Klimaneutrale Heizung für alle Wohngebäude in Deutschland bis 2035 geht nur mit Öko-Gas

Das auf jeden Fall.
Aber die Formulierung schließt ja trotzdem ein, dass es höchstens zeitweise ohne geht.

Mein Ausgangspunkt für die Diskussion war, das ich bei allen positiven Maßnahmen die ergriffen werden, einen Planung vermisse, wie und bis wann wir denn auf Null-Emissionen bei der Heizungsfrage kommen wollen. Ja Wärmepumpen sind sicher ein Teil der Lösung. Bei Neubauten in Oberursel sind die vorgeschrieben und bestimmt in auch in vielen anderen Städten. Aber was ist mit dem Gebäudebestand, was ist mit Denkmalgeschützten Gebäuden?

Im Gegensatz zu den meisten Softwareprojekten gibt es eigentlich nicht so viele unbekannte Variablen bei dieser Planung: Anzahl der Wohngebäude mit Öl- oder Gasheizung; Anzahl der Handwerker; Dauer (in Arbeitsstunden) für den Umbau eines Hauses usw. - Das ist sind alles bekannte Daten.

1 „Gefällt mir“

Der Ansatz war ja, dass wir in Deutschland eine riesige Gas-Infrastruktur (vor allem für Wärme) haben.
Diese komplett durch eine andere zu ersetzen ist teuer und braucht Zeit. Abgesehen davon, ob es überhaupt Sinn macht.
Da wir ja sowieso z. B. das Speicherproblem bei Strom nicht, auch nur Ansatzweise, gelöst haben, ist es doch naheliegend diese Infrastruktur zu nutzen wenn wir sie auf EE umstellen können. Auch wenn es erst mal nur teilweise- und schrittweise geht.
Das heutige Netz kann zu einem guten Teil mit Biomethan und H2 getrieben werden.
Und das ab sofort.

Es ist natürlich Blödsinn, eine Technologie zu verwerfen, nur wei sie alleine nicht das vollständige Wärmeproblem löst.

Gleichzeitig wehre ich mich aber auch gegen diese ‚there is no silver bullet‘-Argumentation nach dem Motto ‚wenn wir alle verfügbaren Techs nutzen, wird schon alles irgendwie gut‘.

Was mir vorschwebt, ist eine Tabelle, in der zu jeder Tech ihre Parameter wie

  • Potential
  • Erschließungsgeschwindigkeit/Kapazität
  • Jahr der Abschlußarbeiten
  • Kosten

stehen. Wenn dann in der Summenzeile auch noch herauskommt, dass das Gesamtpotential im Betrachtungszeitraum >= unserem Bedarf ist, wäre ich happy :slight_smile:

3 „Gefällt mir“

Wartungsaufwand fehlt

1 „Gefällt mir“

Hast Du natürlich recht. Besser: Betriebskosten.
€/kWh wären auch noch wichtig.

Und wenn wir in den Luxusbereich kommen, dass das Potential deutlich größer als unser Bedarf ist und wir folglich optimierend auf ein paar Techs verzichten können, fallen mir als BWLer noch ein paar weitere Parameter ein :wink:

Kann ich aber jetzt noch nicht so recht dran glauben :frowning:

1 „Gefällt mir“

Da ja der stufenweise Ersatz aller Gasheizungen in Deutschland journalistisch aka „Heinzungsverbot“ der Aufreger des Jahres ist möchte ich diese Diskussion nochmal aufgreifen. Und zwar mit einem neuen Argument:

Schauen wir uns zunächst diese Grafik von ZEIT-Online an:

Abgesehen davon das wir zeitweise bei 60% liegen, was mich optimistisch stimmt: die Kurve schwankt zwischen 40 und 60%. Hier nochmal als Darstellung über mehrere Jahre:

Nov. 2021: 37%
Feb. 2022: 59,7% (und das mit teilweise abgeschalteten Windrädern!)

Also 20% Schwankung im Ökostromangebot sind auf jeden Fall drin.
Wir brauchen aber auf jeden Fall 100% Ökostrom in der Erzeugung - sicher ist sicher.
Wenn der niedrigste Punkt der schwankenden Ökostromkurve bei mindestens 90-100% liegen soll,
dann quillt uns zu Spitzenzeiten der Strom aus den Ohren. Das dürfte den Preis an diesen Tagen ernorm drücken. Wie viel billigen Strom bekommt man wohl zusammen wenn man alle Spitzen oberhalb des Bedarfs von 100% summiert? Und wie viel Methan könnte man damit erzeugen?

