"Stirbt die Menschheit aus?"

Wir hatten schon einmal ein Thema, daß sich um die Worst-Case Szenarien der Klimakatastrophe drehte: EU warnt vor dem Aussterben der Menschheit

Hier ein neuer Anstoss für dieses Thema:

Das größte Manko ist laut Schellnhuber aber die „Wahrscheinlichkeitsobsession“ des IPCC, denn dadurch werde den gefährlichsten Entwicklungen zu wenig Beachtung geschenkt: „Wahrscheinlichkeiten zu berechnen hat wenig Sinn in den kritischsten Bereichen wie dem Tauen des Permafrosts oder dem möglichen Kollaps ganzer Staaten.“

Genau das kenne ich aus meinem Job: Risikoanalyse besteht aus Abschätzung der Wahrscheinlichkeiten bestimmter Bedrohungen multipliziert mit der Abschätzung der Kosten dieser Bedrohungen. Ein sehr unwahrscheinliches Sicherheitsproblem, welches zur Pleite der Firma führt kann ein größeres Risiko sein, als ein wahrscheinlicheres Problem, das maximal 100.000 Euro kosten könnte.

Unwahrscheinlich, aber katastrophal

Schellnhuber fordert daher, „Wahrscheinlichkeiten“ weniger und „Möglichkeiten“ mehr Beachtung zu schenken. „Dies entspricht der Szenarioplanung in der Wirtschaft, wo auch die Folgen möglicher Entwicklungen untersucht werden, die zwar unwahrscheinlich erscheinen, aber weitreichende Konsequenzen haben.“

Genau das haben die Autoren der Breakthrough-Studie, David Spratt und Ian Dunlop, getan und ein Szenario entwickelt, bei dem sich das Klima bis zum Jahr 2050 um drei Grad aufheizt. Das ist nicht extrem. Für die 30 Jahre bis zur Mitte des Jahrhunderts gibt es eine Wahrscheinlichkeit von fünf Prozent, dass sich das Klima um 3,5 bis vier Grad erwärmt.

Ich weis nicht mehr wo ich das zuerst gelesen habe, aber das Zitat geht ungefähr so: „Die Menschheit wird sowieso auf erneuerbare Energien umsteigen müssen, denn fossile Brenstoffe sind nun mal definitiv endlich, wenn zusätzlich das Risiko besteht, daß wir uns durch Nutzung der fossilen Energien unseren Planeten unbewohnbar machen, dann sollten wir eher jetzt Umsteigen als irgendwann später“

Ich finde dieses Argument vollkommen logisch. Es kontert jedenfalls all diejenigen, die sagen: Energieversorgung mit erneuerbaren kann nicht funktionieren.

ich mach´s einfach:
Stirbt die Menschheit aus?
Ja. Unklar ist nur, wann das passiert.

Ich würde sagen:
Energieversorgung mit erneuerbaren muss funktionieren.
Oder Atomkraft mit Wiederverwertung des Brennmaterials.
Oder ganz was anderes, bislang unbekanntes.
zB ein warp-Antrieb für das globale Energiesystem :grinning:

Nun es gibt eine Obergrenze für das Überleben der Menschheit, aber das ist ein anderes Thema.

Aber der Kern der Frage ist eigentlich nicht, ob es wirklich passiert oder nicht, sondern: Es ein kleines aber reales Risiko, daß der Klimawandel zu einer Erde führt mit 6-8 Grad höheren Durchschnittstemperaturen, die unsere Zivilisation zerstören würden. Und damit vermutlich auch die Menschheit, den niemand von uns ist geeignet wieder auf Steinzeit-Niveau zu überleben.

Die Post-apokalyptischen Szenarien in amerikanischen Filmen ala Mad Max sind ja meist ziemlich süß aber wenig realistisch, denn wo zum Teufel kriegen die immer ihr Benzin her?

