Zumindest versucht er, die wissenschaftliche Expertise herzustellen. Einige Fragen scheinen ja noch offen zu sein:
„Das GFZ schreibt auf »Spektrum«-Anfrage: »Das Ketzin-Pilotprojekt war in Absprache mit dem Bergamt mit einem Enddatum terminiert und wurde nach dem Durchlaufen aller Phasen des Lebenszyklus eines CO2-Speichers planmäßig beendet. Wichtig ist hier ein Skalen-Vergleich: Aus unserer Sicht sind die vier Jahre Post-Injektion-Monitoring für die 67 Kilotonnen eingespeichertes CO2 eine angemessene Zeit verglichen mit der laut Regulative angesetzten 40 Jahre für industrielle Mengen im Megatonnen-Bereich.«“ (aus der Spektrum-Quelle)
Die Gegner der CCS-Projekte, vor allem in Schleswig-Holstein, befürchteten Leckagen, künstliche Erdbeben und Risiken für das Grundwasser.
Für mich sind solche Bedenken aber komplett sekundär. Zwei Hauptfragen
Wie lange bleibt das CO2 da unten. Übernimmt da irgend jemand die Garantie, das es sagen wir mal 1000 Jahre da unten bleibt. Was wenn es nach 10 oder 50 Jahren wieder austritt? Bekommen wir dann unser Geld zurück? Oder die Versicherung muss es erneut unter die Erde schaffen? Das ist doch das gleich Spiel, wie beim Atommüll. Bis der endlich in einem Endlager eingelagert wird, gibt es die ganzen Konzerne, die mit Atomstrom ihre Milliarden gemacht haben nicht mehr oder die sind pleite. D.h. die Verluste bleiben beim Steuerzahler.
Welches CO2 wird denn eingelagert werden? Es aus der Atmosphäre zu holen ist extrem Aufwendig. Der CO2-Gehalt liegt bei einem Volumenanteil von etwa 0,04 % (etwa 400 ppm).
Also liegt die Vermutung nahe, daß man das CO2 z.B. bei Gas- oder Kohlekraftwerken abtrennen wird. Das würde aber bedeuten, daß diese Dinger - weil dann ja CO2 neutral - länger laufen würden.
Einen solche Dreh haben wir gerade erlebt: Wissing wollte unbedingt, das Explosionsheizungsmotoren mit E-Fuels als Ökologisch gelten sollen. Das wäre eigentlich egal, weil E-Fuels exterm ineffizient und damit sehr teuer sein werden.
Aber das war nur Schritt 1: Danach hat der dann angefangen auf die Steuerbefreiung von E-Fuels hinzuarbeiten, weil die ja sonst viel zu teuer sind.
Den gleichen Dreh befürchte ich bei CCS: Es wird kein CO2 aus der Luft geholt sondern zusätzlich Gas und Kohle verbrannt.
Auch Umweltverbände machen Front gegen eine zu breite Öffnung für CCS, die sie befürchten. Der BUND, Greenpeace und die Deutsche Umwelthilfe (DUH) befürchten eine „falsche Weichenstellung“. Sie kritisieren, dass die Dena CCS nicht nur für unvermeidbare CO2-Emissionen etwa aus den Branchen Zement, Kalk und Müllverwertung zulassen will, wie es bisher diskutiert wurde, sondern auch für die Chemiebranche.
Unvermeidbare CO2-Emissionen aus … Müllverwertung? Das sind dann unsere Plastikabfälle, die plötzich zu eine CO2-neutralen Energiequelle werden? NEIN DANKE!
CCS in der ursprünglich angedachten Form (Abscheidung von CO2 aus Abgasen fossiler Kraftwerke) ist reinstes Greenwashing. Allerdings erscheint es geboten, bereits vorhandenes überschüssiges CO2 aus der Atmosphäre zu entfernen, und dazu kann neben biologischen Maßnahmen wie Aufforstung und Wiedervernässung von Mooren eventuell die Nutzung von CO2 als Rohstoff beitragen. Kohlenstoff ist das vielseitigste aller chemischen Elemente und lässt sich für viele Zwecke gebrauchen. Dazu habe ich mal einen kleinen Artikel auf meinem Blog geschrieben. Inwieweit das wirtschaftlich ist, weiß ich nicht, aber es erscheint mir auf alle Fälle sinnvoller, als das CO2 einfach nur in ausgebeutete Ölfelder oder dergleichen zu pumpen.
Wieso?
