Auf dem Land ohne Auto? Abgelehnt. In einer Großstadt ist es unnötig. Solange ich in München gelebt habe, brauchte ich kein Auto. Sobald ich aber in eine Kleinstadt zog, ging ohne Auto gar nichts. Weg zur Arbeit? Mit Auto+U-Bahn ab P&R 45 Min. Mit ÖPNV 1,5 Stunden und das einfach. Jetzt habe ich ein E-Auto und das Verhältnis ist nahezu gleich. Wobei ich so gut wie gar nicht fahre, da ich Homeoffice habe. Aber das Glück haben andere nicht.
Allerdings ist es sicher nicht notwendig, diese Schlachtschiffe zu fahren. Ein 3-Meter 10kw-Auto ist ausreichend, aber nicht zu kriegen. Drum musste ich einen ID.3 nehmen.
Ich wohne in einem Vorort einer Kleinstadt auf dem Lande am Niederrhein und ohne Auto geht da gar nichts.
Da wir 2 große Hunde haben, benötigen wir auch ein größeres Auto und wir fahren einen Opel Zafira.
Für kleinere Einkäufe habe ich mir jetzt einen Rolektro E-Trike gekauft, da ich kein Fahrrad mehr fahre.
Genau!
Nee, leider nicht. Vielleicht hattest du es in München gut und alles in deiner Nähe, oder ein gutes öffentliches Netz. Das haben aber nicht viele. Ich war in Wuppertal täglich eine Stunde unterwegs bis zur Arbeit - zu Fuß und mit dem Bus. Eine Strecke versteht sich, also täglich zwei Stunden. Und als ich noch in Düsseldorf zur Ausbildung war, brauchte ich noch länger.
Wie oben schon mal jemand geschrieben hat: Seit dem Wirtschaftswunder nach dem zweiten Weltkrieg wurde unsere Gesellschaft nach und nach immer mehr durch den Autoverkehr bestimmt. Das hatte auch zur Folge, das überall Märkte wie z.B. das Main-Taunus Zentrum entstanden sind. Nur mit dem Auto sinnvoll zu erreichen, dafür aber mit extrem vielen Parkplätzen.
Nur zum Vergleich: Ich bin gerade in Barcelona. Nicht nur das jede Straßen auf beiden Seiten voller kleiner Geschäfte ist. Auch die Supermärkte gibt es überall fussläufig.
Was ich damit sagen will: Ein Umbau des Verkehrsystems wird auch parallel einen Umbau unserer Märkte und Einkaufsmöglichkeiten mit sich bringen.
Im Kern muss es aber das Ziel sein, ein Leben ohne Auto bequem zu gestalten. Und das ginge heute schon - ohne das wir alle bei Regen Lastenräder fahren müssen und ohne autonome Fahrzeuge.
Und wie??
Die einzigen für mich funktionierenden Verkehrssysteme als Alternative zum eigenen Auto sind Taxis und Carsharing. Ich fahre täglich mit dem Fahrrad zum Bäcker, aber viel weiter normalerweise nicht. Bei Regen gehe ich lieber zu Fuß.
Taxi ist für viele zu teuer (obwohl man für die Kosten eines eigenen Autos ne Menge Taxi fahren kann).
Carsharing eleminiert die Kosten für den Taxifahrer. Dafür steht das Auto aber auch nicht vor der Haustür und auch nicht immer zur Verfügung. Und man muss mehr planen.
Ich sehe keine ernstzunehmende Alternative zu Robotaxis für mich.
Mit einem Mobilitätskonto, das die Nutzung komplett von der Bezahlung entkoppelt und den gleichen Effekte simuliert, der für Autos gilt: Je mehr ich es nutze desto billiger wird es.
Und mit einem gänzlich anderen Bussystem für dünner besiedelte Gebiete und Randzeiten:
Beides ist bereits fertig entwickelt und muss nur politisch gewollt sein.
Ich kenne Deine posts und habe sie aufmerksam gelesen.
Funktioniert für mich aber trotzdem nicht.
Bei einem Taxi entfällt grob die Hälfte der Kosten auf den Lohn des Fahrers. Ein Stadtbus als Van mit 1-2 Passagieren wäre da kaum besser (MOIA plant im Stadtgebiet mit 3,5 pax). Es müsste also dramatisch subventioniert werden.
Das auch, aber viel entscheidender ist, dass es auch von den Kunden akzeptiert wird.
