Schon wieder Bahnstreik: wie wäre es mit einer Petition zu einem grundsätzlichen Streikverbot bei kritischer Infrastruktur?

Es gibt Menschen, die haben kein Auto oder gar keinen Führerschein und sind auf ein funktionierendes öffentliches Verkehrssystem angewiesen.
Wir wollen eine Verkehrswende: das heißt, wir wollen, dass es möglich ist, auch ohne Auto am öffentlichen Leben teilzuhaben und dass unsere Gesellschaft auch ohne Autos (bzw. mit so wenigen Autos wie möglich) funktioniert. Dazu muss man sich auf die „Öffis“ verlassen können.
Im Gesundheitswesen darf schließlich auch nicht bzw. nur sehr eingeschränkt gestreikt werden.
Was meint ihr?

Früher war das Beamten in kritischer Infrastruktur. Die dürfen nicht streiken und müssen auch zusätzlich dem Staat zur Verfügung stellen, wenn Not ist. Dafür haben sie erhöhten Versorgungsanspruch.
Privatisieren hielt man halt für billiger und effizienter.

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Ist das wirklich so? War mir jedenfalls noch nicht bekannt. Vielleicht haben die im Gesundheitswesen einfach mehr Verantwortungsgefühl bzw. die Beinträchtigungen dort spielen auch in einer ganz anderen Liga.

Vielleicht reicht es, den Bahnstreikenden mal klarzumachen, dass ihre Jobs wegautomatisiert werden, wenn sie es übertreiben.

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Wir sollten versuchen, die Bahn zurück zu kaufen, und die Krankenhäuser auch.

Diese Machtkämpfe zwischen Gewerkschaften und Arbeitgebern sind eher etwas für Industriebetriebe, auf deren Produkte man ohne Probleme verzichten kann,.

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Ich glaube nicht, dass das notwendig ist, um die Zuverlässigkeit der Bahn zu erhöhen. Wenn die Verkehrsleistung durch das Bahnunternehmen nicht erbracht wird, ist in der Regel eine Pönale an den Aufgabenträger fällig und bestenfalls auch eine Entschädigung an den Fahrgast. Beides hat man aber die letzten Jahre deutlich eingeschränkt. Obwohl die Zuverlässigkeit der Bahn nachlässt, sinken die gezahlten Pönalen (Details dazu hier). Und die Fahrgastrechte wurden zumindest beim Deutschlandticket ja kürzlich gänzlich abgeschafft. Das sind die Entwicklungen, die in die falsche Richtung gehen. Man trimmt die Bahn immer mehr auf billig und vernachlässigt dabei die Angebotsqualität. Wenn es hingegen für die Bahnunternehmen richtig weh tun würde unzuverlässig zu sein, hätten sie auch einen wirtschaftlichen Anreiz Reserven vorzuhalten und für zufriedenere Mitarbeiter zu sorgen.

Man stelle sich vor eine Zeitfahrkarte für die Öffis käme mit einer echten Mobilitätsgarantie: Wenn der Zug nicht fährt (egal warum), bekommst du ein Taxi/Mietwagen notfalls bis ans andere Ende der Republik.

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Ehrlich, wenn man sieht was die Gewerkschaft fordert, wird mir etwas schwindelig.

Um diese zentralen Forderungen geht es der EVG im Jahr 2023:

  • zwölf Prozent mehr Lohn, mindestens aber 650 Euro mehr im Monat
  • 325 Euro mehr im Monat für Nachwuchskräfte
  • Erhöhung des Stundenlohns für die untersten Lohngruppen auf zwölf Euro Mindestlohn ohne Verrechnung oder Zuschüsse
  • Ungleichheiten in der Bezahlungen sollen getilgt werden

Mit diesen nach EVG-Auffassung „selbstbewussten“ Forderungen ist die Gewerkschaft in die Tarifrunde 2023 gegangen. „Wir halten diese Forderung für mehr als gerechtfertigt. Unsere Aufgabe ist es, dafür zu sorgen, dass unsere Kolleginnen und Kollegen in diesem Jahr nicht weniger verdienen als im vergangenen“, heißt es in einer Mitteilung der EVG. Angesichts enorm gestiegener Energie- und Lebenshaltungskosten müsse die Lohnerhöhung deutlich ausfallen.

Der Zahlung des Mindestlohns muss ich allerdings voll zustimmen.

Andersrum, über 650 Euro monatlich mehr Geld wünscht sich wohl jeder.

Die Frage ist, was ist wirklich machbar und realistisch?

Am Ende geht es zu Lasten des Personals und es entsteht ein noch größerer Personalmangel, weil das entsprechende Geld fehlt.

So sieht es doch auch im öffentlichen Dienst aus.