An das Aussterben glaube ich zwar nicht, weil der Mensch dank seines Gehirns eine der anpassungsfähigsten Arten auf diesem Planeten ist (nach den Ameisen und Schaben), aber ich möchte es weder er- noch überleben.

Letztlich müßig darüber zu spekulieren, wie sind uns hier ja alle einig, dass wir es nicht soweit kommen lassen wollen.

Weit vor dem Aussterben würde die Zerstörung unserer Zivilisation kommen. Wie komplex unsere Zivilisation geworden ist, konnte man in letzter Zeit ja erleben bei der Sperrung von Häfen in China wg. Corona oder bei dem Schiff das im Suez-Kanal quer lag. Und das waren nur „kleine“ Störungen.

Wie stellst Du Dir eine Zerstörung unserer Zivilisation vor? Hier als Anhaltspunkt mal wieder Wiki mit einer Definition:

Als Zivilisation (von lateinisch civis: ‚römischer Bürger‘, ‚Städter‘; seit dem Hochmittelalter ‚Bürger‘)[1] wird eine komplexe menschliche Gesellschaft bezeichnet, bei der die sozialen und materiellen Lebensbedingungen durch wissenschaftlichen und technischen Fortschritt ermöglicht und von Politik und Wirtschaft geschaffen werden.

Was also genau wird zerstört und durch welche Kräfte?

Ab einer gewissen Temperatur würden die Extremwetter so stark, dass die Schäden zu einer nicht mehr reparablen Zerstörung der gesamten Infrastruktur führt. Verkehrsverbindungen werden unterbrochen, weltweiter Handel ist nicht mehr möglich etc. Hunderte Städte werden überflutet sein. Extemwetter führt zu Hitzetode . In großen Teilen der Welt bricht die Wasserversorgung zusammen und was ganz wichtig ist, Ackerbau wird nur sehr begrenzt möglich sein und wird zum Glückspiel wegen Dürre und Flutwellen. Ein großer Teil der Menschen wird verhungern. In Europa wird der Golfstrom versiegen, was zu extremem Sommer und Winter führen wird. Es wird für die kalten Winter an Energie fehlen, Menschen werden erfrieren.

Tja, alles nichts Neues - alles im Wesentlichen durch Club of Rome und Global 2000 seriös wissenschaftlich prognostiziert - und auch die aktuellen wissenschaftlichen Studien zeichnen solche Szenarien bzw. bewerten sie dann als wahrscheinlich, wenn nicht dramatisch gegen gesteuert wird.

Es scheitert doch aber nicht an „mysteriösen“ Kräften - wir wollen uns unseren überhöhten Wohlstand „kurzfristig“ noch für die nächsten paar 10 Jahre erhalten, und sind daher nicht bereit, die dramatischen Einschnitte jetzt vorzunehmen - sicher, die Entscheidungsträger versuchen uns vielleicht auch, entsprechend zu manipulieren - aber es sind nicht die Lobbyisten, die da im Hintergrund irgendwelche Strippen ziehen - es ist das Wahlvolk, das dieses „Schicksal“ wählt - warum wohl verbringen die meisten Menschen angesichts solch dramatischer Gefahren immer noch mehr Zeit mit Zerstreuung denn mit der Auseinandersetzung zu dauerhaft lebenserhaltenden Maßnahmen?

Unser System ist so komplex und verzahnt, das es bei genug Stress zusammenbricht. Was wäre zum Beispiel bei Dürren in Europa von 200 Monaten Länge?

Du malst da ein Szenario an die Wand, das mir in dieser Zusammenstellung sehr übetrieben erscheint.

Wenn

und Hunderttausende nicht.

Sehr unwahrscheinlich.

Aber doch nicht alle.

Das gibt es heute schon. Es werden vermutlich noch viel mehr. Aber es wird nach wie vor Gegenden geben, die lebensmögliche Temperaturen haben werden.

Warum das? Vielleicht wird er an anderen Stellen möglich sein, Z.B. Grönland, vielleicht mit anderen Pflanzen.