Die leeren Busse die im Moment nachts durch Deutschland fahren, sind doch alle dramatisch subventioniert. Darum geht es doch: Diesen Bussen zuerst die Fahrpläne wegnehmen. Bis auf das bisschen Software entstehen keine Mehrkosten. Die App wird kostenlos verteilt. Das Mobilitätskonto kostet auch nix im Grundpreis.
Das sind für mich die Kernprinzipien, die helfen werden uns aus diesem Autosumpf nach und nach zu befreien. Ich versuche das gerade in meiner Gemeinde an die Frauen zu bringen (Chefin der Stadtwerke und Bürgermeisterin :-)).
Dass der Stadtbus eine Verbesserung gegenüber den fast leeren Großbussen darstellt, ist natürlich unstrittig. Aber um die Privatpkw abzulösen, brauchen wir etwas ähnliches wie Taxis.
So dramatisch ist das ja auch nicht, weil ja dann die Subventionen für den motorisierten Massenverkehr entfallen können.
Das sind je nach Betrachtung 70 bis 140 Mrd. €/a.
Nullsummenspiel.
Die Idee , neben einem effizienten wirtschaftlichen Schienennetz ein Straßenfernverkehrsnetz betreiben zu können, war von Verkehrswissenschaftlern immer abgelehnt worden. Jetzt haben wir beides nicht kostendeckend.
Moment, bereits der Stadtbus als Zubringer zur nächsten S-Bahn wäre teuer und müsste stark subventioniert werden. Da kannste den ‚motorisierten Massenverkehr‘ noch lange nicht abschaffen.
Die Subventionen vermutlich, wobei ich keine Vorstellung habe, was Du da alles zu den Subventionen zählst.
Da hast Du natürlich Recht - ich habe das zu sehr rhetorisch reduziert auf die Höchstgeschwindigkeit, was natürlich keinem Porschefahrer (zugegeben, ich kenne nur 2) gerecht wird…!
Kritik so gesehen akzeptiert…
Da ich die Diskussion darüber aber schon mit sehr vielen - auch nicht-Porschefahrern - geführt habe (insbesondere mit SUV-Besitzern) geht es natürlich letztlich um einen Mix an „Qualitäten“ die so ein Fahrzeug zugegeben bieten - die aber allesamt darauf abzielen, den eigenen Vorteil/Genuss/etc., (und von denen ich mir zugegeben klischeehaft - Asche auf mein Haupt - nur die Höchstgeschwindigkeit exemplarisch rausgesucht habe) über die Nachteile - insbesondere für die Gesellschaft -, die anderen dabei entstehen, stellt…
Das mit dem Status Quo würde ich übrigens nicht unterschätzen - Das beschränkt sich für mich nicht nur auf des Protzen nach Außen - da gibt es wahrscheinlich nur wenige, die das plakativ betreiben…
Mein Bereichsleiter bei der Landesbank (ist zugegeben 20 Jahre her) war mal eine Zeitlang Ferrari-Fahrer - er lies sich eines Abends mal über seine letzte Fahrt von München nach Hamburg aus - und er erzählte dabei, dass er von den 4 oder 5 Stunden Fahrt (ich weiß es nicht mehr so genau, aber damals waren die Straßen noch etwas freier, und man konnte sich noch zügiger auf den Autobahnen bewegen) gefühlt die meiste Zeit an der Tankstelle verbracht hat - das kam aber in der Erzählung nicht etwa als Ärgernis rüber, sondern als heitere Erzählung, in der schon auch mitschwang, das all die Zugreisenden oder VW- /etc.-Fahrer eben mehr im kleinen, engen Auto verbrachten (und trotzdem deutlich länger unterwegs sein mussten als er), während er an der „frischen Luft“ seine Zeit an der Tanke verbrachte - daraus ging auf jeden Fall eindeutig hervor, dass er sich damit eher für - heute würde man sagen „cool“ hielt und die anderen eben „nicht so cool“ (Statusdenken)…
Oder wenn ich mir die aktuellen Diskussionen mit der Motorradclique meiner Tochter ansehe, so ist für die meisten völlig klar, dass einer der ersten Maßnahmen ein Auswechseln des Auspuffs ist, um sein eigenes Fahrgefühl damit zu tunen, und geflissentlich dabei zu übersehen, was das an zusätzlichem Lärm für die Bewohner der Straßenzüge (oder auf der Landstraße für die Natur Nachts um 11) bedeutet…
Sie alle argumentieren (auch der, der wie oben benannt seine Kinder zur Schule oder in die Kita mit dem Auto bringt), dass der eigene Vorteil (Lebensqualität) im Gegensatz zum gesellschaftlichen Nachteil höher zu bewerten ist (was sich objektiv nicht halten lässt)
Und es unterschätzt den Gewinn an Lebensqualität (das ist das Thema des Threads), die sich vielleicht daraus ergeben könnte, es „ab morgen“ (?!) anders zu machen…
Besagter Landesbankchef ist dann doch irgendwann auf einen Golf GTI umgestiegen - was ich zumindest sehr beachtlich fand - er blieb aber in seinen Erzählungen bei seinen anekdotenhaften Darstellungen (auch auf Nachfrage), statt die unsoziale Verhaltensweise ernsthaft negativ herauszuarbeiten (Auch das hat z.T. etwas mit „Statusdenken/-verhalten“ zu tun)…
Status
Wenn ein Niedriglöhner einen Porsche sieht, denkt er vermutlich „Aha, reicher Bonze mit Mikropenis“.