Solange wir nun mal die fossilen Kraftwerke brauchen, ist es doch besser das CO2 dort abzufangen wo es verursacht wird (hohe Konzentration), statt es aus der Atmosphäre (niedrige Konzentration) zu holen.
Man kann es natürlich auch erst mal, wie heute, in die Atmosphäre blasen und dann mit viel geringerer Effizienz wieder heraus zu holen, um deinem Vorwurf des Greenwashing aus dem Weg zu gehen.
Das wir von den Fossilen weg müssen, ist ja unbestritten.
CCS darf also nicht als Argument für den Weiterbetrieb von fossilen Kraftwerken genutzt werden, wenn es Alternativen gibt.
Genau das meine ich ja! CCS wird von der fossilen Energiewirtschaft als ein Argument für den Weiterbetrieb fossiler Kraftwerke angeführt, und ist ein klassisches Beispiel einer „End-of-pipe“-Technologie, die zusätzliche Kosten verursacht, statt ein umweltschädliches Verfahren so zu verändern bzw. zu ersetzen, dass die Emissionen, die teuer entfernt werden sollen, gar nicht erst entstehen. Für das Klima ist es allemal besser, beispielsweise Kohlekraftwerke schnell durch Erneuerbare Energien zu ersetzen, statt sie zuerst teuer mit CCS nachzurüsten, was zur Folge hat, dass die Kraftwerke länger laufen müssen, damit die Mehrkosten durch die CCS-Nachrüstung „wieder reinkommen“, und somit die Energiewende verzögert wird.
Natürlich ist ein Kohlekraftwerk mit CCS das kleinere Übel gegeüber einem ohne CSS, und es ist teurer, CO2 aus der Atmosphäre zu ziehen als aus Rauchgasen, in denen es, wie Du richtig sagst, in viel höherer Konzentration vorliegt, aber erstens ist es viel besser, das CO2 erst gar nicht entstehen zu lassen, und zweitens müssen wir CO2, das schon in der Atmospäre drin ist, wieder aus der Luft entfernen, um das Klima noch halbwegs in Ordnung zu halten, und daran ändert die Nachrüstung von Kohlekraftwerken mit CCS rein gar nichts.
Darum müssen wir sowohl so schnell es geht aus den fossilen Energien aussteigen, als auch Maßnahmen ergreifen, um CO2 aus der Luft zu entfernen. Aber ob da anorganische CCS-Technologien die beste Wahl sind, steht auf einem anderen Blatt. Ich bin der Meinung, dass biologische Lösungen wie Aufforstung und Wiedervernässung von Mooren besser funktionieren und billiger sind, auch wenn die ihre Grenzen haben; außerdem ist es meines Erachtens sinnvoller, das aus der Luft gezogene CO2 als Rohstoff für nützliche Materialien etwa für Gebäude zu nutzen, statt es unter die Erde zu pumpen. Maschinen, die das wunderbar können, gibt es sogar schon längst und sind auch gar nicht so teuer - sie heißen „Bäume“.
„Um auf verschiedene Entwicklungen vorbereitet zu sein, empfiehlt das Umweltbundesamt die Erforschung der CCS-Technologie, um sie, wenn sich der Einsatz als zwingend notwendig erweisen sollte, einsetzen zu können. Dabei muss insbesondere sichergestellt werden, dass der vollständige und dauerhafte Verbleib des Kohlenstoffdioxids im Speicherkomplex gewährleistet werden kann.“
Erforschung! aus Vorsorgegründen, für den Fall der Fälle.
Begeisterung klingt anders.
Diese Techs werden wir so schnell nicht los, wenn überhaupt. Wenn schon CCS erproben, dann dort.
Das ist energetisch nicht sinnvoll. Um das C vom O2 zu trennen, muss man (mindestens) so viel Energie aufwenden, wie das Verbrennen von C zu CO2 erzeugt hat. Erschwerend kommt hinzu, dass C kein besonders wertvoller Rohstoff ist. Eine Tüte Grillkohle kostet fast nix.
Darüber können wir irgendwann mal nachdenken, wenn wir EE im Überfluß haben.
Zunächst: „Müllverwertung“ ist für mich ein Unwort wie „Entsorgungspark“. Es geht um Müllverbrennung. Wenn Müllverbrennung CO2-neutral wird, behindert das die
Weiterentwicklung der Müllvermeidung.