Wenn man jetzt noch hinzunimmt, daß Gasheizungen nur noch hybrid erlaubt werden. Als Zusatzheizung zur Wärmepumpe, dann kommen wir doch langsam in ein realistisches Lösungsszenario.

1 „Gefällt mir“

Erst mal musst du das EE-Stromangebot bei WP mit den Heiztagen in Beziehung setzen.
Heißt, wie ist das EE-Stromangebot an den Tagen an denen die WPs viel laufen.
Da kannst du die PV weitgehend streichen. Da sieht es oft recht schlecht mit dem CO2 des Strommix aus.
Tageswerte und selbst 30-Tage Durchschnitte sagen erst mal nichts.
Kannst auch den 30-Tage Durchschnitt gegen Ende 2022 nehmen, dann liegst du bei etwas über 30%.

WP und Gas als Hybridheizung ist m. E. zu teuer und nicht darstellbar.
Besser:
Hybridheizungen aus Solarthermie und Gasheizung zulassen, wenn die Zusammen 65% EE betrieben werden. Beispiel:
ST deckt 30% des Wärmebedarfs (durch Simulation nachzuweisen)
Verbleiben 70% Gas. Davon muss die Hälfte durch zertifiziertes Biogas, Synthesegas oder H2 oder eine Mischung aus allem gedeckt werden.
30% ST plus 50% EE-Gas aus 70% gleich 65% EE im Heizsystem.
Geht alles natürlich nur, wenn man ST betreiben kann. Aber das ist verbreitet kein Problem.
Wir können dann die riesige Gas-Infrastruktur, incl. Speicher weiter betreiben und den Gasversorgern auch auch eine Perspektive bieten.
Und vor allem belasten wir damit nicht das Stromnetz und halten keine Kohlekraftwerke am laufen.
Mit dieser Perspektive hätten die Leute, die heute und die nächsten Jahre ihre alten Gasheizungen weiter betreiben, eine Motivation schon jetzt eine ST-Anlage anzuschaffen.

1 „Gefällt mir“

Mal ganz abgesehen vom Strom habe ich noch ein ganz anderes Problem mit WP:

Robert hat mit den Verbänden 500.000 WP pro Jahr vereinbart … wenn sie nicht auch noch Gas und Öl installieren müssen.

Bei knapp 20 Mio Bestandsgebäuden dauert das also etwa 40 Jahre. Heizkessel halten in Schnitt 20 Jahre. Macht einen Ersatzbedarf von 1 Mio/a. Da passt was nicht!

1 „Gefällt mir“

Muss ich nicht: Wir müssen irgendwann unseren gesamten Energiebedarf durch erneuerbare Energieträger decken. Egal ob das in 10 bis 15 Jahren ist, wie geplant oder in 100 Jahren, wenn man wirklich nirgends mehr aus dem Erdboden irgend welches Öl oder Gas raus holen kann. Ich hoffe das ist soweit unstrittig.

Im folgenden gehe ich davon aus, daß wir das in 15 Jahren schaffen.

Wenn also dieser Zustand erreicht ist, dann sieht die Energieerzeugung durch Sonne und Wind ähnlich schwankend aus, wie heute schon nur auf einem höheren Niveau. Damit sollte auch der Preis an einer Strombörse schwanken. Und wenn billiger Strom da ist, verwende ich den zur Erzeugung von Methan, daß ich dann später teuer wieder verkaufe.

Dazu kommt die Argumentation von Duke

Das entspricht ja meinem Eingangsargument ganz ganz oben in diesem Thema: Wir können die Transformation nur schaffen, wenn wir unser Gasnetz und unsere Gasheizungen zumindest zum Teil weiter nutzen.