Der selbe Porsche erzeugt nicht die geringste Aufmerksamkeit auf dem Parkplatz des Golf & Polo Country Clubs, weil dort die Hälfte der Autos eben Porsche, Jaguar, AMGs und Ferraris sind. Selbst ein McLaren, Wiessman oder Caterham erzeugt nur die Reaktion „Kaufen könnte ich mir den auch, aber der wäre viel zu unpraktisch für mich.“. Am besten funktionieren da Autos mit H-Kennzeichen. Denen wird tatsächlich ausgiebig und liebevoll Aufmerksamkeit geschenkt
btw die Fahrer von Zweisitzern auf diesem Parkplatz finden feiste SUVs genau so abstoßend wie der Niedriglöhner, nur ganz ohne Neidfaktor.
In der anderen Hälfte der Autos stecken neben den ‚normalen‘ Audi, Benz und BMW auch die Kleinwagen derjenigen, von denen jeder weiß, dass sie sich einen Ferrari locker leisten könnten, aber halt keine Affinität zu Autos haben. Ein Smart ist daher in diesem Personenkreis kein negatives Statussymbol.
Merke: das ganze Gerede über Statussymbole funktioniert nur, wenn man von unten nach oben schaut. Andersrum nicht.
gesellschaftlicher Schaden/Nutzen
Der Mensch ist nun mal so konstruiert, dass er seinen Nutzen maximiert, sofern dem keine gesellschaftlichen Normen entgegenstehen. Deshalb gibt es Gesetze und eine Reihe von weicheren Normen.
Die meisten Menschen schaffen es noch nicht mal, die negativen Auswirkungen ihres Handelns auf sie selbst vollständig vorherzusehen, geschweige denn die gesamtgesellschaftlichen Auswirkungen. Er sollte sich daher tunlichst an die Gesetze halten und zumindest sehr vorsichtig sein, wenn er die weicheren Normen überschreitet.
Bei den weichen Normen gibt es welche, die gesamtgesellschaftlicher mainstream sind, und solche, die nur in einem bestimmten sozialen Umfeld gelten:
- ein offener Auspuff gilt in der Motorrad-Clique als cool, außerhalb eher als rücksichtslos
- ein Hipster-Bart gilt nur unter Hipstern als cool, außerhalb eher als ungepflegt
- Das Gendersternchen gilt nur bei Grüns als cool, außerhalb eher als was weiß ich.
Spannend ist nun, welche Normen es in den mainstream schaffen. Bei den Normen für umweltgerechtes Verhalten ist das bislang leider kaum der Fall. Zwar hat sich mittlerweile herumgesprochen, dass wir viel CO2 einsparen müssen, aber schon bei den Methoden und Maßnahmen dazu gehen die Vorstellungen sehr weit auseinander, selbst innerhalb der Grünen.
das ganze Gerede über Statussymbole funktioniert nur, wenn man von unten nach oben schaut
Wo ist denn unten und wo ist oben?
Bei Statussymbolen geht es ja wohl in der Regel um Einkommen und Vermögen. Oder fällt Dir da noch was anderes ein?
Ein Doktortitel ist kein Statussymbol, sondern ein Status.
Oder fällt Dir da noch was anderes ein?
Vielleicht so etwas wie Abzeichen, Urkunden, Eheringe?
Für mich sind das eher Kennzeichnungen als Symbole. Außerdem werden die eher selten angefeindet.
werden die eher selten angefeindet
Sie werden oft lächerlich gemacht. Wie alles, das man zur Schau stellt, bieten sie eine Angriffsfläche.