Die Deutsche Bahn hat für ihre geplante Modernisierung einen Haufen Kosten vor der Nase.

Die Bundesregierung schätzt die Kosten für die Modernisierung des deutschen Bahn-Schienennetzes bis 2027 auf rund 88 Milliarden Euro.

Deutsche Bahn - Bundesregierung schätzt Kosten für Modernisierung des Schienennetzes auf fast 90 Milliarden Euro.

  • Diese Kosten wären ohne Privatisierung des Netzes nicht entstanden - außerdem wären viel mehr Bahnstrecken erhalten geblieben. Jetzt wird es schrecklich teure ( Rück - )Käufe von Baugrund
    zum wiederherstellen früherer Strecken geben müssen.

  • Wen das wieviel gekostet haben wird kann sich jeder selber denken.

    • Bei allen Privatisierungen geht es nur darum die öffentlichen Werte in private Taschen umzufüllen und dabei möglichst zu vervielfachen.
  • Diese und andere Preise die bei ehemaligen Tafelsilberpositionen nach einer Privatisierung aufgerufen werden basieren auf kumulierten Gewinnspannen von privatisierten Dienstleistern und Lieferketten.

  • Daseinsvorsorge wie öffentliche Dienstleistungen für jedermann gehören ebenso wie die zugehörige Infrastruktur in staatliche Hände.

  • Privatwirtschaft ist automatisch ungeeignet durch völlig ungeeignetes Gewinnstreben.

Dafür wäre eher eine Trilprivatisierung einzelner Teilsparten überlegenswert.

  • Als detailiertes Beispiel: Für einen wirtschaftlich erfolgreichen Betrieb wie die DSG ( Deutsche Schlaf- und Speisewagengesllschaft später Mitropa AG ) inklusive rollende Hotels ( Autoreisezüge ) fanden sich hundertschaften von Interessenten bis zu einer Aufgabe jeglichen Minimalangebotes in Bezug auf öffentliche Dienstleistungen.

    • Der Betrieb wurde regelrecht zerfleddert.
  • Diese Angebote wurden früher , sogar bis zum Verkauf, intensiv genutzt.
    Jetzt werden nur noch ein paar Rosinen weiter betrieben und zu überhöhten Preisen als Luxus artikel und angebot vermarktet.
    Basiert auf persönlichen Erfahrungen zwischen 1982 und 2000.

Quelle: Wikipedia

Unser ganzes Staatswesen verlottert so zu einer FDP + Porsche Gewinner Kuschelecke für eigentlich niemanden. Selbst diese wollen dann doch lieber selber mit dem Porsche oder Privatflieger Dreck machen.
Das gefällt aber vor allem der AFD , die so Ihre Narrative von der verkommenen gegen „die kleinen Leute“ gerichteten „Altparteien“ Unkultur bedienen kann. Sie fabulieren munter drauf los und vertreten dabei irrwitzig genau das was dieses Problem verursacht hat: Privatisierung um jeden Preis.

Ähnliches gilt für eigentlich alle privatisierten Bereiche.

Wenn wir keinen Sozialdarwinistischen Staat wollen, brauchen wir einen Wettbewerb, um die kleinen Verbraucherinen. Den gibt es nur wenn die freie Wirtschaft gegen staatliche Angebote antreten muss…

Wenn die Wirtschaft die kleinen Konsumentinnen nicht bedienen kann, musss sie das staatliche Unternehmen machen lassen.

Warum geht der Wettbewerb nur in eine Richtung ?

    • Nur weil die Schlafwagen eine 1. Klasse hatten ?

Wäre mehr Angebot geschaffen worden, hätte es mehr Nutzer gegeben.

Genau wie der Bau einer Autobahn.

Früher hat die Privatwirtschaft eingesehen das sie für das „Basisangebot - für Kleinkonsumenten“ nicht mit staatlichen Angeboten konkurrieren kann.

Heute wird die lästige Konkurenz und das ganze Konzept der staatlichen Beteiligung an lohnenden Teilen des gesellschaftlichen Lebens eingestampft und verschleudert, wie man am Beispiel der MITROPA AG der Folgegesellschaft der DSG eindrücklich erkennen kann.

Quelle: Wikipedia.

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Mir ging es nicht nur um die Zuverlässigkeit, sondern auch um die Bezahlung der Leute, die dort arbeiten. Wie ist die im Vergleich zum öffentlichen Dienst?

Der Eisenbahntarifvertrag ist deutlich attraktiver und lukrativer als der Tarifvertrag für den öffentlichen Dienst.

Hier ein Beispiel … über 70k Jahresgehalt für eine Anlerntätigkeit:

Wenn wir Betriebe verstaatlichen wollen, weil sie schlecht bezahlen, gibt es sicher größere Baustellen als die Bahn. Wobei doch eigentlich der Mindestlohn das Instrument gegen Dumpinglöhne ist und nicht die Verstaatlichung.