Es spricht nichts dagegen CCS zu erforschen. Aber es ist in unserer Politik nur ein ganz kleiner Schritt von „Autos mit E-Fuels sind ökologisch“ zu „Wir brauchen Steuererleichterungen und Subventionen für E-Fuels damit wir weiter Explosionsheizungsmotorfahrzeuge bauen können“
Für Müllverbrennung ist meiner Meinung nach übrigens Pyrolyse der bessere Ansatz. Denn der dabei entstehende Kohlenstoff kann vielfältig eingesetzt werden ohne CCS.
Das ist in der Tat das eigentliche Problem - wir erzeugen ein „Produkt“, mti dem man aufgrund der Naturgesetze (das gilt für CO2 wie für alte Kernbrennstäbe) es keine technische Lösung zur sofortigen Beseitigung geben kann - es bleibt dann nur die Einlagerung (bei Atomkraft-Endprodukten sind dies die Salzbergwerke etc.) bei CO2 dann die Verpressung in den Tiefen - und bei beiden stellt sich die Frage, wie sicher diese „Endlagerung“ über die Jahrhunderte ist - nur mal eben eine „Zwischenlagerung“ - denn eine CO2-Zwischenlagerung mal für 150 Jahre verschiebt das Problem nur um ein paar Generationen - idealer wäre da schon, die Sahara zu begrünen, um dort dauerhaft C zu speichern - dazu muss dort aber genügend Wasser zur Verfügung stehen (eigentlich müssen wir gar nicht so weit weggehen - bei unserem ständigen Grundwasserabsenkungen und immer geringer werdenden Niederschlägen in Kombination mit dem schnelleren Ablauf durch Flächenversiegelungen und ausgetrockneten Böden wird auch bei uns irgendwann zu Wassermangel der grünen Lungen kommen (egal, welche Baumarten man versucht zu importieren) - das ist alles inzwischen Monsterprojekte, hinter die man getrost einen großen Konjunktiv setzen muss - ein Grund mehr, die Reduktion als Kernursache deutlich voranzutreiben …
Ich meine doch gar nicht Kohlenstoff als Brennstoff, das wäre in der Tat sinnlos, außer vielleicht für bestimmte Nischen, wie etwa Holzkohlegrills. Sondern als Bau- und Werkstoff sowie als Syntheserohstoff, etwa für Arzneimittel. All das kann aber die Natur mindestens ebenso gut wie wir. Ich habe gestern schon Bäume erwähnt. Die machen das sehr gut, wenn auch langsam. Die sind aber nur eine von vielen Möglichkeiten. Bambus wächst schneller, und liefert ein sehr vielseitig einsetzbares Material. Viele interessante Verbindungen (z.B. Arzneimittel) werden von diversen Kräutern und Pilzen fix und fertig produziert. Dann gibt es Algenfarmen, und dergleichen mehr.
Ich würde auch die Nachrüstung von Kohlekraftwerken mit CCS nicht verdammen, frage mich aber, wie viel das bringt, ein Kraftwerk, das in sieben Jahren eh stillgelegt werden soll, noch teuer nachzurüsten. Diese Technologie wird ja vor allem seitens der Kohlelobby propagiert, und es geht denen gar nicht so sehr darum, das Klima zu schützen, sondern darum, die Kohlekraftwerke noch ein bisschen länger betreiben zu können. Und damit wird CCS zu einem Bremsklotz für die Energiewende.
Damit bliesen wir wieder das CO2 in die Luft, dass mit viel Energie und Aufwand gerade erst rausgefiltert wurde. Absurd.
Für die KKW gebe ich dir Recht, die GKW werden uns leider noch länger begleiten. Da könnte es überlegenswert sein.
Bäume sind u.U. keine sicheren und dauerhaften CO2-Speicher. Es kommt darauf an, ob sie beim nächsten Waldbrand abfackeln und wie sie am Lebensende genutzt werden. Da halte ich die Verpressung in die Tiefe für wesentlich sicherer und nachhaltiger.
Holzkohle für Grills ist eben ein Nischenprodukt, und das CO2, das bei der Verbrennung entsteht, hat ja vorher der Baum, aus dessen Holz die Holzkohle erzeugt worden ist, aus der Atmosphäre gezogen. Das ist also Biomasse und kein fossiler Brennstoff. Aber dass Biomasse als Brennstoff nicht unproblematisch ist, ist ganz meine Meinung. Ich habe ja schon mal in meinem Blog geschrieben: Anorganische Energie für Maschinen – organische Energie für Menschen!