Ein Doktortitel ist kein Statussymbol, sondern ein Status.
Das passende Statussymbol dazu wäre dann wohl der Doktorhut. Aber den traut sich erst recht niemand aufzusetzen, denn auch da gibt es jede Menge Feindseligkeiten.
Deutschland ist in dieser Beziehung ein bisschen speziell.
Merke: das ganze Gerede über Statussymbole funktioniert nur, wenn man von unten nach oben schaut. Andersrum nicht.
Da muss ich Dir leider aus eigener Erfahrung widersprechen…
Aus meiner Zeit als freier Dozent weiß ich, dass Du entweder bestimmte Jobs ohne Rolex am Arm nicht bekommst - und wenn Du das als Vertretung doch mal machst, hast Du ein Problem mit Deiner Beurteilung, weil Du ohne dieses „Zugehörigkeitsmerkmal“ als „gruppenfremd“ wargenommen und entsprechend behandelt wirst - mein Vater hat mir von Treffen der Deutschen Raffinerieleiter erzählt, bei der er mehrfach angesprochen wurde, ob denn nicht ein Mercedes anstelle seines „Standardgolfs“ in diesem Kreis nicht angemessen wäre (und als er einmal mit der Bahn anreiste, weil es die Bahn eben auch tut, löste das dort großes Befremden aus) - das gilt durchaus auch für viele andere Kreise, dennen ich angehör(t)e oder beobachte(t habe) - zu behaupten, das Auto sei kein Statussymbol - auch in solchen Kreisen nicht - ist also per se höchst fragwürdig - die Frage ist hier eher, ob das ins Bewusstsein der Leute dringt…
gesellschaftlicher Schaden/Nutzen
Der Mensch ist nun mal so konstruiert, dass er seinen Nutzen maximiert, sofern dem keine gesellschaftlichen Normen entgegenstehen. Deshalb gibt es Gesetze und eine Reihe von weicheren Normen.
Auch hier gilt das gleiche - der Mensch als soziales Wesen ist durchaus unter bestimmten Voraussetzungen auch darauf optimiert, Schaden von der (eigenen!?) Gesellschaft abzuwenden - auch unter inkaufnahme eigener Nachteile - und auch hier gilt es „lediglich“, das Bewusstsein dafür zu schärfen, wann genau dieser Fall eintritt - das ist aktuell nur deswegen schwierig, da unser Steinzethirn per se (aus dem Bauch heraus) die riesigen Systeme nicht mehr diesbezüglich abzuklopfen in der Lage ist - die Lösung ist auch hier, sich dieses Defizits über Bewusstmachung und Analyse der aktuellen Situation, die eben anders ist als in der Steinzeit, zu entledigen…
Eine harte Gesetzgebung - da sind wir beide uns nach wie vor einig - wird daran nichts ändern, da diese, so lange sie sich zu weit vom „Bauchgefühl“ entfernt, im schlimmsten Fall mangels Akzeptanz zu bürgerkriegsähnlichen Zuständen führt…
Wie viel meines eigenen Handelns (diese Frage sollte sich jeder also stellen) ist einem längst überholten Status geschuldet und eher durch gesellschaftliche Suggstion manipuliert - und welche Dinge sind für das eigene Wohlbefinden (idealerweise, ohne das das zu Lasten anderer geht!) „unverzichtbar“…
dass Du entweder bestimmte Jobs ohne Rolex am Arm nicht bekommst
Was sind denn das für Idioten? Wer auf Uhren steht, trägt z.B. eine Chopard, Patek Phillipe oder Glashütte, aber doch keine Prolex. Die ist was für Neureiche. Raffinerieleiter scheinen auch in diese Kategorie zu fallen.
zu behaupten, das Auto sei kein Statussymbol - auch in solchen Kreisen nicht -
So weit wollte ich auch nicht gehen. Dass ein Golf GTI ein Statussymbol sein kann, wenn die Kollegen alle Polo und Corsa fahren, will ich nicht abstreiten. Ich habe auch mal gelesen, dass das (völlig überteuerte) iPhone insbesondere bei Geringverdienern als Statussymbol fungiert.
Aber je weiter man auf der Einkommensskala nach oben geht, desto mehr verschwindet dieses Statusgedöns, weil es eben kein Differenzierungsmerkmal mehr ist. Bei Leuten, denen es völlig egal ist, ob das phone nun 500, 1.000 oder 1,500 kostet, ist ein iPhone nur das Symbol dafür, dass der Besitzer keine Ahnung von IT hat