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Bezogen auf den Zusammenhang von Privatisierung und Zuverlässigkeit für Leistungen gegenüber Bürger hat der Unfall neulich in GR viel Diskussionsstoff gebracht…

https://www.labournet.de/internationales/griechenland/gewerkschaften-griechenland/griechenland-das-toedliche-zugunglueck-bei-larissa-die-privatisierte-hellenic-train-und-die-ungehoerten-warnungen-der-bahngewerkschaft-trainose/

dabei wird Privatisierung von systemisch relevanten Leistungen für die Bürger sehr kritisch betrachtet…

mMN, insbesondere in einem profitgierigem Kapitalismus bedarf es systemischer Kontrollmechanismen zum Schutz der Bürger durch Relativierung der Abhängigkeit von der Privatwirtschaft - übrigens auch was die Preise angeht, insofern auch was die Löhne angeht…, was die Besitzverhältnisse und entsprechend Machtverhältnisse angeht …usw.
wo im Endeffekt ja ein System als Ganzes auch betrachtet werden muss…

Tja ich bin Bahn-Mitarbeiter und ich finde diese Idee nicht durchdacht.
Die Deutschen Bahn AG hatte 2022 rund 324.100 Mitarbeiter, darunter
rund 6000 IT-ler bei der DB-Systel. Es wird in allen Bereichen dringend
Personal gesucht: Lokführer gehen in den nächsten 10 Jahren in Scharen
in Rente. Personalmangel wird die Bahn genauso treffen wie alle anderen
Branchen. Also was meinst du was passiert, wenn die Leute keine
Gehaltserhöhungen mehr durchsetzen können, weil Sie nicht streiken
dürfen?

Was bist du denn von Beruf? Ich finde es sehr schade, wenn sich
Arbeitnehmer durch die Presse gegeneinander ausspielen lassen.

Entschuldigung, aber die Bahn ist zu 100% in Staatsbesitz. Von wem willst du also was zurückkaufen???

Übrigens die Deutsche Bahn betreibt noch 642 mechanische Stellwerke (Stand: 2019). Da stehen dann Tag und Nacht im Schichtbetrieb Männer an diesen Hebel um mechanisch die Weichen umzuschalten. War halt den Verkehrsministern 30 Jahre lang zu teuer, die Stellwerke zu ersetzen. Aber jetzt jammern, weil die Leute die da arbeiten mehr Geld wollen.

War vielleicht blöd ausgedrückt, Wir müssten einige Systemrelevante Stellen wieder zu Beamtenstellen machen.

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So funktioniert das System leider nicht: Da gibt nur sehr wenig Leute, die einfach nicht zur Arbeit kommen können und das System läuft weiter. Ok, ich und meine 6000 Kollegen kommen sowieso nicht mehr zur Arbeit :slight_smile:
Wir werden sowieso Scheiß gut bezahlt, sonst sind wir Morgen alle weg. Wir schreiben das Goldene Zeitalter für Informatiker. Aber das ist ein anderes Thema.

Ich arbeite im Gesundheitswesen. Da wird nächste Woche auch gestreikt. Aber es gibt einen Notdienst-Plan bzw. Notdienst-Vereinbarungen, damit der Laden trotzdem irgendwie läuft. Warum gibt es das nicht bei der Bahn? Warum muss da tagelang oder gar wochenlang alles lahmgelegt werden? Weil es sonst nicht genug wehtut? Damit es in unser aller Hirne eingebrannt wird, dass es uns bloss nicht einfällt, uns in irgendeiner Weise auf Die Bahn zu verlassen?
Pflegekräfte sind wirklich nicht gerade üppig bezahlt. Wenn die wollten, könnten sie auch mal locker so ein Krankenhaus komplett lahmlegen - dass die Notärzte nicht wissen, wohin sie die Schwerverletzten bringen sollen und die Krankenwagen vor dem Krankenhaustor stehen bleiben müssen. Das täte dann mal wirklich weh - und deshalb ist es zu Recht verboten

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Seit 30 Jahren wird von unten nach oben der Reichtum umverteilt, aber jetzt streiten sich Bahner mit Krankenhauspersonal. Das ist Schade. Allein mit der Kohle der Cum-Ex Verbrechen, hätte man euch einen ordentliche Aufschlag geben können!