Das ist nicht klar. Warum soll das zu extremen Sommern führen? Und in Kanada hatten sie ohne Golfstrom extreme Winter und haben doch überlebt.

Was bezweckst Du mit diesen dystopischen Übertreibungen? Die Wirklichkeit wird schlimm genug, aber es gab schon extremere Klimasituationen in der Geschichte der Menschheit. Sie hat samt ihrer Zivilisation gute Chancen, das zu überleben.

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Das sind doch eher optimistische Aussagen, immerhin sage ich nicht das Sterben der Menschheit voraus. Klimakrise ist halt nicht nur, dass es wärmer wird, sondern dass sich ganze Systeme ändern. Es gibt unstrittig einen Kippunkt, bei der sich das Klima in einem Art Dominoeffekt weiter erhitzt. Die Wissenschaft sieht das bei einer Erwärmung von 2 - 3,5 Grad. Zum einlesen:

Klimakrise: Was passiert bei drei Grad Erderwärmung? - Spektrum der Wissenschaft.

Ich finde die Diskussion interessant, auch wenn keine von uns dabei sein wird, wenn sich die Frage entscheidet.
Auf der einen Seite sind Menschen sehr flexibel und können sich besser anpassen als fast alle anderen Lebensformen auf diesem Planeten. Auf der anderen Seite: Ich muss die widersprechen @Kalo: In der Geschichte der Menschheit, d.h. in den letzten 12.000 Jahren seit der letzten Eiszeit gab es keine auch nur annähernd so extreme Klimasituationen, wie die welche wir uns gerade selber erschaffen.

Ist das wirklich so? Oder ist es nur so dass der Mensch wie sonst keine andere Lebensform die natürlichen Gegebenheiten an sich anpassen kann?
Das ist ein kleiner aber feiner Unterschied. Wenn ein Chamäleon seine Hautfarbe an die Umgebung anpasst, verändert sich dabei die Umgebung nicht, wenn sich der Mensch and das Klima anpasst, indem er Klimaanlagen baut, greift er allein durch die zusätzlich entstehende Abwärme (2ter Hauptssatz) ganz gewaltig auch in die Umgebung ein.
Und aufgrund der in Summe riesigen Menge dieser Eingriffe überlastet er dabei regelmäßig die Umgebung/Natur.
Der Mensch hat sich in seiner eigenen Anpassungsfähigkeit seit 300 000 Jahren nicht verbessert und schneidet im Vgl. mit vielen Lebewesen bestenfalls mittelmäßig ab!

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Aus dem Spektrum-Artikel: »Die Auswirkungen extremer Temperaturszenarien werden im Verhältnis zu ihrer Wahrscheinlichkeit zu wenig erforscht«, kritisiert Hauptautor Luke Kemp vom Centre for the Study of Existential Risk an der University of Cambridge. »Wir wissen ausgerechnet am wenigsten über die Szenarien, die am wichtigsten sind.«

Also werden wir die Frage hier im Forum vermutlich nicht abschließend klären können.

Es wird über Kipppunkte diskutiert. Meines Wissens hat die Wissenschaft da noch kein klares Bild, insbesondere nicht, ab welchem Temperaturanstieg das Klima kippt.

Da muss ich Dir @WitzelJo widersprechen, die Geschichte der Menschheit ist wesentlich älter. Vor ca. 12.000 Jahren begann lediglich die sesshafte Phase mit Ackerbau.

Und selbst in dem von Dir betrachten Zeitraum gab es Klimaänderungen:

Heute leben wir in einer Warmzeit, auch Nacheiszeit genannt. Doch selbst diese Warmzeit wurde schon von einer Kältephase unterbrochen: Zwischen den Jahren 1450 und 1850 gingen die Temperaturen erneut nach unten. Die Sommer wurden kühl und feucht, die Winter lang und streng. Dieser Zeitraum wird die „kleine Eiszeit“ genannt. Mehrmals fror die Ostsee völlig zu, die Alpengletscher breiteten sich aus und auf der dick vereisten Themse in London fanden in dieser Zeit mehrmals im Winter Jahrmärkte statt.