Man nehme ein 60 bis 100 Jahre altes Gebäude ohne Fußbodenheizung (davon gibt es Millionen) und installiere dort, wie jetzt geplant eine Wärmepumpe zusätzlich zur Heizung. Dann kann ich im Sommer, wo nur Warmwasser gebraucht wird vermutlich ganz auf die Gasheizung verzichten.
Aber im Winter wird die Wärmepumpe bei sehr kaltem Wetter so ineffektiv, daß es billiger ist mit
E-Metan den Gaskessel zu betreiben.

1 „Gefällt mir“

Doch musst du.
Dann sieht man nämlich, dass wir durch viele WPs ein Stromproblem bekommen bzw. wir dadurch die Kohle am Netz halten.
„Irgendwann hilft uns jetzt nicht“.
Diese ständigen Durchschnittbetrachtungen beim Strom helfen nicht.
Der PV-Strom im Sommer hilft nun mal nichts im Winter wenn es dunkel und kalt ist.
Denn dann laufen die WPs auf Hochtouren und nicht wenn wir im Sommer schön viel PV haben.
Das war die Aussage.

Da bin ich ja vollständig bei dir. Deshalb ja auch mein Vorschlag.

Das geht mit weniger Aufwand mit Solarthermie.
Gerade beim Warmwasser machen sind die WPs nicht so toll.

Wer stellt denn eine WP für 30.000.- neben eine 10.000.- Gasheizung und betreibt die dann immer nur teilweise?

Was wäre eine Lösung?

  • Ausbauoffensive für Fernwärme mit Abwärmenutzung und Tiefengeothermie
  • Möglichst hohe Beimischung von Biogas, Biomethan, Synthesegas und H2 im bestehenden Gasnetz
  • Ausbauoffensive bei Solarthermie, auch bei Wärmenetzen
  • WPs dort, wo es Sinn macht. Was ja dann von alleine passiert. Gefördert wird ja schon.
  • Und vor allem, die Austauschpflicht der uralt Heizungen endlich durchsetzen.

Dann hätten wir uns den ganzen Ärger sparen können.

1 „Gefällt mir“

Also wenn ich deine Antwort lese, so sind wir im ganze relativ nah beieinander, was das Lösungskonzept betrifft. Das ist schon mal gut :slight_smile:

Wir gerade allerdings teilweise in eine Ja, Nein, Doch! Diskussion, was glaube ich, daran liegt, daß wir unterschiedliche Denkansätze haben: Ich versuche mir erst zu überlegen, wie die Endlösung des Problems aussehen könnte. Und zwar für den gesamten Hausbestand.

Gerade beim Energiebedarf von Häusern sind die erforderlichen Zeiträume für eine Transformation gewaltig. Also sollten wir nicht nur überlegen, was jetzt gerade geht, sonder auch wie der Endzustand aussehen könnte.

Stimme allen Punkten zu: Entscheidend ist der zweite Punkt: Möglichst hohe Beimischung von Biogas, Biomethan, Synthesegas und H2 im bestehenden Gasnetz

Es gibt eine gigantische Menge an Gebäuden, für die alle genannten Konzepte (Fernwärme, Abwärme, Tiefengeothermie, Solarthermie und nur Wärmepumpen) ungeeignet sind.

Nur ein Beispiel: Frankfurter Straße in Kassel; Hauptverkehrsstraße mit Straßenbahn; Gebäudebestand im Schnitt 60 Jahre alt. Vielleicht auch 80.

  • Fernwärme? Woher her denn in der Gegend. Wie lange würde das dauern zu bauen?
  • Abwärme? Reine Wohnviertel weit und breit. Ok, vielleicht dort wo Platz ist mit Blockheizkraftwerken. Aber Platz gibt es in der Gegend wenig.
  • Tiefengeothermie? Wer soll in der Gegend die Kosten tragen? Wo soll gebohrt werden?
  • Solarthermie: Häuser mit 5 Stockwerken und entsprechend vielen Mietern verbrauchen viel Warmwasser. Das reicht hinten und vorn nicht. Ganz zu schweigen vom Aufwand das Wasser über 4-5 Stockwerke aufs Dach, dann wieder in den Keller zu leiten. Wo sollen da die Leitungen gelegt werden?
  • Wärmepumpen: Alte Heizkörper, alte Leitungen - klar der Vermieter ist fein raus. Aber die Mieter zahlen sich dumm und dämlich.

