Letzte Generation: Kein Radweg nach Bali

Das ist wieder so eine realitätsferne Aussage.
Hamburg besteht nicht nur aus einer halben Million WG-Zimmern, die man mit einem Koffer in der Hand wechseln kann.
Hafen, Gewerbebetriebe, Industrieanlagen, die Elbphilharmonie, Krankenhäuser, Universitäten, Schulen - wie ziehen die um?
Und selbst wenn man nur die Menschen betrachtet: wo wohnen denn 1,5 Mio. Hamburger künftig? haben wir die Wohnungen dafür?
insb. wenn gleichzeitig weitere 1-2 Mio. Leute von der Küste in der gleichen Situation sind.
Und was passiert mit den Wohnungen und Häusern?
Ziehen die da einfach aus und haben kein Problem?
Die Gebäude sind dann unverkäuflich und die Menschen verlieren ihr Vermögen, ihre Alterssicherung, ihr Zuhause.
Und Du redest von Bettlägerigkeit als einzigem Problem?
Und ich habe ein geschlossenes Weltbild??

Da bin ich aber froh, dass ich deinen Anforderungen genügen konnte. Es dauert bei mir halt ein bisschen, bis ich so etwas mit Bestimmtheit beurteilen kann.

Das ist leider falsch. Ich denke wissenschaftlich, d.h. ich denke parallel in mehreren Theorien gleichzeitig und checke die Informationen, die ich bekomme, jeweils darauf ab, ob sie zu den verschiedenen Theorien passen oder nicht, bis im Idealfall nur noch eine Theorie übrig bleibt.
Ich sehe aber ein, dass das als unklares Geschwurbel rüber kommen kann, deshalb hat die Wissenschaft auch so einen schlechten Stand in unserer Gesellschaft, weil sie tatsächlich oft nicht eindeutig sein kann.

Vielleicht sollte ich es wirklich mal mit einer ideologischen Argumentation versuchen. Das würde überzeugender rüber kommen, allerdings dann nicht ohne Heuchelei funktionieren.
Ach nee, dann versuche ich das lieber doch nicht.

Das hat zwar nichts mehr mit unserem Diskussionnpunkt (Heuchlerei) zu tun, aber Du sollst meinetwegen das letzte Worte haben.

Ja, das macht emotional einen riesigen Unterschied. Das ist auch der Grund, warum immer noch viele Menschen rauchen. Soll noch mal einer sagen, wir seien rationale Wesen. Wir sind höchstens scheinrational.

Das habe ich nicht gesagt oder gemeint.
mit dem „geringen Fehler“ meinte ich nur die vielleicht etwas überoptimistische Forderung, dass wir uns anstrengen sollen, das 1,5 Grad-Ziel doch noch zu erreichen.
Daran stirbt niemand.

Habeck hat heute nachmittag auf einer Veranstaltung gesagt, dass wir bei uns die Forderung nach Klimaschutzmaßnahmen und Erreichung des 1,5G-Ziels aufrecht erhalten sollten, weil wir nur dann von anderen Staaten in glaubwürdiger Weise Klimaschutzmaßnahmen verlangen können. Also das umgekehrte Bali-Heuchler-Argument, sozusagen.
Daran hatte ich noch gar nicht gedacht, leuchtet mir aber ein.
Der Mann denkt nicht nur mit, sondern zu Ende :+1: :+1: :slightly_smiling_face:
Unter dem Aspekt verstehe ich die 1,5G Kommunikation der Grünen und ziehe meine Kritik zurück, auch wenn die Erreichung des Ziels inhaltlich unmöglich ist

Irrtum.
Strafgesetzbuch § 46, Grundsätze der Strafzumessung

(2) Bei der Zumessung [der Strafe] wägt das Gericht die Umstände, die für und gegen den Täter sprechen, gegeneinander ab. Dabei kommen namentlich in Betracht:

  • das Vorleben des Täters, seine persönlichen und wirtschaftlichen Verhältnisse sowie
  • sein Verhalten nach der Tat,
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Du meinst den Bali-Flug möge das Gericht als tätige Reue werten - als Zeichen der Einsicht, dass Verkehr blockieren doch nicht so gut ist und als Versuch der Wiedergutmachung an den von den Flughafenblockaden geschädigten Luftfahrtunternehmen? :stuck_out_tongue:

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da spricht der geborene Strafverteidiger!
auf den spin wäre ich nicht gekommen

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@lawandorder

Was leuchtet Dir da ein?
Wie Du sagst - es ist das Analogon zur Bali-Huechlerei - wir geben ein Ziel aus, an das wir uns erkennbar selbst gar nicht halten wollen - und hoffen, dass andere Staaten das dann als Vorbild nehmen - wo wahrscheinlich auch sie merken, dass wir uns nicht daran halten (wollen) - wir machen uns mit solchen Parolen, die wir selber nicht ernst nehmen, genauso lächerlich wie die Baliflieger…
Warum also die Kritik zurückziehen??

Es geht doch nicht darum, dass wir die Klimaerwärung nicht auf 1,5° beschränken wollten. Natürlich wollen wir es, aber es ist unrealistisch. Realistisch, wenn auch sehr ambitioniert, ist es, dass wir alle Anstrengung unternehmen, um so schnell wie nur möglich zu dekabonisieren. Das ist mit dem 1,5°-Pfad für die BRD gemeint. Ich finde es richtig, dass wir das als Ziel ausgeben, wohl wissend, dass es nicht reichen kann, weil woanders auf der Welt noch viel zu viel CO2 ausgeblasen wird.