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Das Problem mit Bahnstreik ist doch, dass es im Gegensatz zu Streiks in anderen Branchen kaum den Arbeitgeber trifft. Wenn bei VW gestreikt wird, baut VW keine Autos und kann VW die nicht gebauten Autos auch nicht verkaufen. Bei der Bahn hingegen sind die meisten Fahrkarten (als Zeitfahrkarten) bereits verkauft und spätestens seit der letzten Einschränkung der Fahrgastrechte, muss die Bahn da auch überhaupt nichts erstatten. Das Unternehmen hat also trotz Streik weiterhin fast unveränderte Einnahmen und spart sich gleichzeitig Lohn- und Betriebskosten für die Streiktage. Bis zu einem gewissen Punkt (wo nennenswert Kunden kündigen würden) ist Streik für die Bahn sogar lukrativ.

Was hilft diesen Missstand zu beheben? Echte Fahrgastrechte. Wenn die Bahn jedem nicht oder verspätet beförderten Fahrgast eine üppige Entschädigung zahlen müsste (vgl. Fluggastrechte), würde der wirtschaftliche Schaden auch beim Arbeitgeber und weniger beim Fahrgast entstehen.

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…ich denke mal, genau hier liegt das Problem: getroffen wird eben nicht der Arbeitgeber, sondern eigentlich vor allem die „treuesten Fans“ der Bahn, nämlich diejenigen, die der Bahn (normalerweise) vertrauen und/oder auf sie angewiesen sind (wie ich zum Beispiel).
Es gibt Leute, die ihren Job gekündigt haben, weil sie sich den Stress des täglichen Pendelns mit der Bahn nicht mehr antun wollen oder können.

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…und um nochmal auf den Vergleich mit Pflege/Krankenhäusern zu treffen: hier hat man versucht, „kreative“ Lösungen zu finden, um eben nicht die Patienten, sondern die „richtigen“ zu treffen. Zum Beispiel „nur“ die Dokumentation zu bestreiken. die Patienten werden versorgt, aber die Dokumentation, die zur Abrechnung notwendig ist, wird nicht gemacht.
Bezogen auf die Bahn könnte das zum Beispiel heißen: die Bahn fährt zwar, aber man verkündet, dass Tickets nicht kontrolliert werden und Reisende kostenlos mitfahren dürfen… das wäre mal was!

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kenne mich mit der DB nicht aus, widerspricht sich das nicht mit dem Beitrag von @Teelicht weiter oben? wo ist da der Zusammenhang?

Streikorganisation sollte als Ziel haben, nicht nur Druck auf die Arbeitgeber auszuüben, sondern, Aufklärung gegenüber den Wählern zu betreiben, sodass die „Patienten“, die durch den Streik betroffen sind, durch ihr Wählervotum die richtige „richtigen“ irgendwann an die Entscheidungsstellen reinwählen oder diese indirekt entsprechend politisch beeinflussen, das Richtige zu tun - in diesem Fall, die Arbeitenden ordentlich zu bezahlen.

Übrigens wundere ich mich grade, in einem grünen Forum, solch tendenzielles Ausspielen der Arbeiterrechte gegeneinander zu hören… was ich eher als „reaktionär“ einstufen würde…
Und deshalb würde ich dabei gern nachfragen: Wie ist es bei den Grünen grundsätzlich gedacht, gibt es zu allen Arbeiterlohn-Angelegenheiten „eigene“ Vorstellungen oder folgt man nur die Ergebnisse der Auseinandersetzung von Gewerkschaften und Arbeitgeber?
(_ich meine nur falls jmd die Antwort, oder einen Link parat hat, bevor ich das allein recherchieren müsste :pray: _Danke im Voraus )

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Moment mal, ich will hier niemanden gegeneinander ausspielen!
Meine These war und ist: Bahnstreiks sind kontraproduktiv für die Grüne Sache, weil sie das Vertrauen in die Bahn unterminieren und die dringend notwendige Mobilitätswende behindern.
Es gibt einen Konflikt zwischen den Zielen „Verhinderung Klimakatastrophe“ und „Arbeitnehmerrechte“. Meiner Ansicht nach hat die Klimakatastrophe unbedingte Priorität.
Das heißt nicht, dass Arbeitnehmerrechte vernachlässigt werden müssen: aber meiner Ansicht nach sollten Arbeitskämpfe so gestaltet werden, dass sie in erster Linie die Arbeitgeber treffen und nicht unbeteiligte Bürger. Die mögen ja mit dem Anliegen der Streikenden sogar im Prinzip sympathisieren, aber wenn sie schon wieder nicht zur Arbeit kommen können, Angst um ihren Job haben müssen oder ihre Urlaubspläne plötzlich gecrasht werden, dann wird sich kaum jemand noch „solidarisch“ zeigen, sondern eher im Gegenteil…
Ja, der Titel dieses Threads ist eine bewusste und absichtliche Provokation. Aber deswegen diskutieren wir ja hier auch schön kontrovers.

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