Deutschland wird Klimaziele voraussichtlich nicht erreichen

Es sind nicht die selben. Manche haben viel Verlust. Und diejenigen, die jetzt bereits erfolgreicher sind, haben auch mehr Ressourcen, sich anzupassen und den Verlauf selbst zu beeinflussen.
Die Probleme haben nicht die eine Ursache, weder Lobbyismus noch sonstwas alleine. Aber das hat es schwerer gemacht, auch den Bergleuten, die geglaubt haben, es ginge noch lange so weiter.

Zustimmung. Dazu gehört es anzuerkennen, welch große Herausforderung das für die Betroffenen ist. Ich denke, da sind wir uns einig.

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Wenn jemand scheitert, fühlen sich die anderen aufgewertet.

Unsere Gesellschaft ist leider sehr konkurrenzorientiert.

Da gebe ich Dir recht - LEIDER (natürlich nicht, weil ich DIR recht geben muss :slight_smile: - sondern weil es so traurig ist!! :sob:

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Hinzu kommt, dass die Marktgesetze gar nicht alle Facetten abdecken (können). Wir müssten also für alle Produkte und Dienstleistungen Vollkosten-Rechnungen entwickeln, trotz vieler schwer zu kalkulierender Parameter. Nehmen wir z.B. Todesopfer durch fossile Energien (langfristige Folgen durch Atemwegserkrankungen u.A.). Wenn wir die Entschädigungskosten für Opfer von Flugzeugunglücken als Maßstab heranziehen (diese betrugen in D im Schnitt ca. 1,3 mio EUR) und diese mit den geschätzten Todesopfern multiplizieren, kann man diese Kosten in Ct. je kw/h umrechnen. Dann kommen aber noch die Krankheitsfälle hinzu… Das gleiche macht man für alle Energielieferanten (z.B. Handwerker, die bei der Montage von PV- und Windenergieanlagen tödliche Stürze/Unfälle erleiden) und wieder schneiden die Erneuerbaren besser ab = Kostenvorteil.
Natürlich hast du gleich die Mega-Debatte darüber, ob solche Berechnungen seriös sind. Noch komplizierter wird es, wenn man Kosten für Prävention errechnen will - mangels Vergleichsmaßstäben kaum möglich. Wie viele Kosten verhindert eine Sozialarbeiterin, wie viele Suizide (und somit Elend+volkswirtschaftlichen Schaden) verhindert eine PsychotherapeutIn? Oder: Welchen Kosten für Herz- und Kreislauferkrankungen und solche des Bewegungsapparates müsste man auf auf ÖPNV und PKW-Individualverkehr umlegen, die nicht entstanden wären, wenn die Menschen zu Fuß oder mit dem Rad gefahren wären?

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Das trifft auf die Steiger zu (also untertage). Im Tagebau stelle ich mir das nicht so ausgeprägt vor.

Das größte Problem wäre vermutlich, dass sie mittelfristig umziehen müssten (unter Verlust des sozialen Umfelds).

Vorschlag von Christian Ehring: Die GroKo hat für den Kohleausstieg 40 Mrd vorgesehen. Wenn wir 20 Mrd davon an die 20.000 Beschäftigten verteilen, wäre das 1 Mio pro Nase.

Vielleicht kann @Dagmar uns ein wenig über die Psychologie/Soziologie des sozialen Vergleichs erzählen? Es ist wechselhaft witzig bis kurios oder irre, wie sehr ich die Beurteilung meines eigenen Status davon abhängig mache, wie es anderen Menschen geht. Jeder kennt das als Individuum.
Gesamtgesellschaftlich ist mir das zu zwei Zeitpunkten besonders aufgefallen:

  1. Ich war sehr überrascht, wie gut die meisten Deutschen die Finanz-/Eurokrise bewältigt haben, obwohl z.B. viele von Kurzarbeit betroffen waren. In Gesprächen hörte ich aber oft auch das Bedauern und Mitleid darüber, wie es anderen Menschen in Europa ginge (nicht nur Griechenland, ich denke an die krasse Arbeitslosigkeit in Spanien u.a. Ländern). D. schien - trotz aller Beeinträchtigungen - für viele eine Insel im Sturm zu sein. Von dieser Insel aus konnten wir die Klageschreie der Schiffbrüchigen hören und den in Seenot geratenen Schiffen zuschauen - und uns im Gegenzug an unserer „kuscheligen“ Situation erfreuen.
  2. Ähnliches wiederholte sich in der Corona-Pandemie - zunächst! Die 1. Welle ging vergleichsweise harmlos an uns vorbei, während wir im TV verwundert auf das Chaos im Ausland schauten - und den Unterschied auf unsere Leistungsfähigkeit, Mentalität etc. zurückführten. Zu meinen KollegInnen sagte ich: „Evtl. passiert hier national etwas Ähnliches wie während der Finanzkrise: Obwohl es uns objektiv schlechter geht, fühlen wir uns subjektiv besser und gelangen zu höherer gesamtgesellschaftlicher Zufriedenheit, weil es anderen schlechter geht.“ Das ist die Variante deines Satzes „Wenn jemand scheitert, fühlen sich die anderen aufgewertet.“

Bei der Klimakrise funktioniert das alles nicht mehr, weil nationale Kategorien nichts bringen. Dann tritt die Tragik der Allmende auf: Wenn die anderen nichts tun, brauche(n) ich/wir ja auch nichts gegen den Klimawandel tun - bin doch nicht blöd und der/die Einzige, die sich den Gürtel enger schnallt!

Mir fällt dazu ein Witz ein, der auch gleichzeitig zum Nachdenken über Solidarität anregt:

Ein Möbelgeschäft schreibt eine Mahnung an einen säumigen Kunden:

„Was würden wohl Ihre Nachbarn sagen, wenn sie hinter der Fensterscheibe stehen und zusehen dürfen, wie ein Möbelwagen unserer Firma all die schönen neuen Möbel, mit denen Sie sie gerade so beeindruckt hatten, wieder abholt, weil Sie nicht zahlen konnten?“

Darauf einige Tage später die Antwort des Kunden: „Ich habe Ihre Frage mit meinen Nachbarn besprochen. Sie fänden das hundsgemein.“

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Dazu fällt mir ein klassischer Versuchsaufbau ein:
Man lässt den Probanden die Wahl zwischen einer Gehaltserhöhung von

  1. 2000€, die aber dann auch alle anderen in der Abteilung kriegen, und
  2. 1000€, die nur der Proband erhält.

Erstaunlich viele entscheiden sich für 2.

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Ich kenne das mit $50, die man bekommt und das Angebot, $100 daraus zu machen, wenn dafür die Nachbarn den gleichen Betrag bekommen. Ich habe in vager Erinnerung, dass es nicht nur „erstaunlich viele“ sondern die Mehrheit ist, die sich für die $50 entscheidet…

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Bereits das "positiv-"Beispiel der Frage, bekomme ich ungteilt nur weniger mehr als wenn ich dies teile bzw. alle teilhaben lasse, ist erschütternd - klimatisch befinden wir uns schon lange eher in der Situation, die das „Gefangenendilemma“ beschreibt…
Wir nutzen immer noch zu sehr die „Kronzeugenregelung“, um uns kurzfristig bzw. so lange wie möglich die Absolution zu sichern bzw. status qou Erhalt zu betreiben…

Aber es ist deutlich einfacher Dinge zu beschließen, die allen zu Gute kommen, obwohl Sie Einzelinteressen widersprechen. Wenn die Menschen, die solche Entscheidungen treffen nämlich gelost würden, wären Sie untereinander erst mal keine Gruppe (wie es Parteimitglieder sind). Sie hätte auch keinerlei Grund sich um Ihr Mandat zu sorgen (das endet ja sowieso). Unter diesen Umständen halte ich rationale Entscheidungen einer Mehrheit der Vertreter für sehr viel wahrscheinlicher als jetzt.
Und das ist ja aktuell unser Problem. Niemand entscheidet irgendwas, wenn die Entscheidung die eigene Wiederwahl oder die der Partei gefährden könnte.

