Bauen ja, aber finanzieren? Also, ich habe aus den World Nuclear Industry Status Report 2023 zitiert. Wo sind die Quellen für eine finanzielle Zukunft der Kernkraft?
Hier gibt es noch eine Forderung zum Mit-Unterschreiben:
https://www.ausgestrahlt.de/aktiv-werden/aktionen/atomfabrik-lingen-kein-deal/
https://www.ausgestrahlt.de/themen/atomindustrie/atomfabrik-lingen-schliessen/
Hab ich geschrieben, dass Kernkraft eine finanzielle Zukunft hätte?
du hast geschrieben:
Ich habe geantwortet:
Da ging es überhaupt nicht um die Finanzen.
Wenn du meinst, das es keinen tragfähigen Business Case für AKW gibt, dann schreib es halt so.
Es gibt keinen tragfähigen Business Case für AKW.
Schau mal hier:
Die EDF haben gerade einen „Green Bond For Nuclear Energy“ aufgelegt, siehe EDF is Selling Europe’s First Green Bond For Nuclear Energy - Bloomberg
Darüber hinaus liefert die Internetsuche nach „financing nuclear power projects“ reichlich Treffer.
Also die Zahlen stimme im Prinzip in beiden Quelle überein:
=> 61 Reaktoren im Bau
Unter https://world-nuclear.org/
Plans For New Reactors Worldwide
- About 60 reactors are under construction across the world. A further 110 are planned.
- Most reactors under construction or planned are in Asia.
- New plants coming online in recent years have largely been balanced by old plants being retired. Over the past 20 years, 108 reactors were retired as 97 started operation.
Hier mal ein genauerer Blick auch China. Das Land mit den mit Abstand meisten geplanten Reaktoren:
No. | MWe gross (under constr.) | No. | MWe gross (planed) | No. | MWe gross (proposed) | |
---|---|---|---|---|---|---|
China | 25 | 28,481 | 43 | 47,36 | 154 | 175,25 |
India | 8 | 6700 | 12 | 8400 | 28 | 32 |
Turkey | 4 | 4800 | 0 | 0 | 8 | 9600 |
So sieht die Entwicklung in China aus:
Eine Boom kann ich da nicht erkennen. Eher das Gegenteil.
Das sieht für mich nach einem starken Rückgang der Neuerrichtungen aus.
Übrigens die Web-Adressen sehe seltsam ähnlich aus, findest du nicht?
Von einem Boom hat auch niemand geschrieben.
Atomstrom in Frankreich wird deutlich teurer
Die Regierung in Paris und der Stromkonzern EDF einigen sich auf eine Preissteigerung bei Atomstrom um zwei Drittel. Hintergrund sind die steigenden Kosten für neue Kernkraftwerke und für die Laufzeitverlängerungen.
Darauf haben sich die Regierung in Paris und der staatliche Energiekonzern EDF geeinigt. Ob die Erhöhung ausreicht, um die Atomkraftwerke kostendeckend zu betreiben und die geplante Serie neuer Reaktoren zu finanzieren, bleibt trotzdem fraglich.
Der EDF-Konzern ist finanziell in Schieflage. Das zwischenzeitlich teilprivatisierte Unternehmen wurde daher in diesem Jahr von der Regierung Macron mit einem Kostenaufwand von knapp zehn Milliarden Euro wieder komplett verstaatlicht.
Laut dem letzten Halbjahresbericht betragen die EDF-Schulden rund 68,8 Milliarden Euro, allein 2022 gab es einen Rekordverlust von knapp 18 Milliarden Euro. Dazu trug die Abschaltung eines Großteils der französischen Reaktoren wegen Sicherheitsproblemen und Reparaturen bei. Laut EDF sank die Atomstromproduktion 2022 um 82 Milliarden auf 279 Milliarden Kilowattstunden. Das war der niedrigste Stand seit über 30 Jahren.
Gerade bei Klimareporter gefunden:
Neue Photovoltaikkraftwerke kosten nicht mal mehr 500 Euro pro Kilowatt, neue Kernkraftwerke hingegen bis zu 10.000 Euro. Die Photovoltaik ist inzwischen die mit Abstand kostengünstigste Art der Stromerzeugung. Und genau darum wird ihr exponentielles Wachstum auch weitergehen.
Mit 9500 Euro Einsparung pro KWh kann man eine MENGE Batterien bauen.
Jaaaaa, aber das ist derzeit auch eine Milchmädchenrechnung.
Die Produktion des EE-Stroms ist günstig.
Aber der Netzausbau, die Netzsteuerung (mit Redispatch und Entschädigungszahlungen, einem riesigen Steuerungsaufwand usw) und die Vorhaltung von Reservekapazitäten sind teuer.
Deswegen bleiben die Verbraucherpreise erstmal hoch.