Ich will damit das Problem überhaupt nicht relativieren, aber es zu dramatisieren, hilft auch nicht. Wir wollen hier doch faktenbasiert diskutieren.

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Also vor der Industriellen Revolution gab es Menschen im Dschungel, auf einsamen Inseln, in der Wüste und im Eis. Ich sehe da schon eine große Anpassungsfähigkeit.

Das sicher nicht, aber es gibt natürlich Klimamodelle, so dass einige Szenarien wahracheinlich sind.

Dass es Kipppunkte geben würde, ist nicht umstritten. Umstritten ist tatsächlich, ab welcher Temperatur, da hatte ich ja auf eine wahrscheinliche Spanne hingewisen, die zugegebenrmaßen recht groß ist. Manchen sprechen auch von mehreren Kipppunkten. Wir hatten aber Anfangs der Diskussion von Werten von 3,5- 4 Grad und später sogar von 6-8 Grad gesprochen. Da dürften jedenfalls nach der Mehrheitsmeinung der Wissenschaft Kipppunkte überschritten werden, die zu nicht mehr umkehrbaren Domino- Effekten führen würde. D.h. es würden auch Kreisläufe wir der Jetstream und eben die großen Meeresströmungen stark beeinflusst werden.

Die kleine Eiszeit gab es und ist dennoch nicht vergleichbar. Erst einmal gab es auch dort große Hungersnöte, aber die Bevölkerung war wesentlich kleiner und die Nahrungsproduktion natürlich eine andere. Entscheidend ist aber, dass die kleine Eiszeit wohl in einer Zeit großer vulkanischer Aktivität fiel, die das Klima beeinflusste. Damit war ein Ende der kleinen Eiszeit auch absehbar. Bei der jetzigen durch den Menschen verursachte Klimakrise ist ein Ende der Erwärmung aber nicht absehbar, im Gegenteil, wenn man die Kipppunkte betrachtet.

Keine Frage,einige sehen ja schon die Kipppunkte als nicht mehr vermeidbar an, dann kann man hoffnungslos werden. Die Ausgangsbasis war aber schon eine Erderwärmung, die halt gar nicht eintreten darf. Das gilt es zu verhindern, was noch möglich wäre. Andereseits nützt es auch nichts die Situation zu verharmlosen. Im Moment scheint mir nicht die Panik das Problem, sondern die Verdrängung der Klimaänderungsproblematik.

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Ich will gar nichts, ich will nur sagen, dass die Menschheit schon viele Kliamschwankungen überelebt hat.

Und es gab noch einiges mehr. Hier der Temperaturverlauf der letzten 2 Millionen Jahre, also etwa die Zeit, seit der es Homo Sapiens gibt.

Also beispielsweise der Ackerbau - wer hat sich da an wen qngepasst? Doch eher die Natur, die vom Menschen angepasst wurde (großflächige Rodungen, Monok6lturen (wenn auch nicht ganz so ausgeprägt wie heute, weil vieles noch gemischt angebaut wurde - dann die ganzen Domestizierungen…
Das waren doch allesamt keine Symbiosen, wie zwischen Ameisen und Blattläusen…

Naja, es gibt auch die symbiotische Sichtweise. Die Gene des Weizen hätten ohne den Ackerbau des Menschen nie eine solche Verbreitung erfahren.

Aber das sind alles menschliche Interpretationen einer komplexen, evolutionären Wechselwirkung, die ganz amüsant sind, aber ins Nichts führen.

Der Ackerbau war/ist allerdings an gewisse klimatische Bedingungen geknüpft. Den an die Klimaänderungen anzupassen, wird eines der vielen Probleme werden.