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@WitzelJo
Wenn es darum ginge, innere Strukturen einer solchen „Gesellschaft“ (egal, ob die Gruppe der Bauern oder der Mitglieder einer Partei) so anzupassen, dass ein (leidlich?!) funktionierendes System besser/effektiver funktioniert, gebe ich Dir Recht - hier ist das Losverfahren durchaus eine Option, über die man unbedingt nachdenken und mit de man rumspielen sollte…
Wenn es um die Lösung intergesellschaftlicher Schwierigkeiten geht, sind die Repräsentanten (egal ob gewählt oder gelost) immer noch mehr der Gesellschaft verpflichtet, aus der sie entsandt wurden - bedauerliches Relikt aus der Steinzeit - warum sollte also ein geloster deutscher Bundeskanzler/EU-Kommissionspräsident eher als ein gewählter bereit sein, den deutschen CO2-Ausstoß zu Lasten der Konkurrenzfähigkeit Deutschlands/Europas einseitig deutlich zu reduzieren?
Es gibt nur ganz wenige Menschen, die tatsächlich ihre (politischen) Handlungen global statt national ausrichten - der primäre Webfehler ist also nicht die Wahl/das Los - sondern das provinzielle Denken, das prinzipbedingt globale Probleme nicht wird lösen können…

Du hast Recht für dieses Problem hilft eine Änderung der Demokratie in Deutschland (oder der EU) nicht. Doch immerhin haben es die Staaten dieser Welt ja geschaft sich in Paris auf einen einigermaßen Verbindlichen Plan zu einigen. Jedenfalls verbindlich genug, das unser Bundesverfassungsgericht die Regierung damit an die Wand nageln konnte :slight_smile:

Wir können in Deutschland nicht den Klimawandel aufhalten, aber wir können verdammt nochmal wenigsten den Teil erfüllen, den wir versprochen haben! Ich glaube das die Bevölkerung hier weiter ist, als die meisten Politiker - egal aus welcher Partei.

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Langfristiger Eigennutz, da selbst eine lokale Reduzierung positive Auswirkungen haben könnte (Annahme meinerseits)
Verbesserung der Konkurrenzfähigkeit der eigenen Wirtschaft in diesem Bereich

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@Unneweth

Du hast intellektuell recht - der Begriff „langfristig“, den Du zu Recht verwendet hast, macht das aber schon wieder obsolet…
Bsp.: „Lasst uns sofort ersatzlos das Verbrenner-Auto verbieten, damit unsere Enkel was davon haben“ (ist zugegeben etwas plakativ/übertrieben :slight_smile: - niemals mehrheitsfähig… In keiner Gesellschaft/Kultur werden Menschen auf Dinge verzichten, auf das sie so lange als zentralen Baustein ihres Lebensentwurfs gesetzt haben - auch wenn es inzwischen allein durch die Menge noch so toxisch geworden ist…
Das Problem ist, dass wir in den nächsten 20 Jahren (weil die Naturwissenschaft uns die immer steiler werdenden Kurven der notwendigen Reduktion von allen möglichen Parametern täglich vorrechnet) entweder tatsächlich solche Entscheidungen werden treffen müssen - dann nicht nur für unsere Enkel sondern für uns selbst im fortgeschrittenen Alter) - oder eben wegen der Nichteinhaltung aussterben…
Mit der Natur lassen sich dabei keine Kompromisse schließen - alles, was an die dann entstehenden Lebensumstände nicht angepasst sein wird, wird aussterben - und ich kann mir beim besten Willen nicht vorstellen (ich weiß schon mein Problem :-), dass wir uns als Homo sapiens an beliege Konsequenzen des selbstgemachten Klimawandels werden anpassen können, oder gar den Planeten global so gut werden reparieren können

Ich weiß…der zeitliche Tellerrand endet beim nächsten Wahlkampf. 20 Jahre sind für einen Politiker schon zwei Unendlichkeiten :stuck_out_tongue:

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Richtig, aber Deine Begründung ist falsch

Der wahre Grund ist, dass es nicht umsetzbar ist. Wir würden verhungern.

@Unneweth

Richtig - aber zu einseitig - denn das gilt nicht nur für die Politiker - sondern auch für sehr, sehr, sehr viele Menschen (z.B. Wähler und Konsumenten)…

Viele davon haben einige Unterteller übrig. Aber die haben andere Prioritäten, die sich ändern, wenn es weh tut. Das hat dann natürlich Einfluss auf Politiker, wenn gerade Wahlen anstehen.

Weil wir zu Viele sind, oder weil wir nicht wissen, wie man sein eigenes Gemüse anbaut?