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@Kalo

Das ist so ähnlich wie wenn ich sage, dass ich als untrainierter den Weltrekord im Marathon in den nächsten 2 Jahren laufen will - das will ich vielleicht - aber es ist unrealistisch - bestenfalls lacht man mich aus - und nun sage ich meinen Nachbarn auch noch: „Hey, lauft gefälligst in den nächsten 2 Jahren einen Weltrekord im Marathon - ich mache es doch auch“…
Und dann sehen meine Nachbarn, wie viel ich in Trainer, Hilfsmittel etc. investiere, und sie fragen sich: "Muss ich jetzt mehr investieren, weil das ein tolles Ziel ist - oder werden die sagen: bevor Du nicht in Hilfsmittel investierst, sondern Dich in die Sonne legst, und wartest, dass die Fitness irgendwoher zugeflogen kommt (vielleicht in der Gestalt eines neuen technischen Exoskeletts) - warum sollen wir das tun - Wasser predigen, und Wein trinken (oder wie war das noch mal?)…

Der 1,5°-Pfad für die BRD ist realistisch, führt nur leider wie alle Pfade die sich auf die BRD beschränken nicht zum 1.5°-Ziel. Das sind zwei verschieden Dinge.

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@Kalo

Ist dieser Pfad für Deutschland jenseits einer reinen technischen Betrachtung wirklich realistisch? Mein Eindruck ist, dass wir selbst dafür aktuell dramatisch zu wenig unternehmen, weil die kurzfristigen Konsequenzen uns schon zu viel zusätzliche Belastung sind - also realistisch betrachtet: unrealistisch…

Das ist auch mein Eindruck. Ich fürchte, es ist Fakt.

Ich glaube eher, weil unsere Politik (Ausnahme Habeck), Verwaltung, Bürokratie nicht in die Pötte kommt. Auf allen Ebenen. Das geht aber nicht nur uns so. Aus Spiegel Online:

Doch in Kopenhagen hat die dänische Energiebehörde nun sämtliche privaten Offshore-Windkraftprojekte nach einem bestimmten Antragssystem im eigenen Land vorläufig gestoppt . Die Sachbearbeitung werde »bis zur weiteren Klärung von EU-Rechtsfragen ausgesetzt«, teilte die Behörde diese Woche mit.

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@Kalo

Selbst dann, wenn es verwaltungstechnisch zu wenig Tempo 130-Schilder auf Autobahnen gibt und nicht genügend Personal vorhanden ist, die Einführung eines Verbots der Autobahnen für Nicht-Berufspendler durchzusetzen - es ist - glaube ich - in letzter Konsequenz der Wähler, der das verhindert - und nicht die Verwaltung… (s. 5 DM/L Benzin)

Ein gutes Beispiel sind hier Klimaanlagen - sie verbrauchen zusätzlich Unmengen an Strom, setzen zusätzlich Abwärme frei und verschlimmern die Situation dadurch noch - Anpassung hieße, auch bei steigenden Temperaturen ohne Klimaananlage auszukommen - sieht eher schlecht aus…

@HarmsCar : Du redest doch häufig und gerne von Selbstreflektion. Kannst Du bitte mal reflektieren, ob Du nicht konsequent alle positiven Meldungen über technische Entwicklungen/Erfindungen ausblendest?

ob sie dieselbe Tat immer wieder wiederholen oder ganz allgemein, ob sie sich „anständig“ benehmen?

So soll es in einer Demokratie doch wohl auch sein. Dass der Wähler bestimmt. Auch, wenn er verhindert.

Beim Tempolimit ärgert mich furchtbar, dass eine Partei, die gerade bei unter 10% rumkrebst, bestimmt, wo es lang geht.

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@Duke

Ich blende die - hoffentlich - nicht aus - ich wage nur zu bezweifeln, dass sie ausreichen - genau so, wie ich bei einer Palleativbehandlung froh um das Morhium wäre - wohl wissend, dass ich trotzdem bald sterbe, weil es keinen kurativen Ansatz mehr zu geben scheint…
Und das Jubeln bei einer Palleativbehandlung im Sinne: „endlich gibt es Chancen auf Heilung“ ist (Selbst-)Betrug…
Selbst dann, wenn eine extrem kleine - aber doch von Null verschiedene - Hoffnung auf Spontanheilung bleibt - genauso, wie wir (hoffentlich) nicht in der „Begründeten Hoffnung auf 10 Mio“ Lotto spielen - das ist nämlich auch ein Optimismus, der nicht gerechtfertigt ist…

Ich frage immer wieder, woher dieser Optimismus kommt, dass die richtigen Innovationen zur richtigen Zeit kommen und auch noch so richtig verwendet werden, dass sie nicht (nur) zu einer effektiveren Zerstörung, sondern tatsächlich zu echter Nachhaltigkeit führt…
Bislang habe ich noch keine Antwort bekommen, die mich die langfristige Zuversicht teilen lässt - was tatsächlich auch mein Problem sein könnte :frowning:

Was meine eigene Existenz angeht, so bin ich aufgrund vorgerückten Alters in Verbindung mit den aktuellen und kurzfristig zukünftigen Innovationen durchaus - ernsthaft!! - sehr zuversichtlich (Gnade der frühen Geburt :wink: - das ist doch aber hoffentlich nicht der Grund, warum wir uns hier auseinandersetzen - es geht doch hier hoffentlich nicht nur um unsere eigene (unbedeutende :slight_smile: Existenz - sondern (auch und vor allem) um der Erhalt der Lebensgrundlagen der 6 Mrd. Menschen jenseits der Industrienationen und um nachfolgende Generationen, oder?

Ist das eine Form von Heuchelei, die du gut findest?