das willst Du auch noch fortführen mit dem Argument, man müsse die Leute mit beruhigender Schonung bei der Stange halten?
Ich persönlich halte das für eine grundfalsche Strategie, und meine persönliche Erfahrung sagt mir da etwas ganz anderes…