Der Kern der Diskussion zwischen uns ist glaube ich die Reihenfolge, was wann getan werden muss.
Und: Wie viel CO2 wird jeweils freigesetzt: Wärmepumpen + Kohlestrom vs. Gasheizungen mit fossilem Gas? Das es ohne das Gasnetz nicht funktionieren kann, in diesem Punkt sind wir uns doch einig, oder?

1 „Gefällt mir“

Ja, wir sind der gleichen Meinung, dass das Gasnetz mit EE-Gasen eine Möglichkeit ist.

Zu deinen Einwänden:
Hier im Forum wird oft, auch von dir, die Argumentation geführt " geht nicht, weil nicht überall möglich".
Natürlich muss eine Lösung zum jeweiligen Standort und zu den Gegebenheiten passen.
Deshalb ja auch mehrere Ansätze.
Tiefengeothermie und Abwärme ist nicht überall ökonomisch verfügbar. Ja, dann eben was anderes.
Solarthermie geht nicht auf jedes Dach (genauso wie PV). Ja, dann eben was anderes.
Ja es kostet was, Fernwärme zu verlegen. Es kostet auch das Stromnetz auf die höhere Last umzurüsten.
Du schreibst ja auch nicht, EE-Gas beimischung im Gasnetz geht nicht, weil es voraussichtlich nicht 100% sein werden.

2 „Gefällt mir“

4 Beiträge wurden in ein neues Thema verschoben: Erd- und Biogas sind mit Fragezeichen zu versehen

Die Technologien sind ja ganz nett, aber das Ganze ist hauptsächlich ein Mengenproblem.

Die CO2-Emissionen 2022 weltweit waren 36,8 Gt. Das wären etwas mehr als 31 Würfel mit 1 km Kantenlänge flüssiges CO2. Daraus könnte man ein kleines Gebirge bauen. Und wir müssen viele Jahre rückgängig machen.

Für mich heißt das, wir brauchen Verfahren, die man mit relativ geringem Aufwand sehr großflächig einsetzen kann.

1 „Gefällt mir“

Also ich habe meinen ersten Beitrag in diesem Thema noch mal durchgelesen und sehe dort keinen Beleg für deine Behauptung „geht nicht weil nicht überall möglich“. Ich weise diese „Anschuldigung“ zurück, bis du mir Beispiele nennst. Meine Argumentation bzgl. Heizungen ist doch nur, daß Wärmepumpen das Problem nicht rechtzeitig lösen können. Denn dafür bräuchten wir einen anderen Hausbestand.
Das es mehrere Ansätze braucht habe ich nie bestritten.

Darum geht es doch hier: Ein weiterer Ansatz für den riesigen Altbestand an Gebäuden. Wenn wir das Gas-Netz dafür weiter brauchen, dann müssen wir jetzt damit anfangen die notwendige Infrastruktur zur Erzeugung von E-Methan aufzubauen.

Ein Beitrag wurde in ein neues Thema verschoben: Pyrolyse und Pflanzenkohle - ein Gewinn für die Menschheit?

Na wie ist denn dann sonst diese Aufzählung zu verstehen?:

Ja, und Biogas aufbereiten und H2, wenn verfügbar und nicht anderweitig nutzbar (z. B. wegen fehlender Infrastruktur) direkt beimischen.

1 „Gefällt mir“

Hier ein Beispiel aus Hannover, dort soll Fernwärme zu Bestandsgebäuden gelegt werden:

Bis zum Haus zahlt die Stadt, und zu den Kosten für die Leute schreiben sie dort:

" Mit welchen Kosten muss ich rechnen?

Die Investition in die Umstellung auf Fernwärme ist etwas günstiger als eine neue Gasheizung. Der konkrete Preis hängt von der benötigten Leistung und den örtlichen Gegebenheiten ab. Wir haben errechnet, dass es bei etwa 3000 Euro pro Wohnung mit Zentralheizung losgeht und – je nach Installationsaufwand – bis zu 8000 Euro pro Wohnung mit Gasetagenheizungen kosten kann."

2 „Gefällt mir“

Ich sage: „Wärmepumpe geht nicht überall für alle Häuser, nicht in der Zeit die wir noch haben“
Ich sage nicht: „Wärmepumpe geht nicht weil nicht überall möglich"

Ok?