Aber wenn der Netzausbau mal eine gewisse Qualität erreicht hat, sollte es besser werden. Kann aber dauern …
Und wenn die Sonne nicht scheint Sitzt du im Dunklen und keine U-Bahn fährt, und keine Kneipe hat offen, Arbeiten geht auch nicht, usw. usw.
Die reine Stromerzeugung ist nur die halbe Miete.
Im Gegensatz zum Windstrom wird Solarstrom über das ganze Land verteilt erzeugt und verbraucht. Da ist Bayern übrigens ganz vorn dabei.
Auch die Speicher verteilen sich über das Land wie man in Marktstammdatenregister nachsehen kann.
Dieses Jahr sind bis heute schon 60 Großspeicher mit Kapazitäten von insg. 286 MWh ans Netz gegangen. Die ganzen Hausspeicher zähle ich da nicht. Das sind nur kleine Zahlen ich weis. Da fehlen noch die passenden Gesetze, um das richtig rentabel zu machen (Arbitragehandel am Strommarkt).
Nur blöd das im ganzen Land die hälfte des Jahres dunkel ist.
Um dann die mangelnde PV auszugleichen ist doch das Thema das Geld kostet.
Da müssen dann Kraftwerke her die nur wenig laufen aber immer Geld kosten.
Da müssen Leitungen her um den Strom von Windfarmen im Norden oder von sonst woher zu verteilen. Da müssen die Verteilnetze ertüchtigt werden um die E-Autos und Wärmepumpen in den Häusern zu versorgen.
Und dann noch das ganze bei stark erhöhtem Stromverbrauch durch E-Mobilität, elektrische Wärmeerzeugung und Elektrifizierung der Industrie.
Das ist was Geld kostet und in den Strompreis mit einfließt.
Mal von der Zeit die das in Anspruch nimmt mal ganz abgesehen.
Das sind dann 0,3 Min. heutiger Stromverbrauch Deutschland.
Wir müssten aber x Tage überbrücken können.
Und wieviel haben die gekostet? Rechne das doch dann mal für 5 Tage hoch.
(wobei die Studie, die ich schon mehrfach gepostet habe, von 18 Tagen ausgeht).
Das muss man alles zusammen betrachten um dann die wahren Stromkosten zu haben. So hat es ja @lawandorder auch geschrieben.
Am Ende bezahlt es dann doch der Bürger über den Strompreis oder die Steuern.
Und dann vor allem die Bürger ohne eigenes Dach oder die Mittel für PV für Eigenstrom. Denn die beteiligen sich dann, zumindest teilweise, nicht an der Gemeinschaftsaufgabe.
Da wären flexible Strompreise, die sich z. B. an der Strombörse orientieren, der richtige Ansatz um die Kosten gerecht zu verteilen.
Hier drehen wir uns im Kreis. Das wurde ja schon sehr oft diskutiert.
Also wie soll die Lösung deiner Meinung nach aussehen?
Nicht pro kWh sondern pro kW Nennleistung,
Also z.B. bei 1,5 GW (typisches AKW) etwa 15 Milliarden Euro Einsparung. Das wäre nach heutigen Preisen eine Stromspeicher für etwa 75 GWh (bei 0,2 Euro/kWh). Das wäre eine gute Stunden Strom für die gesamte BRD, falls ich mich nicht verrechnet habe.
Ein Teil der Lösung habe ich ja beschrieben:
Die führen dann auch zu einer Glättung der Stromspitzen, die die Auslegung der Netze und der Reservekraftwerke bestimmen.
Mehr Energieeffizienz, stärkerer Ausbau der nicht elektrischen EE und Abwärmenutzung um ein weiteres ansteigen des Stromverbrauchs zumindest zu verhindern. Vielleicht gelingt es ja sogar den Strombedarf zu reduzieren.
Und dann natürlich weiter die Nutzung von Wind, Sonne und Erzeugung von H2 vorantreiben.
Aber wir sollten uns ehrlich machen, dass wir die gesetzten Ziele (Termine) wahrscheinlich nicht erreichen werden.
Da musst du aber noch die Vollaststunden reinrechnen.
Das sind bei PV nur ca. 1000 pro Jahr. Also Faktor ca. 8
PV Anlagen liefern pro Jahr 1000 Vollaststunden.
AKW dagegen liefern pro Jahr etwa 8000 Vollaststunden (bei etwas mehr als 90% Verfügbarkeit).
Das heißt, um die gleiche Strommenge zu erzeugen braucht man etwa 8 mal soviel PV wie AKW. Das ändert sich durch Speicher auch nicht.
Das muss man bei dem Kostenvergleich berücksichtigen.
Also stehen den 10.000 dann doch 4.000 bei den Investitionskosten gegenüber.
Es wird in Diskussionen immer wieder Leistung und Erzeugungskapazität durcheinander geworfen.
Darauf hast du ja auch schon indirekt hingewiesen
Die Zahlen stammten von @WitzelJo , ich habe sie nicht hinterfragt, ich habe nur davon ausgehend weiter gerechnet.