Gaskraftwerke werden noch etwas länger laufen als Kohlekraftwerke, zumal sie sich auch mit Biogas betreiben lassen, insofern macht CCS da schon Sinn - ein mit Biogas befeuertes GKW mit CCS wäre (zumindest in der Theorie) sogar netto eine CO2-Senke. Nun ist der Anbau von Pflanzen mit dem primären Ziel, sie zu Biogas zu vergären, auch nicht ohne Probleme; Biogas stellt man am besten aus Abfällen her, die bei der Produktion von Nahrungsmitteln anfallen. Natürlich muss man dann die Frage beantworten, wohin mit dem abgeschiedenen CO2, und da erscheint es mir sinnvoll, das stofflich (und eben nicht als Brennstoff!) zu verwerten. Da besteht natürlich noch viel Forschungsbedarf!
Das ist eine Analogie aber kein Beweis für irgend was. Zum einen ist Methan ein ganzes Stück größer als CO2, zum anderen will ich gar nicht behaupten, das CO2 nicht „da unten“ bleiben wird.
Finde einen Rückversicherer, der das Risiko absichert und ich bin zufrieden.
Ich sprach von ganz normaler Holzkohle, nicht von einem neuartigen High-Tech-Brennstoff aus CCS-Kohlenstoff. So viel ich weiß, wird mit CCS immer gemeint, mittels irgendwelcher technischer Anlagen CO2 aus Rauchgasen oder (seltener) aus der Atmosphäre zu ziehen, und diesen dann entweder irgendwo einzulagern, oder damit chemisch was anzustellen (etwa Reduktion zu festen oder flüssigen Kohlenstoffverbindungen mittels grünem Wasserstoff). Natürlich holen auch Bäume und andere Pflanzen CO2 aus der Luft, aber das ist normalerweise nicht gemeint, wenn von CCS die Rede ist.
Und ich denke, wir sind uns einig, dass es nicht sinnvoll ist, aus CCS-Kohlenstoff Brennstoffe herzustellen, denn dann hat man am Ende viel Energie verpulvert und der Kohlenstoff ist wieder da, wo man ihn nicht haben will, nämlich in der Atmosphäre.
Naja, wenn an sich die Jahrtausende so ansieht, so gab es sicher bereits Waldbrände zu einer Zeit, da es den Menschen entweder gar nicht oder erst in homöopathischen Dosen gab - wenn wir jetzt das CO₂ in die Tiefe verpressen (gesetzt den Fall das würde tatsächlich dann da unten „lange genug“ lagern - dann entziehen wir hier trotzdem der Natur wichtige Kohlenstoff - wenn sich nun die Natur - ob nun mit oder ohne den Menschen - wieder erholt - dann „feht“ dieser Kohlenstoff - zugegeben, ich eiß nicht, wie viel Kohlenstoff beispielsweise durch Vulkane nachgeliefert wird - so gesehen ist das eine Überlegung, die zugegebenermaßen auf tönernen Füßen steht - Fakt ist aber: seit wir uns nicht mehr der Evolution anschließen und uns an die Natur anpassen - sondern die Natur an uns anpassen (ich weiß schon, das ist streng genommen biologisch auch so nicht haltbar, weil jede Art immer auch ihr Umfeld umgestaltet - wenn auch nicht in diesem globalen Ausmaß) - ergeben sich überall Verschiebungen in den verschiedensten Kreisläufen, die oft (wenn nicht gar immer) in der ein oder anderen Form auf unsere Entwicklungen zurückfallen - die Projekte, die dann nötig sind, um das wieder zu korrigieren, werden immer gigantischer und in ihrer langfristigen Perspektive immer unkalkulierbarer - dazu gehört m.E. auch CCS, die bestenfalls wieder „aus der Not geboren“ ein eher „verzweifelter“ Ansatz zu sein scheint …
War das als Scherz gemeint?
Wir haben das Problem, dass wir viel zu viel fossilen Kohlenstoff in die Atmosphäre (die Natur) einbringen und schon eingebracht haben. Das es einen Kohlenstoffmangel geben könnte, halte ich die nächsten paar hundert Jahre für ausgeschlossen. Und wenn schon, dann hören wir eben rechtzeitig mit der Kohlenstoffentnahme auf. CO2 werden wir bis in alle Ewigkeit verursachen.
vom akuten Standpunkt aus gebe ich Dir recht - und ich kenne auch nicht die langfristigen Kohlenstoffkreisläufe (inkl. der fossilen Bestände) - daher hatte ich bereits eingeräumt, dass die Argumentation auf tönernen Füßen steht - und wahrscheinlich hast Du eher recht, dass das eher kein sachliches Argument ist